Grad gesehen:
Und Aisha hat doch recht!EinsElf!
Waffenbesitz ist tatsächlich ein Menschenrecht!
Es steht im Internet und eine Schweizer Professorin sagt das auch!
Aber im Ernst: Es gibt in der Schweiz schon länger eine breite Debatte, weil die Waffenrichtlinie der EU irgendwann übernommen werden muß.
Da stehen durchaus sinnbefreite Dinge drin wie das Verbot von Magazinen von mehr als 10 Schuß Kapazität. Damit wäre die Antiquität Schweizer Infanteriegewehr 1889 praktisch verboten, was sicherheitstechnisch Unsinn ist. Es gibt keine Munition dafür, die muß man sich selbst fertigen, und kein Bankräuber geht mit einem 1,30 m langen Prügel in eine Bank. Schon gar nicht mit einem Repetierer.
Deswegen stuft unser BKA sowas als „nicht deliktrelevant“ ein.
Mit der Magazinbeschränkung ist schon Clinton gescheitert, ein entsprechendes Gesetz hat überhaupt nichts gebracht. Der Effekt ist Null.
Eine Registrierung von einschüssigen Vorderladern wäre schon bürokratisch ein Unding.
Die Kritik ist nicht ganz unberechtigt.
Allerdings wird dann auch wieder übertrieben: Leute um Blocher sehen gleich die Unabhängigkeit der Schweiz gefährdet, Schützenvereine müssen natürlich gewappnet sein, den eindringenden Feind zu bekämpfen, das ist klar.
Dieses Denken resultiert natürlich auch aus dem Gedanken der Schweizerarmee als Milizarmee. (als bei uns der Adolf herrschte, war das auch durchaus sinnvoll, um der Schweiz wenigstens ein wenig Spielraum zu lassen.)
Frau Professor ist Philosophin und rekurriert auf John Locke.
Der spielt, wie ich schon mal in einem Posting schrieb, in den USA mit der Vorstellung vom bewaffneten Bürger durchaus eine Rolle, aber „bei uns“, also in Europa, halt nicht so.
So findet denn im Mai eine Volksabstimmung in der Schweiz um die Übernahme der Richtlinie statt.
Die Befürworter argumentieren, wenn die Übernahme scheitere, stehe Schengen auf dem Spiel und damit die wirtschaftliche Prosperität der Schweiz.
Was natürlich auch wieder Quatsch ist.
Übertreibung also auf beiden Seiten.
Diese Schweizer Professorin sieht den Waffenbesitz als Menschenrecht
Philosophin Josette Baer Hill kämpft mit John Lockes Ethik gegen die Verschärfung des Waffenrechts.
2019-04-08 09:43 von Res Strehle
Die Zeitgeschichte ist immer wieder für eine Überraschung gut. Zum Beispiel diese: Im Komitee gegen die Verschärfung des Waffenrechts, über die wir am 19. Mai abstimmen, engagiert sich auch eine Zürcher Philosophieprofessorin. Anders als den Sportschützen und der SVP-Parteispitze geht es Josette Baer Hill dabei nicht in erster Linie um die Erschwernisse im Schiesssport oder das Missbehagen über die Schweizer Einbindung in den Schengen-Raum – sie argumentiert auf derselben intellektuellen Etage wie der britische Aufklärer John Locke aus dem 17. Jahrhundert.
Spoiler
Nicht dass Locke damals schon eine Ahnung gehabt hätte von der Wirkung halb automatischer Waffen. Locke ging es um die Verteidigung individueller Freiheitsrechte angesichts der entstehenden Nationalstaaten. Baer Hill sieht den individuellen Waffenbesitz als Teil dieser Menschenrechte.
Das wird man drei Wochen nach dem Massaker in den beiden Moscheen im neuseeländischen Christchurch nicht auf Anhieb verstehen. Aber man wird erst mal neugierig sein auf diese kreativ abweichende Meinung im Universitätsbetrieb, wo der britische Konservative Niall Ferguson einen immer stärkeren Druck des linksliberalen Mainstreams konstatiert.
Warnung vor Totalitarismus
Die Thurgauerin will nur schriftlich «interviewt» werden und dann das Gut zum Druck selber geben. Sie misstraue dem Tamedia-Verlag, dessen Medien es bisher nicht fertiggebracht hätten, einen Beitrag zu veröffentlichen, der das Prädikat «unvoreingenommen» auch nur halbwegs verdiene, sagt sie auf Anfrage. Es werde konsequent verschwiegen, dass die islamistischen Anschläge in Frankreich und Dänemark nicht mit halb automatischen Waffen, sondern mit vollautomatischen Waffen ausgeführt wurden, illegal importiert aus dem ehemaligen Ostblock.
Baer Hill forscht seit dem Fall der Mauer über die Wurzeln des Totalitarismus. Als Vaclav Havel 1990 in Rüschlikon mit dem Freiheitspreis geehrt wurde und Dürrenmatt seine legendäre Rede über die Schweiz als selbst verwaltetes Gefängnis hielt, stand die heute 52-Jährige am Beginn ihrer akademischen Karriere. Sie spezialisierte sich auf Osteuropa und den Totalitarismus mit Forschungsaufenthalten in Budapest, Minsk, Bratislava, St. Petersburg und den USA. Ihre Monografien sind den Helden im Kampf gegen den sowjetischen Totalitarismus gewidmet: Alexander Dubcek, der politischen Ikone im Prager Frühling, der nach dem Einmarsch der Sowjets vom Ministerpräsidenten zum Forstaufseher degradiert wurde. Mit einem Seminar über Hannah Arendt warnt sie aktuell Zürcher Studierende vor dem Totalitarismus.
Schutz vor übergriffigem Staat
Aber nun die schärfere Kontrolle halb automatischer Waffen in der Schweiz gleich in diesem Zusammenhang sehen? Erwerb und Besitz dieser Waffen als Menschenrecht gegen einen übergriffigen Staat? Der Zürcher Philosoph Georg Kohler, der schon ein Vorwort für Baer Hill schrieb, hält dies für einen Trugschluss. Das uneingeschränkte Recht auf Waffenbesitz hält er einzig in einer Umwelt für gegeben, in der kein funktionierender Rechtsfrieden die Bürger schützt. Davon scheint die Schweiz doch ein gutes Stück entfernt zu sein.
Waffengesetz? Redaktor Philipp Loser sagt, worum es geht
https://www.bazonline.ch/schweiz/standard/diese-schweizer-professorin-sieht-den-waffenbesitz-als-menschenrecht/story/31035918