Autor Thema: Presseschnipsel  (Gelesen 1363888 mal)

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Offline Gutemine

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Re: Presseschnipsel
« Antwort #2715 am: 30. Januar 2018, 04:54:32 »
Komisch, ich war der Meinung der Bericht in der NZZ zum Thema "Reichsbürger" bzw. dem Konkurenten von Rüdiger in Herzberg hätten wir gestern hier schon gehabt. Egal...erst mal ein Link zur FB-Seite der NZZ...die Kommentarspalte ist genial zu lesen.

[facebook]https://www.facebook.com/nzz/posts/1919750854734169[/facebook]

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Reichsbürger in Deutschland – die Geschichte einer Demütigung
In Deutschland schikanieren selbsternannte Reichsbürger den Staat. Ein Beispiel aus einer Kleinstadt, deren Bürgermeister sich zunehmend allein fühlte.

Christoph Dorner
28.1.2018

Ein Mann im Kartonkostüm taucht im Frühling 2015 auf dem Wochenmarkt in Herzberg auf, einem Städtchen 100 Kilometer südlich von Berlin. Der Mann ist Mitte vierzig, hat eine hohe Stirn und trägt eine schmale Brille. Der Karton hängt von seinen Schultern herab wie eine Rüstung, die Bauch und Rücken bedeckt. Darauf steht mit Filzstift geschrieben: «BRD ist eine Handelsfirma. DARUM sitzt der DIEB MICHAEL OECKNIGK CDU im Herzberger Rathaus statt im GEFÄNGNIS.» In dieser Montur kommt der Mann wieder, jeden Donnerstag. Er spricht Passanten an, sie winken ab. Lieber keinen Ärger.

Der Mann heisst Frank Wolfgang Richter. Seit 17 Jahren sabotiert er die Verwaltung in Herzberg und besonders Michael Oecknigk, den langjährigen Bürgermeister (Gemeindepräsidenten). Richter ist kein einzelner Irrer, sondern ein selbsternannter Reichsbürger. Die lose, teilweise rechtsextreme Bewegung erkennt die Bundesrepublik nicht an. Nach ihrer Lesart verlor das Grundgesetz mit der Wiedervereinigung 1990 seine Gültigkeit. Deutschland existiere stattdessen wieder als Reich in den Grenzen von 1937, sagen die einen; die anderen beziehen sich auf das Kaiserreich. Die Reichsbürger verweigern jegliche Kooperation mit Behörden und zahlen etwa keine Steuern. Lange wurden sie als skurrile Quertreiber belächelt. Mittlerweile gibt es laut dem Verfassungsschutz 15 600 solcher Verschwörungstheoretiker, und sie werden zunehmend zum Problem. 2016 erschoss ein Reichsbürger in Bayern einen Polizisten.

Michael Oecknigk hat versucht, mit Richter zu reden, mehrfach. Und mehrfach hätte er ihn am liebsten geohrfeigt. Stattdessen zeigte er den Reichsbürger an wegen übler Nachrede. Es gab eine Verhandlung im Amtsgericht, in welcher der Reichsbürger behauptete, es lägen gegen die Richterin Anzeigen wegen Befangenheit vor. Als die Richterin sich zurückzog, um die Behauptung zu prüfen, spazierte der Angeklagte aus dem Amtsgericht und kehrte nicht zurück.

Bei einer zweiten Verhandlung erschien er gar nicht erst. Oecknigk schäumte vor Wut. So einer müsste in Handschellen vor Gericht gebracht werden, dachte er. Der Reichsbürger wurde in Abwesenheit zu einer Geldstrafe verurteilt. Aber deren Zahlung kann der Staat vergessen, ebenso wie die Erstattung der Verfahrenskosten: Der Verurteilte ist pleite. Oecknigk sagt heute: «In der Sache ist bei mir der Glaube an den Rechtsstaat verloren gegangen.»

Es ist ein sonniger Wintertag, ein paar Menschen huschen über den historischen Marktplatz von Herzberg, vorbei an den herausgeputzten Reihenhäusern und der rostbraunen Backsteinkirche. Im Rathaus sitzt Michael Oecknigk, 57 Jahre, in seinem holzvertäfelten Büro. Er hat den Bauch eines lokalen Würdenträgers; Gästen legt er zur Begrüssung den Arm auf die Schulter. Zu DDR-Zeiten war er einer der besten Bäcker des Bezirks, wie eine Urkunde an der Wand bezeugt. Oecknigk ist Kirchgänger und im Schützenverein. Als er im April 2017 an einem Seniorennachmittag verkündete, dass er nach 24 Jahren als Bürgermeister nicht mehr kandidieren würde, fragten sich die Herzberger ungläubig: Warum?

Der Reichsbürger wurde in Abwesenheit zu einer Geldstrafe verurteilt. Aber deren Zahlung kann der Staat vergessen, ebenso wie die Erstattung der Verfahrenskosten: Der Verurteilte ist pleite

Oecknigk und Richter haben am Anfang ihres Zweikampfes etwas gemein: Beide suchen einen Weg in die Politik, beide in konservativen Parteien. Oecknigk protestiert im Herbst 1989 mit anderen Bürgern gegen die DDR-Regierung. 1993 wird er für die CDU zum Bürgermeister gewählt. Herzberg braucht damals ein neues Spital, eine Kläranlage, ein Gewerbegebiet. Oecknigk rotiert, ist bis zu 80 Stunden pro Woche unterwegs, besucht Senioren, Vereine und Partnerstädte. Er wird zu einem Mann der Mitte der Gesellschaft.

Richter startet bereits am Rand der Gesellschaft. Er wohnt mit seiner Ehefrau in einem Haus aus grauem Spritzbeton, die Storen sind heruntergelassen, das Grundstück ummauert. Auf einem Schild steht: «Dieses Haus steht unter Selbstverwaltung.» Richter reagiert nicht auf Klingeln, ebenso wenig auf E-Mails; offenbar redet er nicht mit Journalisten, wie die meisten Reichsbürger. Seine Radikalisierung lässt sich rekonstruieren anhand seiner Spuren im Internet und des Papierkriegs, den er sich mit der Stadtverwaltung liefert. Die Akten füllen im Rathaus zwei Ordner, von denen der neuere vorsorglich bis 2020 datiert ist.

Richter wird 1990 Bürgermeister des Dorfes Gräfendorf bei Herzberg, für die konservative Kleinstpartei DSU. Im Amt schimpft der junge Tischler gegen alle, die sich erst mit der DDR und nun mit der BRD arrangiert haben. Also gegen fast alle. Bald verliert er sein Ehrenamt. 1994 kandidiert er bei der Europawahl, erfolglos. Richter wechselt zur rechtsextremen DVU und arbeitet für einen Landtagsabgeordneten. 2000 liest Richter im Internet die Pamphlete des selbsternannten «Reichskanzlers» Wolfgang Ebel, der mit seiner Mitte der achtziger Jahre gegründeten «Kommissarischen Reichsregierung» als Vordenker der Reichsbürger gilt: Das Deutsche Reich in den Grenzen von 1937 bestehe fort, die Bundesrepublik sei nur eine Firma. Deshalb seien Zahlungsansprüche von Gemeinden illegal.

Am 1. April 2001 schreibt Richter der Stadtverwaltung, dass er als Staatsbürger des Deutschen Reiches die Grundsteuer für sein Haus nicht mehr bezahlen werde. Im Rathaus ist man ratlos. Ein Mitarbeiter macht sich über den «Reichskanzler» Wolfgang Ebel schlau und findet einen Zeitungsartikel. Ein Satz ist grün markiert: Ebel sei geschäfts- und schuldunfähig und somit nicht zur Verantwortung zu ziehen. Oecknigk und seine Mitarbeiter ahnen, dass Ärger auf sie zukommt.

Richter kämpft bald an allen Fronten: gegen das Hortgeld für seine Kinder, gegen die Eingemeindung von Gräfendorf nach Herzberg, gegen die Gebühr für den Abwasserzweckverband. Der Abwasseranschluss ist Pflicht; als Richter ihn kappt, rückt die Polizei mit einem Installateur an. Der muss feststellen: Richter hat den Anschluss einbetoniert.

Oecknigk ist fassungslos. Seine Verwaltung beginnt mit Zwangsvollstreckungsmassnahmen, lässt Richters Gehalt pfänden. Der Reichsbürger zahlt Geldstrafen nicht und muss deshalb 2004 ins Gefängnis. Erst schickt der «Reichskanzler» Ebel nun für Richter Pamphlete ins Rathaus, dann überwirft Richter sich selbst mit seinem Vorbild. Vor sein Haus stellt er eine «Tafel der Betrüger», auf der er die «Diktatur Bundesrepublik Deutschland», die «Systemmedien» und Michael Oecknigk anprangert. Der Bürgermeister will die Tafel entfernen lassen. Doch sie steht auf Richters Grundstück. Nichts zu machen.

