Ob es aber in Deutschland für die gottlob sehr viel weniger Patienten wirklich wünschenswert ist, intubiert zu werden, wenn sie aufgrund von ihrem Alter und ihren Vorerkrankungen sowieso nur geringe Überlebenschancen haben und die Überlebensaussichten bei Beatmung bisher insgesamt nur etwas über zehn Prozent betragen, bezweifele ich auch. Zumal selbst eine erfolgreiche Beatmung erhebliche dauerhafte Schäden und Beeinträchtigungen nach sich ziehen kann. Da wird manch einer trotz der medizinischen Höchstleistung seiner Heilung auf Dauer nicht wirklich so froh sein, wie wir jüngeren immer voraussetzen.
Solche Sachen müssten IMHO besser von Statistiken erfasst werden (ja, ich weiß, dass das kaum möglich ist, weil man dann wieder willkürliche Festlegungen machen muss, wenn es darum geht, Schwellen wie "Es wäre besser gewesen, man hätte den Patienten in Frieden sterben lassen" zu definieren).
Ich möchte auch nicht an der Stelle des medizinischen Personals sein, das entscheiden muss, ob weiter behandelt wird oder nicht. Da bin ich bei Rettungseinsätzen immer froh, wenn dann endlich der Notarzt da ist, der mir diese Entscheidung abnimmt.
Und was Patientenverfügungen betrifft - da habe ich selbst miterleben müssen, dass es bei den Angehörigen "Lager" gab, die sich dann gestritten haben, ob die Willenserklärung wirklich die aktuelle ist.
Das ist IMHO ein ähnliches Dilemma wie bei der Feststellung der Anzahl der Verkehrstoten. Die geht erfreulicherweise zurück - allerdings steht nirgends, wie viele von denen, die in früheren Jahren an den Folgen verstorben wären, jetzt am Leben erhalten werden, ohne dass eine Aussicht auf Besserung besteht. Auch hier müsste man in die Statistiken über die Verkehrstoten auch eine weitere einfügen (oder falls vorhanden, diese dann auch mit veröffentlichen), die Auskunft darüber gibt, wie hoch die Anzahl derjenigen ist, die zwar nicht verstorben sind, aber mit schweren und schwersten Folgeschäden kämpfen müssen. Die Aussage "die Anzahl der Verkehrstoten ist rückläufig" suggeriert ja, dass es auf den Straßen immer sicherer wird. Schlussfolgerung: Man kann also noch mehr rasen und versuchen, die Physik auszutricksen, es passiert ja nicht mehr so viel.