Autor Thema: Brrrrrr-exit  (Gelesen 164423 mal)

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Offline Sandmännchen

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Re: Brrrrrr-exit
« Antwort #2235 am: 2. Februar 2020, 13:00:47 »
Dafür ist man schließlich souverän, oder?
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Re: Brrrrrr-exit
« Antwort #2236 am: 2. Februar 2020, 14:26:38 »
Es gibt ja auch langsam Stimmen, die meinen, dass die EU sich nicht so weit aus dem Fenster hängen sollte, wie neulich in der FAZ. Ich fand den Artikel aus dem schweizerischen Tagi von gestern lesenswert, man kann den Brexit halt auch so sehen.

Ist in einem Spoiler, da er eigentlich hinter einer Paywall hängt, hüstel.

Der Link ist hier: https://www.tagesanzeiger.ch/ausland/europa/singapur-an-der-themse/story/13664885

Spoiler
Viele Jahre des Selbstbetrugs

Wenn die EU-Kommission sich einbildet, die Verhandlungen mit den Briten führt sie aus einer Position der Stärke, dann täuscht sie sich.

Woran manche nie geglaubt hatten, ist nun wahr geworden: Grossbritannien tritt aus der Europäischen Union aus, und es handelt sich wohl um das folgenreichste historische Ereignis seit dem Fall der Berliner Mauer. Europa, ­insbesondere die EU, wird sich neu erfinden müssen. Von jener Euphorie, die 1989 unseren Kontinent, und zwar den Westen wie den Osten ergriffen hatte, ist wenig übrig geblieben. Die Vereinigten Staaten von Europa – denn dieses Ziel schien Anfang der 1990er-Jahre in greifbare Nähe gerückt – finden so schnell nicht statt. Noch überwiegt business as usual.

Die meisten Politiker, Journalisten, zum Teil auch Wirtschaftsführer sind sich der Tragweite dieses ­mutigen, britischen Volksentscheides nicht bewusst. Sie gehen davon aus, die EU existiere einfach so weiter, sie denken, Grossbritannien sei in erster Linie von seinem Beschluss betroffen, sie meinen, die Zeiten hätten sich kaum geändert – abgesehen davon, dass es an den Rändern des politischen Spektrums etwas rumpelt, quietscht und rumort. Barbaren kriechen herum und machen Krawall, Klimajugendliche schwänzen die Schule und reden frech, ansonsten nichts Neues im Westen. Sie irren sich. Sie übersehen die Morgendämmerung einer neuen Epoche.

Grossbritannien ist die zweitgrösste Volkswirtschaft Europas, zugleich für die EU neuerdings der wichtigste Handelspartner ausserhalb des Staatenbundes, das Land ist zudem eine Atommacht und verfügt über eine der wenigen noch seriösen, will heissen einsatzbereiten Armeen. Ohne Grossbritannien, das wissen die Politiker in der EU, hat jeder europäische Versuch, sich sicherheitspolitisch von den USA zu emanzipieren, den Charme eines Witzes. Ebenso gehört London zu den bedeutendsten Finanzplätzen der Welt, gemäss dem Global Financial Centres Index ist nur New York von grösserem Gewicht, weit abgeschlagen liegen Frankfurt, Paris oder Amsterdam, selbst Zürich, ebenso eine Stadt ausserhalb der EU, ist wichtiger als die erwähnten EU-­Finanzplätze. Zürich in der kleinen Schweiz liegt auf Rang 6 – vor Frankfurt im grossen Deutschland. Kaum eine europäische Firma kommt an London vorbei, wenn sie sich auf die Suche nach einer Finanzierung macht. Schliesslich besitzt Grossbritannien sieben der vierzig besten Universitäten der Welt, die EU dagegen keine, die Schweiz übrigens zwei.

Was hat man die Briten verspottet

Wenn die EU-Kommission sich also einbildet, die Verhandlungen mit den Briten führte sie aus einer Position der Stärke, während die Insulaner froh sein müssen, dass man mit ihnen überhaupt ins Geschäft kommen will, dann täuscht sie sich. Ebenfalls sollte die Kommission Boris Johnson nicht unterschätzen. Der britische Premierminister, den man lange als Clown verlachte, obschon man es besser wusste, hat eben eine Mehrheit erzielt von einem Ausmass, wie das keiner der amtierenden Regierungschefs in der EU je noch erleben wird: die Deutsche Angela ­Merkel wandelt wie ein erschöpftes Gespenst durch die Gänge ihres Amtes, eine Kanzlerin, die ihren politischen Tod längst überlebt hat; Emmanuel Macron, der Franzose, wird wohl bald von Marine Le Pen abgelöst, der Rechtspopulistin, sofern er nicht schleunigst Reformen durchsetzt, wie sie das letzte Mal Napoleon Bonaparte gelungen sind. Es sieht schlecht aus.