Im Rathaus gibt es wiederholt Besprechungen zum Reichsbürger. Die Verwaltung versucht, ihn entmündigen zu lassen, um die fünf Kinder aus der Familie zu holen. Ohne Erfolg. Oecknigk sucht Hilfe beim Landratsamt und beim Innenministerium. Ohne Erfolg, die Reichsbürger wurden deutschlandweit lange nicht als ernsthaftes Problem erkannt. Richters Haus soll zwangsversteigert werden. Ohne Erfolg: Richters Vater begleicht plötzlich die Schulden seines Sohnes. Der Reichsbürger schreibt im Internet, dass er nun für seine Überzeugungen alles aufs Spiel setzen würde. Wie die Menschen, die aus der DDR geflüchtet seien.

Richter kämpft bald an allen Fronten: gegen das Hortgeld für seine Kinder, gegen die Eingemeindung von Gräfendorf nach Herzberg, gegen die Gebühr für den Abwasserzweckverband.

Richter setzt sich mit seiner Familie nach Norwegen ab. Als im Sommer 2011 eine Bombe in Oslo und Schüsse auf der Insel Utöya 77 Menschen töten, denkt Oecknigk: Das war Richter. Es war Anders Breivik.

2014 kehrt Richter nach Herzberg zurück. Er geht mit seiner Kartonrüstung auf den Wochenmarkt, schickt wieder seitenweise Reichsbürger-Schreiben. Doch der Furor lässt nach. Er scheint müde zu werden, denkt Oecknigk.

Der Bürgermeister steht längst vor neuen Herausforderungen. Es gibt jetzt Flüchtlinge in Herzberg. Ein syrischer Coiffeurlehrling verletzt seine Chefin mit einem Messer schwer, die AfD demonstriert auf dem Marktplatz. In der Kommunalpolitik wird Oecknigk immer häufiger für Alleingänge kritisiert. In den sozialen Netzwerken wird er angefeindet. Jemand schreibt auf Facebook: «Auch Caesar ist von seinen Untergebenen erstochen worden.»

Im Bundestagswahlkampf 2017 steht Oecknigk auf einer Bühne mit Angela Merkel im benachbarten Finsterwalde. Die Bundeskanzlerin wird dort und anderswo in Ostdeutschland so heftig ausgepfiffen, dass ganz Deutschland darüber redet. Oecknigk kann den Hass auf demokratisch gewählte Amtsträger nicht nachvollziehen. Sind die Reichsbürger dafür die Wegbereiter gewesen?

Als Oecknigk seinen Amtsverzicht ankündigt, beklagt er Respektlosigkeiten und Demütigungen. Damit meint er nicht nur den Reichsbürger. Der Bürgermeister fühlt sich zunehmend allein. Er ist froh, als er im Januar sein Amt abgibt. Sein Nachfolger ist ein parteiloser Polizist.

Das letzte Mal sind sich Oecknigk und Richter im August begegnet. Richter kam im grünen Tarnanzug auf dem Velo angefahren und rief: «Oecki, wir haben noch eine Rechnung offen.»

Der abgetretene Bürgermeister sagt, Angst vor einem Angriff habe er zwar nicht. «Ich weiss aber auch nicht, ob ich mich im Notfall auf die Zivilcourage meiner Mitmenschen verlassen könnte.»
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https://www.nzz.ch/gesellschaft/kopie-von-die-geschichte-einer-demuetigung-ld.1351059

@SchlafSchaf

Die Fitz hat schon lange einen an der Klatsche. Ich würde sagen: Das ist die Altersdemenz und zunehmende Unwichtigkeit. Ins Dschungelcamp will sie wohl nicht um ein bisschen Aufmerksamkeit zu bekommen, da versucht man es lieber mit Auftritten bei ganz wichtigen Internetsendern von VTlern.  ;D

Dank Schrang hat sie es jetzt -nach 3 oder 4 Jahren vergeblichen versuchen- endlich mal wieder in die "Lügenpresse" geschafft.
« Letzte Änderung: 30. Januar 2018, 04:57:37 von Gutemine »
"Der Pfarrer predigt nur einmal!"
 
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Re: Presseschnipsel
« Antwort #2716 am: 30. Januar 2018, 10:04:19 »
Angeblich hat man in Bremen 116 Reichis namentlich ausgemacht und angeblich fährt man dort eine Null-Toleranz-Strategie ... nu, ja ...

Man ist auch ganz glücklich, daß Bremer Reichis angeblich keine scharfen Waffen haben, sondern nur SSW.

Vielleicht doch noch mal genauer hinschauen ...?   ^-^

Zitat
116 Staatsleugner in der Hansestadt
Null-Toleranz-Strategie gegen Bremer Reichsbürger

Frank Hethey 29.01.20183 Kommentare
Der Verfassungsschutz zählt derzeit 116 Reichsbürger in Bremen. Im Umgang mit ihnen rät der oberste Verfassungsschützer Dierk Schittkowski zu einer Null-Toleranz-Strategie.
Spoiler
Auch in Bremen gibt es sie: sogenannte Reichsbürger, die nichts mit diesem Staat zu schaffen haben wollen. Die die Existenz der Bundesrepublik leugnen und sich stattdessen als Bürger eines angeblich fortbestehenden Reichs wähnen. Sei es nun des Deutschen Reichs in den Grenzen von 1937 oder des Kaiserreichs. Etliche Jahre galten die Reichsbürger nur als notorische Besserwisser, als Plagegeister für Behördenmitarbeiter. Doch spätestens seit Oktober 2016, seit ein bekennender Reichsbürger in Bayern tödliche Schüsse auf einen Polizisten abfeuerte, hat sich die öffentliche Wahrnehmung drastisch verändert. Plötzlich erscheinen Reichsbürger als viel zu lange vernachlässigte und unterschätzte Gefahr. Zumal sie bundesweit erheblichen Zulauf verzeichnen können: Innerhalb eines Jahres ist ihre Zahl von 10.000 auf jetzt 15.600 angewachsen.     

Nicht organisiert

Ein Anstieg, der sich auch in Bremen widerspiegelt. Aktuell sind 116 Reichsbürger namentlich bekannt, 16 mehr als im Vorjahr. Damit sei zu rechnen gewesen, sagt der Chef des Bremer Verfassungsschutzes, Dierk Schittkowski. „Bremen hat immer ungefähr einen Anteil von einem Prozent an solchen Phänomenen." Absolut verlässlich ist diese Zahl indessen nicht, Schittkowski spricht von einer unbekannten Dunkelziffer und hoher Fluktuation. Was an Daten vorliegt, hat der Verfassungsschutz im jüngsten Bericht von 2017 akribisch analysiert. Der durchschnittliche Reichsbürger in Bremen ist danach männlich und 49 Jahre alt. Allerdings gibt es mit 30 Prozent auch einen beachtlichen Frauenanteil. 15 Prozent der Reichsbürger sind schon bei mehreren Behörden unangenehm aufgefallen. Ebenfalls 15 Prozent – aber nicht unbedingt dieselben Personen – sind polizeilich auffällig geworden: durch Beleidigungen, Widerstand gegen Vollstreckungsbeamte oder Kontakt zu verfassungsfeindlichen Organisationen.     

In organisierter Form treten die Reichsbürger in Bremen nicht in Erscheinung. Es gibt keine Aufmärsche, keine publikumswirksamen Aktionen wie von der Identitären Bewegung. „In Bremen sind keine Reichsbürger-Gruppen bekannt, die durch gemeinsame Aktionen auffallen“, sagt Schittkowski. „Wir haben es mit Kleingruppen und Einzelakteuren zu tun.“ Die Kleingruppen sind allenfalls in der Kneipe beim Stammtisch anzutreffen, als Einzelakteure legen sie sich mit Staatsdienern an. Bei ihrer Fundamentalopposition profitieren die Reichsbürger nach Erkenntnissen des Verfassungsschutzes enorm vom Internet. „Gerade die sozialen Netzwerke bieten Einzelakteuren vielfältige Möglichkeiten, ihr Gedankengut zu verbreiten und Unbedarfte zu überzeugen“, sagt Schittkowski. 

 Amtshilfe für Behördenmitarbeiter

Gleichwohl setzt der Verfassungsschutz die Reichsbürger nicht ohne Weiteres mit Rechtsextremisten gleich. Was auch daran zu ermessen ist, dass sie in den Berichten des Nachrichtendienstes in einem eigenen Kapitel abgehandelt werden – zusammen mit den „Selbstverwaltern“, die das Recht für sich in Anspruch nehmen, ihren Grund und Boden zu einem souveränen Staatsgebiet erklären zu können. Zu den Stammtischen der Reichsbürger gesellen sich laut Schittkowski zwar auch mal Rechtsextremisten, „aber nicht in großem Umfang“. Dauerhaft seien die Kontakte eher nicht – zumeist belächelten die Rechtsextremisten die Reichsbürger.     

Also Entwarnung, die Reichsbürger doch nur als harmlose Spinner? Nein, so will Schittkowski nun auch nicht verstanden werden. „Weil eben mehr dahinter steckt als nur ein Individuum, das einfach mal durchdreht.“ Es sei ein Fehler, Reichsbürger oder Selbstverwalter nur als Querdenker oder Querulanten abzutun. Als einen Menschenschlag, den es schon immer gab. „Bislang hatten wir nichts Vergleichbares. Es steckt eine Bewegung dahinter. Das musste erst einmal an die Öffentlichkeit gespült werden.“

Seine Hauptaufgabe sieht Schittkowski in der Aufklärung. Die versteht er auch als eine Art Amtshilfe für Behördenmitarbeiter, die sich lange Zeit keinen rechten Reim auf die Reichsbürger machen konnten. Schon vor den tödlichen Schüssen in Bayern wurden die Behörden aufgefordert, auffällige Reichsbürger zu melden. Die Resonanz war enorm: Ob bei Bußgeld- oder Passangelegenheiten im Stadtamt, ob im Steuerwesen oder gegenüber Gerichtsvollziehern – überall gerierten sich Reichsbürger als Totalverweigerer.

