Autor Thema: Bundesweite Reichsbürger-Razzia am 7. Dezember 2022  (Gelesen 75841 mal)

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Re: Bundesweite Reichsbürger-Razzia am 7. Dezember 2022
« Antwort #675 am: 13. Juni 2023, 10:48:12 »
Zitat
Es geht unter anderem um den Entzug der Waffenbesitzerlaubnis, bestätigt Fuggenthaler auf BR-Nachfrage, für den das Verfahren keine große Sache darstellt. Mitte der Woche ordnete das Gericht dann an: Maximilian Eder soll persönlich erscheinen. Für Anwalt Fuggenthaler wird der Prozess damit auf eine Ebene gehoben, die der Sache nicht gerecht werde.

Zitat
für den das Verfahren keine große Sache darstellt
Fürs Gericht vermutlich auch nicht. Die nicht ausreichende Zuverlässigkeit (egal, ob aus den strafrechtlich noch zu verhandelnden Gründen oder einfach wegen Plemplem) des Mandanten sollte den Entzug in meinen Augen ausreichend rechtfertigen.

Zitat
wird der Prozess damit auf eine Ebene gehoben, die der Sache nicht gerecht werde
Sieht der Herr Anwalt das vielleicht ähnlich, dass es nämlich wurscht ist, ob Meister Eder vor Gericht erscheint oder nicht, weil er eh keine Chance sieht, dass die Maßnahme rückgängig gemacht wird?


Wozu braucht der Mann bei der zu erwartenden mehrjährigen Strafhaft eine Waffe bzw. Waffenbesitzkarte?

Der Besitz einer gescheiten Waffe kann in der JVA nie schaden...  ;D

-------
Update:
Eder erscheint NICHT vor Gericht.
https://www.br.de/nachrichten/bayern/mutmasslicher-verschwoerer-oberst-eder-soll-vor-gericht-erscheinen,Tgxepkx
Zitat
Doch dazu kommt es nicht, wie sein Anwalt Alois Fuggenthaler dem BR mitteilte. Eder erscheint nicht vor Gericht.
Zitat
Das Fernbleiben seines Mandanten rechtfertigte er wie folgt: "Konkrete Gründe kann ich nicht nennen. Das spielt alles zusammen. Ich schätze, er meidet die Öffentlichkeit. Er wäre ja mit Handschellen vorgeführt worden. Das wollte und konnte er sich nicht antun."

So, und nun der juristische Laie in mir: Wird er dann vorgeführt? Oder der Prozess in seiner Abwesenheit geführt? Oder gibt es in solch einem Fall ein Versäumnisurteil?

« Letzte Änderung: 13. Juni 2023, 11:13:03 von Chemtrail-Fan »
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Re: Bundesweite Reichsbürger-Razzia am 7. Dezember 2022
« Antwort #676 am: 13. Juni 2023, 12:02:30 »
So, und nun der juristische Laie in mir: Wird er dann vorgeführt? Oder der Prozess in seiner Abwesenheit geführt? Oder gibt es in solch einem Fall ein Versäumnisurteil?
Der juristische Laie antwortet (möglicherweise falsch): Eine Anwesenheit des Klägers ist nicht zwingend notwendig, sofern sein Anwalt Vertretungsvollmacht hat. Daher kann ein Urteil in Anwesenheit des Anwalts gesprochen werden.

P. S.: Ist doch sowieso egal, das Urteil des System(TM)-Gerichts liegt doch von Merkel Scholz fertig unterschrieben in der Schublade.
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Re: Bundesweite Reichsbürger-Razzia am 7. Dezember 2022
« Antwort #677 am: 13. Juni 2023, 12:15:02 »
Vorliegend hat das Gericht offensichtlich das persönliche Erscheinen des Klägers angordnet. Da der Kläger derzeit in Haft sitzt, ist es Aufgabe der Anstalt, für seine Verschubung zu sorgen. Sollte er aus gesundheitlichen Gründen nicht reise- oder verhandlungsfähig sein, wird ihm das ein Anstaltsarzt attestiert haben.
Dies dürfte das Gericht dann auch akzeptieren.
Entweder es geht dann mit Anwalt und ohne Kläger weiter oder das Gericht vertagt, bis die Hinderungsgründe zum persönlichen Erscheinen weggefallen sind.

Da die Sache aber nicht allzu komplex erscheint (ein vollzogener Haftbefehl hat schon eine gewisse Relevanz, Unschuldsvermutung hin oder her), dürfte es eine eher kurze Sitzung werden.
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Re: Bundesweite Reichsbürger-Razzia am 7. Dezember 2022
« Antwort #678 am: 13. Juni 2023, 12:23:09 »
Ergänzung zur Frage von @Chemtrail-Fan: Versäumnisurteil kennt die Verwaltungsgerichtsordnung nicht. Ggf. wird in Abwesenheit der Partei verhandelt (Para. 102 Abs. 2 VwGO).
« Letzte Änderung: 13. Juni 2023, 12:37:49 von Judge Roy Bean »
Gesegnet seien jene, die nichts zu sagen haben und trotzdem den Mund halten (Karl Valentin).

Um etwas zu gelten, müssen sich Nullen immer hübsch rechts halten (Adolf Glaßbrenner).
 