Jahre des Selbstbetrugs. Was hat man die Briten verspottet, und ihre Demokratie, eine der ältesten der Welt, für tot erklärt, wie gross die Vorfreude auf das Debakel, das ihrer Wirtschaft angeblich drohte: alles falsch. Immerhin, der eine oder andere Journalist ist aufgewacht. So schreibt die «Frankfurter Allgemeine»: «Die Katastrophenpropheten zum Brexit-Votum vor dreieinhalb Jahren, die einen Wirtschaftseinbruch vorhersagten, lagen falsch. Im Gegenteil: Die Arbeitslosigkeit sank, eine Million neue Jobs wurden geschaffen.» Es dürfte noch besser werden.

«Singapur an der Themse» soll, so hört man, der Albtraum der Eurokraten bedeuten, also die Vorstellung, dass Grossbritannien sich von all jenen Regulierungen der EU befreit, die sich als wenig sinnvoll erwiesen haben, um Wohlstand zu schaffen. Den Wettbewerb der Systeme, wir wissen das als Schweizer nur zu gut, scheuen die Kommissäre in Brüssel wie der Teufel das Weihwasser. Niemand soll merken, wie miserabel sie regieren. Eben erst hat ­Michel Barnier, der Chefunterhändler der EU, dies betont: Man könne nie zulassen, dass London sich darauf kapriziere, andere, sprich: wirtschaftsfreundlichere, Regulierungen anzuwenden. Wie die katholische Kirche kann man die EU offenbar nie verlassen, auch wenn man sie verlassen hat.

Markus Somm ist Autor der SonntagsZeitung.
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Re: Brrrrrr-exit
« Antwort #2237 am: 2. Februar 2020, 15:19:32 »
Der seriöse Teil der Brexit-Argumente (nicht nur bei Somm) läuft darauf hinaus, dass der Gemeinsame Markt überbewertet sei, die Welt bietet Handelspartner genug und der Handel mit der EU sowie derer Anteil am Welthandel sei sowieso rückläufig.

Das passt durchaus, wenn man auf einen deregulierten Markt setzt, der ohne die sozialen Schutzrechte auskommt, die man in der EU für unverzichtbar hält. Dann benötigt man auch den Schutz und die Verhandlungsposition, die einem ein großer Block bietet, nicht unbedingt (obwohl das sicher interessant wird).

Die spannende Frage ist, ob genau das im Interesse der Mehrheit liegt.

Der Autor ist für seine Meinung bekannt. Als erfolgreicher Chefredakteur dagegen weniger, unter seiner Leitung verlor die Basler Zeitung binnen 6 Jahren fast die Hälfte der Leser ... da wundert man sich ein wenig über die Selbstsicherheit in solchen Prognosen.

Das UK macht ein großes Experiment. Den Ausgang kann man Angesichts der Komplexität nicht vorhersagen, allerdings ist eine derartige Umstellung mindestens auf die nächsten Jahre sicherlich mit großen Schwierigkeiten verbunden. Danach ... man wird's sehen.

Ich wäre jedenfalls ungern das Versuchskaninchen direkt im Zentrum des Geschehens.
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Re: Brrrrrr-exit
« Antwort #2238 am: 2. Februar 2020, 16:16:08 »
Würde wieder mal in mehrere Fäden passen, ich setze es mal hier rein.

Weidel hat ja keinen Eid geleistet ...



Zitat
Alice Weidel applaudiert für Schaden für Deutschland.

Der Brexit schadet nachweislich der deutschen Wirtschaft. Allein schon die Ungewissheiten während der langwierigen Brexit-Verhandlungen kosteten laut dem deutschen Außenhandelsverband die deutsche Wirtschaft 3,5 Milliarden Euro.
Frau Weidel applaudiert für diesen Brexit.

Deutschland ist die globale Exportnation. Unsere Wirtschaft lebt vom Erfolg im Außenhandel und der gelingt immer dann besonders gut, wenn man sich in gemeinsamen Wirtschaftszonen organisiert. Dass die Briten nun die EU verlassen haben, trifft also Deutschland auch in den nächsten Jahren besonders hart.
Frau Weidel applaudiert für diesen Brexit.

Durch den Austritt Großbritanniens aus der EU steigen für Deutschland der Anteil, den wir an den Kosten der EU tragen müssen. Sprich, ein solcher Austritt ist allein aus Finanzierungsgründen schon nicht unser Interesse.
Frau Weidel applaudiert für diesen Brexit.

Der Amtseid in Deutschland lautet: „Ich schwöre, dass ich meine Kraft dem Wohle des deutschen Volkes widmen, seinen Nutzen mehren, Schaden von ihm wenden, das Grundgesetz und die Gesetze des Bundes wahren und verteidigen, meine Pflichten gewissenhaft erfüllen und Gerechtigkeit gegen jedermann üben werde."
Frau Weidel ist eine Abgeordnete im deutschen Bundestag und applaudiert dennoch für Vorgänge, die uns allen schaden.

