Ein wenig eidgenössische Presse zu den Expansionsbestrebungen und finanziellen Umtrieben. Wie es scheint, sind die Schweizer noch bräsiger als die Bafin.
Naja, also, was mich in allererster Linie nicht von den Socken haut, ist die Qualität dieses Artikels bzw. der dahinterstehenden Recherche.
Beispielsweise im Prinzip der erste Teil, in dem das KRD-Treffen mit Zopf vom 17. März beschrieben wird, ist ganz offensichtlich vom
"Tagblatt" abgekupfert. Jedenfalls bin ich mir ziemlich sicher, dass sich die Lotta nicht selbst da hinbequemt hat. Insofern empfinde ich auch dieses Zitieren von Fönig-Plattitüden ("Erkenne dich als Schöpfer") irgendwie als unehrlich, zumal es ohne anderslautenden Hinweis den Eindruck erwecken könnte, die Journalistin schildere hier ihre eigenen Erlebnisse.
Lediglich drei Wochen nach den Razzien in Deutschland schaltete ein Schweizer Mitglied des Königreichs Deutschland eine Finanzplattform im Internet auf. Dieses Mal ging es nicht um Bank- und Versicherungs-, sondern um Edelmetallgeschäfte.
Auf der Plattform mit dem Namen Tauschen.org kann man seither Platin, Gold und Silber kaufen – von Silbermünzen für rund 30 Franken bis zu Goldbarren für rund 16’000 Franken. Zahlen lässt sich in Schweizer Franken, Euro oder E-Mark; E-Mark steht für Engel-Mark, die Währung im Königreich Deutschland. Allerdings heisst es auf der Internetseite: «Dieses Angebot richtet sich nicht an Personen, die sich lieber in der Bundesrepublik verwalten lassen möchten. Es ist daher ausschliesslich für aufgeweckte Mitglieder und Staatsbürger des Königreichs Deutschland gedacht.»
Hinter der Plattform steht ein 61-jähriger IT-Unternehmer aus dem Zürcher Unterland. Er betreibt daneben einen weiteren Betrieb im Königreich Deutschland, einen Cannabis-Online-Shop.
Lotta Maier ist also auf Urs Schwalm gestossen, den vom Zopf höchstselbst ernannten Leiter der Schweizer KRD-Deppen (das ist nämlich - anders, als die Journalistin zu meinen scheint - nicht der Joël vom Leuchten-Turm, obwohl dieser durch die SRF-Beiträge einiges an Aufmerksamkeit bekommen hat).
Auf eine Anfrage der Republik zu seinen Geschäften und seiner Mitgliedschaft im Königreich Deutschland schreibt er als Erstes zurück: «Trotz ihres unhöflich fordernden Schreibstils werde ich ihnen gerne antworten, so wie es sich gehört.»
Und er stellt sowohl die Fragen der Journalistin als auch seine Antworten umgehend ins Netz. Das handhaben zahlreiche Reichsbürger und Staatsverweigerer so – auch zur Einschüchterung der Medienschaffenden.
[...]
Und zum Schluss betont er: «Bitte informieren sie sich nächstes Mal besser, bevor sie mir Fragen stellen. Ausserdem bitte ich sie um einen etwas respektvolleren oder zumindest sachlichen Ton.»
Die Fragen würde ich ja gerne sehen. Vielleicht hat der Urs da sogar nen Punkt, wer weiss? Wenn der Urs die Fragen ins Netz gestellt hat, findet man die sicher, ich bin nur gerade zu faul, seine Webseiten anzusurfen.
Und zu den Kunden seiner Edelmetallplattform schreibt er: «Wir haben keine Kunden, weder im In- oder Ausland, wir haben nur Vereinsmitglieder.» Damit meint er Mitglieder des Königreichs Deutschland.
Oder Mitglieder des "Vereins im KRD" namens "Gmeinwohl Gmeind Schwiz".
Offen bleibt die Frage, ob die Edelmetallplattform in der Schweiz gegründet wurde, weil die Behörden in Deutschland wegen der Bank- und Versicherungsgeschäfte des Königreichs interveniert hatten. Ebenso offen ist, wie hoch die Gewinne der Plattform sind und wohin sie fliessen.