Überschaubarer Waffenbesitz

Eine Haltung, die Schittkowski ihnen nicht durchgehen lassen will. Im Umgang mit Reichsbürgern predigt der Bremer Verfassungsschutz eine Null-Toleranz-Strategie. Wenn ein Reichsbürger seinen Personalausweis zurückgebe, dürfe der Staat das nicht einfach hinnehmen. Als Vorbild nennt Schittkowski die Behördenarbeit in Schleswig-Holstein, dort würden pro Tag fünf Euro Lagergebühren für die Aufbewahrung des Ausweises verlangt. Auch bei Drohungen gegen Gerichtsvollzieher dürfe der Staat nicht klein beigeben, vielmehr müsse sofort Polizei eingesetzt werden.

Anders als in Bayern oder Sachsen-Anhalt geht von bewaffneten Reichsbürgern in Bremen offenbar keine unmittelbare Gefahr aus. Nur drei von ihnen hätten überhaupt einen kleinen Waffenschein, sagt Schittkowski. Den muss beantragen, wer sich eine Schreckschuss- , Reizstoff- oder Signalwaffe zulegen will. Der oberste Verfassungsschützer erklärt den überschaubaren Waffenbesitz mit dem städtischen Umfeld. In ländlichen Regionen gebe es traditionell mehr Jäger und Schützenvereine, dadurch auch mehr Waffen in privater Hand. Doch Schittkowski will weiterhin auf der Hut sein. „Wir werden die Reichsbürger weiter sehr genau beobachten.“
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https://www.weser-kurier.de/bremen/bremen-stadt_artikel,-nulltoleranzstrategie-gegen-bremer-reichsbuerger-_arid,1694994.html
Merke: Es genügt natürlich nicht, dämlich zu sein. Es soll schon auch jeder davon wissen!

„Nur weil es Fakt ist, muß es noch lange nicht stimmen!“ (Nadine, unerkannte Philosophin)
 

Offline Gutemine

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Re: Presseschnipsel
« Antwort #2717 am: 30. Januar 2018, 19:14:10 »
Eine "GEZ"Verweigererin, will nicht nur nicht zahlen, sie stellt auch noch hohe Rechnungen. Die "Musterschreiben" findet man ja auf Facebook bei den echten Youtube-Juristen. Vorher war sie noch 6 Wochen in Vorführungshaft...aber, das war wohl nur die "Person", nicht der "Mensch". Vielleicht ein kleiner Trost für sie.  ;D

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Prozess im dritten Versuch
Keine Rundfunkgebühren gezahlt und den rbb erpresst: Geldstrafe!

 Zweimal schwänzte Anja F. ihren Prozess. Im dritten Versuch konnte dann verhandelt werden.

Eine Steglitzerin weigerte sich, ihre Rundfunkgebühren zu zahlen – und noch mehr: Sie versuchte sich als Erpresserin, forderte 8,191 Millionen US-Dollar vom rbb. Am Dienstag wurde sie verurteilt: 4800 Euro Geldstrafe. Und Gebühren für den Öffentlich-Rechtlichen Rundfunk muss sie auch bezahlen.

Amtsgericht Tiergarten. Aufruf zum Aktenzeichen 254 Ds 52/17. Es ist der dritte Versuch, Anja F. (54) den Prozess zu machen. Zweimal kreuzte sie nicht auf zum Termin. Diesmal ist die gelernte Bürokauffrau gezwungenermaßen da: Seit 14. Dezember 2017 wartet sie im Frauengefängnis auf den Prozess. Sechs Wochen Hafterfahrung ließen die Gebührenverweigererin demütig werden: „Das ist nicht wirklich schön.“

507,74 Euro Rundfunkgebühren hatte sie nicht bezahlt. Am 28. Oktober 2016 schickte sie ein Schreiben an den Rundfunk Berlin-Brandenburg, adressiert an den Vorsitzenden des Verwaltungsrates und dessen Vorgänger. Würden nicht sofort 8.191.000 US-Dollar in einer „Frist von 72 Stunden und 2 Tagen“ gezahlt, werde sie das Pfandrecht in ein US-amerikanisches Schuldnerregister eintragen lassen und „in den kommerziellen Handel geben“.
Trick in der Reichsbürger-Szene beliebt

Hört sich absurd an, ist es aber nicht: Dort kann man jede Forderung anmelden, auch wenn sie gar nicht berechtigt ist. Über Behörden auf Malta konnte das lange tatsächlich vollstreckbar werden in Deutschland. Die Richterin: „Hatte mal jemand Erfolg damit?“ Ein ehemaliger RBB-Justitiar, damals mit der Sache befasst: „Nein. Aber wir nahmen das ernst. Es war relativ leicht, solche Forderungen gegen uns geltend zu machen.“ Er nennt es „Malta-Masche“. Sehr beliebt in der sogenannten Reichsbürger-Szene, welche die Existenz der Bundesrepublik negiert, keine Steuern zahlt. Laut Verfassungsschutz umfasst die Szene 15.600 Menschen, 900 gelten als rechtsextrem. Das erklärt, warum der Prozess gegen die nicht vorbestrafte Anja F. unter hohen Sicherheitsvorkehrungen stattfindet: Absperrgitter, Personenkontrollen, die Justizwachtmeister tragen schusssichere Westen.

Die Staatsanwältin sagt, Anja F. habe „versucht, einen Menschen rechtswidrig durch Drohung mit einem empfindlichen Übel zu einer Handlung zu nötigen und dadurch dem Vermögen des Genötigten Nachteil zuzufügen.“ Versuchte Erpressung, ihr drohen bis fünf Jahre Haft (§253 StGB).
Anja F.: „Bin kein Reichsbürger“

Anja F. sagt, sie halte die Rundfunk-Gebühren für eine „absolut ungerechtfertigte Zwangsabgabe“. Sie habe weder Fernseher noch Radio, noch tauge ihr Mobiltelefon zum Abspielen öffentlich-rechtlicher Programme. In Deutschland würden im Monat pro Haushalt 17,50 Euro fällig, im ähnlich aufgestellten Frankreich nur 10 Euro, in Polen sogar nur 5 Euro. Mit den Milliarden würden öffentlich-rechtliche Anstalten Wettbewerbsvorteile gegenüber Privatsendern finanzieren. Mehr als 40 Beschwerden lägen beim Bundesverfassungsgericht, welches immer noch nicht darüber entschieden habe. „Ich bin kein Reichsbürger, ich erkenne das Grundgesetz an“, sagt die Angeklagte. „Ich wollte die Verantwortlichen zum Nachdenken bewegen. Mein Fehler war, dass ich den Rechtsweg nicht einhielt.“

Die Richterin sagt: „Sie haben sich verrannt in Selbstjustiz, Reichsbürger-Vorlagen unreflektiert aus dem Internet übernommen.“ Die 4800-Euro-Strafe könne sie in Monatsraten von 100 Euro abstottern (dauert vier Jahre). Oder alles auf einmal bezahlen. Oder an 120 Tagen abarbeiten. Dann wird Anja F. Nach sechs Wochen Haft wieder frei gelassen. „Alles Gute“, wünscht die Richterin.
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https://www.bz-berlin.de/tatort/menschen-vor-gericht/keine-rundfunkgebuehren-gezahlt-und-den-rbb-erpresst-geldstrafe
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Offline dieda

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Re: Presseschnipsel
« Antwort #2718 am: 31. Januar 2018, 01:05:37 »
Presseschnipsel, u.a. als audio/ podcast:

1. Kohlmann mal wieder! Der Ex Republikaner, Pro Chemnitz- Aktivist und Kurzzeit- Adrian- Ursache Verteidiger Martin Kohlmann bedroht das Gericht, redet bei seinem Plädoyer vor den OLG für den Angeklagten Mike S(*idel) von der Gruppe Freital und mit bekannten Verbindung zu F(reien) K(ameradschaft) D(resden) von "Systemwechsel" und von "Verfahren gegen die Richter" wegen Rechtsbeugung und Freiheitsberaubung. Das lässt selbst gestandenen Jurnalisten die Kinnlade aushaken:

Deutschlandradio Kultur:
https://t.co/v9LXWIwYR1?amp=1

Dazu ein Screen aus einem Prozessbericht der Nebenklagevertreter:


Quelle: https://www.gruppe-freital-nebenklage.de/2018/01/30/30-01-2018/#more-485

2. Ein längeres Interviev mit dem neuen Innenminister von Sachsen, u.a. zum im Freistaat fortan geplanten härteren Umgang mit den Reichsbürgern (ab 25:15):

https://www.mdr.de/sachsen/audio-612876_zc-ecc53a13_zs-570f6b3d.html
« Letzte Änderung: 31. Januar 2018, 01:13:25 von dieda »
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Re: Presseschnipsel
« Antwort #2719 am: 31. Januar 2018, 08:14:52 »
Ein Lagebericht zum Thema Reichsbürger aus dem Landkreis Bautzen:

http://m.sz-online.de/sachsen/notorische-querulanten-3870419.html

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Dienstag, 30.01.2018

Notorische Querulanten

Im Landkreis Bautzen leben mindestens 120 Reichsbürger. Sie halten Polizei und Verwaltungen auf Trab.