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Re: Bundesweite Reichsbürger-Razzia am 7. Dezember 2022
« Antwort #679 am: 13. Juni 2023, 14:30:52 »
Ich musste ja ein bisschen lachen als ich gelesen habe was alles gefunden wurde bei der Razzia

An Rüdiger Hoffmann: Der Faschist sagt immer, da ist der Faschist  (in Anlehnung an die Signatur des geschätzten MitAgenten Schnabelgroß)

Wir kamen
Wir sahen
Wir traten ihm in den Arsch
 
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Re: Bundesweite Reichsbürger-Razzia am 7. Dezember 2022
« Antwort #680 am: 14. Juni 2023, 14:09:02 »
In heutigem Zeitungsbericht (siehe Anhang) gibt es ein paar weitere Informationen zum VG-Prozess von Meister Eder (ohne Pumuckl):
Kurzzusammenfassung:
Es gab drei Bescheide, in denen es um vier Waffen ging. Deren Verbleib hat der Ex-Oberst nicht ausreichend aufgeklärt. In mehreren Bescheiden wurde daraufhin ein Zwangsgeld von unsgesamt 54.000€ angedroht. Gegen dieses Zwangsgeld hat Eder geklagt.

Aufgrund des Nichterscheinens von Eder wurde die Verhandlung vertagt. "Ohne den Kläger könne der Prozess nicht ordentlich zu Ende gebracht werden. Man werde deshalb einen neuen Termin ansetzen - mit der Hoffnung, Eder sehe sich dann im Stande selbst zu kommen. Oder aber der 63-Jährige erklärt bis dahin, sich zur Sache nicht mehr weiter äußern zu wollen."

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Offline kognitiverDissonant

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Re: Bundesweite Reichsbürger-Razzia am 7. Dezember 2022
« Antwort #681 am: 14. Juni 2023, 14:17:48 »
laminierte Verfügungen
ist mein absoluter Liebling in diesem Bericht. Mehr deutschsein geht einfach nicht  :facepalm:.

Ich denke das ist quasi für die Ewigkeit gedacht, ähnlich einer Pyramide
« Letzte Änderung: 14. Juni 2023, 14:20:12 von kognitiverDissonant »
"Gibt man einem Mann Feuer, dann ist er für einen Tag gewärmt; zündet man ihn aber an, dann ist ihm für den Rest seines Lebens warm."
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Offline Seb

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Re: Bundesweite Reichsbürger-Razzia am 7. Dezember 2022
« Antwort #682 am: 21. Juni 2023, 18:03:10 »
Zitat
Radikale Politsekte
Durchsuchungen bei Anhängern von »Reichsbürger«-Aktivist Heinrich XIII. Prinz Reuß
Die Behörden ermitteln weiter im Umfeld des mutmaßlichen Terrorchefs Heinrich XIII. Prinz Reuß. Nach SPIEGEL-Informationen gab es erneut Durchsuchungen – nun bei fünf Verdächtigen.

Im Fall der Politsekte um den »Reichsbürger«-Aktivisten Heinrich XIII. Prinz Reuß haben Ermittler nach SPIEGEL-Informationen am Dienstag Wohnungen von fünf Beschuldigten durchsucht. Die Aktionen richteten sich demnach gegen vier Männer aus Baden-Württemberg und eine Person aus Niedersachsen.

In allen fünf Fällen geht es um den Verdacht der Mitgliedschaft in einer terroristischen Vereinigung. Eine Sprecherin der Bundesanwaltschaft bestätigte dem SPIEGEL die Durchsuchungen, wollte mit Verweis auf laufende Ermittlungen aber zu Details keine Angaben machen.

Ein Beschuldigter soll über eine waffenrechtliche Besitzerlaubnis verfügen. Mehrere der fünf Verdächtigen sollen nach SPIEGEL-Informationen sogenannte Verschwiegenheitserklärungen unterzeichnet haben. Aus Dokumenten, die Ermittler bei früheren Durchsuchungen im Umfeld der mutmaßlichen Terrorgruppe fanden, geht hervor, dass vermeintlichen Verrätern drakonische Strafen drohten.
...
Die aktuellen Durchsuchungen fanden nach SPIEGEL-Informationen in den baden-württembergischen Orten Aldingen, Empfingen, St. Johann, Ebersbach an der Fils und Tübingen sowie in Hameln in Niedersachsen statt. Festnahmen gab es keine. Die Ermittlungen stehen offenbar in Zusammenhang mit der geplanten Aufstellung sogenannter Heimatschutzkompanien.   ....
https://www.spiegel.de/panorama/justiz/reichsbuerger-erneute-durchsuchungen-bei-anhaengern-von-heinrich-xiii-prinz-reuss-a-af505e96-2c45-4943-92c8-ea1cb5c632a7
Niemand sollte diskreditiert werden, weil er anderer Meinung ist. Aber wer Blödsinn erzählt, hat kein Recht darauf, ernst genommen zu werden.
 
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Offline Mr. Devious

Re: Bundesweite Reichsbürger-Razzia am 7. Dezember 2022
« Antwort #683 am: 22. Juni 2023, 08:33:59 »
Interessanter Artikel auf T-Online von Lars Wienand über Sven Brinkmann.

https://www.t-online.de/nachrichten/panorama/kriminalitaet/id_100181914/lauterbach-entfuehrung-geplant-sven-birkmann-vor-gericht-er-redet-viel.html

Weiterer Artikel von Lars Wienand:

https://www.t-online.de/nachrichten/panorama/kriminalitaet/id_100194470/lauterbach-entfuehrung-sven-birkmanns-drehbuch-fuer-den-staatsstreich.html

Spoiler
Lauterbach-Entführung und Blackout
Das Drehbuch für den Umsturz

In Koblenz erzählt ein Angeklagter vor Gericht im Detail, wie er mit Mitstreitern den Gesundheitsminister entführen und eine neue Regierung installieren wollte. Eine Rekonstruktion in 13 Kapiteln.

