Autor Thema: Sächsische Verhältnisse und ungelöste Probleme  (Gelesen 61695 mal)

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dtx

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Re: Sächsische Verhältnisse und ungelöste Probleme
« Antwort #675 am: 18. Dezember 2020, 14:13:23 »
Käbschütztal ist ein verwaltungstechnisches Sammelsurium von 35 Käffern mit insgesamt 2.738 Einwohnern, die sich mehr oder weniger gleichmäßig über die weitläufigen Felder zwischen Meißen und Nossen verteilen. Für das Virus ist so eine Gegend jetzt nicht so Reißer. Statistisch auch nur deshalb, weil sich schlechterdings immer gleich ein ganzer Mensch infizieren muß. Beherbergt ein Ortsteil, wie hier in der Gegend, zehn Einwohner, gibt es Inzidenzen eben nur in Zehntausender-Schritten.

Interessanter finde ich da schon etwas anderes. Hoffen und harren oder so. Auch wenn es jetzt nicht gerade Bautzen wäre, würde das Beispiel doch wieder zeigen, daß man mit dem Überwälzen der Verantwortung für die Pandemiebekämpfung auf die Betroffenen den Bock zum Gärtner macht.

Zitat
Landrat spricht sich gegen Abriegelung von Corona-Hotspot Bautzen aus

Der sächsische Landkreis verzeichnet einen der höchsten Inzidenzwerte in Deutschland. Landrat Michael Harig hofft, dass die Menschen sich an die geltenden Beschränkungen halten.

...

https://www.zeit.de/video/2020-12/6216924092001/sachsen-landrat-spricht-sich-gegen-abriegelung-von-corona-hotspot-bautzen-aus
(leider Paywall)

« Letzte Änderung: 18. Dezember 2020, 14:41:08 von dtx »
 
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Re: Sächsische Verhältnisse und ungelöste Probleme
« Antwort #676 am: 18. Dezember 2020, 15:46:42 »
80 Einzelfälle auf die landschaftlich schön gelegenen, gut verteilten 2.738 Einwohner ist dann schon alarmierend.

Und da es in den angrenzenden Käffern, zu denen auch das uns bereits näher bekannte Kaff "Bärwalde" gehört, nur marginal anders aussieht und sich die örtliche Bevölkerung wohl eher nicht an den Feldhasen, im leeren Sonntagsgottesdienst oder im nicht vorhanden örtlichen Einzelhandel infiziert haben wird, liegt hier vermutlich eher ein anderes und größeres "strukturelles" Problem vor, das sicher nicht erst seit 2020 existiert und vermutlich auch nicht mit nur fehlender Eigenverantwortung der Betroffenen zu tun hat.

Vermutlich gehören hier flächendeckend verseuchte Pflegedienste mit wenig Personal bei hoher Arbeitsbelastung, wo die Mitarbeiter auch bei positiven PSR- Test weiterarbeiten müssen (so bekannt im LK SOE) ebensi dazu, wie die Existenz einiger Unternehmen, denen aus Prinzip der Gesundheitsschutz pendelnder Mitarbeiter, die noch wohnen müssen, wo sich "Fuchs und Hase gute Nacht sagen" und sie eh keine andere Wahl haben, einfach egal ist, bzw. diesen gleich ganz ablehnen.

Die Idee vom Abriegeln ganzer Ortschaften trifft hier ohnehin dann nur wieder genau diejenigen, die es mit den "sächsischen Verhältnissen" im Allgemeinen und Besonderen eh schon immer hart getroffen hat.  :-\
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Re: Sächsische Verhältnisse und ungelöste Probleme
« Antwort #677 am: 18. Dezember 2020, 17:06:30 »
Uups ...


Zitat
SACHSEN
18.12.2020 11:09 Uhr

Polizei hebt rechtes Versandlager aus

Mehr als 60 Beamte stellen in Sachsen zahlreiche indizierte Bücher sicher, darunter auch Nachdrucke von Hitlers "Mein Kampf".
Spoiler
Zahlreiche verbotene Publikationen und Bücher wurden in einer Lagerhalle im Kreis Leipzig beschlagnahmt.

Dresden. Im Kampf gegen den Rechtsextremismus in Sachsen hat die Sonderkommision "Rex" des Landeskriminalamtes am Donnerstag einen Großeinsatz in der Stadt und dem angrenzenden Landkreis Leipzig durchgeführt. Wie die Beamten am Freitag mitteilten, durchsuchten sie im Auftrag der Staatsanwaltschaft Leipzig mehrere Objekte. Hintergrund für die Aktion sei ein Ermittlungsverfahren wegen des Tatvorwurfs der Volksverhetzung.

Konkret richteten sich die Maßnahmen gegen einen 38-jährigen Leipziger, der den Angaben zufolge maßgeblich an der Lagerung und am Versand strafrechtlich relevanter und indizierter Bücher eines zuletzt in Leipzig ansässig gewesenen Verlags beteiligt gewesen sein soll. Zwar wird auch der Inhaber des Verlags gesucht, doch dieser soll sich derzeit nach LKA-Erkenntnissen in Osteuropa aufhalten.

Bei den Durchsuchungen von Geschäfts- und Lagerräumen sowie zwei Wohnungen entdeckten die Beamten unter anderem versandfertige Bücher und Speichermedien verbotenem Inhalts. In einer Lagerhalle im Landkreis Leipzig wurden beispielsweise Pakete mit Tausenden indizierten Büchern aus dem Verlagsprogramm sichergestellt. Unter diesen Publikationen sollen sich auch zahlreiche unkommentierte - und damit verbotene - Nachdrucke des Buchs "Mein Kampf" von Adolf Hitler befunden haben. Die genaue Anzahl der Bücher und deren Wert werde derzeit ermittelt, hieß es aus dem LKA.

Insgesamt waren an dem Einsatz mehr als 60 Kräfte des Landeskriminalamtes und der Bereitschaftspolizei beteiligt, Beamte der sächsischen Justiz unterstützen die Durchsuchungen mit einem Spürhund. (SZ/mja)
[close]
https://www.saechsische.de/leipzig/leipzig-neonazis-polizei-mein-kampf-hitler-razzia-versand-buecher-5342410.html

Bei "bnr" gibt es jetzt sehr viel mehr Informationen. Es handelt sich wohl um den Versandhandel des "Schelm Verlag", welcher von Enrico Böhm organisiert wird. Die erste Durchsuchung hatten wir hier auch schon mal:

https://forum.sonnenstaatland.com/index.php?topic=27.msg282434#msg282434

Dazwischen ist wohl nichts mehr passiert.
Spoiler
Razzia beim „Schelm“
Von Julian Feldmann
18.12.2020 -

Das sächsische Landeskriminalamt hat bei dem konspirativ agierenden rechtsextremen „Schelm“-Verlag zehntausende Bücher beschlagnahmt.

Polizei und Staatsanwaltschaft sind in Sachsen mit einem Großaufgebot gegen den neonazistischen Verlag „Der Schelm“ vorgegangen. Beamte der „Soko Rex“ des sächsischen Landeskriminalamtes (LKA) durchsuchten mehrere Wohnungen und weitere Räume in der Stadt und im Landkreis Leipzig. Dem Betreiber und einem mutmaßlichen Helfer wird Volksverhetzung vorgeworfen.

Die Staatsanwaltschaft Leipzig ermittelt wegen der Veröffentlichung von nationalsozialistischen Büchern im Verlag „Der Schelm“. Während sich der Inhaber des Verlags laut LKA derzeit offenbar in Osteuropa aufhält, konzentrieren sich die Ermittlungen nun wohl vor allem auf einen 38 Jahre alten Mann aus Leipzig. Der Verdächtige soll „sich maßgeblich an der Lagerung und am Versand strafrechtlich relevanter und indizierter Bücher eines zuletzt in Leipzig ansässig gewesenen Verlags beteiligt haben“, wie das LKA in einer Mitteilung schreibt. Bei dem Verdächtigen soll es sich um Enrico B. handeln, einen ehemaligen NPD-Funktionär und Stadtrat der rechtsextremen Partei in Leipzig. Reporter des NDR-Formats „STRG_F“ hatten B. 2019 dabei beobachtet, wie er Pakete mit „Schelm“-Büchern zu einem Versanddienstleister brachte.
Tausende Bücher mit teils strafrechtlich relevanten Inhalten

Bei der Durchsuchung am Donnerstag in mehreren Geschäfts- und Lagerräumen sowie zwei Wohnungen stellte die Polizei „umfangreiches Beweismaterial“, darunter versandfertige Bücher und elektronische Speichermedien sicher. „In einer Lagerhalle im Landkreis Leipzig wurden auf ca. 80 Euro-Paletten in einer Vielzahl von Paketen mehrere tausend Bücher mit strafrechtlich relevanten, bzw. indizierten Publikationen aus dem Verlagsprogramm beschlagnahmt“, so das LKA. Unter den beschlagnahmten Büchern befanden sich zahlreiche unkommentierte Nachdrucke von „Mein Kampf“ von Adolf Hitler. Der Verlag „Der Schelm“ hatte das Buch über mehrere Jahre vertrieben. Mehr als 60 Polizisten waren laut LKA an der Razzia beteiligt.

