Autor Thema: Lisa Fitz  (Gelesen 32598 mal)

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Re: Lisa Fitz
« Antwort #135 am: 27. Juni 2020, 13:42:42 »
Ich befürchte,
Lisa kommt aus einer Zeit,
in der der Staat noch viele Erben aus einer anderen Zeit hatte,
und den Guten daher Gegnerschaft zum Staat gut zu Gesicht stand.
Und jetzt sitzt sie fest in einer Zeitschleife und
hat nicht verstanden,
dass die Guten nicht mehr gegen den Staat sondern gegen die Gesicht zeigen müssen,
die man tatsächlich fürchten muss,
weil sie immer noch die Erben einer ganz anderen Zeit sind.
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Re: Lisa Fitz
« Antwort #136 am: 27. Januar 2021, 22:21:02 »
Lisa, hochgeladen von Kastius, empfolen von Beate Bahner:


"Die förmlich-respektvolle Höflichkeit schafft den nötigen Raum für inhaltliche Verachtung."
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Re: Lisa Fitz
« Antwort #137 am: 27. Januar 2022, 14:11:48 »
So, das hammer jetzt davon!

Schwurbel-Rentnerin Lisa mag nicht mehr!  :o


Zitat
Nach kritischen Impfaussagen 

Kabarettistin Lisa Fitz will nicht beim SWR auftreten
27.01.2022, 12:17 Uhr

Mit ihren Aussagen über Impftote sorgte Kabarettistin Lisa Fitz nicht unbedingt für Lacher, sondern für Aufsehen. Nun gibt sie bekannt, dass sie nicht in der SWR-Sendung "Spätschicht" auftreten wolle.

Die Kabarettistin Lisa Fitz will nach ihren scharf kritisierten Aussagen zu Impftoten nicht mehr in der SWR-Comedy-Sendung "Spätschicht" auftreten. Das teilte der SWR am Donnerstag mit. Fitz bestätigte der Deutschen Presse-Agentur ihre Entscheidung. Warum sie den Auftritt absagte, ist derzeit noch nicht bekannt. Fitz kündigte an, sie werde sich zeitnah zu dieser Entscheidung äußern und den Schritt begründen.

Man nehme mit großem Bedauern zur Kenntnis, dass sich Lisa Fitz entschieden habe, in Zukunft nicht mehr Teil der Satire-Sendung zu sein, schrieb der Sender am Donnerstag. "Der SWR bedauert die Entscheidung von Lisa Fitz und hätte die langjährige, sehr anregende Zusammenarbeit mit ihr gerne fortgesetzt", sagte Clemens Bratzler, SWR-Programmdirektor Information.

Was war passiert?
Fitz hatte in der Sendung im November bei ihrem Auftritt von EU-weit 5.000 Corona-Impftoten gesprochen. Bevor das Video gelöscht wurde, war es unter dem Titel "Lisa Fitz vs. Jens Spahn" gespeichert. Zum Hintergrund: Laut Europäischer Arzneimittel-Agentur (Ema) in Amsterdam handelt es sich nur um Verdachtsfälle. Es sei nicht festgestellt worden, dass es einen kausalen Zusammenhang mit der Impfung gebe.

Der Südwestrundfunk hatte nach der Ausstrahlung und Kritik am Sender entschieden, die Folge der Comedy- und Satire-Sendung aus der ARD-Mediathek zu nehmen und auch von allen SWR-Plattformen und -Kanälen zu entfernen, weil es sich um eine falsche Tatsachenbehauptung handle. Fitz selbst hatte später bedauert, bei ihrem umstrittenen Auftritt von EU-weit 5.000 Corona-Impftoten gesprochen zu haben. Sie hatte den Vorwurf zurückgewiesen, eine Impfgegnerin und Corona-Leugnerin zu sein.

Verwendete Quellen:
Deutsche Presse-Agentur
https://www.t-online.de/unterhaltung/stars/id_91556398/swr-aus-kabarettistin-lisa-fitz-will-nicht-mehr-in-spaetschicht-auftreten.html

https://www.spiegel.de/kultur/tv/nach-falschaussagen-zu-impftoten-lisa-fitz-tritt-nicht-mehr-in-spaetschicht-auf-a-b3bd2495-b8a2-4bda-a2e7-d683e1cae451
Merke: Es genügt natürlich nicht, dämlich zu sein. Es soll schon auch jeder davon wissen!

„Nur weil es Fakt ist, muß es noch lange nicht stimmen!“ (Nadine, unerkannte Philosophin)
 
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Re: Lisa Fitz
« Antwort #138 am: 27. Januar 2022, 14:27:09 »
Ich befürchte,
Lisa kommt aus einer Zeit,
in der der Staat noch viele Erben aus einer anderen Zeit hatte,
und den Guten daher Gegnerschaft zum Staat gut zu Gesicht stand.
Und jetzt sitzt sie fest in einer Zeitschleife und
hat nicht verstanden,
dass die Guten nicht mehr gegen den Staat sondern gegen die Gesicht zeigen müssen,
die man tatsächlich fürchten muss,
weil sie immer noch die Erben einer ganz anderen Zeit sind.