Wie entsteht die Idee zu einem Umsturz – und wie geht man dann vor? Wahrscheinlich hat das nie jemand so bereitwillig erzählt wie Sven Birkmann. Der 55-jährige Buchhalter aus Brandenburg war Kopf der Gruppe "Vereinte Patrioten". Sie planten, Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) zu entführen, die Regierung zu stürzen, eine neue einzusetzen und Deutschland in der Zeit des Umsturzes den Strom abzudrehen.

"Ich hatte mich schon lange mit der Überlegung beschäftigt, wie man das machen müsste, wenn man eine Revolution macht", sagt Birkmann vor dem Oberlandesgericht in Koblenz. Seit Anfang Mai läuft dort ein Prozess gegen ihn und vier weitere Angeklagte. Detailliert hat Birkmann über die Umsturzpläne der Gruppe berichtet. Es klingt wie das irrwitzige Drehbuch eines geplanten Staatsstreichs.

In der Hauptrolle, als Regisseur und Produzent: Sven Birkmann. In Nebenrollen seine Mitangeklagten: die esoterisch angehauchte Theologin Elisabeth R. (75), ihr Bekannter Michael H. (41), ein Alleinunterhalter, beide Deutsche-Reich-Fans, dazu ein selbst ernannter "Patriot", Thomas O. (56), der von einer eigenen Armee träumt.

Gastauftritte haben eine Führungsfigur der QAnon-Verschwörungsszene, ein Geldgeber, der sich nach Dubai abgesetzt hat, einer der wichtigsten Antisemiten Deutschlands, der vorzeitig verstirbt – sowie ein verdeckter Ermittler.

Kapitel 1 – Die Anfänge: Sven Birkmann war früher Offizier der Nationalen Volksarmee (NVA) der DDR und arbeitete zuletzt als Buchhalter. Er sagt von sich, Obrigkeiten sei er immer schon besonders kritisch gegenüber gewesen.

Dann kommt Corona und Birkmann radikalisiert sich. "Ich wollte mehr Hintergrundwissen und bin in Telegram reingerutscht." In dem Messengerdienst findet er Gleichgesinnte. Gleichzeitig erlebt er, wie Mandanten wegen der Corona-Beschränkungen ihrer Arbeit nicht mehr nachkommen können. Das habe ihn zunehmend wütend gemacht. "So sah ich mich veranlasst, an Demos teilzunehmen."

Doch schon bald zweifelt Birkmann, ob die Corona- und Querdenker-Demos etwas bewirken. Bei Telegram sucht er nach weiteren Protestideen und stößt auf Gruppen wie "DDay 2.0", in denen davon geträumt wird, Autobahnen zu blockieren. Dort lernt er deren Vertreter wie Markus Lowien kennen, der sich zeitweilig zum deutschen Gegenstück der russischen "Nationalen Befreiungsbewegung" bekennt, einer rechtsradikalen und amerikafeindlichen politischen Bewegung.

Kapitel 2 – Die Lösung, ein "Veteranenpool": Anfang 2021 ist Birkmann zunehmend irritiert von Polizeieinsätzen gegen verbotene Corona-Demonstrationen: "Das ging über das hinaus, was nach meiner Meinung legitim ist." In den Niederlanden sieht er ehemalige Militärangehörige, die sich schützend vor Demonstranten stellen. Birkmann, der frühere NVA-Artillerie-Offizier, will so etwas auch in Deutschland auf die Straße bringen.

Im April 2021 startet er auf Telegram den Kanal "Veteranenpool", Telegram-Größen werben dafür. Schon nach drei Tagen hat der Kanal 16.000 Mitglieder, Birkmann bekommt viel Zuspruch und ist überwältigt von der Resonanz. Aktivisten melden sich, die bereits viele Kanäle administrieren, sie unterstützen ihn. Es werden Ländergruppen mit Länderverantwortlichen eingerichtet.

Die "Veteranen" wollen an Pfingsten 2021 erstmals auf die Straße gehen. Doch ihre angemeldete Demonstration wird verboten. Am Treffpunkt werden Birkmann und seine Mitstreiter von der Polizei abgefangen, "die sind über uns hergefallen", sagt er.

Kapitel 3 – Das Ahrtal, die Bewährungsprobe: Im Juli 2021 trifft sich der Führungsstab des Veteranenpools bei Birkmann zu Hause in Falkensee. Es wird überlegt, wie sich verhindern lässt, dass der Pool einschläft. Die Lösung kommt mit einem Anruf von Tobias Sch., Leiter der Thüringer "Reservisten"-Gruppe. Er meldet sich von der Flut im Ahrtal, der Pool solle kommen und helfen, sagt er. Tobias Sch. hat bereits eine Grundschule in Ahrweiler als Standort für die Hilfsaktion gesichert. 240 Lkw mit Hilfsgütern seien daraufhin von den Veteranen ins Ahrtal geschafft worden, behauptet Birkmann.

Doch in der Schule will ein anderer das Kommando übernehmen: der ehemalige Bundeswehr-Soldat Oberst a. D. Maximilian Eder, ein Anhänger der Reichsbürgerbewegung. Er erklärt sich kurzerhand zum Einsatzleiter in der Schule und stellt einen Stab zusammen. Birkmann fährt ins Ahrtal. "Wir sind zum Schluss gekommen, Eder hat hier nichts zu suchen, und das haben wir ihm auch gesagt." Eder zieht daraufhin ab.