Mutmaßlicher Inhaber des 2014 gegründeten „Schelm“-Verlags ist Adrian Preißinger. Preißinger (Jg. 1965) war einst Produzent von Neonazi-Musik und wurde 2002 wegen Volkverhetzung, Verwendens von Kennzeichen verfassungswidriger Organisationen und anderer Straftaten zu einer dreijährigen Haftstrafe verurteilt. Der Rechtsextremist, der sich inzwischen in Osteuropa aufhalten soll, arbeitete zeitweise beim NPD-Verlag „Deutsche Stimme“.
[close]
https://www.bnr.de/artikel/aktuelle-meldungen/razzia-beim-schelm

Der MDR (und noch viel, viel mehr "Lügenpresse" berichtet auch:
https://www.mdr.de/sachsen/leipzig/leipzig-leipzig-land/soko-rex-durchsuchungen-volksverhetzung-100.html
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Re: Sächsische Verhältnisse und ungelöste Probleme
« Antwort #678 am: 18. Dezember 2020, 20:07:31 »
80 Einzelfälle auf die landschaftlich schön gelegenen, gut verteilten 2.738 Einwohner ist dann schon alarmierend.

Ich weiß ja nicht ... Mit einer Infiziertenrate von drei Prozent der Bevölkerung pro Woche sollte man die vielleicht zum Testgebiet für Herdenimmunität erklären. Nach einem halben Jahr sollten die das geschafft haben. Zumal sich die Bevölkerung in der Zwischenzeit auch noch substantiell verringern dürfte. 
 
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Re: Sächsische Verhältnisse und ungelöste Probleme
« Antwort #679 am: 19. Dezember 2020, 07:16:13 »
Könnte wieder in mehrere Fäden pssen, da die Erscheinung typisch für Sachsen sein könnte, tu' ich's mal hierher:


Zitat
RECHTE UND PANDEMIE

Zahlreiche AfD-Hochburgen sind Corona-Hotspots: Was hat die Partei damit zu tun?

von Katja Thorwarth
Sachsen ist Hochburg der AfD und aktuell auch bundesweiter Corona-Hotspot. Wie passt das zusammen?

Sachsen gilt aktuell als Corona-Hotspot.
In Landkreisen wie Bautzen oder Görlitz ist der Inzidenzwert besonders hoch.
Was hat das damit zu tun, dass dort die AfD besonders erfolgreich ist?
Spoiler
Der Freistaat Sachsen gilt aktuell als die Corona-Hochburg bundesweit. „Sehr deutlich“ würde die Zahl der täglichen Neuansteckungen zunehmen, heißt es auf der Infoseite coronavirus.sachsen.de. 102.190 Menschen seien bislang positiv auf Sars-CoV-2 getestet worden, innerhalb von 24 Stunden infizierten sich in Sachsen 3412 Menschen (Stand 18.12.2020). „Der Inzidenzwert für den Freistaat liegt bei 415 Neuinfektionen auf 100.000 Einwohner innerhalb von sieben Tagen“, informiert die Seite weiter.


AfD in Corona-Hochburgen stärkste oder zweitstärkste Kraft
Besonders hoch ist die Corona-Inzidenz im Landkreis Bautzen mit 668,2, der Landkreis Görlitz folgt mit 616,1, danach Sächsische Schweiz-Osterzgebirge (589,6), Zwickau (562,9) und Meißen mit einem Wert von 528,3. Zum Vergleich: Die höchste Inzidenz in Hessen liegt bei 315, 6 (Odenwaldkreis, Stand 18.12.2020).

Doch neben Corona ist Sachsen bundesweit betrachtet auch eine AfD-Hochburg: Bei den Landtagswahlen erreichte die Partei mit 27,5 Prozent die zweitmeisten Stimmen hinter der CDU. Geht man mehr ins Detail, so zeigt sich, dass in Bautzen 33,9 Prozent der Wähler:innen die AfD gewählt haben. Sie ist damit dort die stärkste Kraft. In Görlitz erreichte die AfD 37,8 Prozent der Stimmen, wurde zweitstärkste Partei, in der Sächsischen Schweiz ist sie hingegen mit 35 Prozent auf der Spitzenposition. In Zwickau sieht es ähnlich aus (21,85 Prozent und damit knapp hinter der CDU), in Meißen wiederum wählten die meisten Menschen 2019 die AfD.

Keine Kausaliätät, dennoch ist die Korrelation zwischen AfD und Corona auffällig
Ist es Zufall, dass dort, wo die AfD stark vertreten ist und offenbar das gesellschaftliche Stimmungsbild maßgeblich mitprägt, die Zahlen der Corona-Infektionen deutlich über dem Bundesdurchschnitt liegen? Immerhin hat die AfD erst kürzlich auf ihrem Bundesparteitag demonstriert, was sie beispielsweise von der Maskenpflicht hält – die sie per Klage hatte abwenden wollen.

Überhaupt haben einige Partei-Größen, darunter Björn Höcke, zur Teilnahme an den sogenannten „Querdenker“-Demonstrationen aufgerufen – und damit auch implizit zum Widerstand gegen die Corona-Maßnahmen. Die Vorreiterrolle der Partei könnte dazu führen, dass Anti-Corona-Maßnahmen als nicht relevant, viel eher störend kommuniziert, abgelehnt werden.

Matthias Quent, Direktor des Instituts für Demokratie und Zivilgesellschaft, hat kürzlich eine Analyse veröffentlicht, die auf einen Zusammenhang zwischen einer Corona-Infektion und dem Wählen der AfD schließen lässt. Quent will „nachgerechnet“ haben, wie er auf Twitter schreibt.


Tatsächlich gebe es Auffälligkeiten der Corona-anfälligen AfD-Regionen, aber, wie er betont, könne ein potenziell existierender Zusammenhang nicht belegt werden: „KÖNNTEN ist wichtig. Einzelfälle sagen nichts über systematische Zusammenhänge. Und: Korrelationen sind KEINE Kausalitäten. Hohe AfD-Ergebnisse und hohe Inzidenzwerte könnten gleichzeitig existieren, ohne dass eins das andere beeinflusst“, heißt es von Quent auf Twitter.

Im Klartext könnte es sich auch um reinen Zufall handeln. Dennoch seien die Korrelationen „statistisch stark und signifikant“. So zeigten „Ergebnisse der Regressionsanalysen“ einen deutlichen Zusammenhang zwischen Coronainzidenz und dem Bundestagswahlergebnis der AfD 2017 auf der Kreisebene. Dies gelte für Ost- und mit wenigen Ausnahmen auch für Westdeutschland.

In Sachsen trete dieser Zusammenhang jedoch besonders stark auf, und entsprechend könne es sich nicht um „zufällige Einzelfälle“ handeln. Dennoch betont Quent abermals, dass die Ursache des Zusammenhangs nicht klar und nicht belegbar kausal sei. Als These steht dennoch im Raum, dass die politischen Ziele der AfD weniger auf gesamtgesellschaftlichen Zusammenhalt, denn auf Antihaltung gegenüber kollektiv angelegter staatlicher Maßnahmen gemünzt sind, und das dies aufgrund mangelhaften Anti-Corona-Schutzes zu einem Anstieg der Infektionskurve beiträgt.

AfD-Abgeordnete mit dem Coronavirus infiziert
Derweil wurde bekannt, dass von den 89 AfD-Bundestagsabgeordneten derzeit vier nachweislich mit dem Coronavirus infiziert sind. Einen Zusammenhang mit dem Bundesparteitag in Kalkar Ende November schloss Fraktionsvize Tino Chrupalla jedoch aus. (Katja Thorwarth)
[close]
https://www.fr.de/politik/coronavirus-afd-hochburg-hotsot-corona-neuinfektionen-sachsen-inzidenz-90146132.html
Merke: Es genügt natürlich nicht, dämlich zu sein. Es soll schon auch jeder davon wissen!