Genau .... Lisa denkt, dass doch früher (TM) in den guten Zeiten man als typischer Kabarettist und Sympathisant der 68iger gegen den Staat und das Schweinesystem war. Nun sitzen aber die 68iger und ihre Nachfolger an den Fleischtöpfen der Verwaltung und da ist es natürlich nicht mehr en vogue und woke schon gar nicht, gegen den Staat zu rebellieren.
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Re: Lisa Fitz
« Antwort #139 am: 27. Januar 2022, 14:30:10 »
Du hättest auch gleich meine Worte nehmen können.
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Re: Lisa Fitz
« Antwort #140 am: 27. Januar 2022, 14:30:57 »
wenn Du das denkst, hast Du mich nicht wirklich verstanden ...
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Re: Lisa Fitz
« Antwort #141 am: 27. Januar 2022, 21:32:57 »
Zitat
Fitz kündigte an, sie werde sich zeitnah zu dieser Entscheidung äußern und den Schritt begründen.

Die Begründung interessiert mich aber! Wenn das etwas substantielles werden soll, könnte sie sich mal von so schrägen "Freunden" wie Heino Schrang lossagen, die Fitz' Popularität nur für ihren politischen Bockmist ausschlachten wollen.

Oder sie singt halt gemeinsam mit Niklas Lotz: "Wir weckrufen Deutschland, weil die Merkel muss jetzt weg und der Heiko braucht das Geld. Und die Lisa ist nicht alt und der Niki gar nicht schwul... Hu hu hu... Nicht so schwul, gar nicht so alt..."
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Re: Lisa Fitz
« Antwort #142 am: 28. Januar 2022, 10:32:39 »
wenn Du das denkst, hast Du mich nicht wirklich verstanden ...
Oh doch.
Ich glaube aber ich will Dich nicht verstehen. Dich, so glaube ich, will ich nie verstehen, oder besser, kann ich nicht verstehen.
Eben darum halte ich den Sinn meiner Worte für besser. Und damit uns beide Alle verstehen, solltest Du den "Sinn" (?) Deiner Worte besser rausarbeiten. Versteck spielen ist nicht sehr tapfer.
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Re: Lisa Fitz
« Antwort #143 am: 28. Januar 2022, 12:09:11 »
Wenn Du mich doch verstanden hast, ist ja alles gut ... .
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Re: Lisa Fitz
« Antwort #144 am: 28. Januar 2022, 14:39:50 »
Findest Du?
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Re: Lisa Fitz
« Antwort #145 am: 27. Februar 2022, 02:29:06 »
Fitz, komm raus, du bist umzingelt
Die Kabarettistin und die Extremisten

Fitz, komm raus, du bist umzingelt

Sie ließ sich als Kämpferin gegen Konventionen feiern – dann hat sie sich wegen Corona-Äußerungen mit dem SWR überworfen. Beifall bekommt Lisa Fitz dafür von den ganz Rechten, den ganz Linken und den ganz Verwirrten.
(Tina Angerer, DER SPIEGEL 9/2022)

Es muss ein gutes Gefühl sein, die einzige Leuchte zu sein in finsterer Zeit. »Wenn Satire wieder frei ist und darf, was Satire darf, nämlich alles, dann werden Sie die erste sein, die man wieder engagieren wollen wird«, schreibt jemand auf der Facebook-Seite von Lisa Fitz, und der gefällt diese Prognose. Sie versieht den Eintrag mit dem Daumensymbol, einem Like. Ihre Kolleginnen und Kollegen, die anderen Kabarettisten? »Bücklinge des Systems« oder »Pros­­­tituierte«, schreiben ihre Fans. Findet auch Fitz: Daumen hoch.

Nach ihrem Abgang beim SWR wegen irreführender Äußerungen zu Corona-Impftoten wird Fitz von ihrer Internetgemeinde gefeiert als mutige Verkünderin der Wahrheit. Bejubelt wird die 70-Jährige auch in den sogenannten alternativen Medien, im rechten Verschwörungsmagazin »Compact«, im Kremlsender RT DE oder vom professionellen Corona-Umdeuter Boris Reitschuster. Die »taz« hingegen titelte: »Schwurbelei in der ARD«, »Focus« bezichtigte sie der »Impf-Lügen«. Fitz selbst sieht sich als Opfer einer »Inquisition«, meint, dass die Presse sie »vernichten« wolle. Die Frau, die seit mehr als 40 Jahren auf Deutschlands Kabarettbühnen und im Satirefernsehen präsent ist, die einst beim »Scheibenwischer« auftrat und den Bayerischen Verdienstorden hat, ist zur Symbolfigur geworden für die derzeit so viel diskutierte Spaltung der Gesellschaft. Und sie spaltet selbst: Sie will differenzierte Kritikerin sein und bedient doch immer wieder ganz simpel die Radikalisierten.

Im Januar war es zwischen der Kabarettistin und dem SWR zum Eklat gekommen und zu einem singulären Ereignis im deutschen Satirefern­sehen: Der Sender winkte einen Beitrag von Fitz für die Sendung »Spätschicht« vom 10. Dezember erst durch, bei der Aufzeichnung distanzierte sich Gastgeber Florian Schroeder dann aber von der Meinung der Satirikerin. Nach der Ausstrahlung verteidigte der Sender den Beitrag zunächst als Meinungsäußerung, rückte später aber doch ab, weil es sich um eine falsche Tatsachenbehauptung gehandelt habe, und nahm den Beitrag schließlich aus der Mediathek. Daraufhin sprach Fitz von Vertrauensbruch und warf bei der »Spätschicht« hin, wo sie viele Jahre regelmäßig Stammgast gewesen war.