Von Sebastian Kositz

Die Existenz der Bundesrepublik stellen Reichsbürger infrage, basteln sich stattdessen ihre eigenen Pässe – und wähnen sich damit in ihrer eigenen Welt.
© dpa

Bautzen. Einsicht? Fehlanzeige. Die Zulassung für das Auto war schon vor fünf Jahren abgelaufen, trotzdem gondelte der 62-Jährige mit dem Peugeot weiter munter durch die Gegend. Doch damit nicht genug. Als Polizisten den Mann Mitte Januar bei einer Verkehrskontrolle in Bretnig von der Straße winken, müssen die Beamten feststellen, dass gegen den Fahrer auch ein offener Vollstreckungshaftbefehl über 3 300 Euro vorliegt. Weil der 62-Jährige nicht zahlen kann, soll er festgenommen werden. Was nicht so einfach ist. Erst nach wüsten Beschimpfungen und Versuchen, sich loszureißen, klicken die Handschellen.


Bei dem renitenten Herren handelte es sich nach eigenem Bekunden um einen sogenannten Reichsbürger. Menschen, die in ihrer ganz eigenen Welt leben, die Bundesrepublik Deutschland als Staat mitsamt seiner Gesetze für null und nichtig erklären, sich eigene Ausweise basteln, auf ihrem Grund und Boden Fantasiereiche gründen – und deshalb auch immer wieder mit den Vertretern der Behörden aneinandergeraten. Erstmals hat die Polizei jetzt für den Landkreis Bautzen eine konkrete Zahl bekannt gegeben, verweist auf etwa 120 Personen, die der Reichsbürgerbewegung zuzurechnen sind. Sachsenweit gehen die Behörden inzwischen von 1 300 Reichsbürgern aus, hatten die Zahl erst zum Jahresende deutlich nach oben korrigiert.

Bei den 120 Reichsbürgern, die im Landkreis leben, handelt es sich um Personen, die „sich selbst der sogenannten Reichsbürgerbewegung zurechnen“, sagt Thomas Knaup, Sprecher der für den Landkreis Bautzen zuständigen Polizeidirektion in Görlitz. Dass die Zahl rasant steigt, heiße aber nicht, dass es in der Region tatsächlich immer mehr Reichsbürger gibt, erklärt der Polizeisprecher. Vielmehr werden den Beamten einfach nur mehr Menschen aus der Reichsbürgerszene bekannt. Die Statistik dazu gibt es erst seit wenigen Jahren.

Als Extremisten eingestuft

Dennoch spricht Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer (CDU) von einem Krebsgeschwür, hat Reichsbürgern und ihren kruden Theorien den Kampf angesagt. Weil sie die Institutionen des Staats nicht anerkennen, komme es immer wieder zu Konflikten mit den Behörden – und Verstößen gegen die Gesetze. Sachsens Verfassungsschutz hat die Reichsbürger längst als Extremisten eingestuft. Die Reichsbürger sind für viele Straftaten verantwortlich, erklärt der Regierungschef.

So wie jüngst in Bretnig. Wegen des Vollstreckungshaftbefehls kam der 62-Jährige sofort ins Gefängnis, zudem wurde er wegen des Verstoßes gegen das Pflichtversicherungsgesetz und Widerstands gegen Vollstreckungsbeamte angezeigt. Übliche Verfehlungen, mit denen Reichsbürger im Kreis Bautzen immer wieder auffallen. Dazu gehören Nötigung, Amtsanmaßung, Bedrohungen und Beleidigungen, wie Till Neumann von der Staatsanwaltschaft in Görlitz erklärt. „In Einzelfällen gibt es Körperverletzungsdelikte gegen Vollzugsbeamte oder Gerichtsvollzieher.“ Immerhin: Schwere Straftaten, seien nicht bekannt.

Polizeisprecher Thomas Knaup nennt für die vergangenen beiden Jahre 230 Fälle, bei denen Reichsbürger in den beiden Kreisen Bautzen und Görlitz der Polizei aufgefallen waren. „Davon betrafen 79 Sachverhalte den Landkreis Bautzen“, sagt Thomas Knaup. Die große Mehrzahl der Fälle, so erklärt der Polizeisprecher, seien aber strafrechtlich nicht relevant gewesen. Denn die Beamten müssen sich beispielsweise oft mit seitenlangen Briefen an Behörden befassen, in denen die Absender erklären, warum es die Bundesrepublik gar nicht gebe.

Viele Beamte im Einsatz

Für die Polizei geht es dabei vor allem darum, zu überprüfen, ob in den Schreiben strafrechtlich relevante Inhalte stecken. Eine Aufgabe, die „eine nicht zu unterschätzende Anzahl an Beamten“ bindet, so Thomas Knaup. Die könnten nicht für andere, wichtigere Aufgaben eingesetzt werden.

Mehr noch als die Polizei haben indes die Mitarbeiter in den kommunalen Behörden mit den Reichsbürgern zu tun. Im Ordnungsamt der Kreisverwaltung trudeln beinah täglich Briefe von Reichsbürgern ein, gelegentlich werden Mitarbeiter angepöbelt. Auch im Jobcenter sei die Zusammenarbeit mit den einschlägigen Kunden „problembelastet bis unmöglich“, erklärt Peter Stange von der Pressestelle im Landratsamt. Auf 50 bis 80 Personen schätzt er die Anzahl der bekannten Querulanten.

Und auch in den Rathäusern haben die Bediensteten immer wieder mit Reichsbürgern zu tun. Dazu zählen auch jene, die ihren Pass und den Personalausweis abgeben wollen. Die Stadt Kamenz verweist auf vier Fälle, ähnlich viele gab es in Radeberg. Etwa zwei Fälle im Jahr gebe es in Bautzen. Dort lassen sich die Mitarbeiter gar nicht auf eine Diskussion ein. „Die Dokumente werden nicht entgegengenommen. Man kann weder Personalausweis und Pass, noch seine Staatsbürgerschaft einfach abgeben“, sagt Stadtsprecher André Wucht
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Tolereranzparadoxon: "Denn wenn wir die uneingeschränkte Toleranz sogar auf die Intoleranten ausdehnen, (...) dann werden die Toleranten vernichtet werden und die Toleranz mit ihnen.“ Karl Popper
 

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Re: Presseschnipsel
« Antwort #2720 am: 31. Januar 2018, 11:26:43 »
Zitat
Sechs Wochen Hafterfahrung ließen die Gebührenverweigererin demütig werden: „Das ist nicht wirklich schön.“

Hoffentlich bekommen wir das auch bald vom Entenkönig zu hören!  ;D
Zyniker, der - Schuft, dessen mangelhafte Wahrnehmung Dinge sieht, wie sie sind, statt wie sie sein sollten.
Wörterbuch des Teufels - Ambrose Bierce
 

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Re: Presseschnipsel
« Antwort #2721 am: 31. Januar 2018, 14:36:58 »
Artikel im BNR

Leider werden auch hier nur die "offiziellen" Delikte angeführt

Spoiler
Durchschnittlich verübten „Reichsbürger“ bundesweit an jedem Tag des vergangenen Jahres mindestens zwei politisch motivierte Straftaten. Dabei zählte das Bundeskriminalamt (BKA) 251 Nötigungen beziehungsweise Bedrohungen, 81 Volksverhetzungen, 78 Erpressungen und zwölf Verstöße gegen das Waffengesetz. Die mit Abstand meisten Delikte wurden in Bayern festgestellt. Seit November 2016 beobachten die Verfassungsschutzbehörden des Bundes und der Länder die „Reichsbürger“-Bewegung als Sammelbeobachtungsobjekt. Gegen Staatsbedienstete registrierte das BKA im vergangenen Jahr 116 Straftaten, die von „Reichsbürgern“ begangen wurden, darunter Delikte wie Erpressung, Nötigung, Volksverhetzung, Bedrohung und öffentliche Aufforderung zu Straftaten. 1000 Personen waren zum Stichtag 30. September 2017 im Besitz einer oder mehrerer waffenrechtlichen Erlaubnisse, das sind rund 6,5 Prozent der insgesamt rund 15 000 „Reichsbürger“. In der Gesamtbevölkerung beträgt der Anteil waffenrechtlicher Erlaubnisse lediglich zwei Prozent.
[close]

https://www.bnr.de/artikel/aktuelle-meldungen/gef-hrliche-reichsb-rger-szene
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Re: Presseschnipsel
« Antwort #2722 am: 31. Januar 2018, 15:24:56 »
Bloß gut, daß man sich erst einmal geweigert hat, die Strafe zu bezahlen, sonst wäre die Wortmarke nicht erschienen und die "waffenrechtlich relevanten Gegenstände" wären gar nicht entdeckt worden:    ;D

Zitat
Mittwoch, 31.01.2018, 15:02
Am frühen Mittwochmorgen haben Einsatzkräfte der Polizei Höxter auf Grund eines Durchsuchungsbeschlusses ein landwirtschaftliches Anwesen in Borgentreich-Großeneder nach Waffen durchsucht.