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Re: Sächsische Verhältnisse und ungelöste Probleme
« Antwort #680 am: 19. Dezember 2020, 12:39:25 »
Ohne uns jetzt die Presseartikel zum aktuellen Coronageschehen gegenseitig um die Ohren hauen zu wollen, das u.g. Interview geht an einigen Punkten noch etwas in andere Tiefen, als die simple Betrachtung einer Korrelation von AfD- Wahlergebnissen zum Coronainfektionsgeschehen.

Ich hatte ja oben auch schon angedeutet, dass die wahren Infektions- Hotspots in Sachsen ja vor allem akut die Pflegeheime und die Pflegedienste sind, also soziale Dienstleister und auch das hat langjährige strukturelle Gründe, der dramatische Personalnotstand im Pflegebereich ist ja nicht neu. Aber der sehr geehrte Herr MP Kretschmar redet ja lieber mit all den anderen "allen" bzw. mit am Ende doch nur mit "seinen Sachsen", wer immer das auch sei.

Man sollte hier lieber mal eine detaillierte demokrafische Karte dagegen legen: Sachsen hat nämlich nicht nur eine massive Überalterung, sondern auch einen erheblichen Männerüberschuss, denn seit Jahrzehnten wandern hier gleich scharenweise und mit teilweise angstgeweiteten Augen junge und gebildeten Frauen aus und das ist gerade nicht mit den landschaftlichen Eigenheiten begründet. Selbst das schlechte Angebot an vernünftigen Arbeitsplätzen hat nicht so viele jungen Frauen aus Sachsen vertrieben, wie der dramatische Mangel an vernünftigen und gebildeten Männern in "Dynamoland", trotz zahlenmäsigem Überschuss.

Das klingt hart, ist aber leider auch bittere Realität, denn was man als (gebildete) Frau mit eigener Haltung und Meinung in einen jahrezehntelang konsequent stockkonservativ und marktradikal umgebauten Möchtegern- "Musterländle",  in dem inzwischen hauptsächlich arrogante und überhebliche und teilweise auch noch erschreckend dumme Chauvinisten die zahlenmäsige Übermacht zu haben scheinen, die nach der totalen Macht greifen, an persönlichen und teilweise unerträglichen Anfeindungen und persönlichen Einschüchterungen bis hin zum Psychoterror erleben muss, davon können nicht nur Frau Schmanle und Frau Kieschnick ein langes Lied singen.

Und da dieser widerliche Chauvinismus hier meist auch noch regelmäsig primitiv rassistisch und offen rechtsextrem konnotiert ist und in der Breite von den Boomern (mit Mitlivekrisis) gespeist wird und Rattenfänger und Verfassungsfeinde bereits jahrzentelang ungestört ihre Basis ausbauen konnten, macht Sachsen heute auch zur AfD- und Reichsbürger-Hochburg.

Dagegen sind sogar die wenigen echten Evangelikalen noch regelrecht "links" und soviel zur angeblichen "Mitte der Gesellschaft" hier in Sachsen, die dieser Beobachtungsfall AfD angeblich "vertreten" will, also in diesem langsam von allen guten Geistern und von allen empatischen Seelen verlassenen Land.

https://www.zeit.de/gesellschaft/zeitgeschehen/2020-12/corona-sachsen-politik-sozialwissenschaftler-raj-kollmorgen/komplettansicht

Spoiler
Corona und Politik
:
"Das Misstrauen hat sich über Jahrzehnte entwickelt"

Gibt es einen Zusammenhang zwischen der Corona-Krise in Sachsen und dem dortigen Zuspruch für die AfD? Der Soziologe Raj Kollmorgen hält die These für plausibel.

Interview: Doreen Reinhard
18. Dezember 2020, 20:13 Uhr445 Kommentare

Friedhof in Annaberg-Buchholz © Getty Images/​Getty Images

"Das Misstrauen hat sich über Jahrzehnte entwickelt" – Seite 1

Raj Kollmorgen erlebt die zweite Corona-Welle direkt in seiner Umgebung. Besonders dramatisch ist es in Sachsen, derzeit der Corona-Hotspot des Landes. Kollmorgen ist Sozialwissenschaftler und lehrt an der Hochschule Zittau/Görlitz. Auch dort, in Ostsachsen, ist das Infektionsgeschehen extrem hoch, steigen die Neuinfektionen und Patientenzahlen täglich. Warum das Virus hier so heftig wütet, hat viele Ursachen. Es liegt auch an einer Widerstandshaltung gegen die Corona-Politik in Teilen der Bevölkerung, sagt Kollmorgen.

ZEIT ONLINE: Herr Kollmorgen, Sie leben im sächsischen Landkreis Görlitz. Die Corona-Inzidenz liegt dort aktuell bei etwa 700, der höchste Wert in Deutschland. Überrascht Sie diese Entwicklung?

Raj Kollmorgen: Einerseits ja, weil wir im Frühjahr, während der ersten Corona-Welle, eine beschauliche Region waren mit sehr niedrigen Fallzahlen. Insofern bin ich schon überrascht, wie sich das nun um 180 Grad gedreht hat. Andererseits erstaunt es mich nicht, denn es gibt eine Reihe von Faktoren, welche die Epidemie in unserer Region begünstigen. Ein Faktor sind politische Mentalitäten. Teile der Bevölkerung sind grundsätzlich skeptisch gegenüber den Entscheidungen der Politik, nicht wenige sehen sich sogar im Widerstand und protestieren. Das hat sich in den vergangenen Monaten noch einmal verschärft.

Raj Kollmorgen © imago images

ZEIT ONLINE: An der Bundesstraße 96 protestieren seit Monaten Menschen, teils mit rechtsextremen Symbolen. In Zittau gab es Kundgebungen gegen die Corona-Politik. Auch einen sogenannten "Totenzug" vor einigen Wochen. Da sind Menschen mit einem leeren Sarg durch die Stadt gelaufen und haben gerufen: "Wo sind die Toten?" Was ist das für ein Milieu, das so protestiert?

Kollmorgen: Es handelt sich um heterogene soziale und politische Milieus. Es gibt zum Beispiel die Enttäuschten, deren System- und Elitenmisstrauen sich über Jahrzehnte entwickelt hat. Das reicht bei einigen bis tief in die Neunzigerjahre zurück. In diesem Milieu hat sich der Verdacht ausgehärtet, dass die Exekutive nicht nur fern der Bevölkerung agiert und sich für diese nicht interessiert. Ihr wird auch unterstellt, dass sie die Macht monopolisiert, um persönliche Vorteile zu erlangen. Verschwörungstheorien zur Pandemie fallen da rasch auf fruchtbaren Boden. Wir haben, speziell in den ländlichen Räumen Sachsens, aber auch größere Gruppen, die von der Corona-Krise besonders hart betroffen sind. Die hier dominierenden kleinen Selbstständigen und mittelständischen Unternehmen zum Beispiel der Zulieferindustrie, Tourismusbranche oder im Einzelhandel leiden stark unter der Shutdown-Situation.

ZEIT ONLINE: Der Soziologe Matthias Quent vermutet einen Zusammenhang zwischen hohen Corona-Infektionszahlen und hohen AfD-Wahlergebnissen. Was halten Sie von dieser These?

ZUM THEMA:

Coronavirus in Sachsen:
Ein Land an seinen Grenzen
Corona in Sachsen:
Die Intensivmedizin in Zittau stößt an die Grenzen des Leistbaren
Covid-19 im Erzgebirge:
Ein deutsches Bergamo?

Kollmorgen: Ich halte diese These für plausibel. Die AfD hat zunächst damit gerungen, welche Strategie sie bei der Pandemie einschlagen soll. Gerade die ostdeutschen Landesverbände sehen sich aber mittlerweile als parlamentarischer Arm der Querdenker-Bewegung. Die AfD nährt sich von Krisen und die Corona-Krise ist insofern ein willkommener Baustein, um ihre These zu untermauern, dass die etablierten Eliten im Kern gegen das "eigene Volk" arbeiten. Dabei ist diese Ansicht im ländlichen Sachsen verbreiteter als in anderen Bundesländern. Ich schätze, dass es hier etwa 10 bis 15 Prozent mehr Menschen als in Vergleichsregionen gibt, die zu Distanz, Fundamentalkritik und Widerstand gegenüber den Regierenden neigen. Das korreliert durchaus mit den AfD-Wahlergebnissen.

ZEIT ONLINE: Die AfD-Wahlergebnisse sind im Osten tendenziell höher als in Westdeutschland. Gibt es also einen Ostfaktor beim Infektionsgeschehen?