Streitpunkt war vor allem eine Zahl. Fitz hatte behauptet, das Europäische Parlament beantrage einen Entschädigungsfonds für Opfer von Corona-Impfungen: »Für 5000 Menschen leider zu spät. Da waren die Folgen durch die Covid-19-Impfstoffe tödlich.« Beides stimmt nicht, war schon Wochen vorher in einschlägigen Foren behauptet und von anderen Medien widerlegt worden.

Immer wieder relativierte Fitz – und legte gleichzeitig nach. »Ich bin keine Impfgegnerin und keine Coronaleugnerin«, bekräftigt sie, die nach eigenen Angaben selbst geimpft ist. Sie räumt einen »Fehler« ein, den sie im nächsten Statement zum »Formfehler« verkleinert. Zugleich argumentiert sie arg schräg, dass ihre Zahl nicht »nachweislich falsch« sei, weil ja niemand die genaue Zahl kenne. Und sie bekräftigt seitdem immer wieder auf Facebook, dass die Zahl der Impftoten »ziemlich sicher weit höher« sei.

Lisa Fitz ist eine freundliche Frau. Sie spricht ruhig, lässt andere ausreden. In einem ausführlichen Telefonat mit dem SPIEGEL nimmt sie Stellung zu Kritik. Sie wolle Mahnende sein, unabhängiger Freigeist, ohne Lagerdenken, bereit zum Diskurs, sagt sie. Doch dann will sie nur zitiert werden, wenn sie den gesamten Text vorher absegnen darf. Schließlich zieht Fitz alle Zitate zurück. Sie habe Hinweise darauf, jemand aus der Chefetage des SWR habe in der Chefetage des SPIEGEL einen kritischen Text über sie bestellt. Lisa Fitz wähnt sich als Opfer einer Verschwörung.

Für den Münchner Kabarettisten Michael Altinger, der ebenfalls bei der umstrittenen »Spätschicht«-Sendung aufgetreten war, war das mediale Echo nach der Ausstrahlung keine Überraschung: »Mich wundert, dass sie sich wundert. Es ist klar, auf welche Mühlen Lisa Fitz da Wasser gegossen hat. Ihr Beitrag hätte wohl auf einer ›Querdenker‹-Demo großen Beifall gefunden.« Altinger sieht in dem Beitrag eine »politische Wut­rede« mit eindeutiger Botschaft: »Die Grundaussage war für mich: Die Politiker sind korrupt, der Wissenschaft kann man nicht glauben, und ob Impfen gut ist, steht doch sehr in den Wolken. Das ist ihre Meinung, die darf man bei uns haben, auch im SWR. Aber man sollte nicht überrascht oder gar beleidigt sein, wenn die Reaktion entsprechend groß ist.«

Kritik ist Lisa Fitz seit Jahrzehnten gewohnt. Sie hat immer provoziert und den Gegenwind ausgehalten – und auch genossen. Sie entstammt einer bayerischen Künstlerfamilie, aus der Kabarettisten, Musiker und Schauspieler hervorgegangen sind. Ihr Vater Walter Fitz war Strauß-­Double am Nockherberg, jener Veranstaltung, bei der sich Bayerns Politiker in starkbierseliger Atmosphäre vorführen lassen und dann gemeinsam mit ihren Karikaturisten noch eine Maß Bier auf die Gemütlichkeit heben. Walter Fitz förderte die erste Karriere seiner Tochter, die im Dirndl stattfand, als Sängerin und Moderatorin der »Bayerischen Hitparade«. Der Ausbruch aus dem Image der zünftigen Lisa kam in den Achtzigern. Als sie den Rockmusiker Ali Khan, Sohn eines Iraners, heiratete, kam sie erstmals mit rassistischen Ressentiments in Berührung. Sie produzierte mit ihm 1982 den Song: »Mein Mann ist Perser, ein ganz perverser«. Sie dichtete: »Kümmeltürke, Knoblauchfresser, in der Tasche ein offenes Messer, dauernd geil auf deutsche Weiber, wie alle die Kameletreiber, dreckert san’s und faul, kein Hirn und großes Maul«.

Spätestens seitdem gehört die Empörung zu den Standardreaktionen auf Lisa Fitz. Ihre Bühnenprogramme hießen »Die heilige Hur«, »Ladyboss«, »Heil« oder »Kruzifix. Über die »Die heilige Hur« von 1983 empörten sich Christinnen, allein schon wegen des Titels. Lisa Fitz kämpfte gegen stereotype Geschlechterrollen, für sexuelle Selbstbestimmung. Sie wollte beides verkörpern, Heilige und Hur, Hirn und Sex. Sie rief auf der Bühne zur Vielmännerei auf, gab die Domina im Lederkorsett. Gegen Prüderie und Obrigkeit, für Freiheit und Gleichheit. 1996 war sie in der üppigen Rockrevue »Kruzifix« die wütende Mutter Gottes im goldenen Kleid, die zum Streit um Kruzifixe an bayerischen Schulen sagte: »Wenn ich abgetrieben hätte, hätten die gar nichts zum Abhängen.« Auch hier: Empörung von Katholiken, Anzeigen wegen Blasphemie. Gegenwind, den sie als Aufwind nahm. Fitz genoss die Rolle der Tabubrecherin. Dieter Hildebrandt förderte sie. Gleichzeitig wollte sie immer anders sein als das kopfgesteuerte Männerkabarett. »Das traditionelle Zeige­finger-Kabarett gefällt mir nicht«, sagte sie 1994 im Gespräch mit dem SPIEGEL. »Das ist doch meistens nur selbstverliebte Verbal-Akrobatik.«