Der Beschuldigte steht im Verdacht der sog. "Reichsbürger"-Szene nahezustehen. An dem Einsatz waren u.a. auch Beamte eines Spezialeinsatzkommandos und der Bereitschaftspolizei beteiligt. In dem Objekt wurden fünf Personen angetroffen. Vier von ihnen konnten nach Feststellung ihrer Identität wieder entlassen werden. Gegen einen 25-jährigen Borgentreicher lagen zwei Haftbefehle vor. Nach Zahlung der geforderten Geldsumme wurde auch er wieder entlassen. Bei der Durchsuchung konnten waffenrechtlich relevante Gegenstände aufgefunden werden. Ein in dem Wohnhaus befindlicher Kampfhund wurde bei dem Einsatz durch Polizeikräfte erschossen./He

https://www.focus.de/regional/nordrhein-westfalen/kreispolizeibehoerde-hoexter-durchsuchung-auf-gehoeft_id_8393562.html


Und in Aichach war man wohl auch erfolgreich. 15 Monate ist schon nicht schlecht.   ;D
@Neuschwabenland : Konntest Du da sein?

Heute morgen las man:
https://www.br.de/radio/bayern1/inhalt/bayern-regional/mutmasslicher-reichsbuerger-aus-donauwoerth-vor-gericht-100~_node-71ab10ca-409d-4b31-a6dd-4c575ffdc53d_-d65d0bb0299355168c32ed86c6bea4b5033fdd7a.html

Und jetzt eben:

Zitat
Amtsgericht Aichach
Haft für "Reichsbürger"

Das Amtsgericht Aichach hat einen so genannten Reichsbürger wegen Bedrohung, Beleidigung und Widerstands gegen Polizeibeamte zu einem Jahr und drei Monaten Haft verurteilt. Von Barbara Leinfelder
Spoiler
Das Gericht unter dem Vorsitz vor Richter Walter Hell sah es als erwiesen an, dass der 51-Jährige Staatsbeamte als Nazis betitelt und mit dem Tod bedroht und bei seiner Verhaftung in Donauwörth sich in seiner Wohnung verschanzt und massiv widersetzt hat.
Was war geschehen?

Donauwörth im November vergangenen Jahres: Die Polizei rückt mit sechs Streifenbeamten an und klingelt an der Haustüre des Mannes. Der wurde wegen verschiedener Vorfälle von den Behörden als "gefährlich" eingestuft. Die Behörden vermuten in ihm einen so genannten "Reichsbürger".

Massive Gegenwehr

Bei der Festnahme setzte sich der 51-Jährige dann massiv zur Wehr. Der Mann drohte zudem, dass er die Beamten "umgelegt" hätte, wenn er nur eine Waffe gehabt hätte. Festgenommen werden sollte er, weil er zu einem Gerichtstermin einfach nicht erschienen war.

Mit "Hinrichtung" gedroht

Zuvor hatte er laut Anklage von seinem damaligen Wohnort Mering aus Mitarbeitern der Generalstaatsanwaltschaft München mit der "Hinrichtung" gedroht und Mitarbeiter der Führerscheinstelle des Landratsamts in Aichach als "kriminelle Nazis" beschimpft. Der Mann war deshalb wegen Bedrohung, Beleidung und wegen Widerstands gegen Polizeibeamte angeklagt.

Das Urteil ist noch nicht rechtskräftig, der Mann muss dennoch in U-Haft bleiben.
https://www.br.de/nachrichten/meldungen/haft-fuer-reichsbuerger-100.html
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« Letzte Änderung: 31. Januar 2018, 16:36:02 von Reichsschlafschaf »
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Re: Presseschnipsel
« Antwort #2723 am: 31. Januar 2018, 18:50:53 »
Man fragt sich, warum die Journalisten nicht in der Lage sind die Leute da zuzuordnen wo sie ideologisch zu finden sind. Kein Wunder, dass die Kriminalstatistik so toll aussieht.

Spoiler
Landkreis Vogelsberg
31.01.2018
Ein Satz kostet 4800 Euro

ALSFELD - (hrw). Sechs Worte im Internet kommen eine 56-jährige Frau aus dem Raum Alsfeld teuer zu stehen. Mit dem Satz "Das würde auch unser Flüchtlingsproblem lösen", kommentierte sie im Mai 2016 einen Zeit-Online-Artikel über die Kastration von Kindesschändern in Mazedonien. Das brachte ihr damals eine Anzeige und jetzt ein Gerichtsurteil ein. Wegen Volksverhetzung wurde sie vom Amtsgericht Alsfeld zu einer Geldstrafe von 4800 Euro verurteilt.

Der Urteilsverkündung ging eine knapp dreißigminütige Verhandlung voraus, die von Beginn in anderen Bahnen verlief, als es der Sitzungssaal 2 gewohnt ist. Anders schon deshalb, weil die Angeklagte zwar erschienen war, aber keineswegs beabsichtigte auf der Anklagebank Platz zu nehmen. Stehend neben dem für Zeugen vorgesehenen Stuhl verfolgte sie zunächst das Geschehen, war aber schon nach wenigen Minuten gar nicht mehr im Sitzungssaal präsent.

Nach dem von wenig Erfolg gekrönten Versuch des Gerichts, die Personalien der Angeklagten festzustellen und dem mehrfach von ihr unterbrochenen Verlesen der Anklage durch den Staatsanwalt, verließ die 56-Jährige den Raum. Zuvor hatte sie zunächst mehrere Papiere, darunter Kopien der Verfassung und des Grundgesetzes, auf den Richtertisch gelegt und dann die Legitimität der Richterin und damit des Gerichts insgesamt infrage gestellt. Von der Richterin forderte sie einen Beleg, dass es sich bei ihr "um eine gesetzliche Richterin" handle. Einen Vorgang, den die Richterin offensichtlich als Provokation empfand und unbeantwortet ließ.

Ohne sie direkt selbst befragen zu können, blieb dem Gericht nach dem Auszug der Angeklagten beim Versuch, die Beweggründe für den Internetkommentar zu ergründen, nur die Schilderung des einzig geladenen Zeugen, des Polizeihauptkommissars, der die heute 56-Jährige nach der Anzeige vernommen hatte. Er konnte lediglich bestätigen, dass sie bei der polizeilichen Vernehmung nach der Anzeige eingeräumt hatte, den Online-Kommentar verfasst zu haben. Mehr hatte sie auch damals nicht dazu gesagt.

Der Staatsanwalt sah mit der Bestätigung durch den Zeugen den Straftatbestand der Volksverhetzung erfüllt. Den Kommentar der Angeklagten bezeichnete er in seinem Plädoyer als "einen Angriff auf die Menschenwürde". Flüchtlinge würden damit zu einer "minderwertigen Bevölkerungsgruppe" erklärt, die es nicht wert wären, sich fortzupflanzen. Meinungsfreiheit sei zu Recht ein hohes Gut, stellte er fest, sie habe aber "dort ihre Grenzen, wo die Strafbarkeit beginnt".

Mit dem Urteil von 120 Tagessätzen zu je 40 Euro entsprach die Richterin dem Strafantrag des Staatsanwalts. Dass es bei einer Geldstrafe, und damit mit einem Urteil im unteren Strafrahmen, blieb, verdanke die Angeklagte der Tatsache, zum ersten Mal mit dem Gesetz in Konflikt geraten zu sein, erläuterte die Richterin in ihrer Urteilsbegründung. Strafverschärfend für die Angeklagte aber habe sich ihr "unnötiges, ungewöhnliches und ungehöriges Verhalten" in der Hauptverhandlung ausgewirkt.
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http://www.oberhessische-zeitung.de/lokales/vogelsbergkreis/landkreis/ein-satz-kostet-4800-euro_18492988.htm
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Offline Gutemine

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Re: Presseschnipsel
« Antwort #2724 am: 1. Februar 2018, 06:09:27 »
Bei "buten und binnen" berichtet man über eine Info-Veranstaltung zum Thema Reichsbürger. Es kommen auch einige davon zu Wort.

http://www.ardmediathek.de/tv/buten-un-binnen-Regionalmagazin/Diskussion-%C3%BCber-Reichsb%C3%BCrger/Radio-Bremen-TV/Video?bcastId=967552&documentId=49665160

Das gibt wieder "Munition" für unseren "Entenkönig", da dürfte mindestens einer aus einer Truppe dabei sein.  ;D
__________

Beim General-Anzeiger aus Bonn rätselt man noch immer über die Zahlen.

Spoiler
Bundesrepublik als GmbH
So viele "Reichsbürger" leben in Bonn und dem Rhein-Sieg-Kreis

 BONN. Die Zahl der sogenannten "Reichsbürger", die die Bundesrepublik nicht als Staat anerkennen, liegt bei 16.500 Menschen. Auch in Bonn und im Rhein-Sieg-Kreis gibt es sie.
Von Daniela Greulich, 01.02.2018

Die Zahl der sogenannten "Reichsbürger", die die Bundesrepublik nicht als Staat anerkennen und den Behörden ihre Legitimität absprechen, steigt bundesweit. Als die Verfassungsschutzbehörden im Herbst 2016 begannen, die Szene zu beobachten, schätzten sie deren Anhänger auf etwa 10.000. Heute rechnen sie ihr 16.500 Menschen zu, wie der Präsident des Bundesamts für Verfassungsschutz, Hans-Georg Maaßen, vergangene Woche bekanntgab.