Kollmorgen: Hier empfehle ich, das Infektionsgeschehen nicht gesellschaftspolitisch zu überladen. Das setzt sich aus vielen Mosaiksteinen zusammen. Die Altersstruktur ist etwa ebenso relevant wie die Bildungsstruktur. Menschen mit höherer Bildung nehmen im Regelfall die Pandemie ernster als weniger Gebildete. Darüber hinaus spielen sozialgeografische Faktoren wie die Bevölkerungsdichte eine Rolle. In Mecklenburg-Vorpommern, wo die Infektionszahlen gerade niedriger sind, leben die Menschen auf den Dörfern zum Teil viel weiter auseinander. Es gibt weniger Nähe, weniger Zusammentreffen als zum Beispiel im sächsischen Erzgebirge. Dort ist es auch ländlich, aber zugleich ist die soziale Dichte deutlich höher.

"Ein Lernprozess, der sich gerade beschleunigt"


ZEIT ONLINE: Für wie stark halten Sie den Einfluss von evangelikalen Gruppen bei Corona-Protesten?

Kollmorgen: Ich nehme bei den Protesten keine offene Religiosität oder gar breite Unterstützung durch kirchliche Gruppen wahr. Allerdings sind rechtspopulistische Einstellungen in Ost- und Westdeutschland besonders dort verbreitet, wo es starke protestantische Traditionen gibt, wie etwa in Baden-Württemberg oder in Sachsen. Hier sehe ich einen Zusammenhang, der aber eher auf langfristig gewachsene soziale und politische Kulturen verweist.

ZEIT ONLINE: Welche Rolle spielt die Nähe zu Tschechien und Polen beim Infektionsgeschehen?

Kollmorgen: Die erste Welle kam zunächst aus dem Südosten, auch durch viele Winterurlauber. Wenn man sich jetzt die zweite Welle anschaut, findet man Gründe, warum sich das Virus derzeit besonders heftig in Bayern und Sachsen, vor allem in den Grenzregionen, verbreitet. Es gab in Tschechien und Polen früh im Herbst hohe Infektionszahlen. In den Grenzregionen pendeln viele Erwerbstätige nach Deutschland, wobei von diesen ein hoher Anteil in Dienstleistungsberufen oder im Gesundheits- und Pflegesektor arbeitet. Dass dies nicht ohne Folgen für die Pandemie bleiben konnte, liegt auf der Hand. Politiker und Politikerinnen haben das aber in den vergangenen Wochen eher wenig thematisiert, weil sie weder massive Engpässe gerade im Gesundheitsbereich riskieren wollten noch eine fremdenfeindliche Debatte.

ZEIT ONLINE: Sachsen ist im Frühjahr glimpflich durch die erste Welle gekommen. Hat sich das auch ausgewirkt auf die Einstellungen zu Corona?

Kollmorgen: Die Infektionszahlen im Frühjahr waren eher niedrig, sodass viele die Pandemie nicht ernst genommen haben. Sie erschien weit weg und kaum bedrohlich. Die Skeptiker und Protestierenden hatten es auch deshalb leicht, mit ihren Positionen Gehör zu finden. Das hat sich in den vergangenen 14 Tagen aber erheblich geändert. Gerade diejenigen, die in ihrem Verwandten- oder Bekanntenkreis Menschen erleben oder auch von ihnen hören, bei denen schwere Krankheitsverläufe auftreten, schätzen die Gesamtsituation anders ein. Das ist ein Lernprozess, der sich gerade beschleunigt.

ZEIT ONLINE: Der sächsische Ministerpräsident Michael Kretschmer war in den vergangenen Monaten auch bei Gesprächen mit Corona-Protestlern. Er hat sich im Sommer vertraulich getroffen mit Sucharit Bhakdi, Stefan Homburg und anderen Vertretern, die alle eine große Nähe zur Verschwörungsszene haben. Ist Kretschmers Offenheit zu diesen Lagern ein Fehler, wenn man nun die hohen Infektionszahlen in seinem Bundesland sieht?

Kollmorgen: Man muss sagen, dass er mit diesen Gesprächen seinem Politikstil treu geblieben ist. Er zeigt hier eine Konsequenz, die ich sympathisch finde. Eher problematisch finde ich demgegenüber, dass er sich jetzt zum Vorkämpfer einer harten Pandemiepolitik erklärt und kaum bereit scheint, sich mit Kritik an seiner bisherigen Linie ernsthaft auseinanderzusetzen. Das hielte ich aber für sinnvoll, gerade mit Blick auf den weiteren Verlauf und mögliche neue Krisen. Diese öffentliche Abweisung von Kritik an bisherigen Politikansätzen und Maßnahmen teilt er mit vielen Ministerpräsidenten und Ministerpräsidentinnen und Regierenden im Allgemeinen. Und eines bleibt auch richtig: Wer in solchen Krisenzeiten regiert, hat es mit großer Verantwortung und hohem Entscheidungsdruck unter unsicheren Bedingungen zu tun. Ich kann insofern die Handlungsnöte der Regierungschefs nachvollziehen und möchte nicht mit ihnen tauschen.
[close]

@Gelehrsamer Das war bitte nur ein sarkastischer Joke?
Da ja mit den Infektionszahlen in Sachsen auch nun die Todeszahlen explodieren, haben wir hier eher ein grusliges sozialdarwinistisches Experiment: wer eben alt ist oder wer an "vorderster Front" im sozialen Bereich arbeitet, ist halt selbst schuld...

Nur bald ist irgendwann zwischen Mulde und Neiße keiner mehr da, der noch die Steuergelder erarbeitet, die ein Beton- Drews dann ganz großzügig und ohne geschäftliches Risiko wie alle anderen Unternehmer in der freien Wirtschaft bzw. ohne saftige Vertragsstrafen für ständige Terminüberziehung und für bis zu ca. 46%ige Kostenüberziehungen an zweifelhafte Spendenempfänger, die z.B. auf geschmachlosen Sofas stundenlang einen Peter Fitzek labern lassen oder für böswillige Haudrauf- Abmahnungen gegen kleine, zarte, aber mutige Kritikerinnen verschleudern darf.
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Re: Sächsische Verhältnisse und ungelöste Probleme
« Antwort #681 am: 19. Dezember 2020, 15:01:07 »
Zitat
Frau Schmanle und Frau Kieschnick ein langes Lied singen.

Kannst du mir sagen, um wenn es sich bei den o.g. Frauen handelt? Die Namen sagen mir leider nichts.
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Re: Sächsische Verhältnisse und ungelöste Probleme
« Antwort #682 am: 19. Dezember 2020, 16:15:55 »
@ Dieda: Das mit der "Frauenflucht" aus ganz Dunkeldeutschland korrelliert mit meinen Erfahrungen. Ein Großteil der Bewerber für unsere Stellen (ÖD) sind weiblich und ostdeutsch. Gut ausgebildet und motiviert kommen sie rüber, weil hier (Speckgürtel Hamburg) einfach bessere Lebensbedingungen (wenn auch teurer) und vor allem Karrierechancen gegeben sind. Trotz Babypause und Teilzeit gibts deutlich eher bessere Stellen für Frauen im ÖD, weil die Männerquote deutlich niedriger ist. Sprich, man hat gar nicht die Chance, Männerseilschaften zu bilden, weil mann allein ist.

Ein weiterer Grund: Sachsen war das bevölkerungsreichste Land der DDR, dazu eine Hochburg der SED. Ein Großteil der Staatsfunktionen war mit Sachsen besetzt, was mit der Wende wegbrach. Von Sachsen habe ich persönlich am häufigsten das Gelaber über entwertete Biografien gehört, zusammen mit dem Geläster über Parteibücher (jaja, schon schwer die Umstellung von einem Parteibuch in der DDR hin zur Wahl des "richtigen" in der Bundesrepublik)... und dazu das Gejammer über "die da oben" bei gleichzeitiger Trägheit sich selbst zu engagieren. Da waren mir die Hardcore-Genossen, die trotz Wende weiter Plakate für die PDS geklebt haben und weiter am Traum vom Sozialismus festhielten deutlich lieber... das war aber auch die Generation, die in den 60igern schonmal was aufgebaut hat. Die jetzigen Jammerer haben die sozialen Vorteile der späten DDR genossen, ohne wirklich dafür hätten arbeiten müssen....
 