Fitz lebte, was sie auf der Bühne verkörperte, war der Liebling des Boulevards. In den Achtzigern erzählte sie in einer Frauenzeitschrift, dass sie neben ihrem Ehemann zeitweise zwei weitere Liebhaber gehabt habe. Mit Mitte vierzig ließ sie sich mit ihrem 24-jährigen kubanischen Freund im Pool ablichten, nur die Hände des Lovers bedeckten ihre Brüste. Mit dieser Homestory landete sie auf der Titelseite der »Bild«. 2004 ging sie ins erste deutsche RTL-Dschungelcamp. Abqualifiziert von den Feuilletons saß Fitz noch ahnungslos mit Küblböck und Kaker­laken in Australien, als der Saarländische Rundfunk sie aus ihrer eigenen Sendung »fitz and friends« warf.

Fitz prangerte den Rauswurf öffentlich an, beauftragte auf eigene Kosten eine Umfrage zu ihrer Beliebtheit bei der jungen Zielgruppe und bekam die Hauptrolle in der RTL-Serie »Die Gerichtsmedizinerin.« Die Versöhnung mit dem Saarländischen Rundfunk erfolgte ein paar Jahre später. In ihrer Autobiografie, die zu ihrem 60. Geburtstag erschien, erzählt sie süffisant, wie sie als junge Sängerin Franz Josef Strauß zum Essen traf und er sie danach in einer offenbar eigens für solche Zwecke angemieteten Münchner Wohnung unzweideutig angemacht habe, dabei »dampfte wie ein Stier bei der Brunft«. Doch sie war enttäuscht, dass die Medien heiß waren auf den geilen Strauß und sich zu wenig mit den tieferen Erkenntnissen in ihrem 400-Seiten-Werk befassten.

Seit 2007 wandte sich Fitz mehr und mehr vom feministisch gesellschaftspolitischen Kabarett ab. Frauenthemen und die Provokationen als sexy Kraftweib hatten sich für sie totgelaufen. Schon immer an der Friedensbewegung interessiert, ging es ihr jetzt um die ganze Welt. Sie beschäftigte sich mit Krieg und Öl, mit Rüstung und Korruption, mit der Macht des Geldes. Und immer öfter auch mit den Dingen, die im Hintergrund und ganz weit oben ablaufen oder abzulaufen scheinen. Mit den angeblichen Geheimnissen, von denen wir nichts wissen sollen oder wollen oder beides. Dazu gehört der Topos vom Normalo, der zu faul und zu dumm ist, um die Wahrheit zu erkennen. Und das Selbstverständnis, selbst mehr recherchiert, mehr gelesen und mehr verstanden zu haben.

Ein Wendepunkt war das Jahr 2016. Ein Auftritt in der SWR-»Spätschicht« brachte Fitz über YouTube ganz neue Zielgruppen. Sie schmeißt ihre bunte Hippiehose in die Ecke, nennt die Nato »Kartenhaus des Satans«. Die Deutschen seien in »Sippenhaft der Nato-Mafia«. Das war der Weckruf für den esoterischen Ver­­schwörungstheoretiker Heiko Schrang, der sie begeistert zum Interview in seinen Kanal bat. Im selben Jahr gab sie auch zum ersten Mal dem russischen Sender RT ein Interview. Schon damals, Jahre vor Corona, präsentierte Fitz all das, was sie auch heute sagt: Die Politik sei »kriminell und verlogen«, die Kabarettkol­legen »systemimmanente Hofnarren«, die sich nur aus der »Weglassungs­presse« informierten.

In den Olymp der Verschwörungstheoretiker gelangte Fitz dann 2018 mit ihrem Song »Ich sehe was«, pu­bliziert im Kanal von Heiko Schrang, hochgejazzt mit dem Zusatz »Lisa Fitz’ brisanter Song zensurgefährdet?«. Sie wolle, betonte sie seitdem immer wieder, Kapitalismuskritik üben, die Macht der Superreichen anprangern. Sie textete: »Rothschild, Rockefeller, Soros und Konsorten … die auf dem ♥♥♥berg des Teufels Dollars horten.« Und: »Die Puppenspieler sitzen ganz woanders / Ein illustrer Kreis, oh ja, der kann das«.

Den Vorwurf des Antisemitismus wies sie immer zurück. Worauf sie mit den Zeilen anspielte, will sie nicht gewusst haben. Man könne ihr allenfalls Unbedachtheit vorwerfen. Wirklich distanziert hat sich Fitz von dem Song aber nie. Er brachte Fitz Beifall von den ganz Rechten, den ganz Linken und den ganz Verwirrten.

