Als Amerika von den Europäern entdeckt worden war und es sich herausstellte, dass sich die Einheimischen nicht so gut zur Ausbeutung in Bergwerken u. dgl. eigneten, holte man sich Sklaven aus Afrika. Zur gleichen Zeit kamen die ersten Theorien über unterschiedliche Menschenrassen auf, eine Art Proto-Rassismus.
Auf dem Höhepunkt des Imperialismus und Kolonialismus, als Europa sich anschickte, den "unentdeckten" Teil der Welt zu erobern und zu kolonialisieren, kamen die Rassentheorien auf, der moderne Rassismus wurde geboren. Wer genau hinschaute, konnte schon damals erkennen, dass es mit den angeblichen Rassen nicht weit her sein konnte, denn jede Einteilung in Rassen, die jemand vornahm, sah in wesentlichen Punkten anders aus als jede andere Einteilung in Rassen.
Wenn es so etwas wie eine "Wahrnehmungslücke" gibt, kann man davon ausgehen, dass die damit verbundene Unterscheidung in der Natur liegt. Ein Reiher z. B. hat einen deutlich anderen Körperbau als ein Schwan, verhält sich auch anders, nistet in Bäumen und "fischt" oft auf Wiesen, Äckern u. dgl. Der Schwan hingegen verlässt das Wasser kaum und immer nur im ufernahen Bereich usw. Es gibt also zwischen einem Reiher und einem Schwan eine Menge wahrnehmbarer Unterschiede oder, anders gesagt, eine "Lücke", kein Kontinuum. Reiher gehen eben nicht nahtlos in Schwäne über oder umgekehrt.
Man durfte also damals schon annehmen, dass solche Einteilung willkürlich waren und dem jeweiligen Geschmack dessen, der sie vornahm, entsprangen. Nur in einem Punkt stimmten alle Einteilungen in Rassen überein: Die jeweils "beste" Rasse war die, der der jeweilige Urheber der Einteilung selbst anzugehören meinte.
Wenn ich dies und weitere Zusammenhänge betrachte, drängt sich mir der Verdacht auf, dass Rassentheorien immer nur dazu dienten, das eigene Verhalten zu legitimieren, wenn es auf die Abwertung und die damit einher gehende Ausbeutung Anderer abzielte.
Nun könnte man meinen, dass die Erkenntnisse der modernen Biologie allen Rassentheorien entgegen stünden. Dies verkennt allerdings, dass Rassismus noch nie wirklich eine Wissenschaft war, sondern eine Legitimationsfigur für Diskriminierungen.
Bei Leuten wie Nikolang spielt dies natürlich weiterhin: Nikolang möchte sich stark und erhaben fühlen. Also muss er Andere klein machen. Da er nicht durch herausragende Leistungen glänzen kann, bleibt ihm im Wesentlichen halt nur, sich als Mann, als Deutscher und "Germane" stark zu fühlen. Also müssen alle Anderen, die nicht Deutsche und nicht "Germanen" sind, irgendwie abgewertet werden. Somit spielt es in seinem Denken und vor allem Fühlen keine Rolle, dass die Biologie inzwischen eindeutig die Existenz von Rassen unter den Menschen widerlegt hat. Es kommt ja vor allem darauf an, sich Anderen überlegen zu
fühlen. Dagegen kommt man mit Wissen und Denken nicht an.
Es mag sein, dass Nikolang als Narzisst (der übrigens erfolgloseren Sorte) sich im tiefsten Inneren klein und schwach fühlt, aber genau dieses Gefühl soll ja eben verdrängt werden, und zu genau diesem Zweck ist sein Rassismus da.