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Re: Sächsische Verhältnisse und ungelöste Probleme
« Antwort #683 am: 19. Dezember 2020, 16:16:05 »
@Grashalm hier:

https://www.l-iz.de/leben/gesellschaft/2019/02/Rechte-Buergerinitiative-hetzt-gegen-Bautzner-Stadtratskandidatin-261641

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28. Februar 2019  René Loch  Leben > Gesellschaft   1 Kommentar

Rechte „Bürgerinitiative“ hetzt gegen Bautzner Stadtratskandidatin + Update
Annalena Schmidt. Foto: Martin Neuhof

Für alle LeserIn Bautzen möchte eine „Bürgerinitiative“ mit Unterstützung aus rechtsradikalen Parteien gegen die Historikerin Annalena Schmidt demonstrieren. Diese kandidiert im Mai für die Grünen für den Stadtrat und kämpft seit Jahren gegen Diskriminierung. Auf Facebook forderte die „Initiative“ zwischenzeitlich die „Ausbürgerung“ der Aktivistin. Mittlerweile hat sich sogar der Bautzener Oberbürgermeister zu Wort gemeldet und Ministerpräsident Kretschmer griff zum Telefon.
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Annalena Schmidt gehört in Bautzen zu den bekanntesten Gesichtern. Seit Jahren engagiert sich die Historikerin gegen die rechtsradikalen und neonazistischen Umtriebe in der ostsächsischen Kleinstadt, die unter anderem durch eine abgebrannte Unterkunft für Geflüchtete und Hetzjagden auf Migranten bundesweit in die Schlagzeilen geraten war.

Bei der kommenden Kommunalwahl am 26. Mai möchte Schmidt als parteilose Kandidatin für die Grünen in den Stadtrat einziehen. Eine rechtsradikale „Bürgerinitiative“ namens „Wir sind Sachsen“ ruft deshalb für den 8. März zu einer Demonstration auf. Ziel sei es, „Annelena im Stadtrat zu verhindern“, heißt es in der Ankündigung auf Facebook.

Ex-NPD-Politiker verantwortlich
Anmelder der Demonstration ist Marco Wruck, der einst Kreischef der NPD war und nun für die „Republikaner“ aktiv ist. Als Redner wurden unter anderem die beiden ehemaligen AfD-Mitglieder André Poggenburg und Egbert Ermer angekündigt. Beide sind nun Mitglieder im Vorstand der neuen Partei „Aufbruch deutscher Patrioten“. Auch die Thügida-Führungsfiguren Jens Wilke und Alexander Kurth sollen für die Veranstaltung zugesagt haben.

Zwischenzeitlich forderte die „Bürgerinitiative“ auf Facebook sogar die „Ausbürgerung“ von Schmidt. Diese kündigte an, sich von den Drohungen nicht einschüchtern zu lassen, und erhielt bislang vor allem aus dem eher linken Spektrum viel Zustimmung.

OBM kritisiert Demoaufruf
In den vergangenen Tagen haben sich jedoch zunehmend auch Personen zu Wort gemeldet, die der Grünen-Kandidatin politisch nicht so nahe stehen, beispielsweise der Bautzner CDU-Stadtrat Heiner Schleppers. Gemeinsam mit der evangelischen und katholischen Kirchgemeinde St. Petri ruft er für den 8. März zum Friedensgebet und einer anschließenden Kerzenaktion auf. „Wir wollen ein Licht gegen Hass setzen“, heißt es in dem Aufruf.

SPD-Oberbürgermeister Alexander Ahrens bezeichnete den Demoaufruf der rechtsradikalen „Bürgerinitiative“ in einer Pressemitteilung als „erbärmlich, völlig inakzeptabel und außerhalb der freiheitlich-demokratischen Grundordnung“. Er ruft alle Einwohner der Stadt dazu auf, „sich an solchen antidemokratischen und menschenfeindlichen Demonstrationen nicht zu beteiligen“.

Eine Initiative mit dem Namen „Wer schweigt, stimmt zu“ veröffentlichte zudem einen Offenen Brief an Ahrens, den Stadtrat von Bautzen und den sächsischen Ministerpräsidenten Michael Kretschmer (CDU). Diese sollen sich „gegen diese unerträgliche Hetze“ stellen und die Demonstration „unterbinden“. Zu den Erstunterzeichnerinnen gehört unter anderem die Freitaler Aktivistin Steffi Brachtel.

Bereits mehrere Tage vor der Veröffentlichung des Briefes hatte Kretschmer mit Schmidt telefoniert. „Er wollte wissen, was in Bautzen los ist“, schrieb Schmidt auf Twitter. „Er hat zugehört. Ich hoffe, dass er auch etwas aus dem Gespräch mitnimmt.“

Besorgte Bürger veranstalteten ein Tribunal
Was in Bautzen los ist, erfährt Schmidt selbst immer wieder am eigenen Leib. Häufig berichtet sie auf Twitter von Beschimpfungen auf offener Straße. Besonders heftig war der Gegenwind auf einer Diskussionsveranstaltung am 8. Februar in Bautzen, wo Schmidt mit „besorgten Bürgern“ reden wollte. Fast 1.000 Personen waren dort anwesend.

Der ehemalige Leipziger Thomaspfarrer Christian Wolff bezeichnete die Veranstaltung hinterher als „Tribunal“. Er schreibt: „Da wurde jeder Beitrag, mit dem Annalena Schmidt verunglimpft wurde, mit frenetischem Beifall bedacht.“ Immer wieder argumentierten ihre Gegner, dass sie keine „richtige“ Bautznerin sei und ihre Ansichten deshalb minderwertig wären. Selbst für ein Zitat aus dem Grundgesetz erntete Schmidt „höhnisches Gelächter und tumultartige Buhrufe“, berichtet Wolff.

Tobias Schilling, Vorsitzender des CDU-Stadtverbandes in Bautzen, verurteilte das Verhalten in einem Gastbeitrag für die „Sächsische Zeitung“ als „beschämend“. Gleichwohl zeigte er mit dem Finger auf Schmidt: Die „pauschalen und teilweise diffamierenden Meldungen der Bloggerin“ hätten den Stolz vieler Bautzner auf ihre Stadt verletzt. So dürfte auch die rechtsradikale Demonstration am 8. März für viele Bautzner in erster Linie wohl eher ein Image- als ein Demokratieproblem darstellen.

Nachtrag / Update der Redaktion: Nach einer ersten Meldungen des Landkreises Bautzen auf Twitter soll die angemeldete Demonstration gegen Annalena Schmidt am heutigen Nachmittag zurückgezogen worden sein. Näheres zu den Umständen ist noch nicht bekannt.
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Frau Schmanle ist inzwischen tatsächlich von Bautzen weg, Frau Kieschnick hält aber tapfer die "Stellung" und nun geht Drews also direkt und nach der Devise: "Wahr ist, was mir nützt"
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Oder wie in o.g. Silberjungeinterview:
"Wenn ICH sage, ich bin kein kein Reichsbürger, bzw. ich "reichsbürgere" nicht rum, dann ist das so!"
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gegen sie persönlich los.

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Und wie selbsternannte "Bauäggsbärden" und so genannte "Spezialisten" aus dem navhweislich engeren Drews- Bau- Klüngel sonst noch so "ticken", habe ich leider auch am eigenen Leib erfahren müssen.
Das hat meiner Meinung, insbesondere meiner Meinung über deren fachlichen Qualitäten leider so ganz und gar nicht gut getan. In mindestens einem Fall haben sie sich auch für ihre Aktionen zu unserem Nachteil der nachweislich tätigen Beihilfe echter Reichsbürger bedient.
Denen glaube ich also inzwischen nicht mal mehr, wenn sie nur die Uhrzeit ansagen, geschweige denn, wenn sie irgendwo und irgendwann irgendwelche "Rechnungen" für Bauleistungen oder für Baunebenleistungen, für so genannte "Nachträge" oder überhaupt Terminpläne aufstellen würden. 

Meine private Meinung über "diese Leute" im Drewsumfeld ist also und nach jahrzentelanger Erfahrung inzwischen so schlecht, dass ich ihnen und anderen aus dem Umfeld locker zutraue, die Bagger und die Baufahrzeuge sogar selbst angesteckt zu haben, bzw. so etwas in "Auftrag" gegeben zu haben.
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Wie gesagt: die Wahrheit hat noch niemandem geschadet, außer dem, der sie ausspricht, und gewisse Ähnlichkeiten zu 1987/1988/1989 sehe ich hier inzwischen allerdings auch, nur anders als der Herr Drews: Am Anfang gingen die Menschen, also noch bevor sich die üblichen Verdächtigen groß in Szene setzten, ja auch noch deswegen auf die Straße, weil sie ihre Meinung frei äußern wollten und sie sich nicht mehr vorschreuben lassen wollte, was ihre Meinung zu sein hat.
Und ging es auch um Kritik an dem damals allgegenwärtigen Verschleudern von Steuergeld DDR- Volksvermögen durch eine damalige Riege von Partei- "Bonzen", unfähigen Betriebsleitern und Technokraten in wichtigen Funktionen sowie sonstigen DDR- "Betonköpfen". Das mit der D- Mark stand damals nämlich gar nicht zur Debatte und ist eine andere Geschichte.