Im Netz ist sie spätestens seitdem auch im Umkreis derer unterwegs, die Stalin für einen großen Staatsmann halten, die die angeblich geplante »Umvolkung« fürchten oder den Klimawandel leugnen. Sich selbst spricht Fitz mit dem Satz »Ich bin nicht rechts, ich bin nicht links, ich bin sauer« von der Verantwortung für die Wirkung ihres Werks frei. Über eine Million Klicks hatte das Video »Ich sehe was« auf YouTube, und Fitz verweist in ihrer E-Mail-Signatur auf ihren »Kultsong«.

Begleitet wird Fitz’ Schaffen von der Erzählung, dass man das, was sie sage, ja nicht mehr sagen dürfe. Mit dem Titel »Flüsterwitz« zog sie in ihrem Bühnenprogramm 2018 schon die Parallele zu totalitären Staaten, bei ihren Followern ist die Behauptung, man wolle sie mundtot machen, Standard. Stattdessen aber hat Fitz 2019 den Bayerischen Verdienstorden von Markus Söder überreicht bekommen. »Der Prophet gilt doch was im eigenen Land«, postete Fitz damals.

Zu ihrem 70. Geburtstag im vergangenen Jahr brachte der Bayerische Rundfunk eine Sondersendung. Parallel beklagte Fitz im Internet, der Umgang mit kritischen Menschen erinnere sie »schon sehr stark an die DDR«.

Corona verstärkte da nur ihren allgemeinen Verdacht. In einem SWR-»Spätschicht«-Beitrag vom Dezember 2020 beschreibt sie eine vielfach in den Medien besprochene Konferenz. Im Oktober 2019 – also kurz vor Ausbruch der Pandemie – hatten die Bill & Melinda Gates Stiftung, das Weltwirtschaftsforum und das Johns Hopkins Center for Health Security zu Übungszwecken ein Pandemieszenario simuliert. Lisa Fitz kom­mentiert: »Ich weiß jetzt auch, warum Bill Gates so reich ist: weil er Hellseher ist.« Damit holt sie all jene ab, die von der »Plandemie« sprechen, die glauben, Bill Gates wolle mit der von ihm selbst am Reißbrett erschaffenen Pandemie die Weltherrschaft übernehmen.

Bereits vor Beginn der Pandemie waren Verschwörungstheorien ihr Kernthema. »Ich bin keine Verschwörungstheoretikerin«, sagt sie. Mit diesem »Kampfbegriff« mache man »kritische Leute sofort mundtot«. Auf Facebook hört sich das freilich anders an. »Das meiste stellt sich später als richtig heraus«, schreibt sie schon 2019.

In der Kabarettszene ist die Abdrift der Lisa Fitz derzeit großes Thema. Viele haben Respekt vor der Lebensleistung dieser Frau, zugleich herrscht großes Kopfschütteln über ihre Radikalisierung. »Selbstüberschätzung« hört man da, »irgendwann falsch abgebogen« oder: »Sie will Klicks, egal von wem«.

Der Widerspruch, dass Lisa Fitz all die umstrittenen Beiträge über Jahre im öffentlich-rechtlichen SWR bringen durfte, obwohl man sie ja angeblich mundtot machen wollte, hat Fitz’ Internetgemeinde zwar nicht gestört. Aber jetzt ist das Weltbild komplett: Mit ihrem Weggang vom SWR hat die Prophetin die finstere Ahnung ihres Publikums selbst erfüllt.
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Re: Lisa Fitz
« Antwort #146 am: 27. Februar 2022, 09:08:36 »
"Dagegen zu sein",
quasi als Sendebewusstsein,
ist als Basis für Humor ein wenig wenig.

Mich hat ohnehin gewundert, wieviel davon noch nicht dem Senderbewußtsein des öffentlich Rechtlichen widersprach.
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Re: Lisa Fitz
« Antwort #147 am: 27. Februar 2022, 11:56:37 »
Selbst wenn Satire alles dürfte - da ist auch ein Böhmermann an zivilrechtliche Grenzen gestoßen -, sie ist deswegen noch lange nicht gut. Und schlechte Satiriker dürfen meinetwegen alles, aber es interessiert keinen außerhalb der Fanblase.
soɥdʎsıs sǝp soɥʇʎɯ ɹǝp 'snɯɐɔ ʇɹǝqlɐ –
˙uǝllǝʇsɹoʌ uǝɥɔsuǝɯ uǝɥɔılʞɔülƃ uǝuıǝ slɐ soɥdʎsıs sun uǝssüɯ ɹıʍ ˙uǝllüɟnzsnɐ zɹǝɥuǝɥɔsuǝɯ uıǝ ƃɐɯɹǝʌ lǝɟdıƃ uǝƃǝƃ ɟdɯɐʞ ɹǝp

P.S.: Cantor became famous by proving it can't be done.
 
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Re: Lisa Fitz
« Antwort #148 am: 27. Februar 2022, 12:19:02 »
Satire sollte auch Satire sein.
Karikatur der Realität um eben diese aufzuzeigen.
Nicht Konterkarieren des Realen aus der Blase des Irrealen heraus.
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Re: Lisa Fitz
« Antwort #149 am: 18. Mai 2022, 09:51:50 »
Nachklapp Fitz: Sie hat nichts gelernt. Rein gar nichts.