Laut Maaßen könnten sich diese Zahlen „durchaus weiter erhöhen“. Ein Teil des Zuwachses beruhe mutmaßlich auf Nachahmungseffekten. Der erneute Anstieg belege, „dass die verstärkte Aufklärung der "Reichsbürgerszene" durch die Verfassungsschutzbehörden erfolgreich ist“, betonte Maaßen. Ein besonderes Augenmerk der Behörden liege dabei auf „Reichsbürgern“, die Rechtsextremisten seien und Waffen besäßen. Als Rechtsextremisten gelten 900, legal Waffen besitzen bundesweit rund 1100. 350 war diese Erlaubnis bis Ende 2017 entzogen worden.

In Nordrhein-Westfalen beziffert das Landesinnenministerium die Zahl der „Reichsbürger“ derzeit auf 2600. „Es wäre ein fataler Fehler, sie als Spinner oder Esoteriker zu betrachten“, sagt Ministeriumssprecher Christian Wirtz. Gerade wegen ihrer Affinität zu Waffen. Vergangenes Jahr besaßen 143 „Reichsbürger“ landesweit eine waffenrechtliche Erlaubnis, darunter 70 den kleinen Waffenschein. 76 Personen soll diese Erlaubnis entzogen werden, in knapp der Hälfte der Fälle sei diese Entscheidung schon gerichtsfest. Die „Reichsbürger“ lebten vor allem in ländlichen Regionen, einen Schwerpunkt gebe es aber auch im Großraum Köln.
97 "Reichsbürger" im Rhein-Sieg-Kreis

Der Stadt Bonn sind etwa 50 Personen bekannt, deren Art und Weise der Argumentation auf eine „Reichsbürgerschaft“ hindeute. Sie wollten Knöllchen und Bußgelder nicht bezahlen und gelegentlich auch ihren Personalausweis zurückgeben, weil sie „die Bundesrepublik als GmbH ansehen und nicht zum Personal dieser GmbH“ gehören wollten, sagte Marc Hoffmann, stellvertretender Pressesprecher der Stadt. Das werde grundsätzlich abgelehnt.

Im Rhein-Sieg-Kreis erfüllten bisher 97 Personen die vom Verfassungsschutz festgelegte Definition eines „Reichsbürgers“, teilte Katja Eschmann von der Pressestelle mit. 20 Menschen hätten „außergerichtlich angebliche Schadenersatzansprüche gegen Mitarbeiter der Kreisverwaltung“ geltend gemacht. Zur Abwehr erfundener Forderungen stelle der Kreis hier den erforderlichen Rechtsschutz sicher. Auch die Stadt Köln berichtet, dass 2017 Angehörige der „Reichsbürgerbewegung“ auf „reiner Unterstellung beruhende Fantasie-Forderungen“ gegenüber Mitarbeitern der Stadt geltend gemacht hätten. Grundsätzlich gebe es in Köln pro Monat zwischen einem und zwölf Vorfällen mit „Reichsbürgern“ – vor allem in der Vollstreckungsabteilung, aber auch in den Kundenzentren, so die Pressestelle.

Im Rhein-Sieg-Kreis haben Mitarbeiter des Straßenverkehrsamtes besonders häufig mit „Reichsbürgern“ zu tun – sie werden deshalb eigens im Umgang geschult. Auch das Innenministerium hat dazu eine Broschüre aufgelegt. Der Kreis tauscht sich auch regelmäßig mit den Polizeibehörden aus und holt Informationen ein, da gerade bei Außendiensteinsätzen nach den bundesweiten Erfahrungen „eine Bedrohung von Beschäftigten bis hin zur Gefährdung von Leib und Leben“ nicht ausgeschlossen werden könne.
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http://www.general-anzeiger-bonn.de/news/politik/nrw/So-viele-Reichsb%C3%BCrger-leben-in-Bonn-und-dem-Rhein-Sieg-Kreis-article3762522.html
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Zu dem gestern in Aichach zu 15 Monaten verknackten Reichsbürger gibt es noch einen ausführlicheren Bericht. Er ist ein armes Opfer...

Spoiler
Reichsbürger entschuldigt sich

Aichach - Wie kommt es dazu, dass ein Mensch Ideen entwickelt wie diese, die Bundesrepublik Deutschland existiere nicht, es gebe keinen Rechtsstaat, mithin auch niemanden, der diesen legitim vertrete, wie beispielsweise einen Richter, und das alles habe das Bundesverfassungsgericht sogar in einem Urteil 2012 bestätigt? Einblick in derartige Gedankenwelten erlaubte gestern ein 51-jähriger "Reichsbürger", der sich vor Amtsgerichtsdirektor Walter Hell zu verantworten hatte.

Der Mann, der längere Zeit in Mering gelebt hat, bezeichnete Mitarbeiter der Generalstaatsanwaltschaft München als Nazis und kündigte an, sie würden bald hingerichtet. Dem beizuwohnen, werde ihm eine Freude sein. "Mit freundlichen Grüßen", schloss er den Brief, den er im April 2017 verfasste. Da war er gerade einmal seit vier Monaten aus der Haft. Geboren in Polen, wuchs der Mann in der DDR auf. Mit 18 sperrte man ihn dort zum ersten Mal ein. Zwei Jahre, drei Monate: "So ist das, wenn man über das System herzieht. Sie dürfen Kommunisten nicht beleidigen", berichtete er, er habe mit Mördern eine Zelle geteilt. "Direkt nach der Wende haben wir Menschen uns dann organisiert", führt er aus. Wir Menschen: Damit meint er die Reichsbürgerbewegung. Auch in der Bundesrepublik geriet er laufend mit dem Gesetz in Konflikt: "Sobald ich meinen Mund aufmache, lande ich im Knast." In seinem Vorstrafenregister finden sich unter rund 20 Eintragungen mehrere Verurteilungen wegen Beleidigung, Bedrohung und Widerstands gegen Vollstreckungsbeamte, aber auch wegen Diebstahls und Alkohol am Steuer. Immer wieder bekam er Bewährung.
Drei Anklageschriften verlas gestern Janine Häring. Der 51-Jährige beleidigte und bedrohte nicht nur Münchner Staatsanwälte, sondern auch Landrat Klaus Metzger und den Chef der Führerscheinstelle. Sie seien Nazis, und wenn man ihm nicht seinen ostdeutschen und seinen westdeutschen Führerschein wiedergebe, würden sie demnächst hingerichtet, kündigte er an. Zudem werde er alles an die "Hauptmilitärstaatsanwaltschaft in Moskau" weiterleiten.
Zu einem Verhandlungstermin im Oktober 2017 erschien der Mann nicht, deshalb erließ Walter Hell Haftbefehl. "Unterschrieben von einer Sekretärin", beschwerte sich der Angeklagte. Bei seiner Verhaftung in Donauwörth kam es zu turbulenten Szenen. Sechs Polizisten marschierten auf, weil sie schon mit seinem Widerstand rechneten. Er ließ sie nicht in die Wohnung, so dass man, wie ein Beamter aussagte, die Tür gewaltsam aus den Angeln gehoben habe. Er berichtete weiter, man habe den Reichsbürger zwischen Türblatt und Wand fixiert: "Alles mit massivster Gewalt." Man habe den 51-Jährigen auf dem Bett Handschellen anlegen wollen. "Bleib flacken", habe er ihn mehrfach vergeblich aufgefordert: "Ich dachte, der steht jetzt auf und macht uns platt." Und weiter: "Er schlug um sich. Ich habe ihm zweimal die Faust ins Gesicht gehauen, dann ist es ein bisserl besser geworden."
Verteidiger Werner Ruisinger zweifelte, ob zwei Faustschläge das mildeste Mittel gewesen sein können, um seinen Mandanten zur Raison zu bringen, und fragte nach: "Wieso haben Sie ihn zweimal ins Gesicht geschlagen?" Worauf der Polizeibeamte antwortete: "Ja zweimal, wieso zweimal? Wieso nicht fünfmal? Wenn ein Festgenommener aufsteht, dann hau ich ihm eine rein, und Ruhe ist. Sagen Sie mir, was ich sonst machen soll." Der Angeklagte kündigte an, er werde Anzeige wegen Körperverletzung erstatten. Allerdings hatte er, schließlich in den Streifenwagen verfrachtet, verkündet: "Hätte ich eine Waffe gehabt, hätte ich euch weg gemacht."
Als der Reichsbürger zur Eröffnung des Haftbefehls vor Richter Walter Hell stand, zeigte er sich weiter uneinsichtig. Um so erstaunter war der Amtsgerichtsdirektor, als ihn aus der U-Haft ein Entschuldigungsbrief erreichte. Seine Wortwahl in den Briefen an Staatsanwaltschaft und Landratsamt sei "übertrieben" gewesen. Nach der "schmerzhaften Erfahrung am Festnahmetag" versprach der 51-Jährige: "Ich werde mich bessern." Das bekräftigte er gestern vor Gericht. "Ich lasse das alles in Zukunft, ich habe eingesehen, Rebellion bringt nichts." Dann wieder gebärdete er sich erneut stur, fragte, ob das ein "staatliches Gericht" sei, verlangte, Hell solle sich ausweisen, verkündete, er sei nicht der "Treuhänder der juristischen Person" seines Namens, sondern stehe hier "als Mensch".
Dem Plädoyer der Staatsanwaltschaft auf ein Jahr und zehn Monate Haft stand die Forderung des Verteidigers entgegen, es mit einem Jahr bewenden zu lassen. Richter Hell verurteilte den 51-Jährigen wegen Beleidigungen, Bedrohung und versuchter Nötigung zu einem Jahr und drei Monaten Haft. Er bleibt gleich in der Vollzugsanstalt, denn "nach dem, was bei Ihrer Festnahme passiert ist, kann ich eine erneute den Beamte gegenüber nicht verantworten." "Ich will die Reichsbürgerbewegung gar nicht bewerten, die spricht für sich", so der Gerichtsdirektor. "Ich habe hier einen Menschen verurteilt, der Straftaten begangen hat." "Rebellion bringt nichts"
[close]
http://www.aichacher-zeitung.de/vorort/aichach/art18,145756

