Ich zitiere mal die Startseite der Homepage von der der Vollversager seinen Ausweis hat:
Unser Internationaler-Ausweis richtet sich besonders an Vertreter von modernen Medien, so wie z.B. Blogger, Youtuber, Streamer, Fotografen, sowie Schüler und Studenten die verstärkt, im Ausland journalistisch tätig sind (oder werden wollen) und aufgrund von fehlenden Nachweisen oder nicht erfüllten Bedingungen, von den Landes ansässigen Presseverbänden und anderen Institutionen keinen Ausweis erhalten können.
Sprich: alle, die nicht seriös genug sind oder nicht das Geld haben, bei einer seriösen Quelle einen Presseausweis zu erhalten, können hier ohne jeden Nachweis einen Presseausweis erhalten.
Ganz so ist das nicht. Stell Dir mal vor, Du hättest einen Arbeitgeber, dessen Steckenpferd Lohnbetrug ist und Dir wäre zudem das Unglück widerfahren, an der Drehmaschine einen Unfall erlitten zu haben. Dann würde die Berufsgenossenschaft nach den Maßstäben, die im freien Journalismus gelten, die Leistungen mit der Begründung verweigern, daß es sich bei der Tätigkeit nicht um eine versicherte gehandelt haben könne, weil dafür kein Entgelt gezahlt wurde.
Der Witz ist, daß Dir der Maschinenfabrikant auch dann Lohn schuldet, wenn keiner seine Produkte kauft, aber der Journalist nur dann einen Honoraranspruch hat, wenn sein Zeug verwendet wird. Sein Schaffen gilt also solange als "Unseriös", wie sich die Blätter lieber aus dem dpa-Abo, bei FB oder Flickr bedienen, anstatt seine Bilder oder Artikel abzudrucken.
Nach diesen Maßstäben müßte freies Bloggen per se "Unseriös" sein, weil dafür nie einer etwas bezahlt. Denn die "Seriösen" Vereine beurteilen das Recht auf den Ausweis anhand der Kontoauszüge. Der nächste Ausweis wird also auch dann nicht ausgestellt, wenn jemand nur lange genug im Krankenhaus lag.
Praktisch dürfte der Presseausweis als ziemlich gar Nichts wert sein.
Praktisch kann jemand, der dafür bekannt ist, nicht journalistisch zu arbeiten, mit welchem Ausweis auch immer wedeln - er wird nicht akkreditiert werden. Wer dem Gegenüber dagegen für seriöse Berichterstattung bekannt ist, braucht keinen Presseausweis. Es gibt natürlich auch Situationen, bei denen der Entscheider den Journalisten nicht kennt und keine Nachweise verlangt, weil er sie nicht prüfen kann.