Zitat
LISA FITZ / SWR
Nach dem Fall Lisa Fitz

17.05.2022
Der Journalist Matthias Meisner hat im Dezember als erster darüber berichtet, dass die Kabarettistin Lisa Fitz in einem TV-Auftritt fälschlicherweise behauptete, in Europa habe es 5.000 Tote durch Corona-Impfstoffe gegeben. Für den journalist hat Meisner aufgeschrieben, wie sich der Fall seitdem entwickelt hat. Weder Fitz noch der SWR kommen dabei gut weg. Von Matthias Meisner.


Lisa Fitz, 70, Bayerischer Verdienstorden, 17 Programme, mehr als 4.000 Sologastspiele, sieht sich als Opfer einer "Schmutzkübelkampagne". Sie sagt, sie sei „medial gesteinigt“ worden. (Foto: (M) journalist)

Zwei Jahre Corona-Pandemie, und nun auf einmal darf Satire nicht mehr alles? Die Kabarettistin Lisa Fitz beklagt, dass nach einer Folge der SWR-Comedy-Sendung Spätschicht im Dezember 2021, in der sie 5.000 Impftote behauptet hatte, zum "bundesweiten Halali" gegen sie geblasen worden sei, "eine (!) Fehlformulierung" sei unverhältnismäßig aufgeblasen worden. "Ganz klar, ja", antwortet sie auf die Frage, ob sie im öffentlich-rechtlichen Rundfunk und anderen Medien eine Tendenz zur Einschränkung der Meinungsfreiheit, vielleicht sogar zur Zensur beobachte. Die sieht aus Sicht von Fitz so aus: "Sie können natürlich sagen, was Sie wollen, aber Sie werden dann halt nie wieder eingeladen oder rausgeschnitten, oder Sie sind ,Outlaw‘."

Lisa Fitz, 70, Bayerischer Verdienstorden, 17 Programme, mehr als 4.000 Sologastspiele, sieht sich als Opfer einer "Schmutzkübelkampagne". Sie sagt, sie sei "medial gesteinigt" worden. Ihre Kritik am Umgang des Südwestrundfunks mit ihr, ihre Kritik an der breiten öffentlichen Auseinandersetzung mit dem Fall wirkt maßlos angesichts des Umstands, dass die Meinungs- und Pressefreiheit aktuell weltweit massiv unter Druck steht.

Andererseits: Einige sehen den Fall Lisa Fitz dennoch im Zusammenhang mit anderen Vorgängen der vergangenen Monate: etwa dem des Tagesspiegel-Kolumnisten Harald Martenstein, der gelbe Sterne mit der Aufschrift "ungeimpft" bei den Corona-Protesten als "sicher nicht antisemitisch" bezeichnete, dessen Beitrag später von der Redaktion online gelöscht wurde und der anschließend der Zeitung den Rücken kehrte und nun für die Welt am Sonntag schreibt. Oder dem des Bloggers Boris Reitschuster, der aus der Bundespressekonferenz (BPK) ausgeschlossen wurde. Wie die Süddeutsche Zeitung schrieb, geschah dies nicht, weil Reitschuster die von der BPK organisierten Pressekonferenzen immer wieder als Bühne für Verschwörungsmythen genutzt habe, sondern weil er nach Montenegro umgezogen sei. Handelt sich der Verein der Hauptstadtkorrespondentinnen und -korrespondenten dennoch den Vorwurf der Cancel Culture ein?

Spoiler
So wie es vielleicht auch im Kontext mit dem Blogger Rainer Meyer alias "Don Alphonso" geschehen könnte, Stichwortgeber für Hass und Shitstorms, der lange bei der FAZ war und jetzt für die Welt arbeitet. Er wurde, anders als die meisten anderen Mitglieder des Gremiums, zu Beginn der neuen Legislaturperiode des Deutschen Bundestags nicht mehr in die Jury für den Medienpreis des Parlaments berufen. Der damalige Bundestagspräsident Wolfgang Schäuble soll das zu seiner Amtszeit 2021 bereits mitveranlasst haben. In Kenntnis und offenbar auch in Reaktion auf die Auseinandersetzung um Meyers Texte, die, wie die taz einmal schrieb, "nur ganz knapp an toxischen Tagebucheinträgen eines abgehängten Wüterichs vorbeischrammen".

"Giftige Desinformation"

Und was ist eigentlich mit Russia Today, dem staatlichen russischen Sender, dessen Verbreitung in der EU nur wenige Tage nach Beginn des Angriffskriegs gegen die Ukraine untersagt wurde? Die "Medienmaschine des Kremls" werde verboten, twitterte Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen. Ebenso wie Sputnik dürfe RT "nicht länger in der Lage sein, seine Lügen zu verbreiten, um Putins Krieg zu rechtfertigen". Europa werde Werkzeuge entwickeln, um "giftige und schädliche Desinformation" zu verbieten. Eine Reaktion der EU, die von mehreren erfahrenen Reportern bedauert wurde.