Kurz zusammengefasst: Alice Weidel nimmt Schaden für Deutschland für ihre Propaganda in Kauf.


https://www.facebook.com/fluegge.erik/posts/1264830463707326
Merke: Es genügt natürlich nicht, dämlich zu sein. Es soll schon auch jeder davon wissen!

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Re: Brrrrrr-exit
« Antwort #2239 am: 2. Februar 2020, 17:20:42 »
Der seriöse Teil der Brexit-Argumente (nicht nur bei Somm) läuft darauf hinaus, dass der Gemeinsame Markt überbewertet sei, die Welt biete Handelspartner genug und der Handel mit der EU sowie derer Anteil am Welthandel sei sowieso rückläufig.

Der seriöse Teil der Brexit-Argumente, also der mit der höchsten Wahrscheinlichkeit eintreffende, wurde nicht publiziert, weil er dem Wahlvolk nicht zu vermitteln gewesen wäre. Und wenn, dann hätte es dieses Folk sowieso nicht begriffen:

https://twitter.com/simon_price01/status/1223550261739782144

https://twitter.com/CubaMac24/status/1223997768181657600

 
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Re: Brrrrrr-exit
« Antwort #2240 am: 3. Februar 2020, 18:21:05 »
Wie die Allgäuer Tschüss sagt

An Rüdiger Hoffmann: Der Faschist sagt immer, da ist der Faschist  (in Anlehnung an die Signatur des geschätzten MitAgenten Schnabelgroß)

Wir kamen
Wir sahen
Wir traten ihm in den Arsch
 
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Re: Brrrrrr-exit
« Antwort #2241 am: 3. Februar 2020, 20:02:45 »
Monty Python, wie passend.
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Re: Brrrrrr-exit
« Antwort #2242 am: 4. Februar 2020, 22:46:30 »


Zitat
All of Boris Johnson's words and actions suggest that he is steering us towards a no deal Brexit at the end of the transition period for 2021. There are some who believe that he will actually deliver a soft Brexit and tell everyone that it was a hard Brexit. This does not seem realistic to me, and I go over the indicators of a no deal Brexit.




Zitat
Brexiteers were always going to have to hit reality at some point. It's extremely damaging for the UK, but they claimed it would be beneficial. So, now that we are no longer members of the EU, they can't hold off reality for much longer, so they've decided to just blame everyone else for the mess they're causing now.
 
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Re: Brrrrrr-exit
« Antwort #2243 am: 8. Februar 2020, 14:25:11 »




« Letzte Änderung: 8. Februar 2020, 14:53:19 von dtx »
 
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Re: Brrrrrr-exit
« Antwort #2244 am: 9. Februar 2020, 03:28:23 »



 
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Re: Brrrrrr-exit
« Antwort #2245 am: 9. Februar 2020, 10:02:33 »
 
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Re: Brrrrrr-exit
« Antwort #2246 am: 9. Februar 2020, 13:22:48 »
Puh .... muss man sich die ganzen Videos anschauen, um beim Brexit auf dem laufenden zu bleiben?
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Re: Brrrrrr-exit
« Antwort #2247 am: 9. Februar 2020, 14:08:38 »
Nein. Der "Brexit als solcher" ist doch durch, und die Verhandlungen über die künftigen Beziehungen zwischen UK und EU haben noch nicht mal begonnen.
Das wird man ja wohl noch sagen dürfen!
 
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Re: Brrrrrr-exit
« Antwort #2248 am: 9. Februar 2020, 17:06:56 »
Puh .... muss man sich die ganzen Videos anschauen, um beim Brexit auf dem laufenden zu bleiben?

Wenn Dir Arte zweieinhalb Stunden Brexit-"Backstage" aus der EU-Verhandlungskommission und aus Kreisen der Tories anbietet, hat das ja mit schlichtem "auf dem Laufenden bleiben" nichts zu tun.

Es wäre schon mal ein Hinweis darauf, daß mit Deinen Rundfunkgebühren Sinnvolleres produziert wird als Fußball und Tatort ...

Nein. Der "Brexit als solcher" ist doch durch, ...

... weil sich am Status Quo nichts mehr ändert? Könnte so sein. Phil meinte ja, daß es dafür Indizien gäbe.
 
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Re: Brrrrrr-exit
« Antwort #2249 am: 9. Februar 2020, 22:15:42 »
Ich find's generell etwas lieblos, ein Video nach dem anderen ohne jeglichen Kommentar oder eine Inhaltsangabe zu posten. An den Titeln sieht man das nicht, und generell wird man heutzutage sowieso mit mehr Content beworfen, als man sich anschauen kann.

Die volle Farce kommt noch, wenn eine unerfahrene und kleine britische Regierung mit China, USA, Indien und der EU gleichzeitig verhandeln möchte, während sie mit dem Rücken zur Wand stehen, weil die Exporte stagnieren. Diese Spiele dürften an Unterhaltungswert locker mit den vorbrexitischen Parlamentsspielen mithalten können.

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