Seit dem 6. Juli gilt eine Amnestie für illegal besessene Waffen. Weil bei der letzten es vorkam, daß manche Personen wegen des unerlaubten Transportes bestraft wurden, weil sie die illegal besessene Waffe oder Munition zur Ordnungsbehörde brachten, hat man es diesmal besser gemacht und den Transport ausdrücklich straffrei gestellt.
Das gilt noch bis zum 6. Juli 2018 (Fehlinformation im Text).
Nun war bei keiner der vergangenen Amnestien das Echo besonders groß. Aber nach 5 Monaten ragt wieder einmal ein Land hervor mit den wenigsten abgegebenen Waffen: Sachsen.
Ob der Sprecher selbst glaubt, in Sachsen gebe es besonders wenige illegale Waffen?
Nach dem 1.Weltkrieg wurden viele Waffen versteckt und befinden sich teils heute noch da. Teils hat man sie gesichert. Falls der Ruß doch noch kommt. Vielleicht war ja die Bevölkerung Sachsens besonders penibel in der Umsetzung des Versailler Vertrages. Auch nach dem Abzug der sowjetischen Truppen blieben viele Waffen (darunter durchaus auch vollautomatische) in Deutschland. Vielleicht gab es in Sachsen keine sowjetischen Standorte.
Glücklicherweise gibt es in Sachsen heutzutage keine Rechtsradikalen, die derartige Bestände nutzen könnten!
Ungenutzte Amnestie Sachsen geben kaum illegale Waffen ab
In Deutschland sind fast 1,5 Millionen Waffenbesitzer und über 5,5 Millionen legale Waffen behördlich registriert. Hinzu kommen illegale, nicht registrierte Waffen. Behörden gehen von bis zu 20 Millionen davon aus. Um die Zahl zu reduzieren, gilt seit Anfang Juli eine Amnestie für den Besitz illegaler Waffen. Werden sie bis Sommer nächsten Jahres freiwillig abgegeben, geht der reuige Besitzer straffrei aus. Wie fällt die Zwischenbilanz für Sachsen aus?
von Sebastian Hesse, MDR AKTUELL
Spoiler
Wer geglaubt hat, vor den sächsischen Polizeiwachen stünden jetzt die reumütigen Waffennarren Schlange, der muss sich von Andreas Kunze-Gubsch, dem Sprecher des sächsischen Innenministeriums, eines Besseren belehren lassen: "Bis zum 31. Oktober haben nicht viel Menschen davon Gebrauch gemacht. Es sind nur sehr vereinzelt im einstelligen Bereich Waffen abgegeben worden. Hinzu kommen rund 400 Stück Munition."
Resonanz war auch 2009 gering
Völlig überraschend kommt die dürftige Resonanz nicht. Vor sieben Jahren gab es bereits eine ähnliche Initiative mit ähnlichem Resultat. 2009 bestand, unter dem Eindruck des Amoklaufes von Winnenden, für neun Monate die Möglichkeit, illegale Waffen straffrei abzugeben. Bundesweit sind damals rund 200.000 Schusswaffen bei den Behörden gelandet. In Sachsen waren es nur 140.
Allerdings war der Freistaat nicht das Schlusslicht in Ostdeutschland. In Sachsen-Anhalt wurden gerade einmal 25 unerlaubte Waffen abgegeben. Woher rührt der dürftige Rücklauf? Sprecher Kunze-Gubsch hält verschiedene Ursachen für möglich: "Entweder gibt es weniger illegale Waffen und Munition in Sachsen. Oder die Bürger haben kaum Gebrauch gemacht. Deshalb noch mal der Appell: die Regelung der Amnestie ist noch bis zum 1. Juli 2018 gültig."
Weniger Sportschützen im Osten
Tatsächlich gibt es im Osten wesentlich weniger Sportschützen und Jäger als in den alten Bundesländern. Zu DDR-Zeiten war die Jagd ein Privileg der Eliten. In Westdeutschland gibt es Schützenvereine und privat gepachtete Jagdreviere kontinuierlich seit 70 Jahren. Der höhere Rücklauf im Westen ist außerdem älteren Waffenbesitzern zu verdanken. Hinzu kommen Erben von Waffen, die für teure Waffenschränke kein Geld mehr ausgeben wollen, die jetzt Pflicht sind.
Auch bei der Dunkelziffer gibt es wohl ein Ost/West-Gefälle. Schätzungsweise 20 Millionen illegale Waffen sollen es bundesweit sein. Registriert sind fünfeinhalb Millionen. Das ist ein Verhältnis von fast vier zu eins. In Sachsen sind knapp 130.000 legale Waffen registriert. Aufgrund der geringeren Verbreitung dürfte das aber kaum auf 500.000 illegale Waffen schließen lassen.
Seit Sommer gelten schärfere Kriterien
Innenministeriums-Sprecher Kunze-Gubsch rät Waffenbesitzern, sich beraten zu lassen: "Jeder, der sich vielleicht nicht ganz sicher ist, ob er unerlaubte Waffen und Munition zu Hause hat, kann sich gerne bei den Waffenbehörden melden und informieren lassen."
Die Kriterien dafür sind im Juli erst verschärft worden. Auch wenn man es sich kaum vorstellen kann: Panzerbrechende Munition oder Munition mit Spreng- und Brandsätzen oder Leuchtspursätzen waren bisher erlaubt. Erst jetzt steht ihr Besitz unter Strafe. Es drohen Geldbußen oder sogar Haft zwischen sechs Monaten und fünf Jahren.
http://www.mdr.de/nachrichten/politik/regional/illegale-waffen-sachsen-100.html