Naja das ganze Format "Im Verhör" bei SpiegelTV ist insgesamt schon etwas "speziell", sehr reißerisch und nur zum Reinhören und Reinschnuppern für Außenstehende in auch komplexere Themenbereiche wie bei den ganzen Serien über die Rockerkriege. Es ist also einerseits schon ganz spannend und gut zum Mithören beim Bügeln, aber wer es dann genauer wissen will, muß eh nochmal nachrecherchieren. Das Publikum, für das die Serie produziert wurde, sind ja keine Insider.
Hinweise zum blöden Verdacht, dass der König und SpiegelTV eigentlich besser miteinander können, als sie offiziell zeigen, gab es auch schon länger, man hat sich ja genug gegenseitig "genährt". Zum Schluss gibt der als "Hofberichterstatter" anmoderierte Henrik Neumann ja selbst zu, dass er den von ihm jahrelang "betreuten" Peter nun auch etwas "vermissen" wird. Mir kommen die Tränen.
Die Mühen der Ebene nämlich die aus Recherchen, Analysen, aber auch Undercover- Informationsbeschaffung und Auswertung sowie das Schreiben von Anzeigen und Hinweisen hat sich ja auch nicht die Presse gemacht, sie hat lediglich davon profitiert.
Dass das Ganze kein Spaß und reines Medienspektakel ist, geht deswegen in der Wahrnehmung auch der Redakteure schon mal schnell unter. Aber auch bei den Rocker- Serien werden im Verlauf aus knallharten Verbrechern ganz subtil plötzlich ambivalente, fast mythologische "Helden" und aus brutalen Geschichten leicht griechische Tragödien, "Schicksal" und so. Es ist m.E. einfach der Geburtsfehler des Formats zwischen leicht bekömmlicher Thema- Einsteiger-Recherche im Stundenformat für ein breites Publikum und knallharter Aufmerksamkeitsökonomie.
Was mir dabei immer wieder schmerzlich fehlt, ist für mich die brutale Opferperspektive, also die Sicht für die aus dem KRD- Wahn schmerzlich Erwachten, die nicht wieder nur Peters Opfernarrative nachplappern und für alles dem "bösen Staat" die Schuld geben, vllt. auch mal interne Muster offenlegen und/oder die Geschichten aus der Perspektive der Angehörigen, die mit ansehen müssten, wie ihre Liebsten im Wahn gefangen sind und u.a. daran zu Grunde gingen, natürlich ohne Bloß- und "zur Schaustellung". Meiner Kenntnis nach scheitert das nicht nur am Thema Scham, es ist auch anstrengend, für alle Seiten.
Doch die Journalisten "flattern" in Erwartung, vllt. bahnbrechender neuer Erkenntnis leider auch lieber mitten (!) in einem Termin los und geradewegs zum nächsten, dann direkt bei Peter, wenn plötzlich der Anruf eingeht, der "König" bittet (und zwar genau jetzt) zur privaten Audienz, Mühen der Ebene und so.
Damit dominiert Peter mit seiner Kunst zur Selbstinszenierung schon sehr erfolgreich und genau in seinem Sinne die (Hof-) Berichterstattung und daher sind seine O-Töne am Ende faktisch immer omnipräsent und damit spielen auch die Journalisten mehr oder weniger bewusst sein böses Spiel mit. Genau das erhöht m.E. leider fatal den "Mythos Peter".
Insofern gab es ja meiner Sicht auch schon deutlich schlechtere Reportagen.