„Recht“ (von arek = aufrichten, an der Schöpfungsordnung ausrichten)
Was ist das eigentlich für ein Quark?
@Helvetia Kannst du da was drüber sagen? Soll "arek" Altgriechisch sein?
Und ich hatte schon gehofft, den Quatsch nicht kommentieren zu müssen.
Die Ethymologie stimmt sogar, das kommt vom indogermanischen "arek".
1. Etymologie schreibt man nicht mit th.
2. Eine unverstandene Buchstabenfolge wie "arek" ohne weitere Angaben als Etymologie von etwas anzugeben, klingt für KRD-Deppen bedeutungsschwanger und vermutlich irgendwie nach "altem germanischem Wissen" oder sowas, ist aber in Wirklichkeit eine völlige Nullaussage. Ebensogut könnte man behaupten, die Glöcknerstrasse hiess früher Giesskannenweg und dies unabhängig davon, ob es überhaupt stimmt, als bedeutungsvoll ansehen.
3. Dieses "arek" dürfte aus einem
veralteten etymologischen Wörterbuch durch inkompetente und bezopfte Menschen abgeschrieben worden sein, was erstens an der fehlenden Kennzeichnung mit * und Bindestrich als rekonstruierte Verbalwurzel ersichtlich ist. Zweitens haben königliche Schmierfinkenhände hier die angebliche Bedeutung "an der Schöpfungsordnung ausrichten" hineinverschlimmbessert, die im veralteten Original bestimmt nicht vorhanden und auch nicht anzunehmen ist. Darauf wette ich ein Schoggistängeli.
4. Warum die Originalquelle der unverstanden zitierten Etymologie veraltet ist: Dies erkennt das kundige Auge an dem anfänglichen "a" von "arek". In modernen Publikationen erscheint statt dessen für gewöhnlich der Buchstabe "h" mit einer Indexnummer. Im Falle der etymologischen Herleitung des Wortes "Recht" ist diese Nummer meist eine 3, wie in der von
@Neubuerger zitierten Etymologie.
Und warum oder wozu nun diese Zahlenmagie?
Nun, bei *h₃reĝ- handelt es sich eben um eine rekonstruierte Verbalwurzel der
urindogermanischen Sprache, deren Phoneminventar ebenfalls rekonstruiert ist. Die (im Mainstream jener stark frequentierten Wissenschaft) zumeist drei nummerierten "h" sind die sogenannten Laryngale, die in den erhaltenen indogermanischen Tochtersprachen bis auf wenige Ausnahmen geschwunden sind und teils nur über die Auswirkungen ihres Schwundes rekonstruierbar und unterscheidbar sind. In den germanischen Sprachen ist ein anfänglicher Laryngal vor R übrigens geschwunden, ohne jegliche Spuren zu hinterlassen, "arek" oder Ähnliches war also nie eine Vorform von "Recht". Nur in wenigen Sprachen wie Griechisch und Armenisch sind anlautende Laryngale als Vokale reflektiert; im Griechischen, das als einzige Sprache anlautende Laryngale vor Konsonant klar in e, a und o unterscheidet, erscheint *h3 allerdings als o, nicht als a (wie in "arek" suggeriert wird). Die Anwesenheit eines Laryngals in der hier diskutierten Verbalwurzel ist meines Wissens nicht ganz unumstritten. Allenfalls kann es sein, dass der Urheber des "arek" dieses Verb eher mit gr. ἀρήγω "helfen" verbinden wollte als mit ὀρέγω "recken, strecken", wie es der aktuelle Mainstream tut. Im Falle von ἀρήγω müsste man den Laryngal *h2 rekonstruieren.
5. Und ach ja, fast vergessen (da meine Zugfahrt zu Ende war und ich aussteigen musste): Natürlich Bedarf auch das "k" in "arek" eines Kommentars, da die moderne Rekonstruktion ja statt dessen ein mit Diakritikum als Palatal gekennzeichnetes "g" hat. Um es kurz zu machen: Das "g" dürfte für alle denkbaren plausiblen Varianten der Etymologie korrekt sein. Das "k" kann ich mir nur so erklären, dass mit "arek" wohl eine urgermanische und nicht mehr eine richtige, alte, urindogermanische Wurzel gemeint sein soll. Denn bei der urgermanischen Wurzel wäre das g zum k lautverschoben worden. Dann wäre das a in arek allerdings definitiv eine Fehlrekonstruktion bzw. die Etymologie wirklich schon dermassen veraltet.
6. Edith / Update und
Fazit, da ich nun endlich wieder vor einer richtigen Tastatur sitze:
Dieses von den Deppen zitierte "arek" ist somit - entgegen dem, was sie vermutlich meinen - keine "alte germanische Überlieferung" oder dergleichen, sondern eine mit den ganz und gar ungermanischen, unspirituellen, unromantischen Methoden der vergleichenden Sprachwissenschaft
rekonstruierte Verbalwurzel. Also ein Ergebnis der von den Deppen verpönten
Wissenschaft, die ihnen im selben Atemzug auch sagen würde, dass ihre Träumereien von "uraltem germanischem Wissen" frei erfundener Quatsch sind.
Allerdings reflektiert "arek" einen völlig veralteten Stand ebendieser Wissenschaft - es stammt aus einer Zeit, in der die Sprachwissenschaftler noch nicht gerallt haben, dass es "Laryngale" gab - und würde heute von keinem Wissenschaftler mehr so geschrieben bzw. rekonstruiert werden.