Lieber Peter Fitzek,
von Deinen Visionen und Absichten war ich ja mal sehr angetan, weil ich annahm, Dir ginge es wirklich darum, einen Deutschen Staat zu gründen, der so verfasst ist, dass er Freiheit, Geschwisterlichkeit, die Menschenrechte, das Gemeinwohl, nationale Souveränität, ökonomische Autarkie, friedliche Völkerverständigung und Bewahrung der Schöpfung garantiert; und dass jede Person aus freier und spiritueller Selbstermächtigung heraus daran verantwortlich mitwirken kann.
Von solchen Ideen und Absichten war ich schon seit meiner Begegnung mit Rudolf Bahro (ca. 1985 nachdem er aus dem DDR-Knast in Bautzen entlassen wurde) begeistert. Siehe sein Buch „Logik der Rettung“ von 1987, in dem er für Deutschland einen „Fürsten der ökologischen Wende“ kreieren und das Deutsche Volk dafür gewinnen wollte. Er hatte diesen „Fürsten“ aber nicht als Monarchie (als Einmannherrschaft) gewollt, sondern als eine Demokratie, in der eine Art „Rat der Weisen“ aus dem Deutschen Volk gewählt wird, der mit Weisheit und Liebe und für das ganze Deutsche Volk, eine solche neue Staatsordnung bewirkt, die im Einklang mit den Menschenrechten und den Schöpfungsgesetzen steht.
Von Dir hatte ich zunächst den Eindruck, dass Du aufgrund Deiner öffentlichen Reden für ein „neues Deutschland“ ein ähnliches „Fürstentum“ (bzw. „Königtum“) wolltest; und dafür hoffte ich, dass Du weitere weise Menschen gleichberechtigt neben Dir am Aufbau eines neuen Deutschen Staates mitwirken ließest. Es ist mir aber dann klar geworden, dass ich Dich ziemlich falsch eingeschätzt habe. Denn ich habe den Eindruck, dass Du kein Vertrauen in die Weisheit anderer Wesen des Deutschen Volkes hast, jedenfalls nicht so, dass ein „Rat der Weisen“ hätte entstehen können, der als Ganzes mehr Weisheit repräsentiert, als Du die nötige Weisheit als einzelnes Individuum hast.
Diese Erwartung sehe ich als meinen Irrtum an, denn Du wolltest und willst wohl nicht zulassen, dass andere weise Menschen gleichberechtigt mitwirken, sofern sie nicht haargenau Deiner Meinung sind. Deshalb, so mein Eindruck, besteht das gegründete „ Königreich Deutschland“ aus Dir als „obersten Souveränen“ und sieben geistigen Vasallen.
Du sagtest zwar oft, dass Du ohne uns (!) eine echte Staatsgründung nicht durchführen könntest, aber ich bin dadurch dem Irrtum verfallen, wir (die vielen bereits aufgewachten Menschen) könnten durch ein partnerschaftliches Arrangement diesen Staat gemeinsam gründen und entsprechend dann gestalten.
Jetzt muss ich wohl einsehen, dass Du eine solche Absicht nie hattest, sondern immer der alleinige Führer sein wolltest. Und das würde vielleicht auch keinen großen Schaden anrichten, wenn Du wirklich weise wärst.
An dieser Stelle kann und will ich Dir nur meinen Eindruck mitteilen, dass mir Deine Weisheit durch eine ziemliche Selbstüberschätzung sehr getrübt erscheint. Die kommenden Ereignisse werden zeigen, ob an meinem Eindruck irgendetwas zutreffend ist. Dem ideellen Ziel, ein ethisch korrektes Deutschland zu bekommen, bleibe ich verbunden.
Mit diesem Brief geht es mir mehr darum, Dir und meinen Mitmenschen gegenüber offen zu legen, welche Irrtümer und Schatten ich bei mir selbst erkannt habe.