Nochmal der Link zur gestrigen Pressemeldung:
https://www.br.de/nachrichten/meldungen/haft-fuer-reichsbuerger-100.html
_____________


In Leverkusen kommt man zwischenzeitlich auf die wirklich enorme Zahl von 37 Reichsbürgern.

Spoiler
Polizei Knapp 40 Reichsbürger in Leverkusen

In Leverkusen leben immer mehr Reichsbürger. Das hat die Polizei auf Radio Leverkusen Nachfrage mitgeteilt. Aktuell geben 37 Menschen in der Stadt an, der Reichsbürger-Bewegung anzugehören.


© RK

Im letzten Jahr hatte die Polizei noch von "einer Hand voll" gesprochen und konnte keine konkreten Zahlen nennen. Auch in Köln und der Region ist die Zahl der Reichsbürger weiter gestiegen, sagt die Polizei.

Erfasst werden die selbsternannten Reichsbürger zum Beispiel bei Ausweiskontrollen. Zuletzt hat die Polizei einen Leverkusener Reichsbürger bei einer Führerscheinkontrolle ermittelt. Der Mann hatte nur einen alten Führerschein mit Reichsadler dabei. Reichsbürger erkennen die Verfassung der Bundesrebublik nicht an und sind oft rechtsgesinnt.

In Bayern hatte letztes Jahr ein selbst ernannter Reichsbürger auf mehrere Polizisten geschossen. Ein Polizist kam dabei ums Leben. (31.01.18)
http://www.radioleverkusen.de/lev/rl/1482148/news/leverkusen
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« Letzte Änderung: 1. Februar 2018, 07:23:16 von Gutemine »
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Re: Presseschnipsel
« Antwort #2725 am: 1. Februar 2018, 06:41:51 »
Der Aichacher ist ein typischer Vertreter unserer Szene.
Ein nie angekommener, seit langem Verführter.
Ein Bewohner eines anderen Systems,
eines Systems das zur Basis geworden ist.
In dem Labyrinth dieses Systems verlaufen.
Auch wenn er einen Arm oben heraushält,
er findet den Ausgang nicht.
Nicht fähig die Realität zu leben,
da sie hinter den Nebelwänden des Irrsinns verschwunden ist.
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Re: Presseschnipsel
« Antwort #2726 am: 1. Februar 2018, 09:00:03 »
« Letzte Änderung: 1. Februar 2018, 10:54:20 von SchlafSchaf »
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Re: Presseschnipsel
« Antwort #2727 am: 1. Februar 2018, 18:25:33 »
"Der Verfassungsschutz informiert"

Hä?   :scratch:

Wie soll das gehen? Die Kleine Anfrage der Grünen zeigt doch, daß der VS selbst keine Ahnung hat! Immerhin gibt man zu:

Zitat
Es war erst diese Tat, die dazu führte, dass die Sicherheits- und Verfassungsschutzbehörden die heterogene Bewegung bundesweit ernsthaft beobachten. Das räumte auch Schittkowski ein: „Es musste erst etwas schlimmes passieren, bis sich alle dafür interessieren.“

Spoiler
Infoveranstaltung mit Verfassungsschutz
Wie Reichsbürger ticken
Der Bremer Verfassungsschutz-Chef und eine Psychologin informierten über die „Reichsbürger“. Auch deren Anhänger diskutierten mit.

BREMEN taz | Eng ist es am Dienstagabend im Saal der Konrad-Adenauer-Stiftung geworden. Schnell war die Luft verbraucht, schnell war offensichtlich, dass nicht nur CDU-Mitglieder und Interessierte gekommen waren, um sich über „Reichsbürger“ zu informieren. Auch Anhänger eben jener Strömung nahmen Platz, die sich laut Veranstaltungstitel „zwischen Spinnerei und Rechtsextremismus“ bewegen.
Mit Karteikarten mit Rechtsdarlegungen in der Hand oder Ordnern voller Internetausdrucke auf dem Schoß raunten die selbsternannten Reichsbürger ihren Unmut durch den Saal. Unter Kopfschütteln verfolgten sie die Referate des Bremer Verfassungsschutz-Chefs (VS), Dierk Schittkowski und der Psychologin Karoline Roshidu.

Mittlerweile 16.500 Anhänger der verschiedenen Reichsideologien zählt der Verfassungsschutz bundesweit. Sie alle eint, dass sie die Bundesrepublik als souveränen Staat ablehnen, als Konstrukt oder Firma betrachten, und das Grundgesetz nicht als Verfassung verstehen wollen.
In Bremen seien 116 Reichsbürger bekannt, erklärte Schittkowski, 16 mehr als im Vorjahr. Drei von ihnen hätten einen Kleinen Waffenschein. Diese Zahl sei so gering, weil es in Bremen keine Tradition von Jägern und Schützenvereinen gebe.
Dass überhaupt darauf geschaut wird, wie verbreitet die Bewaffnung unter den „Reichsbürgern“ ist, liegt vor allem am 19. Oktober 2016. An dem Tag erschoss der „Reichsbürger“ Wolfgang Plan im bayrischen Georgensmünd einen Polizisten, als ein Spezialkommando ihm seine Waffen abnehmen sollte.

Es war erst diese Tat, die dazu führte, dass die Sicherheits- und Verfassungsschutzbehörden die heterogene Bewegung bundesweit ernsthaft beobachten. Das räumte auch Schittkowski ein: „Es musste erst etwas schlimmes passieren, bis sich alle dafür interessieren.“ Er bestätigte damit, was Beratungsstellen von Opfern rechter Gewalt seit langem anmahnen: Dass nur aufgemerkt würde, wenn das Opfer prominent oder die Tat äußerst brutal war.
Erst durch die neue Aufmerksamkeit der Behörden wäre die offiziell erfasste Zahl der Anhänger um über 50 Prozent gestiegen, so Schittkowski. Die Szene an der Weser sei nicht groß, „Reichsbürger“ hier in Kleinstgruppen von höchstens zehn Personen organisiert.
Einzelne seien auch Rechtsextreme, so Schittkowski. „Wir können das nicht unbedingt einordnen“, diese Personen seien aus „anderen Zusammenhängen“ bekannt. „Wir sprechen von Mischszene“, sagte er und erklärte das: Mal nehme einer an einem Stammtisch der „Reichsbürger“ teil, mal malte er Plakate für die „Identitäre Bewegung“.
Ein Indiz dafür, nicht nur „Reichsbürger“ sondern auch rechtsextrem zu sein, sei für den VS der Antisemitismus, erklärte Schittkowski. Was er damit ausblendet: Gerade in Verschwörungstheorien über das Deutsche Reich sind antisemitische Positionen in weiten Teilen der Bewegung immanent.
Auch Schittkowski wollte die „Reichsbürger“ aber nicht unterschätzen. Sie seien vielleicht Spinner, aber auf alle Fälle so radikal, dass sie auch in terroristische Aktivitäten abgleiten könnten, so Schittkowski.
Als er dann über den „Gelben Schein“ sprach, wurde es laut im Saal. Hatte er doch selbst leicht geschmunzelt, als er darlegte, dass „Reichsbürger“ diesen urkundlichen Staatsbürgerangehörigennachweis begehren, wenn sie ihren Personalausweis zurückgeben wollen.
„Worüber lachen sie denn?“, rief es da aus den Zuhörerreihen. Dass der Personalausweis doch schon vom Namen her bestätigen würde, dass wir das Personal einer BRD-Firma seien, meinte ein älterer Mann und bot anschaulich dar, wie „Reichsbürger“ ticken. Auf ein Flugblatt schauend führte er aus, Wolfgang Schäuble hätte zugegeben, dass die Bundesrepublik kein souveräner Staat sei. Er verwies auf Gerichtsbeschlüsse und verteilte seine Flugblätter.
Genauso verhielten sich Anhänger der „Reichsbürger“-Szene, erklärte Psychologin Roshidu: als Personen nämlich, die dieser Idee „konsequent verfallen“ seien. Sie würden nur wahrnehmen, was vermeintlich zu ihrer Wahrnehmung passe. Also hoffnungslose Fälle? Bei Mitläufern gäbe es noch die Chance, sie zu erreichen, so Roshidu, wenn Behörden konsequent Bußgelder einforderten.
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Re: Presseschnipsel
« Antwort #2728 am: 1. Februar 2018, 20:24:08 »
Endlich sagts einer,
Wie oft hab ich schon den magischen Glauben und das Kindergetue erwähnt?
Irgendwann hört man es auf, weil man sich nicht ständig wiederholen will.
http://www.spektrum.de/kolumne/der-denkfehler-der-reichsbuerger/1537515
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Re: Presseschnipsel
« Antwort #2729 am: 3. Februar 2018, 10:42:55 »
In Sachsen gibt es bekanntlich keine Nazis, das ist klar:


