Danke,
@stk dass Du den Weg hierher gefunden hast.
Gut, also nun die Richtigstellung einiger Verschwörungstheorien, die hier weiter oben verbreitet werden.
*chchch*

1) Es gab Haftbefehle zur Erzwingung der Eidesstattlichen Versicherung, 4 Stück, jeweils einen gegen Ursache, seine Frau, seine Schwiegermutter und seinen Schwiegervater.
2) Einsatzplan war es, diese Haftbefehle zu vollstrecken und danach die Räumung durchzuführen.
Danke für die Info.
3) Die 4000 Euro waren nicht die gesamte Schuldsumme, sondern die ausschlaggebende, die zur Zwangsversteigerung führte. Das wurde gleich zu Verfahrensbeginn ausführlich auseinanderklamüsert.
Ich erinnere mich, dass wir die Geldfrage mehrfach diskutiert haben und auch glaubwürdig erscheinendes Aktenmaterial in den virtuellen Augenschein nehmen konnten. Ob die 4.000 Euro auch hier als "auslösende Summe" identifiziert wurden, kann ich mich indes nicht erinnern. Unterstellt, es wäre so (wofür ja auch Deine Wahrnehmung im Prozess spricht) – dann hätten wir hier letztlich "zwei Wahrheiten": Einerseits, dass es 4.000 € waren, die die Räumung ins Rollen gebracht haben, andererseits, dass es viel größere Summen waren, mit denen Ursache bei verschiedenen Stellen in der Kreide stand. Ganz wertfrei: Welche dieser "Wahrheiten" in der Berichterstattung schwerpunktmäßig behandelt oder nicht behandelt würde, machte bei uninformierten Leserinnen und Lesern durchaus einen gewissen Unterschied in der Wahrnehmung des Gesamtgeschehens. Ich denke hieraus erklärt sich einiger Unmut, der um die Nennung dieser Summe entstanden ist.
4) Meine Formulierung, dass die Bundesregierung nicht auf seine Schreiben geantwortet habe. Okay, man muss, um Ironie zu verstehen, schon eine gewisse Bereitschaft mitbringen, nicht überall einen jammernden Reichsbürger zu wittern.
Ich behaupte, dass die meisten die Ironie verstanden haben. Ich jedenfalls musste schmunzeln.
Das meines Erachtens zu Grunde liegende Problem ist allerdings, dass der Vertrauensverlust in die Presse auch hier im Forum zuweilen weiter um sich greift, als z.B. mir persönlich lieb ist. Unangenehmerweise bin ich selbst an vorderster Front daran beteiligt, wenn ich mich über Journalisten lustig mache, die mit dem Unterschied zwischen Berufung und Revision überfordert sind, oder bei Geldstrafen Summen anstatt Tagessätze nennen. Aus Sicht jemandes, der ein gewisses juristisches Grundverständnis hat (ich darf mich dessen durchaus rühmen), sind das so unverzeihliche Fehler, wie in der Olympia-Berichterstattung Bi- und Triathlon zu verwechseln. Dass das (beispielhaft an den Geldstrafen) am mangelnden Verständnis der Zielgruppe liegt und Journalisten ihr ggf. vorhandenes Fachwissen zu Gunsten der Allgemeinverständlichkeit "runterdummen" müssen, ist mir dabei durchaus bewusst.
Jedenfalls: Ich glaube, die Wahrnehmung der Presse in diesem Forum lässt sich in etwa mit "gibt einen Anhalt dessen, was geschehen ist; die Informationen müssen allerdings jeweils gesondert verifiziert werdnen, weil Journalisten sehr viele Fehler machen" beschreiben. Der Großteil der Nutzer hier ist sehr sensibel und zerpflückt journalistische Texte auf einem fachlichen Niveau, für das sie schlicht nicht geschrieben wird. Wir sind uns, glaube ich, nicht immer darüber im Klaren, dass wir zwar Nutzer journalistischer Texte, aber nicht notwendigerweise auch Adressaten dieser Texte sind (weil wir "fachleutiger" an die Sache herangehen, als Otto-Normal-Leser). Soll heißen: Fehler fallen uns wesentlich öfter auf, als anderen. Ist eben unser "Spezialgebiet".