Ich möchte eingestehen, dass ich einer Selbsttäuschung und einer Fehleinschätzung anheim gefallen bin. Denn ich habe Dich, Peter Fitzek, und Deine Versprechen als eine Projektionsfläche benutzt, auf die ich meine positive Vision eines neuen guten Deutschen Staates projiziert hatte und vor allem auch die Möglichkeiten für real hielt, mit vielen weisen Menschen auf gleicher Augenhöhe daran mitzuwirken. Ich sah Deine Vorschläge auch deshalb positiv, weil Du nicht nur visionär reden kannst, sondern konkrete Projekte angefangen hast, die aus meiner Sicht in die richtige Richtung gehen (z.B. Gesundheitskasse, Engelgeld, Rentenkasse).
Dich, als Person, schätze ich so ein, dass Du subjektiv ehrlich von Dir glaubst, einer Berufung des Schöpfers zu einer Führerposition folgen zu müssen. Und deshalb hast Du Dich am 16. 09. 2012 von sieben „Souveränen“, die Du „ausgebildet“ hast, quasi selbst in die Funktion des „obersten Souveräns“ eines „Königreiches Deutschland“ eingesetzt.
Ich fand das zumindest mutig und herausfordernd und habe Dir sogar gratuliert. Letzteres möchte ich relativieren, weil ich das Ganze auch als eine Art Schauspiel empfunden habe. Und alles, was ich jetzt noch an „Kritik“ im Sinne von Rückmeldungen mitteile, ist sicherlich subjektiv gefärbt. Aber ich finde, auch das Gefärbte auszusprechen gehört zu einer geistigen Hygiene, vor allem wenn es uns um so etwas Wichtiges geht, wie die Erneuerung Deutschlands.
Die Kritik an manchen Deiner Handlungen, die z.B. von Stefan und Nicole Becker auf youtube und dem „besorgten Menschen“ hier geäußert wurden, finde ich zu wenig substantiell, als dass mich das in ernsthafte Zweifel bezüglich Deiner guten Absichten gebracht hätte.
Eine solche „Kritik“ enthält zwar Zutreffendes, aber ich finde, sie zeigen auch gravierende Schwächen der Kritiker selbst.
Andere kritische Einwände, ob Dein ökonomisches Handeln immer weise war, z.B. der Kauf von solchen geldaufwendigen Gebäuden in Reinsdorf, in Piesterritz und Apollensdorf, die häufig fast leer stehen und Schuldendruck ausüben, teile ich zwar, aber es mag sich für die Zukunft zeigen, dass diese Entscheidungen erträglich oder gar nützlich waren.
Etwas ernster nahm ich die Kritiken, die ich von jenen gehört habe, die mal eng mit Dir zusammengearbeitet hatten und ursprünglich begeistert waren von den politischen Zielen und Deinen Versprechungen, die dann aber Dein konkretes Verhalten mehr und mehr als im Widerspruch empfanden zu dem, was Du sagst und lehrst; siehe meinen Brief an die AussteigerInnen:
http://www.netz-vier.de/Liebe-NeuDeutschland-AussteigerInnen.pdfDies ist Etwas, was mich auch zweifeln lässt, ob Du wirklich so weise bist, wie Du es von Dir selbst glaubst. Denn wahre Weisheit, so denke ich, spaltet gutwillige Menschen nicht ab und behandelt sie nicht als von dunklen Mächten besetzt, sondern ist fähig, sie alle für die gute Sache zu integrieren und dafür zu sorgen dass alle Gewinner sind und auch insgesamt ein guter Gemeinschaftsgeist entsteht.
Dieses Ziel, dass alle gewinnen werden, propagierst Du ja sogar für die Zukunft für ganz Deutschland (und die Welt); und dieses Ziel begeistert mich, aber warum funktioniert es nicht schon im Kleinen in der Entwicklung von NeuDeutschland? Vielleicht, weil dort nur Du allein und selbstgefällig bestimmst, was letztlich gut und richtig sei? Fehlt Dir womöglich Mediationsgeschick und die Weisheit, auch die Schatten in Deinem Ehrgeiz zu erkennen?