Kapitel 4 – Das erste Verschwörer-Treffen: Im November und Dezember 2021 verabschieden Bundestag und Bundesrat das Infektionsschutzgesetz mit Regelungen zum Impfen. General Carsten Breuer wird Leiter des Corona-Krisenstabs. Für Birkmann steht jetzt fest: Gewaltlos lässt sich die Demokratie nach seiner Vorstellung nicht retten. Es braucht ein anderes System. Und er kennt inzwischen Menschen, die Ideen dafür haben: Anhänger der sogenannten Reichsbürgerbewegung, die die Verfassung des Deutschen Reichs von 1871 wieder einsetzen wollen.

Für ein konspiratives Treffen hat Birkmann bei Kassel eine seit 2001 leer stehende Klinik gefunden. In den verfallenden Gebäuden, in denen die Fenster fast allesamt eingeworfen sind, laufen am 18. Dezember 2021 mitgebrachte Heizgeräte. Unter den 25 Teilnehmern, die zum Treffen anreisen, versammeln sich erstmals alle Schlüsselfiguren: Thomas O., ein gebürtiger Thüringer aus Zweibrücken in der Pfalz, ist dabei. Er ist auch Mitglied in "Tag X"-Umsturzgruppen und meint, es brauche nicht unbedingt Soldaten, sondern lediglich "Patrioten".

Die Bühne gehört aber an diesem Abend Michael H. und der früheren Religionslehrerin Elisabeth R., beide schon seit Längerem in "Reichsbürger"-Kreisen unterwegs. Die beiden halten einen Vortrag darüber, warum es notwendig sei, die Verfassung von 1871 wieder einzuführen. An diesem Abend werden Urkunden verteilt, die die Empfänger als mögliche Abgeordnete eines neuen Parlaments ausweisen.

In der Runde wird diskutiert, dass ein neues Parlament allein noch nicht die Lösung sei, die Menschen müssten es auch anerkennen. Birkmann gibt das so wieder: "Es wird nicht funktionieren, wenn wir einfach parallel etwas aufbauen und dann sagen, wir sind da." Niemand würde sich dafür interessieren.

Kapitel 5 – Die Blackout-Idee: Nach dem Treffen wird in Telefonkonferenzen überlegt, wie man die Bevölkerung gewinnen kann. Birkmann beschreibt das vor Gericht so: "Wenn Sie eine Revolution machen wollen, müssen Sie Sorgen tragen, dass das alte System nicht mehr voll funktionsfähig ist und, das war für uns ganz wichtig, dass das Volk von den Medien entkoppelt wird." Medien störten bei einem Umsturz, alle Funkhäuser zu besetzen, erscheint der Gruppe aber auch nicht umsetzbar. Dann besser den Strom kappen, einen Blackout verursachen, sobald das neue Parlament sich konstituiert hat.

Für die Sabotage zum Lockdown sollen Strommasten an vier wichtigen Standorten im Osten angegriffen werden, erzählt Birkmann vor Gericht. Wie viele im Westen, wisse er nicht. Denn für den Blackout dort sei Mitverschwörer Thomas O. zuständig gewesen.

Ganz einig ist man sich aber offenbar nicht über das Ausmaß: Birkmann sagt, er habe zwei Wochen Blackout für ausreichend gehalten, andere hätten von einem halben Jahr gesprochen. Bürger sollten sich nach den amtlichen Empfehlungen für zehn Tage mit Notfallversorgung ausrüsten und Krankenhäuser hätten schließlich Notstromaggregate.

Kapitel 6 – Das neue Parlament: Birkmann sucht nun nach Räumen, die geeignet sind für die konstituierende Versammlung, bei der dann die Bundesregierung ersetzt wird: groß genug für die 277 Abgeordneten, dazu 60 für die zweite Kammer. Und so, dass mehrere Sicherungsringe in unterschiedlichen Abständen eingerichtet werden können, um gegebenenfalls den Staatsschutz abzuwehren.

In einer Excel-Liste notiert er für den Zweck "schmutzige Molotows" und brennendes Öl. Helfen soll Matthias H., Verantwortlicher des Veteranenpools in Baden-Württemberg und nun aktiv bei der Gruppe "Veteranen 5 nach 12". Eigentlich hatten sie sich abgespalten, Birkmann hatte aber zu H. weiter Kontakt gehalten. Er soll mit seinen Leuten bei der Sicherung der Sitzung helfen, "der wusste im Prinzip Bescheid und stand Gewehr bei Fuß". Der Beginn der Sitzung soll noch übertragen werden, "vielleicht von Auf1", dem österreichischen Sender des rechtsextremen Stefan Magnet. Dann soll der Blackout einsetzen.

Kapitel 7 – Russlands Segen: Birkmann ist überzeugt, dass es für einen erfolgreichen Umsturz ein Land braucht, das die neue Regierung auch anerkennt. "Russland schien uns am geeignetsten, die sind betrogen worden und könnten Interesse haben, ihre Truppen wieder hier anzusiedeln", sagt Birkmann vor Gericht. Ein Problem damit hätte er nicht gehabt: "Ich habe mich in der DDR wohlgefühlt." Es soll also Russlands Segen eingeholt werden. "Eine mündliche Äußerung von Putin hätte gereicht."

Mitverschwörerin Elisabeth R. habe auch einen Brief aufgesetzt – und unabgestimmt angeblich verschickt. "So konnte man das nicht formulieren." Der studierte Mathematiker Birkmann findet die Theologin und ihren Hang zum Esoterischen anstrengend: "Wir sollten uns auf uns selbst zurückbesinnen, Händchen halten, dazu Sprüche aus der Germanenzeit."