Zitat
Sachsen hat das größte Netzwerk "brauner Häuser"
Vor Jahren erhob Sachsens NPD Immobilienerwerb zur Strategie. Jetzt scheint die Ernte aufzugehen. 25 rechtsextreme Stützpunkte gibt es im Freistaat.
Von Jens Eumann
erschienen am 03.02.2018
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Dresden. In Sachsen haben Rechtsextremisten das im Bundesvergleich dichteste Netzwerk an festen Stützpunkten. Das geht aus Antworten auf eine Anfrage der Linken-Bundestagsabgeordneten Martina Renner hervor. Laut Innenministerium verfügt die rechtsextreme Szene deutschlandweit über 136 Immobilien, die uneingeschränkt für Treffen, Konzerte oder andere Veranstaltungen nutzbar sind. Fast die Hälfte der Gebäude und Liegenschaften befindet sich im Besitz von Rechtsextremisten.

Der Rest ist entweder dauerhaft gemietet oder gepachtet. Darüber hinaus gibt es auch Dauerbeziehungen zu Immobilienbesitzern, die wiederholten Zugriff erlauben. Für Sachsen führt die Liste 25 solcher Immobilien auf, gefolgt von Bayern mit 17, von Mecklenburg-Vorpommern mit 15 sowie Nordrhein-Westfalen und Schleswig-Holstein mit jeweils elf. Zum rechtsextremen Immobilien-Netzwerk in Sachsen zählt das Gebäude des NPD-Organs "Deutsche Stimme" in Riesa, der vormalige Treff der Kameradschaft "Nationale Sozialisten Chemnitz", der seit deren Verbot eine Geschäftsstelle der NPD-Jugend beherbergt hat, sowie in Plauen das Bürgerbüro der Neonazi-Splitterpartei "III. Weg".

Laut Sachsens Verfassungsschutz befinden sich zehn Immobilen im Freistaat in Besitz von Rechtsextremisten, bei 13 haben sie Schlüsselgewalt. Laut dem Innenpolitischen Sprecher der Grünen-Landtagsfraktion, Valentin Lippmann, ist die Zahl rechtsextremer Treffpunkte größer. Er spricht von 60 Immobilien allein in Sachsen. "Hinzu kommen sieben Versandhändler, zwei davon mit Ladengeschäft", so Lippmann. Vom Innenminister fordert er, "das Übel grundsätzlich anzupacken", und rät, Gastronomen vor "oft als Privatfeiern getarnten" Neonazi-Veranstaltungen zu warnen, damit sie ihr Hausrecht "konsequent ausüben".

Außer Acht lässt der Vorschlag das Problem des Immobilienerwerbs durch Rechtsextreme sowie der bewussten Überlassung. Denn der Aufbau einer "nationalen Immobilien-Infrastruktur" ist kein neues Phänomen. Sachsens NPD erhob den Erwerb von Häusern, die für Parteiarbeit und Veranstaltungen zur Verfügung stehen, schon beim Parteitag 2014 zur Strategie. Abgeordnete wurden aufgefordert, Geld in einen Fonds zu zahlen, aus dem der Ankauf von Häusern unterstützt werden sollte. Angesichts des 2014 drohenden Verbots der Partei und damit möglicherweise einhergehender Konfiszierung von Parteivermögen riet man, Immobilienerwerb über Privatpersonen zu regeln.

Die Splitterpartei "Der III. Weg" hat ihre Plauener Räume gemietet. Derzeit organisiert sie dort eine Spendenaktion, die sich unter dem Motto "Erst unser Volk, dann alle anderen" explizit an Deutsche richtet und als "Winterhilfe" deklariert wird - in Anlehnung ans Winterhilfswerk der NS-Zeit. Laut Sachsens Verfassungsschutzpräsidenten Gordian Meyer-Plath bedient man damit das aus der rechten Szene bekannte "Kümmerer-Image". Er warnt vor zu sorglosem Umgang damit: "Spielzeug verteilen ist eben nicht harmlos, wenn man sieht, was so in deren Broschüre steht."
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"Kirchturmglocken sind keine Gefährlichen Waffen"  :D
Tscha, liebe Nazis: Einfach nicht mehr da hingehen, wo es laut ist!   :o

Kirchturmbesetzung: Neonazis wegen Hausfriedensbruch und Nötigung angeklagt – Ermittlungen gegen Pfarrerin eingestellt

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13 Monate nach der Besetzung des Kirchturmes der Reinoldikirche durch Neonazis hat die Staatsanwaltschaft das Ermittlungsverfahren gegen Pfarrerin Susanne Karmeier eingestellt. Neonazi-Ratsherr Michael Brück hatte gegen sie Anzeige wegen Körperverletzung erstattet, weil die Pfarrerin die Kirchenglocken angeschaltet hatte. Stattdessen sind die Anklageschriften gegen insgesamt elf Neonazis fertig. Acht werden wegen Nötigung und Hausfriedensbruchs angeklagt, drei weitere wegen Beihilfe. Darunter ist auch Ex-Feuerwehrchef Klaus Schäfer.

Läuten der Turmglocken als eine Notwehrhandlung gegen die rechtswidrige Besetzung

Die Ermittlungen gegen die Pfarrerin waren in den vergangenen Monaten von verschiedenen Seiten kritisiert worden. Nun hat die Staatsanwaltschaft das Verfahren eingestellt und das Läuten der Turmglocken als eine Notwehrhandlung gegen die rechtswidrige Besetzung des Kirchturmes gewertet.

Zudem war Brück – er hatte Anzeige erstattet – selbst kein „Geschädigter“. Doch auch seine Kameraden, die von der Polizei mit gefesselten Händen abgeführt wurden, hatten keine Schäden vorgebracht.

„Die gesondert Verfolgten haben selbst keine Strafanzeige erstattet. Es sind keine ärztlichen Atteste eingereicht worden. Es wurden auch keine Strafanträge gestellt“, heißt es in der Einstellungsverfügung. Sie hätten zudem den Turm in „Form einer eigenverantwortlichen Selbstgefährdung“ betreten. Warnhinweise, dass das Betreten auf eigene Gefahr erfolge und es laut schlagende Glocken gibt, waren deutlich sichtbar, machte Staatsanwalt Henner Kruse auf Nachfrage von nordstadtblogger.de deutlich.

Zudem konnte die Pfarrerin nicht wissen, dass die Neonazis zwischenzeitlich gefesselte Hände hatten. Sie war im Kirchturm nicht anwesend. Dieser Vorwurf richtet sich daher gegen die Beamten. Das Verfahren war zwischenzeitlich eingestellt worden, wird derzeit aber erneut geprüft.

Das wichtigste Indiz für eine gefährliche Körperverletzung – die „Waffe“ – wurde nicht als solche eingestuft. Die Kirchenglocken könnten nicht als „gefährlicher Gegenstand“ gewertet werden.

Gegen insgesamt elf Neonazis wird Anklage erhoben – Michael Brück ist nicht darunter

Fertig sind hingegen die Anklagen gegen die Neonazis. Acht Neonazis werden wegen Hausfriedensbruchs und Nötigung angeklagt. Genötigt wurden durch die Verbarrikadierung der Kirchturmstür die anderen BesucherInnen, die zwar Eintritt bezahlt hatten, aber den Kirchturm bzw. die Aussichtsplattform nicht betreten bzw. verlassen konnten.

Gegen drei weitere Aktivisten, die am Boden vor der Reinoldikirche Flugblätter zu der Aktion verteilten, wird wegen Beihilfe ermittelt. Unter den Angeklagten befindet sich auch Ex-Feuerwehrchef Klaus Schäfer.

Der einzige Neonazi, der nicht angeklagt wird, ist erneut Michael Brück. Der mutmaßliche Organisator der Aktion hatte weder an der Besetzung selbst teilgenommen, noch war er mit Flugblättern angetroffen worden. Er hatte lediglich die Anzeige erstattet und so das Verfahren gegen die Pfarrerin in Gang gebracht.
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http://nordstadtblogger.de/kirchturmbesetzung-neonazis-wegen-hausfriedensbruch-und-noetigung-angeklagt-ermittlung-gegen-pfarrerin-eingestellt/
Merke: Es genügt natürlich nicht, dämlich zu sein. Es soll schon auch jeder davon wissen!

„Nur weil es Fakt ist, muß es noch lange nicht stimmen!“ (Nadine, unerkannte Philosophin)