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"Todesfasten" nennt Maximilian Eder das, was er seit 12. April macht und was ihn mittlerweile auf die Krankenstation der Justizvollzugsanstalt München-Stadelheim gebracht hat. Der frühere Bundeswehr-Oberst und Verschwörungstheoretiker aus dem Landkreis Freyung-Grafenau verweigert jegliche Nahrung. Zudem trinkt er nicht, befeuchtet lediglich die Schleimhäute mit Flüssigkeit. Entsprechend sei sein Gesundheitszustand, erklärt Eders Anwalt Ralf Dalla Fini gegenüber unserer Mediengruppe. Massiv abgemagert sei er und "es wird nicht besser".
Eders Ziel: der Freitod. Das sagt Dalla Fini, der im ständigen Austausch mit Eders Familie stehe. In der nächsten Woche wolle er seinen Mandanten nach elf Tagen selbst wieder sehen - entweder direkt in München oder zumindest per Videogespräch. In der JVA sitzt Eder, weil er als mutmaßlicher "militärischer Arm" an den Umsturzplänen der terroristischen Vereinigung „Patriotische Union“ um Heinrich XIII. Prinz Reuß beteiligt gewesen sein soll. So jedenfalls der Vorwurf des Generalbundesanwalts. Nach seiner Verhaftung in Italien wurde Eder erst in Landshut inhaftiert, ehe er - schon im Hungerstreik - aus dem Landshuter Bezirkskrankenhaus ins Gefängniskrankenhaus nach Stadelheim verlegt wurde.
Die Gründe für das "Todesfasten"
Zwar würden Dalla Fini und sein Anwaltskollege an Eder appellieren, sein Vorhaben zu beenden - doch bislang offenbar ohne Erfolg: "Es ist eine Katastrophe. Jeder will, das er aufhört. Ich hoffe sehr, dass Herr Eder das überlebt", sagt Dalla Fini im Gespräch. Als Grund für die Suizidabsicht nennt der Anwalt einen "Leidensdruck" bei seinem Mandanten. Zwar wäre der natürlich grundsätzlich bei Menschen in Haft vorhanden, Eder würde ihn nur viel "extremer empfinden".
Für den Verteidiger des mutmaßlichen Reichsbürgers stellt sich eine entscheidende Frage: Was passiert, wenn Eder das Bewusstsein verliert und akut zu versterben droht? Denn, so Dalla Fini, Eder hat eine Patientenverfügung, die jegliche lebensverlängernden Maßnahmen untersage. Das würde etwa auch künstliche Ernährung kategorisch ausschließen. Dalla Fini äußert die Sorge, diese Entscheidung Eders könnte von staatlicher Seite nicht respektiert werden: "Es ist natürlich ein Dilemma für den Staat. Lässt man einen Menschen in Untersuchungshaft - für den die Unschuldsvermutung gilt - sterben", so der Anwalt.
Ist Eders Patientenverfügung wirksam?
Hintergrund sei, dass ein Mensch psychisch in der Lage sein müsse, eine Patientenverfügung aus freiem Willen abzugeben, die das festlege. Und bei Eder werde überprüft, ob das der Fall war. Dalla Fini wirft der Justiz vor, sie würde nun lediglich auf eine medizinische Expertise setzen, die entgegen der anderen Bewertungen davon ausgehe, Eder sei dazu nicht in der Lage gewesen. Eders Wille werde somit nicht akzeptiert. Auf eine Anfrage unserer Mediengruppe an den zuständigen Generalbundesanwalt teilt dessen Pressesprecher mit, man werde sich zu "Ermittlungsdetails und Haftverhältnissen auch mit Blick auf die Persönlichkeitsrechte des Betroffenen grundsätzlich nicht äußern". Dalla Fini jedenfalls beteuert abermals seine feste Absicht, alles zu versuchen, "Herrn Eder zu überzeugen, damit aufzuhören und wieder zu essen und zu trinken".