Schließlich überlegen sie in den ersten Frühlingstagen 2022, per Schiff nach Kaliningrad zu fahren, und von dort aus nach Moskau zum Kreml gebracht zu werden. Birkmann will wegen der anderen Aufgaben nicht mitkommen. "Aber Putin hätte mich anrufen können." Man habe auch noch nicht überlegt, wie es weitergehe, wenn Russland nicht mitmache. Aber es habe positive Signale gegeben.

Kapitel 8 – Die Lauterbach-Entführungsidee: Die Verschwörer überlegen, dass sie etwas Aufsehenerregendes bräuchten als Signal an die Bevölkerung. So entsteht die Idee: Den Politiker zu entführen, den die Bevölkerung vermeintlich am dringendsten loswerden will. Bei einer Telegram-Abstimmung mit 50.000 Teilnehmern "war unser Karlchen der Führende", berichtete Birkmann. Gemeint ist: Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach. Ihn habe man bei einem Auftritt vor Kameras gefangen nehmen wollen. Termine waren angeblich noch nicht ausgekundschaftet.

Ein "Happening" habe die Entführung aber werden sollen. "Wir wollten ihn nicht im Wald aufknüpfen, sondern ihn vielleicht an der nächsten Ecke wieder rausschmeißen. Oder nach Den Haag bringen", erzählt Birkmann. Wie genau die Entführung ablaufen sollte, sei im Detail noch nicht klar gewesen. "Wir sind aber von Personenschützern ausgegangen, die im Zweifelsfall ihre Waffe einsetzen. Das hieß, wir brauchen Schutzausrüstung." Birkmann verbreitet zu der Zeit: "Da geht es um todesmutige Leute, die müssen tough sein und sich nach dem Tod sehnen."

Gesprochen wird über die Idee beim zweiten Treffen am 15. Januar, diesmal in einer Gastwirtschaft unweit des Ortes Schlotheim in Nordthüringen. Konspirativ nähert man sich, wartet dann, bis die Kegelbahn frei wird. Ein verdeckter Ermittler ist unter den Teilnehmern, dazu zwei Männer, die Birkmann als Nazis beschreibt, die eigentlich "ihr Drittes Reich und Polen" wiederhaben wollten.

Einer der Rechtsextremen nennt sich nach einem Hitler-Gemälde "Reh am Bach" und trumpft auf: Wenn man jemanden entführen wolle, der Personenschützer habe, müsse man auch Waffen nutzen. "Der fragte, ob wir denn schon mal jemanden erschossen hätten: Da war Stille." Birkmann sagt, er habe gedacht, die Personenschützer einfach mit einer Übermacht zu überrumpeln. Oder ihnen eine Langwaffe unter die Nase zu halten. "Das war alles noch nicht zu Ende gedacht, wir hatten ja auch noch niemanden auserkoren." Klar sei aber gewesen: Sie brauchen Waffen.

Kapitel 9 – Die Waffen: Birkmann kennt einen Fremdenlegionär, auch im Ukraine-Krieg im Einsatz, den schaltet er ein: "Was könnte idealerweise Wirkung erzielen?", fragt er ihn am Telefon. "Was kostet das?" In der Telegram-Gruppe bekommt er schließlich konkrete Angebote: Ein Nutzer, der sich "Landser" nennt, bietet an, aus Ex-Jugoslawien zehn Tonnen "Bohnen und Löffel" besorgen zu können, ohne dass klar wird, welche Waffen mit der Umschreibung genau gemeint sind. Birkmann klärt mit seinem Thüringer Regionalleiter den möglichen Transport.

Birkmann betont im Prozess, er habe einen Waffeneinsatz vermeiden wollen, schreibt damals aber auf Telegram etwas Gegenteiliges: In Kasernen seien an Wochenenden nur Sicherheitsleute als Wachen, die könne man "des Lebens befreien und sich holen, was man braucht". Sein Kommentar heute: Auf Telegram werde viel geschrieben. Realistischer gewesen seien die Frage und das Angebot, was sie haben wollten. 5 Lang- und 15 Kurzwaffen, wünscht Birkmann. O. habe deutlich mehr gewollt. "Aber ich fand, wir müssen keine ganze Armee ausstatten." Was sie nicht ahnen: Das Angebot für die Waffen kommt von einem verdeckten Ermittler.

Kapitel 10 – Die Finanzen: 50.000 Euro sollen für Waffen und Schutzausrüstung nötig sein, aber so viel hat niemand der Beteiligten. Es gibt sogar die Idee, dass Mitglieder der konstituierenden Versammlung jeweils 100 Euro vorstrecken sollen. Aber da ist Birkmann skeptisch: Von den angehenden Abgeordneten seien "viele selbst mittellos". Beim dritten Treffen ist jemand angekündigt, der Mittel einbringen will.

Dieses Treffen findet am 20. Februar 2022 bei dem früheren NPD-Politiker Rigolf Hennig in Verden an der Aller statt. Er ist der führende Kopf der offiziell aufgelösten internationalen Holocaustleugner-Gruppe "Europäische Aktion" und der Mann, der in den Augen der Gruppe auch die Voraussetzungen mitbringt, Staatsoberhaupt zu werden. "Präsident des Freistaates Preußen" nennt er sich schon, Elisabeth R. ist eng vertraut mit ihm.

In einer Pause plaudert Birkmann mit David W., einem Finanzberater, der es sogar auf die Titelseite eines Anleger-Magazins geschafft hat. David W. sagt, er könne das Geld besorgen.