Also: Wenn ich eine KRD-Deppin wäre und langsam nicht mehr wüsste, wohin mit meinen E-Mark, weil das Barbieschloss leider nicht mehr auf KaDaRi verfügbar ist und ich auch kein fünftes KRD-Strandtuch bräuchte, - und angenommen, ich hätte trotz allem noch einen letzten Funken Grips - dann würde ich mich ja über Urs' Plattform wie Bolle freuen.
Weil dann würde ich alle meine E-Mark zusammenkratzen und sie auf Urs' Plattform in Gold und Silber verwandeln. Dann hätte ich plötzlich wieder stabile Sachwerte, die auch in Kunstgegenstände umtauschbar sind!
Und der Urs? Der Urs hätte einen Riesenhaufen E-Mark wie weiland der Energie-Schorsch. Ob sich das für ihn wirklich auszahlt (pun intended!)?
All die besagten Firmen verpflichten sich mit einem sogenannten Kapital-Überlassungs-Vertrag, 50 Prozent ihres Umsatzes ans Königreich Deutschland abzugeben.
Das ist doch wohl Fake News, oder hab ich was verpasst?!
Was Fitzek und seinen Plänen entgegenkommt: Anders als die Behörden in Deutschland geben sich die Behörden in der Schweiz gegenüber dem Königreich Deutschland zurückhaltend. So schreibt die Eidgenössische Finanzmarktaufsicht (das Pendant zum Bafin) auf Anfrage lediglich, dass sie sich nicht zu Einzelfällen äussere. Sie gehe Verletzungen des Schweizer Finanzmarktrechts «konsequent» nach – sofern ihr Hinweise darauf vorliegen würden.
Eine klassische Nichtantwort. Meines Erachtens kann man daraus nicht schliessen, dass die Finma "bräsiger" ist als die deutsche Bafin. Zudem sollte man einbeziehen, dass der Finma, sollte sie bis anhin nicht tätig sein, vielleicht auch tatsächlich noch keine entsprechenden Hinweise vorliegen. Ich jedenfalls habe ihr nie welche geschickt, zumindest nicht direkt (shame on me).
In einer Stellungnahme des Bundesrats auf einen Vorstoss aus dem Nationalrat heisst es zwar: «Seit Anfang der Covid-Pandemie sind die staatsverweigernde Szene und deren Sympathisantinnen und Sympathisanten in der Öffentlichkeit präsenter und sichtbarer geworden.» Gleichzeitig weist die Regierung darauf hin, dass der Nachrichtendienst des Bundes nur für die Überwachung von gewalttätigem Extremismus verantwortlich sei – und dass es zwischen diesem und der staatsverweigernden Szene «keine systematische Überschneidung» gebe.
Anders in Deutschland: Hier wurde Peter Fitzek wegen seiner KRD-Aktivitäten bereits von zahlreichen Amts- und Landgerichten schuldig gesprochen. So verurteilte ihn das Landgericht Halle 2017 wegen illegaler Finanzgeschäfte zu einer Haftstrafe von drei Jahren und acht Monaten. Allerdings sind zahlreiche Verfahren noch nicht rechtskräftig.
Deshalb blieb Peter Fitzek immer wieder auf freiem Fuss.
Und deshalb kann er die Expansion des Königreichs Deutschland in die Schweiz weiter vorantreiben.
Da werden jetzt durch die Journalistin Äpfel mit Birnen verglichen. Besagter Vorstoss bzw. die Stellungnahme des Bundesrates bezog sich auf das Phänomen der "Staatsverweigerer" im Allgemeinen. Dass der Nachrichtendienst des Bundes diese Szene nicht systematisch überwacht, ist in der Vergangenheit schon des öfteren kritisiert worden (zum Beispiel von Dirk Baier). Die konkreten Straftaten des Zopfs in Deutschland, für die er von den Strafverfolgungsbehörden belangt wird, haben damit aber im Grunde nichts zu tun.
Mit dem Verticken seiner "Bankkonten" hat der Zopf in der Schweiz gerade erst begonnen, jedenfalls in einem über ältere Einzelfälle wie den Urs Schwalm hinausgehenden Ausmass. Eine derart fixe Strafverfolgung kann man selbst in der für ihre Schnelligkeit bekannten Schweiz wohl kaum erwarten.