Und wer sich mal ansehen will, wie so genannte "besorgte Bürger" auf andere "besorgte Bürger" losgehen, die, ausgerechnet auch noch als Frau, ihre Meinung vertritt und dabei den lokalen "Kleinstadtkönig" kritisch hinterfragt hatte, in diesem lesenswerten Kommentar gibt es noch einen link zur Aufzeichnung:

https://www.l-iz.de/Topposts/2019/02/Kommentar-Geht-so-saechsisch-„Bautzen-–-wir-muessen-reden“-258997

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12. Februar 2019  Pfarrer (i.R.) Christian Wolff  Politik > Sachsen   Keine Kommentare

Kommentar: Geht so sächsisch? „Bautzen – wir müssen reden!“

Christian Wolff (beim Brückenfest 2018). Foto: Michael Freitag

Für alle LeserAm Freitag, 8. Februar 2019, strömten über 800 Menschen in die Maria-und-Martha-Kirche in Bautzen, um miteinander zu reden, zumindest um anzuhören, was diejenigen, die sich an der Diskussion beteiligt haben, zu sagen hatten. Auf Youtube kann sich nun jeder die Veranstaltung ansehen (Link im Beitrag). Eingeleitet wurde der Abend durch zwei kurze Voten: eines von Annalena Schmidt, einer engagierten Neubautznerin und Bloggerin, die mit ihren Beiträgen das gesellschaftliche Leben in Bautzen kritisch kommentiert. Und ein Votum des Bauunternehmers Jörg Drews (Hentschke Bau GmbH), der aufgrund seiner florierenden Firma (700 Beschäftigte) in der Stadtgesellschaft eine starke Stellung einnimmt. Und mit der AfD und anderen rechten Gruppierungen sympathisiert.
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Während Annalena Schmidt sachlich ihr Demokratieverständnis und die Chancen und Grenzen des Dialogs mit Rechtsnationalisten darlegt, betont Jörg Drews, dass er ein „wirklicher Bautzener“ ist, welche Verdienste er sich als Unternehmer für die Stadt Bautzen erworben hat, und outet sich schließlich als „besorgter Bürger“. Wenig überraschend, dass der an sich fahrige Beitrag von Drews bejubelt wird.

Das eigentlich Aufschlussreiche an diesem Abend waren dann weniger die einzelnen Wortbeiträge als vielmehr das Verhalten eines großen Teils des Publikums in der Kirche.

Die waren offensichtlich in der Absicht in die Kirche geströmt, um aus der Veranstaltung ein Tribunal über eine Bürgerin zu machen, die ihrer Meinung nach in Bautzen nichts zu suchen hat. Da wurde jeder Beitrag, mit dem Annalena Schmidt verunglimpft wurde mit frenetischem JUbel bedacht. Das gipfelte in dem Anwurf „Wer sind Sie? Gehen Sie wieder!“ und in der Frage, mit welchem Recht Frau Schmidt, die erst seit knapp vier Jahren in Bautzen lebe, für den Stadtrat kandidiere.

Einen traurigen Höhepunkt erreichte die Veranstaltung schon zuvor, in Minute 15.

Annalena Schmidt betont auf dem Hintergrund einer Kontroverse zwischen Landrat Michael Harig (CDU) und OBM Alexander Ahrens (SPD) über die Teilnahme an der umstrittenen Verleihung des Bautzener Friedenspreises an den CDU-Politiker Willy Wimmer, dass in unserem Land Meinungsfreiheit herrsche.

Um das zu unterstreichen, zitiert sie Artikel 5 Abs. 1 des Grundgesetzes: „Jeder hat das Recht, seine Meinung in Wort, Schrift und Bild frei zu äußern und zu verbreiten und sich aus allgemein zugänglichen Quellen ungehindert zu unterrichten. Die Pressefreiheit und die Freiheit der Berichterstattung durch Rundfunk und Film werden gewährleistet. Eine Zensur findet nicht statt.“

Die Veranstaltung „Bautzen – Wir müssen reden!“ vom 08.02.2019 bei „Ostsachsen TV“. Quelle: Youtube / Ostsachsen TV

Wie reagieren große Teile des Publikums?
Höhnisches Gelächter und tumultartige Buhrufen. Das Zitat eines Grundrechtsartikels wird von Hunderten Menschen in einer Kirche mit brachialer Ablehnung bedacht.

An dieser kurzen Szene wird das eigentliche Problem Sachsens überdeutlich: Die über Jahrzehnte in allen gesellschaftlichen Bereichen vernachlässigte politische und Demokratiebildung hat zum Ergebnis, dass viel zu viele Bürger/innen überhaupt kein Verhältnis zu den Grundrechtsartikeln des Grundgesetzes, zur parlamentarischen Demokratie, zum Rechtsstaat und zur Meinungs- und Pressefreiheit haben. Das ist auch die Ursache dafür, dass immer dann, wenn das heutige „System“, sprich: die freiheitliche Demokratie, mit DDR-Verhältnissen gleichgesetzt wird, dies mit viel Beifall bedacht wird.

Ebenso findet der, der behauptet, in Deutschland werde die Presse zensiert, ganz viel Zustimmung. So geschehen bei der Verleihung des „Bautzener Friedenspreises“ am 30. Januar 2019. Psychologisch gesehen spielt sich etwas sehr Typisches ab: Man versucht die entwertete Vergangenheit zu retten/zu rehabilitieren, indem man die gegenwärtigen Verhältnisse diskreditiert. Doch dadurch zerstört man beides.

Dass es so weit gekommen ist, ist auch das Ergebnis einer Politik, die in den ersten 20 Jahren nach der Friedlichen Revolution gerade in Sachsen den Aufbruch zur Demokratie hat verkümmern lassen, den Rechtsextremismus verdrängt und allein dadurch gefördert und salonfähig gemacht hat. Gleichzeitig wurde den Menschen suggeriert: Wir sorgen für Euch. Ihr braucht euch nicht um Opposition oder Meinungsstreit oder politische Beteiligung zu kümmern. Das stört und ist nur lästig. Die CDU und „König“ Kurt Biedenkopf werden alles richten.

Diese Selbstherrlichkeit ist nun krachend gescheitert
In den vergangenen 10 Jahren ist überdeutlich geworden, dass auch Sachsen sich als Teil Europas verstehen muss, dass Vielfalt wächst, dass die sozialen Probleme nach Lösungen schreien, dass der ländliche Raum der demokratischen Erneuerung bedarf. Mehr noch: In Bautzen wurde am vergangenen Freitag klar, dass es für alle angestauten Probleme nur einen Lösungsweg gibt: dass wir in einen streitigen Neuaneignungsprozess der Demokratie eintreten – aber in den Rahmenbedingungen unserer Verfassung, des Grundgesetzes.

Wo dies geschieht, werden die Rechtsnationalisten nicht mehr viel beizutragen und zu sagen haben, weil ziemlich alles, was sie von sich geben, den Grundwerten der Verfassung widerspricht und vor allem nichts beiträgt zu einem gerechten Zusammenleben. So werden diejenigen, die alles Fremde ausschalten wollen und deren Nationalismus sich mit einem krankhaften Lokalchauvinismus paart, langsam verstummen.

Insofern könnte die viele Menschen schockierende Veranstaltung in Bautzen einen durchaus hoffnungsvollen Wendepunkt markieren.

Hinweis d. Red. zu „Ostsachsen TV“ Ausstrahler der Veranstaltung „Bautzen – wir müssen reden!“

Die Lausitzer Videoplattform wird laut einem Interview des Medienmagazin ZAPP mit Geschäftsführer Jörg Drews von der Hentschke Bau GmbH durch Jahres-Werbeschaltung unterstützt. Inhaltlich sage ihm der Sender zu, weshalb er die Arbeit unterstütze so Drews. Sollte dies mal nicht mehr so sein, werde die Kooperation enden. Die Hentschke Bau GmbH wird im Rechenschaftsbericht der AfD (Bundespartei) für das Bundestagswahl-Jahr 2017 als Spender mit 19.500 Euro aufgelistet.

Weitere Werbekunden hat der Sender bis auf eine an der gleichen Geschäftsadresse ansässigen weiteren Bautzner Baufirma nicht. Im Dezember 2018 konnte Chefredakteur und Marketingfachmann David Vandenen dennoch den Bau eines neuen Studios und den kommenden Einsatz neuester Software verkünden. Laut Impressum wird der Sender mit Mitteln der Europäischen Union gefördert.

