Ich finde, das der ÖRR mehr Kontrolle braucht - habe aber auch keine Ahnung, wie diese auf die Inhalte bezoge aussehen sollte.
Eine inhaltliche Kontrolle journalistischer Sachverhalte ist in der Tat schwer, bis kaum möglich. Aber ein Fokus auf die Kernaufgaben des ÖRR wäre schon nett. Werfen wir mal einen kleinen Blick auf das Programm in der Hauptsendezeit:
| / | Heute | Morgen |
| ARD | Ein Krimi | Eine Komödie |
| ZDF | Ein Arzt-Drama | Ein Krimi |
| 3sat | Eine Reportage | Ein Drama |
| ZDFneo | Eine Comedy-Serie | Eine Anwaltsserie |
| arte | Eine Dokumentation | Ein Drama |
| ONE | Eine Komödie | Satire |
Bei den Regionalsendern sieht das Ergebnis ähnlich aus. ARD und ZDF zeigen (mit Ausnahme der Tagesschau) zur Hauptsendezeit fast ausschließlich Unterhaltung. Mit Netflix, Disney+ und den Privaten habe ich da eine sehr, sehr gute Versorgung. Die öffentlich-rechtlichen sollen allerdings eine informatorische Grundversorgung sicherstellen, versuchen aber weiterhin, wie "normale" Rundfunkformate, auf Einschaltzahlen zu achten.
Es mag zwar viele Menschen begeistern, wie eine Gruppe rebellischer Nonnen ihr Kloster gegen einen profitorientierten Bürgermeister verteidigen, aber muss das dann um 20:15 laufen und die politischen und teils sehr guten investigativen Inhalte zu einer Zeit, in der viele Arbeiter der Frühschicht sich ins Bett begeben?
Nun sind Teile der seichten Unterhaltung durchaus als Kulturförderung zu verstehen, die über die öffentlich-rechtlichen abgewickelt wird. Das finde ich prinzipiell auch in Ordnung. Das deutsche Schauspiel hat einfach auf dem freien Markt keine Chance. Gegenmöglichkeiten wären ansonsten das französische Modell die rundfunkfreiheit der privaten einzuschränken und inländische Programme verprflichtend einzuführen, oder Steuergelder einzupumpen. Aber auch hier hat sich der Nebenzweck dem Hauptzweck unterzuordnen. Und über ZDFneo werden dann auch gerne mal amerikanische Formate gefördert. Das ist schwerlich nachvollziehbar.
Auch, wenn es nur jeweils wenige Cent sind, aber das Format FUNK macht vieles schlimmer. Eine Präsenz des ÖRR auf den sozialen Medien ist in meinen Augen zur Grundversorgung imminent wichtig, jedoch ist hier der kleine Bruder von
gut gemeint -wie leider so oft-
♥♥♥ gemacht... So gibt es da durchaus einige sehenswerte Formate, jedoch sind da die Programme in denen einfach nur die eigene, meist unreflektierte Meinung wiedergegeben wird in der Überzahl. Meinungswiedergabe ist zwar ein Teil der Grundversorgung, aber in dieser Masse absolut unverantwortlich und in meinen Augen verschlimmert dieses Format das schlechte Bild des ÖRR.
Wenn man sich nur den letzten Aufscherei um die "Braven Mädchen" ansieht, könnte man echt vom Glauben abfallen. Na, ja... Man könnte nicht nur. Wer die "Braven Mädchen" nicht kennt, hier die Beschreibung von FUNK
Es fing alles mit einer Internetfreundschaft an. Dann wurde aus einem random Montagabend eine endlose Partynacht in einem riesigen Penthouse – und aus Suki und Henna beste Freundinnen.
Ein iconic Duo, das von impulsiven Entscheidungen, starken Meinungen und zero Fucks lebt. Sie sind Mitte 20 und wollen gerade als junge Frauen das Beste aus diesem Leben herausholen. Wer weiß, vielleicht geht es morgen nach Tokio, New York oder doch in eine Reality-TV-Show?
In diesem Podcast erzählen sie ihre bodenlosen Storytimes, geben euch Rat in allen Lebenslagen und verraten, was ihnen geholfen hat, “cringe, but free” zu sein. Dieser Podcast ist für alle, die gelernt haben, leise zu sein – und jetzt keinen Bock mehr haben, sich von anderen sagen zu lassen, wie’s zu laufen hat. Für alle, die ihren Platz nicht länger zugewiesen bekommen wollen, sondern ihn sich nehmen.
Wenn ihr das auch fühlt, dann folgt uns rein.
Um einfach mal ein wahlloses Zitat dieses Aikonik Duos wiederzugeben:
Wo ein Mann, da ein Portmonee
So 90% des Formats dreht sich um Männer, die man ausnehmen kann wie eine Weihnachtsgans und womit die beiden scheinbar in der YouTube-Welt ziemlich verschissen haben, war dass die beiden eine (vor allem bei Frauen beliebte) Streamerin angegriffen haben, weil diese es wagte Frauen für Fehlverhalten zu kritisieren.
Ebenso das Format "Leeroy will's wissen!". In diesem wurden zwar durchaus gesellschaftskritische Themen angesprochen, jedoch beruhte dieses Programm in vielen Fällen jedoch auf einer Grundlage der falschen Ausgewogenheit der vorgetragenen Positionen.
Grundaufgabe wäre es also erst einmal, wieder von Unterhaltung (und teils blödsinnigem Gelaber) auf eine informatorische Grundversorgung umzustellen. An fast allen großen Recherchen in den letzten Jahren war der ÖRR beteiligt. Das ist gut so. Aber was wurde damit gemacht? Man versteckte das an einem Abend um frühestens 21:15, ließ das dann still und leise durchdudeln, damit man den privaten bei der Berichterstattung bloß keine Konkurrenz bietet.
Das kann so nicht funktionieren.