Ok, lieber
@Wittenberger, danke für die Vorlage.
Ich schrieb oben, dass man schwer aufpassen muss, nicht auf den kleinen Lügfix hereinzufallen. Q.e.d.
Wenn Du meinst, dass Fitzek selber Schreiben veröffentlicht hat, in denen die BaFin das Verfahren eingestellt hat, beziehst Du Dich vermutlich auf das hier:
https://koenigreichdeutschland.org/de/neuigkeit/gk-bafin-dresden-widerspruch.htmlEtwas anderes habe ich auf seiner Homepage nicht gefunden. Für lange Recherchen im Webarchiv und in den Untiefen des Forums hatte ich keine Zeit. Man sehe mir nach, wenn ich ein anderes Schreiben übersehen habe.
Im besagten Artikel veröffentlicht Fitzek den Widerspruch des Franke gegen einen BaFin-Bescheid. Schon erstaunlich, dass Fitzi zwar den Widerspruch, nicht aber den Ausgangsbescheid veröffentlicht. Warum wohl?
Liest man sich den von Fitzek veröffentlichten Widerspruch durch, stellt man fest, dass die BaFin dem Bäcker wohl auch die Einbezogenheit in die unerlaubten Einlagengeschäfte des Kannix untersagt hat. Denke ich mal, denn ab Seite 14 faselt Fitzek vom Kapitalüberlassungsvertrag. Von gewährten Krediten habe ich da nichts gelesen. Aber auch hier: ich habe das Schreiben nur überflogen.
Warum hebe ich das mit der Kreditvergabe hervor? Das ebenfalls veröffentlichte BaFin-Schreiben vom
10.08.2011 (in Worten: Zweitausendundelf!) betrifft ein nicht nachgewiesenes Kreditgeschäft, kein Einlagengeschäft. Und nu? Das Einlagengeschäft ist die gewerbsmäßige Darlehens
annahme, das Kreditgeschäft ist die gewerbsmäßige Darlehens
vergabe. In einem Fall gibt man Darlehen, im anderen sammelt man sie ein. Bildlich gesprochen versucht Fitzek das Fahren ohne Fahrerlaubnis damit zu rechtfertigen, dass der Fahrkartenkontrolleur ihm doch bestätigt hat, dass er keinen eigenen Fahrschein braucht, wenn ein Fahrgast mit Monatsfahrkarte ihn am Wochenende mitnimmt. Kreativ, aber neben der Sache. Was Fitzek also mit diesem Schreiben belegen will, bleibt sein Geheimnis. Versucht er vorsätzlich-perfide Desinformation, hat er die juristischen Zusammenhänge nicht kapiert, nichts davon? Oder beides? Mir egal und hier irrelevant. In jedem Fall zeigt der Vorgang sehr anschaulich, dass auch wir Fitzek selbst dann nicht ohne weiteres trauen sollten, wenn er selber ungekürzt Behördenschreiben veröffentlicht. Das sollte auch uns eine Warnung sein.
Weiter kann man mit einem kleinen bisschen Recherche feststellen, dass die BaFin das Versicherungsgeschäft erstmals am 01.12.2010 untersagt hat, Quelle hier:
https://www.bafin.de/SharedDocs/Veroeffentlichungen/DE/Verbrauchermitteilung/unerlaubte/2010/vm_101206_fitzek.htmlIn Worten: Zweitausendundzehn. Also noch vor der Einstellung des Kreditgeschäftsdings 2011. Ja, anderer Tatbestand. Aber aus dem Schreiben aus 2011 zu folgern, dass die BaFin zum Jagen getragen werden musste, wenn sie dcuob 2010 einen Bescheid erlassen hat, kann ich ganz persönlich nicht nachvollziehen.
Aber weiter in der Fitzigese: Am 02.02.2012 hat die BaFin Fitzek schon wieder das Versicherungsgeschäft untersagt und erstmals einen Abwickler bestellt. 2012. In Worten: Zweitausendundzwölf. Quelle hier:
https://www.bafin.de/SharedDocs/Veroeffentlichungen/DE/Verbrauchermitteilung/unerlaubte/2012/vm_120302_neudeutsche_gesundheit.htmlWar die BaFin jetzt schnell, nicht schnell genug, zu schnell, zu langsam? Soll jeder mit sich selber ausmachen. Wer mal in einer Behörde gearbeitet hat, wird wissen, dass man sich seine Arbeit nur selten suchen muss. Entgegen landläufiger (und teils leider auch berechtigter) Beamtenkritik.
Aber weiter: Schaut man sich das Schreiben aus 2011 an, fällt auf, dass das vor den großen Maßnahmen aus 2013 war. Zwei Jahre früher. Und ein Jahr vor der Gründung des Kannixreichs. Und nun? Ich habe keine Belege gefunden, dass die BaFin da schon bei King Fitz war, also war die Sachverhaltsaufklärung wohl schriftlich. Ein Fehler? Naiv? Vielleicht. Keine Ahnung. Man sollte bei der Bewertung historischer Vorgänge aufpassen, dass man die Ereignisse nicht aus dem Zusammenhang reißt und mit dem Maßstab heutigen Wissens bewertet. Hinterher ist man immer schlauer. Deshalb muss man ja beim Lottospielen seine Tipps abgeben, bevor die Kugeln gezogen werden. Jedenfalls darf man vermuten, dass man dem godfather of sowohl-als-auch seine Lüge(?) zum Kreditgeschäft 2011 noch nicht nachweisen konnte. Das war ab der ersten Razzia 2013 offenbar anders. Jedenfalls explodieren danach die Veröffentlichungen.
Hatte die BaFin nun eine Lernkurve? Vermutlich. War sie vielleicht sogar naiv? Jedenfalls anfangs? Hat sie geträumt, verzögert, verschleppt, weggeguckt, sich weggeduckt? Keine Ahnung, ich kenne die Akten nicht. Aus dem, was man so im Netz findet, sehe ich ganz persönlich keine Anhaltspunkte dafür. Ist aber nur meine bescheidene Meinung. Wie gesagt, wir kennen alle die Akten nicht. Persönlich bin ich aber froh, dass man nicht sofort mit der Siebten Kavallerie nach Yuma reitet, nur weil dem Vorgangsbearbeiter die Nase nicht passt. Das ist nicht zwingend ängstlich, naiv, blind, sondern evtl. einfach auch Augenmaß. Aber da geht schon wieder die Interpretation los.
Und genau das ist das Blöde an der "Wahrheit". Sie ist Interpretationssache. Wer jetzt keine Lust auf ein Proseminar über Vernehmungspsychologie usw. hat, soll sich mal "Tucker and Dale vs. Evil" angucken. Sehr lustige Variation des klassischen College-Kids-geraten-an-Hinterwäldler-und-werden-niedergemetzelt-Themas, bei dem sich am Ende alles als ganz ganz dummes Missverständnis herausstellt. Genau deshalb mögen Juristen keine Zeugen. Die sagen nie "die", sondern
allenfalls "ihre" Wahrheit. Aber weis das erst einmal mit rechtsstaatlichen Mitteln nach.
Edit korrigiert Tippfehler, bügelt Logikfehler aus und pointiert ein wenig.