Dazu kommt dann der Effekt "Enttäuschung". Grundlegend sehen wir uns mit der Presse "auf der selben Seite". Wenn unsere eigene Seite dann Fehler macht, schmerzt das eher, als wenn es die "Gegenseite" tut. Wenn dann auf einmal mehr Fehler wahrgenommen werden, als man erwartet, führt das schnell dazu, dass böse Absicht unterstellt wird, wo schlicht Unaufmerksamkeit regierte. Dass Du einigen von uns das "Verschwörungstheorisieren" vorgeworfen hast, ist insofern durchaus berechtigt. Ich hoffe, ich konnte einigermaßen schlüssig darlegen, warum ich das für halbwegs natürlich, weil typischer gruppendynamischer Effekt, halte. Was den Effekt selbst natürlich nicht besser macht.
5) "Desaster": Wie bitte sonst sollte ein Einsatz genannt werden, der im Nachgang dazu führt, dass der Rechtsstaat sich in einem Gerichtsverfahren von einem geltungssüchtigen Hobby-Rechtsgelehrten vorführen lassen muss, weil Polizisten sich nicht erinnern oder widersprüchliche Aussagen machen, die sich mit objektiven Faktenlage nicht decken, wenn klar wird, dass die Einsatzvorbereitung dermaßen schlampig war, dass die Männer vom SEK nicht einmal wussten, auf wessen Grundstücken sie sich wann befinden, würde geschweige denn, dass ihnen jemand gesagt hätte, dass es überhaupt verschiedene Grundstücke gab? Gar nicht zu reden von den Ermittlungen und der Anklage.
Und hier möchte ich Dir vehement widersprechen. Der Einsatz war kein Desaster. Er war höchstens das Vorspiel zu einem Desaster. Wie ich hier gebetsmühlenartig wiederhole: Auf Basis der öffentlich verfügbaren Fakten (wozu auch Deine Berichterstattung gehört), komme ich zu der Bewertung, dass sich die Polizisten rechtmäßig verhalten haben. Zudem halte ich ihr Vorgehen (insb. wie es auf den Videos zu sehen ist) für sehr professionell. Warum ich mir anmaße, das beurteilen zu können, lege ich Dir gerne im direkten, unbedingt vertraulichen Kontakt offen.
Rechtmäßiges und professionelles polizeiliches Verhalten ist jedoch kein "Desaster". Obwohl ein erhebliches Gefährdungspotenzial vorlag und insb. eine Reihe von Tatsachen schon vor dem Einsatz darauf hindeuteten, dass Ursache es auf einen (ggf. erweiterten) Suizid (suicide-by-cop) anlegte, ist niemand zu Tode gekommen. Es kam, abgesehen vom schwertverletzten Ursache, der das wirklich sich selbst zuzuschreiben hat, nur zu leichten Verletzungen und das Einsatzziel – Vollstreckung der von Dir genannten Haftbefehle und Räumung des Grundstücks – konnte offensichtlich erreicht werden.
Das "Desaster" folgte erst später. Ich stimme Dir voll zu, wenn ein geltungssüchtiger Hobby-Dummschwätzer (Ursache ist nicht einmal ein juristischer Dilettant, der betreibt schlicht pseudo-juristisch verbrämte "Magie") den Rechtsstaat vorführt, dann ist das ein Desaster. Wenn Polizisten sich nicht erinnern oder widersprüchliche Aussagen machen, wenn diese Aussagen dann im Widerspruch zur objektiven Faktenlage stehen, dann ist das ebenfalls desaströs. Katastrophal ist auch so ein Adjektiv, das mir einfiele. Ebenso die offenbar wirklich unnötig schlampigen Ermittlungen, die zu einer bestenfalls verbesserungsfähigen Anklageschrift führten.