Die Eskalationen verlaufen nicht alle nach dem gleichen Muster. Aber gemein ist den Kritikern daran oft eine problematische Interpretation des Begriffs der Meinungsfreiheit und einer Satire, die ja angeblich "alles" darf. Es sind allesamt Fälle, die das Spannungsverhältnis zwischen Fake News, falscher Ausgewogenheit und Meinungsfreiheit berühren. Rassismus beispielsweise ist keine Meinung. Und der Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, Josef Schuster, hat – egal ob es nun um israelbezogenen Antisemitismus oder den Antisemitismus etwa der "Querdenker"-Bewegung geht – ebenfalls zu Recht betont: "Antisemitismus ist keine Meinung."

"Was darf die Satire? Alles.", endet der Essay von Kurt Tucholsky, der 1919 im Berliner Tageblatt erschienen ist. Wenig zitiert wird aus diesem Text die Einschränkung, die der Schriftsteller seiner Pointe vorangestellt hat: "Eine Satire, die zur Zeichnung einer Kriegsanleihe auffordert, ist keine." Ist demnach, um auf den Fall Lisa Fitz zurückzukommen und Tucholsky auf die aktuelle Situation zu übertragen, eine Satire, die mit Fake News arbeitet und sich rechtsextremer Propaganda bedient, womöglich gar keine?

Denn das gehört zur Geschichte der umstrittenen Spätschicht-Folge, die unter dem Titel "Lisa Fitz vs. Jens Spahn" in der SWR-Mediathek abrufbar war. Unbestritten hat die Kabarettistin nicht nur Verdachtsfälle mit tatsächlichen Impftoten gleichgesetzt. Sondern sich bei der Zahl von 5.000 auf einen Entschließungsantrag der französischen EU-Parlamentarierin Virginie Joron, einer Politikerin der rechtsextremen Partei Rassemblement National, bezogen. Mal abgesehen von der Generalabrechnung mit Regierenden, die sie der "Impfotenz" bezichtigte und denen sie "Fehler, Fehlaussagen, Mistmanagement bei der Impfstoffbestellung, Regelwirrwarr" vorwarf, was nun wiederum zweifelsfrei unter die Meinungsfreiheit fällt. Doch wie umgehen mit einer Satirikerin, die Desinformation betreibt und dann laut "Meinungsfreiheit" ruft?

"Die Eskalationen verlaufen nicht alle nach dem gleichen Muster. Aber gemein ist den Kritikern daran oft eine problematische Interpretation des Begriffs der Meinungsfreiheit und einer Satire, die ja angeblich ‚alles‘ darf."
Die Reaktionen des SWR waren konfus und wirkten unbeholfen. Auf eine Anfrage des Autors dieses Textes für eine taz-Recherche im Dezember, sandte der SWR zunächst einen Link zum Entschließungsantrag der französischen Rechtsextremistin Joron, den der Sender von Fitz bekommen hatte. Mit der Feststellung: "Mittlerweile hat sich herausgestellt, dass die in diesem Antrag benannten Zahlen der Impftoten aller Wahrscheinlichkeit nach nicht belastbar sind." Die Ausstrahlung der Satire aber verteidigte der Sender damals zunächst noch: "In der Abwägung von einem möglichen und erwartbaren Vorwurf der Zensur versus Meinungsfreiheit haben wir uns bewusst dazu entschieden, diesen Text zu senden, um die Pluralität der vorkommenden Meinungen zu beweisen." Florian Schroeder sagte in seiner Anmoderation, den Öffentlich-Rechtlichen werde vorgeworfen, es gebe "immer die gleichen Meinungen, keine Vielfalt". Die Meinung von Lisa Fitz teile er persönlich absolut nicht, sie dürfe "trotzdem hier stattfinden".

Klar eingeordnet?

Kurz darauf verzichtete erst 3sat darauf, eine Wiederholung der Fitz-Sendung auszustrahlen. Zudem wurde die Spätschicht-Ausgabe aus der ARD-Mediathek genommen und auch auf allen Kanälen des SWR depubliziert. Nun hieß es, zwar habe Florian Schroeder als Moderator die "kritische Meinung auch zum sensiblen Thema Impfen" klar eingeordnet. Aber: "Die Meinungsäußerungsfreiheit gilt jedoch nicht unbegrenzt, sondern endet auch in einer Comedy- oder Satiresendung bei falschen Tatsachenbehauptungen." Kurz darauf stellte die Wissensredaktion des SWR in einer Analyse klar, es sei "grob falsch" davon zu sprechen, dass europaweit mehr als 5.000 Menschen infolge einer Corona-Impfung gestorben seien. Eine exakte Zahl von Impftoten zu nennen sei "seriös unmöglich". Weiter hieß es, man müsse nicht Arzt oder Ärztin sein, um einen Verdachtsfall zu melden, das könnten auf der Website des Paul-Ehrlich-Instituts "wir alle".

Die nächste Wendung kam Ende Januar. Fitz kündigte dem SWR die Zusammenarbeit auf. Nun erklärte der Sender, er nehme diese Entscheidung mit "großem Bedauern" zur Kenntnis. Der zuständige Programmdirektor Clemens Bratzler meinte, man habe "die langjährige sehr anregende Zusammenarbeit mit ihr gerne fortgesetzt". Die Kommunikation war also alles andere als stringent.