Mir hat es gefallen, wenn Du sagst, Meckern, Nörgeln, Schlechtmachen und gegen die kranken Systeme zu kämpfen habe keinen Sinn, man solle lieber immer in absoluter Selbstverantwortung und im Einklang mit den Schöpfungsgesetzen die bestmöglichen Entscheidungen treffen. In diesem Sinne gäbe es letztlich für alle Probleme Lösungen, durch die alle gewinnen. Oh ja, das glaube ich auch.
In der Veranstaltung am 07. und 08. Juli hast Du aber nach meinem Empfinden auch etwas weinerlich beklagt und uns vorgeworfen, dass wir, bzw. die Deutschen, keine 700 Personen zusammen bekommen hätten (abgesehen von den fehlenden 82.000), die Du als Maßstab für Entschlossenheit zur Staatsgründung gesetzt hattest. Meines Erachtens hast Du Dich hier als das offenbart, was nach dem „Drama- Dreieck“ (wie ich es bei Thomas Bach gehört habe) der „Verfolger“ ist, und Du hast Dich auch gleichzeitig als den verschmähten „Retter“ gesehen, der uns doch gönnerhaft die Freiheit bietet (statt in der Versklavung der BRD zu verbleiben) und der dafür viel Vorarbeit geleistet („und sich geopfert“) ha. Aber nach Deiner Ansicht wären wir Deutschen zu abwartend und zu verantwortungsscheu, wenigstens 700 Leute für die Staatsgründung auf die Beine zu stellen.
Du sagst, Du tätest es nicht für Dein Ego, sondern nur für uns. Ehrlich, das wirkt auf mich nicht glaubwürdig, weil ich sehr viel Ehrgeiz bei Dir sehe, unbedingt der allerbeste Retter für Deutschland sein zu wollen.
Jedenfalls möchte ich meine diesbezüglichen Selbsttäuschungen eingestehen und mich davon befreien. Meine persönliche und konstruktiv gemeinte Kritik für das, von dem ich bis dahin glaubte, es sei Dir das Heiligste, nämlich der Weisheit der Schöpfung zu folgen, statt unseren Selbstgefälligkeiten und Selbstüberschätzungen, habe ich Dir schon vor einiger Zeit geschickt, siehe:
http://www.netz-vier.de/Wertschaetzung-u-Kritik-an-ND.html Du hast darauf keinerlei Gesprächsbereitschaft gezeigt. Und soweit ich die Gerüchte um Dich wahrnehme, scheinst Du nur auf Deine eigene (göttliche? oder egomanische?) Stimme zu hören. Einen weisen Rat von anderen anzunehmen, scheint Dir fast nicht möglich zu sein – oder?
Jedenfalls muss ich erkennen, dass eine partnerschaftliche Zusammenarbeit mit Dir als einem Menschen, der sich als der von Gott auserwählte Weiseste von Deutschland versteht, wohl nicht gewollt ist.
Nun ist es so, wie es ist. Ja, ich habe durch die Begegnung mit Dir und vielen Mitgliedern von NeuDeutschland eine Menge gelernt. Vielleicht gelingt es Dir und „Deinen Getreuen“ im Rahmen des „Königreiches Deutschland“, entgegen auch meiner „Unkenrufe“, ein Beispiel zu setzen, wie mit Vernunft und Liebe regiert werden kann.
Ich selbst möchte auch dranbleiben an einer Erneuerung Deutschlands, meine eigene Klarheit und Verantwortung für das Ganze weiter vorantreiben und gerne mit jenen Menschen im Austausch bleiben, die (weiterhin) um Verantwortung für eine heilsame Erneuerung Deutschlands ringen.
Herzliche Grüße
Sancho
[Den ersten Brief vom 11. 12. 2012 habe ich heute etwas umgeschrieben. Poppau am 17. Mai 2013]