Kapitel 11 – Das Putschisten-Stelldichein: Die Putsch-Pläne haben inzwischen auch einen früheren Mitstreiter von Birkmann erreicht: Christian W. Er gehörte anfangs zum Veteranenpool. Der erschien ihm dann aber zu untätig, weshalb er Teil einer Gruppe um Heinrich XIII. Prinz Reuß wurde, die ebenfalls einen Umsturz plant. Birkmann trifft W. und einem anderen Ex-Soldaten im März 2022 auf einem Rewe-Parkplatz in Bayern. Birkmann muss feststellen, dass die Prinzen-Gruppe von seinen Plänen wenig wissen will. Christian W. will stattdessen von ihm nur zehn kampfbereite Männer.

Kapitel 12 – Das letzte Treffen: Das letzte Treffen findet am 9. April 2022 bei Birkmann zu Hause statt. Kurz zuvor ist der Gruppe das mögliche Staatsoberhaupt Rigolf Hennig abhanden gekommen – er verstirbt mit 86. Es werden auch noch Mitglieder für die konstituierende Versammlung gesucht, 277 "echte deutsche Männer" seien nötig.

Deshalb ist trotz Widerstand von Elisabeth R. auch HaJo Müller geladen, ein Star der QAnon-Verschwörungsszene. Seine täglichen Videos erreichen Zehntausende. Die Stimmung ist schlecht, da es noch immer zu wenig Mitstreiter gibt. Doch dann habe Müller plötzlich erklärt, er könne 500 Männer für die Versammlung beisteuern, erzählt Birkmann.

Müller widerspricht dem. t-online sagt er, er sei nur wegen Elisabeth R. gekommen, die er lange kenne. Diese Gestalten seien "weder Revoluzzer noch Putschisten, sie sind ein Quasselverein". Niemand habe ihn gefragt, ob er zu dem Zweck seine Unterstützer überhaupt mobilisieren wolle, sagt Müller. Er habe sich zu der konstituierenden Versammlung nicht weiter geäußert: "Ich treffe keine Aussagen zu Dingen, die ich erst überdenken muss, und lasse jedem Menschen sein Himmelreich." Als die Rede auf die Lauterbach-Entführung gekommen sei, habe er mit "Quatsch!" reagiert. "Dann ging ich rauchen." Vorher habe er von diesem Plan auch nichts gewusst.

Einen Termin für die konstituierende Versammlung gibt es zu dem Zeitpunkt noch nicht. Der 9. Mai, russischer "Tag des Sieges" über Nazi-Deutschland, sei als guter Termin erachtet worden, sagt Birkmann. Die Finanzierungsprobleme entschärfen sich, weil Finanzmakler David W. tatsächlich mit Edelmetallen zu Birkmann kommt – für eine Anzahlung in Höhe von 12.500 Euro: Als die Goldplättchen und eine Plastikrolle mit Silbermünzen den Betrag aber noch nicht ergeben, holt Birkmann Gold aus dem Keller. David W. wird heute wegen Terrorfinanzierung gesucht, er postet regelmäßig Fotos aus Dubai.

Kapitel 13 – Das Finale: Als Thomas O. mit den Silbermünzen und Goldplättchen die Waffen auf einem Parkplatz in Neustadt/Weinstraße kaufen will, erfolgt nach der Übergabe der Zugriff – Thomas O. wird festgenommen. Sven Birkmann hält gerade eine Buchhalter-Schulung in einer Sparkasse in seiner Heimat, als auch dort die Polizei auftaucht und ihn festnimmt. Birkmanns Traum vom Umsturz ist ausgeträumt.
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Offline DerDude

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Re: Bundesweite Reichsbürger-Razzia am 7. Dezember 2022
« Antwort #684 am: 22. Juni 2023, 09:40:01 »
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Offline nixweiter

Re: Bundesweite Reichsbürger-Razzia am 7. Dezember 2022
« Antwort #685 am: 23. Juni 2023, 04:06:47 »
Kommissar Zufall im Dauereinsatz...

Birkmann kennt Eder, will aber nix mit ihm zu tun haben. Es bestehen zwei getrennt agierende Reichshaufen.
Einer gerät an einen Fake-Waffenhändler und richtet das Interesse der Ermittler nebenbei auf die andere Truppe.  :doh:

Kann man das so zusammenfassen?
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Re: Bundesweite Reichsbürger-Razzia am 7. Dezember 2022
« Antwort #686 am: 23. Juni 2023, 16:40:33 »
Noch ein Artikel zum Prozess in Koblenz:
Zitat
Lauterbach-Entführung
Die krude Gedankenwelt des Angeklagten Sven B.

Regieren mit Ariernachweis: Seit Anfang Mai läuft in Koblenz ein Prozess gegen fünf Angeklagte wegen Gründung einer terroristischen Vereinigung und der geplanten Entführung von Karl Lauterbach.  Der Angeklagte Sven B. gab in den ersten Verhandlungstagen tiefe Einblicke in die krude, verschwörungsideologische und rassistische Gedankenwelt der „Vereinten Patrioten“.
https://www.belltower.news/lauterbach-entfuehrung-die-krude-gedankenwelt-des-angeklagten-sven-b-150509/
Niemand sollte diskreditiert werden, weil er anderer Meinung ist. Aber wer Blödsinn erzählt, hat kein Recht darauf, ernst genommen zu werden.
 