Das sind allerdings alles Sachen, die
nach dem Einsatz passiert sind. Bis zu dem Moment, zu dem der Einsatz abgechlossen war, hat sich nach der mir bisher bekannten Faktenlage (again, Deine Berichterstattung gehört dazu), für mich kein Anhaltspunkt ergeben, an dem ich von einem Desaster ausgegangen wäre. Im Gegenteil, die Polizei hat ihren Job gemacht. Wie immer an solchen Stellen: Die Polizei hat es sehr schwer, dem Rechtsfinder Komplimente zu entwinden.
Die Sache mit der Einsatzvorbereitung und den Grundstücksgrenzen halte ich übrigens für einen "roten Hering": Auf welchem Grundstück sich die Beamten befanden, halte ich für die Durchführung ihrer polizeilichen Maßnahmen nicht relevant. Es galt, die Situation um die Zielperson und das Zielobjekt abzusichern. Dabei darf gegen Störer vorgegangen werden. Wenn das einfacher geht, indem man auch Nachbargrundstücke, beeinträchtigt, ist das legitim. Insbesondere, wenn es sich um das Grundstück der Störer handelt. Die Polizei hat in der Gefahrenabwehr die Aufgabe, effektiv zu handeln. Das hat sie getan. Die Kenntnis der Grundstücksgrenzen mag hilfreich sein, wenn man die "Compliance" der Störer steigern möchte. Es hätte ggf. die De-Eskalation hinsichtlich der Familie Ursaches erleichtern können. Das hat aber auch so gut geklappt und die Gemengelage vor dem Einsatz lässt für die Einsatzplanung durchaus zu, der De-Eskalation in der Planung einen etwas untergeordneten Stellenwert zu geben – da die Wahrscheinlichkeit, darauf erfolgreich zurückgreifen zu können, sehr, sehr, sehr gering gewesen sein durfte.
7) Ja, unabhängig vom "Zielobjekt" und unabhängig davon, wie oben jemand aus meiner Sicht menschenverachtend kommentierte, dass man beim SEK oft mal schnell angeschossen wird,
Ich bin mir nicht sicher, ob wir uns darüber einig sind, wer hier verachtet wird, wenn wir über das erhöhte Gefährdungspotenzial eines SEK-Einsatzes diskutieren…
Unabhängig davon: Wenn es soweit kommt, dass ein SEK mit vorgehaltener Waffe eine Situation klären muss, dann muss im Vorfeld einiges passiert sein. Im Falle Ursaches
ist im Vorfeld einiges passiert. Dass das potenziell tödlich ausgehen kann, ist eine schlichte Tatsache. Dass die Beamten es nicht hinnehmen müssen, erst selbst angeschossen zu werden, bevor sie von der Waffe Gebrauch machen, auch.
Es ist, um es plakativ auszudrücken, der Job der Polizei, den Rechtsfinder vor Gefahren-Ursachen zu beschützen. Hingegen ist es nicht der Job der Polizei, sich für den Rechtsfinder vor Gefahren-Ursachen erschießen zu lassen.
ist es aus meiner Sicht Aufgabe der Presse, die Suche nach den Gründen eines solchen Geschehens zu begleiten. So, wie wir das bei Oury Jalloh ja auch seit Jahren tun.
Deine Aufgabe als Journalist möchte Dir hier, so glaube ich, niemand streitig machen. Danke, dass Du sie machst. Bitte mach weiter.
Allerdings: Ursache mit Oury Jalloh in einem Kontext zu nennen, finde ich geschmacklos.
6) Falls jemand Fragen zu bestimmten Fakten oder Details hat, ich versuche gern, zu beantworten, was ich kann.
Vielen Dank für das Angebot. Ich bin sicher, wir werden darauf zurückkommen. Ich bin auch sicher, dass wir im Gegenzug gern unsere Recherchen mit Dir teilen. Ich denke immer noch, dass wir hinsichtlich unseres "Informationsauftrages" an die Öffentlichkeit "auf der selben Seite stehen".
Schlussendlich, um eine im
Vorstellungsbereich hier im Forum vielgenutzte Formel zu verwenden:
Willkommen im Licht! 