Maßgebliche Sendungen von „Ostsachsen TV“ drehten sich neben wenigen Lokalberichten in den letzten Wochen maßgeblich um Willi Wimmer, die Preisverleihung „Bautzner Friedenspreis 2019“ (Preisträger Wimmer, Moderation David Vendenen), eine flankierende Interviewreihe zu „Bautzen-wir müssen reden“ sowie ein gefilmter Vortrag der ehemaligen Bürgerrechtlerin Vera Lengsfeld.

Das Interview des Medienmagazins ZAPP mit Jörg Drews (Langversion) vom Oktober 2018. Quelle: Youtube / Zapp – Das Medienmagazin
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Ich schäme mich in Grund und Boden für meine eigene Geburtsstadt.

@Schreibtischtäter
Karriere ist schon ein wichtiger Grund für die Abwanderung, aber m.E. noch wichtiger: welche gebildete und geistig normalgesunde Sächsin will schon mit einem regelmäßig besoffenen, volltätowierten Sieg- Heil- Dorf- Nazi- Unternehmer oder mit einem leicht durchschaubaren schmierigen West- Importnazi oder einem thumben Peg♥♥♥en eine Familie gründen oder sich den allein oder mit dem Frauenklüngel dafür mit wenig Mitteln mühseelig und liebevoll aufgebauten Szeneladen in Leipzig oder Dresden von widerwärtigen Hoolhorden in Schutt und Asche kloppen lassen und dafür noch die angeblich moralische "Schuld" zugewiesen bekommen und von Polizei und Justiz im Srich gelassen werden?

Sachsen hat ein ernstes Problem und wenn sich ein MP Kretschmar mit seinem "Gut-gemeint-ist-das-Gegenteil-von-gut" "mit allen reden wollen" auf ein potthässliches Kitsch-Sofa setzt, auf dem schon ein Peter Fitzek seinen Sermon ablassen durfte und regelmäsig dümmliche Narrative aus dem Hause Drews nachplattert, dann ist diesem Bundesland langsam echt nicht mehr zu helfen, dann gehen auch noch die letzten Gutwilligen weg.
« Letzte Änderung: 19. Dezember 2020, 16:42:33 von dieda »
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Re: Sächsische Verhältnisse und ungelöste Probleme
« Antwort #684 am: 19. Dezember 2020, 17:41:55 »
dann gehen auch noch die letzten Gutwilligen weg
Off-Topic:
Wieso bist Du eigentlich noch da?
Eine von VRiBGH Prof. Dr. Thomas Fischer erfundene Statistik besagt, dass 90% der Prozessgewinner die fragliche Entscheidung für beispielhaft rechtstreu halten, 20% der Unterlegenen ihnen zustimmen, hingegen von den Verlierern 30% sie für grob fehlerhaft und 40% für glatt strafbar halten.
 
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Re: Sächsische Verhältnisse und ungelöste Probleme
« Antwort #685 am: 19. Dezember 2020, 19:55:48 »
Das schrub das Stollberger Oberbürgermeisterlein (letzte Inzidenz > 1.200) an seine Wählerschaft:

Spoiler

Liebe Stollbergerinnen und liebe Stollberger,
Ich möchte unserer Bürgerschaft auf diesem Wege mitteilen, dass wir in diesem Jahr weder einen Weihnachtsmarkt noch eine Bergparade veranstalten werden.
Diese Entscheidung erfolgt vor dem Hintergrund, dass der Landkreis sich außerstande sieht, diesen beiden Veranstaltungen angesichts der derzeit verlautbarten Corona-Lage zuzustimmen.
Ich denke, mit den Meisten darin einig zu sein, dass dies eine traurige Nachricht ist.
Weihnachten ist auch ein religiös motiviertes Fest, aber Weihnachten ist mehr als das. Weihnachten ist das Fest des Winters, das Fest der Zeit im Jahr, in der alles ruhiger wird. Weinachten ist Familie und Freunde, das kleine Stück vom Jahr, in dem man das Gefühl hat, die Hektik ist weggeschickt, die coolen Sprüche dürfen vor der Tür bleiben und wir wollen so sein, wie es eigentlich immer im Jahr sein sollte - was wir aber eben sonst nicht schaffen.

All der Reichtum unseres Landes, all der Wohlstand, gar der Überfluss, das alles fällt nicht vom Himmel. Es ist das Ergebnis fleißiger, konzentrierter Arbeit vieler, vieler Menschen, unseres Volkes, all derjenigen, die - vom Abfallwirtschaftler bis zur Zahnärztin - jeden Morgen zeitig aufstehen und ineinander greifend dieses unglaubliche Land nach vorn tragen. Dass es uns gut geht, das liegt an diesen Menschen, die zielgerichtet, mitdenkend und im ständigen Wettbewerb diesen Wohlstand aufgebaut haben, weiter bauen und pflegen.
Diese Arbeit hinterläßt aber auch Spuren. Man kann nicht immer hasten und werkeln, stets unter Druck stehen und zum Ziel hin streben.
Wir brauchen auch Ruhe und Weihnachten ist eben diese Ruhe. Das ganze Land geht in die Weihnachtsferien, Weihnachten ist ein Fest des ganzen Volkes, eine große Ruhepause. Ein Stück Jahr, in dem alle Zeit haben, zusammen zu kommen und eigentlich niemand auf die Kanaren oder nach Australien fliegen will.
Und solche Zeit braucht auch Rituale. Denn Rituale sind Dinge und Abläufe, die nicht diskutiert werden wollen, die einfach wiederholt werden wollen. Rituale werden nicht nach männlich, weiblich, divers diskutiert, Rituale wollen auch nicht nach ökonomisch oder ökologisch sinnvoll unterschieden werden. Rituale sind einfach da, solange es uns gibt. Weihnachten gab es schon seit ein Jeder von uns ganz klein war. Zu Weihnachten sind wir immer zu Oma und Opa gegangen und haben zu Hause als Familie zusammen gesessen. Rituale sind wie Wegmarkierungen, sie geben Sicherheit und Vertrauen. Rituale halten Gesellschaften zusammen.
Zu Weihnachten gibt es einen Weihnachtsbaum und einen Weihnachtsmarkt und - im Erzgebirge - eine Bergparade.

Corona ist - glücklicherweise - nicht die Pest des Mittelalters. An Corona sterben Menschen und zurzeit auch mehr als im Sommer. Aber solange es Weihnachten gab, haben die Menschen sich mit Naturkatastrophen, mit Krankheiten und Kriegen herum schlagen müssen. Jede Gesellschaft musste sich ihren Herausforderungen stellen und ihren Weg finden. In manchen Gesellschaften konnte derjenige, der sich auf die göttliche Bestimmung berief, seine Entscheidungen anordnen, in anderen musste die Entscheidung im Miteinander getroffen werden.
Wie wollten wir eigentlich unseren Weihnachtsmarkt gestalten? War uns die Ansteckung egal? Sind wir Verrückte? Nein, wir haben - wie eingangs dargestellt - das Ritual des Marktes und der Parade für einen wichtigen Teil des Jahresablaufes erachtet und uns Gedanken darüber gemacht, wie wir trotz Corona an diesen Ritualen festhalten können.

Unsere Lösung lautete: ein Weihnachtsmarkt auf dem Schillerplatz nur für Stollberger und auf 1.000 Besucher begrenzt, bedeutet unter freiem Himmel kein gesteigertes Infektionsrisiko, denn in unserer kleinen Stadt treffen sich die Menschen auch sonst beim Bäcker, Simmel, im Kindergarten und der Schule. Untereinander lässt sich die Ansteckung auch so nicht vermeiden und wenn wir keine Menschen von außerhalb dazu holen, dann ist das Risiko praktisch nicht da - vor allem, wenn Risikogruppen eigenverantwortlich gar nicht erst kommen. Die Bergparade hätten wir genauso organisiert: auf der Breitscheidstrasse laufen die Habitträger, die Gablenz ist eine schöne natürliche Grenze und auf der Brückenstrasse steht das Publikum, ebenfalls abgegrenzt und ausschließlich Stollbergern wird der Zugang gewährt.

Die Politik wollte es nicht und damit meine ich nicht den Landrat. Frank Vogel hat vor einigen Wochen erwähnt, auch wenn das Erzgebirge als Hotspot eingestuft wird, würden bei uns nicht die Leute wie die Fliegen sterben. Sofort gab es die politisch Korrekten, die ihm daraufhin die Leviten zu lesen androhten.