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Re: Bundesweite Reichsbürger-Razzia am 7. Dezember 2022
« Antwort #687 am: 19. Juli 2023, 09:43:51 »
Echt jetzt? Man hat sich wirklich zusammengesetzt? Wirkt schon etwas verzweifelt von den Russen

Zitat
Die Nähe der "Reichsbürger" zu Russland

Stand: 19.07.2023 05:00 Uhr

Russland hat offenbar bei den Umsturzplänen der mutmaßlichen Verschwörer um Heinrich XIII. eine wichtige Rolle gespielt. Nach MDR-Recherchen wurde die Hoffnung auf Hilfe durch Kontakte zu russischen Regierungsstellen genährt.
 Vier ausgedruckte Seiten waren es, die bei den Fahndern des Bundeskriminalamtes und der sächsischen Polizei Aufmerksamkeit fanden, als sie die Wohn- und Geschäftsräume von Frank R. in Olbernhau im Erzgebirge bei der Großrazzia im vergangenen Jahr durchsuchen.

Die Bundesanwaltschaft beschuldigt R., die "Reichsbürger"-Gruppe um Heinrich XIII. Prinz Reuß unterstützt zu haben. Er ist einer von zwei Dutzend Beschuldigten, die an diesem 7. Dezember 2022 festgenommen wurden.

Diese vier Seiten enthalten einen E-Mailverkehr zwischen Frank R., dem ebenfalls festgenommen Christian W., dem verdächtigen Udo M. und dem russischen Generalkonsulat in Leipzig. Nach Recherchen des MDR begann dieser Nachrichtenaustausch am 28. November 2022, als die geheimen Ermittlungen gegen Reuß und seine Gruppe bereits auf Hochtouren liefen. Auch W. und R. standen im Visier der Terrorfahnder, als sie die Mail an diesem Tag über die Firmenadresse von Frank R. an das Generalkonsulat schickten.

Polizisten während der Razzien gegen "Reichsbürger"
exklusiv
Mutmaßliche Verschwörer Die Nähe der "Reichsbürger" zu Russland

Stand: 19.07.2023 05:00 Uhr

Russland hat offenbar bei den Umsturzplänen der mutmaßlichen Verschwörer um Heinrich XIII. eine wichtige Rolle gespielt. Nach MDR-Recherchen wurde die Hoffnung auf Hilfe durch Kontakte zu russischen Regierungsstellen genährt.
Von Ludwig Kendzia und Bastian Wierzioch, MDR

Vier ausgedruckte Seiten waren es, die bei den Fahndern des Bundeskriminalamtes und der sächsischen Polizei Aufmerksamkeit fanden, als sie die Wohn- und Geschäftsräume von Frank R. in Olbernhau im Erzgebirge bei der Großrazzia im vergangenen Jahr durchsuchen.

Die Bundesanwaltschaft beschuldigt R., die "Reichsbürger"-Gruppe um Heinrich XIII. Prinz Reuß unterstützt zu haben. Er ist einer von zwei Dutzend Beschuldigten, die an diesem 7. Dezember 2022 festgenommen wurden.

Diese vier Seiten enthalten einen E-Mailverkehr zwischen Frank R., dem ebenfalls festgenommen Christian W., dem verdächtigen Udo M. und dem russischen Generalkonsulat in Leipzig. Nach Recherchen des MDR begann dieser Nachrichtenaustausch am 28. November 2022, als die geheimen Ermittlungen gegen Reuß und seine Gruppe bereits auf Hochtouren liefen. Auch W. und R. standen im Visier der Terrorfahnder, als sie die Mail an diesem Tag über die Firmenadresse von Frank R. an das Generalkonsulat schickten.
Bei einer Razzia gegen sogenannte "Reichsbürger" stehen Polizisten an einem durchsuchten Objekt in Berlin.
Bei einer Razzia gegen sogenannte "Reichsbürger" stehen Polizisten an einem durchsuchten Objekt in Berlin.

Exklusiv
15.02.2023
Ermittlungen gegen "Reichsbürger" Was nach der Razzia kommt

Zwei Monate nach den Razzien gegen ein mutmaßliches Reichsbürger-Netzwerk dauern die Ermittlungen an. mehr
Verabredung mit russischem Diplomaten

In der Mail gaben sie sich klar pro-russisch. Sie seien eine Gruppe von mittelständischen Unternehmern, die die Berichterstattung der deutschen Medien über den Ukraine-Krieg für einseitig hielten, was der Russischen Föderation schade. Sie wollten dies, so heißt es in der Mail, der russischen Regierung mitteilen und sich deshalb bei einem persönlichen Treffen im Generalkonsulat in Leipzig vorstellen.

Das Generalkonsulat schien den Wunsch nach einem Treffen der drei Olbernhauer nicht als sinnlose Spinnerei abzutun. Im Gegenteil: Nur zwei Tage später schrieb ein hochrangiger Diplomat an die mutmaßlichen Reuß-Gruppenmitglieder. Er schlug ein kurzfristiges persönliches Treffen im Leipziger Konsulat am 8. Dezember vor.

Doch dazu kam es nicht mehr. Am 7. Dezember schlugen die Terrorfahnder zu. Was also wollten die Männer genau in Leipzig? Wieso bekamen drei unbekannte sächsische Geschäftsleute aufgrund einer Mail voller Floskeln einen kurzfristigen persönlichen Termin in einer offiziellen diplomatischen Vertretung Russlands?

Der MDR bat die Anwälte der Männer um eine Stellungnahme. Einige lehnten ab, andere reagierten nicht auf die Anfrage. Auch das russische Generalkonsulat in Leipzig antwortete nicht auf eine entsprechende MDR-Anfrage.

In den Ermittlungen der Bundesanwaltschaft soll das Konsulat mehrmals auftauchen. Der Chef der mutmaßlichen Verschwörer, Heinrich XIII., soll mit seiner angeblichen russischen Lebensgefährtin Vitalia B. in Leipzig gewesen sein. Sie wiederum soll das Konsulat mehrfach aufgesucht haben.

