Ich teile weitgehend die Einschätzung von
@BlueOcean, was das Gefährdungspotenzial der KRDler angeht. Grundsätzlich sind die verbliebenen KRDler von ihrem Charakter her - so weit bekannt - eher passiv. Allerdings ist der Grad an Verblendung und Verzweiflung bei allen Betroffenen wohl reichlich hoch anzusetzen. Was dies bedeutet, wissen wir noch nicht, das wird sich wohl erst dann zeigen, wenn sie aus dem KRD komplimentiert werden.
Womit ist zu rechnen? Mit passivem Widerstand, etwa dem Anbringen von Ketten auf der Innenseite von Türen u. dgl., muss wohl gerechnet werden. Stichwort: Betonklotz. Auch verbale Aggression ist wohl zu erwarten.
Es ist natürlich möglich, dass einige der KRDler es rechtzeitig mit der Angst zu tun bekommen und das KRD vorzeitig verlassen oder sich lammfromm benehmen, wenn erst einmal der Einsatz angelaufen ist. Aber bei einigen Anderen ist m. E. auch eine eher gewaltbereite Reaktion in Rechnung zu stellen. Wer so mit dem Rücken zur Wand steht, keinerlei Perspektive auf ein normales Leben mehr hat und so sehr im KRD hängt wie einige der verbliebenen Gestalten, kann am Ende auch gewalttätig werden.
Dabei gilt es, einen Punkt zu berücksichtigen, der leicht übersehen wird:
Aggression kann sich gegen Andere richten, gegen sich selbst oder aber gegen sich selbst und gegen Andere zugleich. Bekannte Erscheinungen sind Selbstverletzungen, das "Ritzen" des Armes etwa, um Aggressionen abzubauen. Dies sind Klassiker der gegen sich selbst gerichteten Aggression. Was Aggression gegen Andere ist, wissen wir alle.
Bemerkenswert ist aber die dritte Form der Aggression, die sich gegen einen selbst und gegen Andere zugleich richtet. Die bekannteste Form ist der "erweiterte Selbstmord", etwa wenn ein Elternteil seine Kinder und zuletzt sich selbst tötet. Das Muster ist alt: Schon in der Bibel findet sich Samson, der am Ende sich selbst umbringt, aber so viele Philister wie möglich mit in den Tod reisst, indem er das Gebäude zum Einstürzen bringt. Als römischer Kriegsbrauch wurde dieses Verhalten als "devotio" bezeichnet. Möglicherweise ist auch das Verhalten Hitlers in der Endphase des zweiten Weltkrieges als ein gewaltiger "erweiterter Selbstmord" zu verstehen, man denke an den "Nero-Befehl", das Verheizen ganzer Truppenteile in aussichtslosen Abwehrkämpfen usw. Einen erweiterten Selbstmord hat dann auch das Ehepaar Goebbels begangen. Auch so genannte "Amok"-Taten bzw. School-shotings folgen sehr häufig diesem Muster: Der Täter bringt sich entweder selbst um oder begibt sich in eine Situation, in der er ziemlich sicher selbst erschossen werden wird, tötet aber noch so viele Andere, wie er töten kann, bevor er selbst getötet wird oder sich umbringt.
Möglicherweise war dies auch Ursaches ursprünglicher, wegen der Reaktion des SEK aber nicht gelungene Plan.
Kurz und schlecht: Bei Existenzen, die so sehr gescheitert sind und sich so sehr in die Enge gedrängt fühlen, kann ich mir durchaus einen erweiterten Selbstmord oder wenigstens den Versuch dazu vorstellen.