In unserem Lande - und natürlich auch darüber hinaus - wird zurzeit nach Schützenswertem Ausschau gehalten: nach schützenswerter Umwelt, schützenswerten Minderheiten, nach vermeintlichen oder wirklichen Opfern - um sich zum Retter derselben aufzuschwingen und sein Ego dadurch bestmöglich entfalten zu können. Vergessen wird dabei - die große Mehrheit. Mit den derzeitige Corona-Deutern und -Verordnungen schützen wir auch potentielle und wirkliche Opfer - die nebenher entstehenden Kollateralschäden übersehen wir geflissentlich.
Unsere Verfassung gibt uns den - seit der Abschaffung der Monarchie - glücklicherweise geltenden Minderheitenschutz vor. Wir dürfen und wollen Menschen, die sich von der großen Mehrheit unterscheiden, deshalb nicht benachteiligen. Wer allerdings heute in den Stellenanzeigen das Wort „divers“ liest, fragt sich manchmal, ob die Verfassungsväter und -mütter damals schon so viel Phantasie hatten.

Wir werden sehen, ob Corona mehr Opfer kosten wird, als schwere Grippewellen in den letzten Jahren forderten. Wir können wahrscheinlich nicht in jeder kommenden Grippewelle sämtliche Traditionen über Bord werfen, alle bisher geltenden Grundsätze beiseite schieben, um keine Menschen sterben lassen zu müssen.
Zweifelhaft ist meiner Ansicht nach, ob es einem guten Zweck dient, wenn die Politik derzeit den Bürgern unseres Landes in Aussicht stellt, wenn alle ihren Anordnungen folgen, träfe uns kein Unglück - der Staat könne quasi Gott ersetzen.

Wenn ich noch einmal kurz auf unsere Wirtschaft zurück kommen darf: in unserem nationalen Wirtschaftssystem, das offensichtlich (derzeit noch) sehr erfolgreich ist, entscheidet der Markt, also die Kunden über das bessere Unternehmen. Es gibt einen Wettbewerb der Produkte und einen Wettbewerb der Meinungen. Sollte es in der Demokratie nicht auch so sein? Sollte nicht anstelle eines immer wieder zitierten Institutes die Vielfalt der Wissenschaftler und Ärzte unseres Landes in die Debatte eintreten? Wollen wir in solchen Zeiten wie den jetzigen von der Unfehlbarkeit einiger Weniger ausgehen oder nicht doch den Diskurs Vieler entscheiden lassen? Geht es nicht darum, die beste Lösung zu finden anstelle der Darstellung von Macht?
In der Geschichte unseres Landes war „Unfehlbarkeit“ nie der Weg zum Erfolg, im Gegenteil.

Auch ich möchte in unserer Stadt niemanden „sterben lassen“. Aber ich möchte auch keine Polizisten zu Weihnachten zwingen, bei der Bürgerschaft die Gäste zählen zu gehen. Es steht dem Staat nach meiner Meinung nicht zu, sich derart in die intimsten Familienangelegenheiten einzumischen - schon gar nicht auf einer derart fraglichen Datengrundlage. Auch das Robert-Koch-Institut weiß nicht mehr als es testet.

Man sollte doch bitte bis zu Ende denken, wenn man eine neue Verordnung heraus gibt. Welcher Polizist will an Heiligabend bei den Familien klingeln, um die Gäste des Weihnachtsfestes zu zählen und deren Berechtigung zur Teilnahme am selbigen zu kontrollieren? Selbst wenn wir Hundertschaften an Bereitschaftspolizisten dazu bringen würden - was würde das aus unserem Lande machen?

Statistisch betrachtet schützen die derzeitigen Maßnahmen nur einen sehr kleinen Teil unserer Bevölkerung vor einer Krankheit, die selbst bei Infektion für die Allermeisten nach derzeitigem Wissensstand nicht einmal Symptome hervor bringt. Jeder Minderheit alles recht zu machen und darüber die Mehrheit zu vergessen, übersieht die alte Weisheit „Einem jeden Recht getan, das ist die Kunst, die niemand kann!“ In dieser Weisheit steckt die Erkenntnis, dass jede Entscheidung zwei Seiten hat. Der Vorteil des Einen führt zum Nachteil des Anderen. Mir persönlich scheint derzeit der Ausgleich zwischen den zu wahrenden Interessen nicht gelungen.

Ich wünsche unserer Bürgerschaft, dass die ansteigende Zerrissenheit der Meinungen in unserem Lande wenigstens in den nächsten Tagen und Wochen zur Seite geschoben werden kann. Unsere Stadt ist ein Wirtschaftsstandort, unsere Stadt blüht und gedeiht, aber auch wir brauchen die Zeit der Weihnacht als Zeit der Ruhe, des Insichgehens, der Familie und Freunde. Weihnachten ist verbindend, nicht trennend. Wenn wir nun auch auf wichtige Rituale verzichten, sollten wir die verbleibenden noch stärker in die Mitte rücken: bereiten wir uns auf das Fest vor - nicht nur beim Einkauf, auch innerlich! Freuen wir uns auf die gemeinsamen Stunden, feiern wir das Leben und die Zuversicht, schließen wir Ängste und Panikmache aus, genießen wir uns und unsere Lieben!

Glück Auf!

Marcel Schmidt
Bürgermeister

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https://www.spiegel.de/panorama/gesellschaft/corona-in-sachsen-warum-wuetet-das-virus-dort-so-heftig-a-4e2d6fe8-9246-4700-8218-07f085b7fbea


 

Offline Gutemine

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Re: Sächsische Verhältnisse und ungelöste Probleme
« Antwort #686 am: 19. Dezember 2020, 19:59:26 »
Das tolle Schreiben ist allerdings von Anfang November....

https://forum.sonnenstaatland.com/index.php?topic=6828.msg323122#msg323122
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Offline Grashalm

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Re: Sächsische Verhältnisse und ungelöste Probleme
« Antwort #687 am: 19. Dezember 2020, 20:55:34 »
Interessante Hintergrundinformationen danke dafür dieda.

Von solchen Dingen bekomme ich praktisch nichts mit, obwohl ich hier mitten in Sachsen wohne.
Vom SchlafSchaf gefressen.
 

Offline dieda

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Re: Sächsische Verhältnisse und ungelöste Probleme
« Antwort #688 am: 19. Dezember 2020, 21:00:17 »
dann gehen auch noch die letzten Gutwilligen weg.
Off-Topic:
Wieso bist Du eigentlich noch da?

Da die Bemerkung ja genauso polemisch war, muss ich darauf nicht ernsthaft antworten bzw. mich rechtfertigen.

Natürlich geht man nicht weg, nur weil ein Import- Kurt plötzlich den König macht und sich dabei von regionalen Milleus stützen und auch noch ausnehmen lässt, die ihm und seinen Thronfolgern irgendwann komplett aus dem Ruder laufen.

Man rennt auch nicht einfach weg, weil ein anderer MP sich so bebauchmietzeln lässt, dass er sich, ins eigene Hemd lügend, sogar auf dem Sofa eines Vandeeven zum öffentlichen Deppen macht.

Man würde es wohl auch sich selbst als "Schwäche" empfinden, wenn man sich hier von gewissen Leuten vertreiben ließe, die einfach nur nicht mit mit anderen Meinungen und nicht mit anderen Lebensvorstellungen umgehen können und dabei selbst so schwach und so armseelig sind, mit juristischer und/ oder stellvertretend körperlicher Einschüchterung oder sogar mit Psychoterror ihre Interessen durchsetzen zu müssen.

Und by the way, man kann in Sachsen durchaus auch gut und gerne wohnen, falls man sich etwas mit "sächsischen Verhältnissen" auskennt, der besonderen Landessprache mächtig ist ;) und gegenüber gewissen Kreisen auch ganz ohne Corona konsequent an die AHA- Regeln hält. ;)
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Offline A.R.Schkrampe

Re: Sächsische Verhältnisse und ungelöste Probleme
« Antwort #689 am: 19. Dezember 2020, 23:59:34 »
dann gehen auch noch die letzten Gutwilligen weg
Off-Topic:
Wieso bist Du eigentlich noch da?

Der ehrenwerte @Rechtsfinder sei vorgeschlagen, die Goldene Tretmine mit Espenlaub und Pommesgabel verliehen zu bekommen.

@Rechtsfinder: die Frage "Wie gehe ich als Reiter damit um, wenn ich merke, daß das Pferd nicht nur tot ist, sondern mir im Mühlsteinmodus am Hals hängt?" wird tragischerweise in Einzelfällen nicht logisch stringent beantwortet.
 
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