Welche Rolle B. spielt, die bei der Razzia im Reußen-Schloss in Bad Lobenstein festgenommen wurde, ist offenbar nicht genau geklärt. Ihr wird die Unterstützung einer Terrorgruppe vorgeworfen.
Russische Agentin oder einfach Kunsthistorikerin?

Vitalia B., dunkle lange Haare, blasser Teint, spitze Nase, schmales Gesicht, konzentrierter Blick. Auf Fotos, die dem MDR vorliegen, wirkt sie in heller Bluse und dunklem Blazer wie eine Managerin eines Wirtschaftsunternehmens.

In zahlreichen Medienveröffentlichungen wird sie als "Lebensgefährtin" oder "Assistentin" von Reuß bezeichnet. Was davon tatsächlich zutrifft, ist unklar. Fragen will ihre Anwältin nicht beantworten.

Nach MDR-Recherchen reiste Vitalia B., 1983 in Kaliningrad geboren, erstmals am 1. Oktober 2002 nach Deutschland ein. Bis zu ihrer Festnahme in Bad Lobenstein, wo sie zuletzt eine Wohnung gesucht haben soll, war sie in Heidelberg gemeldet. Dort hatte sie Kunstgeschichte studiert. Zwischen 2012 und 2019 schrieb sie an der Universität Heidelberg ihre Doktorarbeit.

Noch während ihrer Abschlussfeier und Doktortitelverleihung 2019 soll sie bekannt geben haben, nach Russland zurückkehren zu wollen. Dass das offenbar nicht stimmte, zeigt auch ihre Verhaftung in Thüringen im Dezember.

Welche Rolle spielt Vitalia B. in dem Fall? Ist sie eine russische Agentin und wurde sie auf die Gruppe angesetzt? Wenn ja, mit welchem Ziel? Oder ist sie eine gut situierte Kunsthistorikerin mit einer Affinität zum Adel und völlig unverschuldet in die Geschichte geschlittert? Fragen dazu wollten weder Ihre Verteidigerin in Rücksprache mit Vitalia B., noch die Bundesanwaltschaft beantworten.
Unschuldig im Gefängnis?

Aufhorchen lässt aber eine Begebenheit, die sich kurz nach B.s Festnahme in der Untersuchungshaft abgespielt haben soll. Nach MDR-Informationen soll sie während einer medizinischen Untersuchung gegenüber Mitarbeiterinnen der Justizvollzugsanstalt behauptet haben, nicht die zu sein, für die sie gehalten wird. Ihr Name laute vielmehr "Maria Romanov".

Als Unschuldige sitze sie zu Unrecht im Gefängnis. Einer ihrer ehemaligen Heidelberger Kontakte bestätigte dem MDR jedoch, die Frau auf dem Foto mit den dunklen Haaren, dem schmalen Gesicht und dem konzentrierten Blick habe sich während der gesamten Studienzeit Vitalia B. genannt.
Hoffnung auf russische Hilfe enttäuscht

Russland und auch mögliche Kontakte zu russischen Regierungsstellen waren offenbar ein zentraler strategischer Bestandteil der Gruppe Reuß. So wird immer wieder von einer "Allianz" gesprochen, bei der die mutmaßlichen Putschisten Hilfe aus Moskau erwarteten.

Offenbar, so war ihre Hoffnung, könne es von dort ein Signal geben, dass man einen gewaltsamen Aufstand und eine Destabilisierung der Bundesrepublik befürworte. Das jedenfalls scheinen die Anführer der Gruppe ihren Mitgliedern immer wieder gesagt zu haben.

Doch das Signal kam offenbar nicht, was zu Frust führte. Bei einem Treffen in einem Hotel, nur fünf Kilometer vom Ostthüringer Schloss von Heinrich XIII. entfernt, soll es zum Streit gekommen sein. Am 17. September 2022, drei Monate vor Auffliegen der Gruppe, trafen sich einige der Gruppe Reuß, besonders die des militärischen Arms. Einer wollte von den Führungsleuten wissen, wie es denn mit der russischen Unterstützung aussehe.

Die Ermittler, die diese Treffen überwachten, notieren, dass es wohl keine befriedigende Antwort gab und ein Streit begann. Offenbar hatten die mutmaßlichen Verschwörer zu sehr auf Moskauer Hilfe vertraut.

https://www.tagesschau.de/investigativ/mdr/reichsbuerger-razzien-russland-konsulat-leipzig-100.html
An Rüdiger Hoffmann: Der Faschist sagt immer, da ist der Faschist  (in Anlehnung an die Signatur des geschätzten MitAgenten Schnabelgroß)

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Re: Bundesweite Reichsbürger-Razzia am 7. Dezember 2022
« Antwort #688 am: 19. Juli 2023, 10:40:04 »
Maria Romanov - eine herbeifantasierte Zaren-Verwandtschaft passt hervorragend zu dem ganzen Unsinn. :facepalm:
Wir Reichsbürger erklären hiermit einstimmig,
daß es uns nicht gibt, und zeichnen hochachtungsvoll:
Die vereinigten Reichsbürger der Erde. -
(frei nach Christian Morgenstern)
 
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Offline Rabenaas

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Re: Bundesweite Reichsbürger-Razzia am 7. Dezember 2022
« Antwort #689 am: 19. Juli 2023, 10:54:16 »
Der Name ist in Russland durchaus nicht selten.
Das wird man ja wohl noch sagen dürfen!
 
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