Die öffentlich-rechtlichen Sender sehen sich in der Auseinandersetzung um die Corona-Politik unter Erwartungsdruck gesetzt, auch die Argumente der "Querdenker" abzubilden. Im November 2020 standen hochrangige Vertreter der ARD bei einer Videokonferenz Corona-Verharmlosern Rede und Antwort, die sich zum Teil zuvor mit Querdenken und dem Verschwörungstheoretiker Ken Jebsen vernetzt hatten. Sie hatten als "Experten" für die öffentlich-rechtlichen Programme unter anderem Stefan Homburg und Sucharit Bhakdi empfohlen, forderten per Petition ein Streitgespräch mit den Maßnahmen-Kritikern auf der einen und Karl Lauterbach oder Christian Drosten auf der anderen Seite. Dem wurde nicht stattgegeben, die ARD nannte die Videokonferenz aber einen "sachlichen und ernsthaften Austausch". Ende Januar, damals noch als Kolumnist des Tagesspiegels, hatte Martenstein eine "faire" Berichterstattung über die Forderungen der "Querdenker"-Bewegung verlangt. Man müsse deren Sprecher "selbst zu Wort kommen lassen".

Nun ist schon lange Corona-Verharmloser Sucharit Bhakdi Stammgast bei Servus TV, einem österreichischen Sender, der Verschwörungsideologen immer wieder ein Podium bietet. Die österreichische Publizistin Ingrid Brodnig bezeichnet Servus TV als "Epizentrum vom Querdenken". Dem ARD-Studio Wien berichtete sie, sie habe schon im Sommer 2020 bei einer Großdemonstration in Berlin Coronaleugner gefragt, woher sie ihre Informationen über die Pandemie beziehen: "Da wurde einerseits Telegram als deren Informationsquelle genannt und, was Medien betraf, damals schon Servus TV." Servus TV gehört zum Red Bull Media House und ist so im Besitz von Dietrich Mateschitz, dem reichsten Mann Österreichs.

Ende Oktober 2021 war auch Lisa Fitz in der Sendung Corona-Quartett bei Servus TV zu Gast, unter anderem mit dem Hannoveraner Finanzwissenschaftler Homburg, der immer wieder Falschinformationen zur Pandemie verbreitet. Homburg outete sich später als Fan der Kabarettistin, lobte sie als "patent und klug". Im Dezember twitterte er als "Beleg" dafür, "dass die von Lisa Fitz genannte Zahl ,5.000‘ nicht aus der Luft gegriffen war", als Screenshot einen Auszug des Entschließungsantrags aus dem EU-Parlament. Die Rechtsextremistin Joron als Quelle verschwieg er. Die Rolle von Homburg in Corona-Debatten ist bekannt. Auf Twitter hatte er schon im Mai 2020 die Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie mit dem Satz kommentiert: "Das hier IST 1933." Im Februar 2022 porträtierte die Hannoversche Allgemeine Zeitung Homburg auf einer ganzen Seite als "Professor Seltsam". Und schrieb: "Unter Impfgegnern gilt er als Lichtgestalt."

Nicht wahrgenommen

Fitz will auf Nachfrage des journalists über Homburg nichts sagen: "Ich habe schlicht nicht die Zeit, alles zu recherchieren, was jemand sagt oder schreibt." Bei der Frage nach Servus TV hingegen gerät sie ins Schwärmen: "Bei Servus TV kommen Menschen zu Wort und man hört Sichtweisen, die man im gesamten deutschen Talkshow-Aufkommen so gut wie nicht findet beziehungsweise nicht auftreten lässt, schon seit mehreren Jahren." Die "sogenannte Meinungsvielfalt" habe "eine Unwucht", sagt sie. "Das provoziert mein Demokratieverständnis." Sie verstehe, warum die "Querdenker"-Bewegung entstanden sei: Menschen fühlten sich nicht mehr wahrgenommen, sondern ausgeschlossen, was die Regierungsmaßnahmen betreffe. "Für viele Menschen geht es auch ums Überleben – finanziell und psychisch." Zur Frage nach der mangelnden Abgrenzung der Bewegung nach rechts sagt sie: "Ich akzeptiere nicht, dass man alle Maßnahmenkritiker in einen Topf wirft: Rechtsextreme, Nazis, Aluhüte, Wirrköpfe – die Denunziation geht doch schon seit bald zwei Jahren." Begriffe wie "Schwurbler" seien "dumme, abwertende Teenagerausdrücke".

"Den SWR attackiert Fitz an einem seiner schwachen Punkte – dem fehlenden Faktencheck zum Entschließungsantrag der französischen Rechtsextremistin vor Ausstrahlung der Sendung. Sie habe dem leitenden Redakteur die besagte Quelle per WhatsApp geschickt. ‚Seine Antwort war: Krass!‘" 
Hochres­pektable Menschen, Professoren, Vorstände, honorable Ärzte würden abqualifiziert "und jedes Provinzblättchen und jeder Kritzelwurm mit Strickmütze im Homeoffice, der außer ein paar Artikelchen keine Lebensleistung vorzuweisen hat, darf sich pubertär über Menschen mit Erfahrung und Wissen erheben". Andere würden das dann mit Copy and Paste übernehmen.

Den SWR attackiert Fitz an einem seiner schwachen Punkte – dem fehlenden Faktencheck zum Entschließungsantrag der französischen Rechtsextremistin vor der Ausstrahlung. Sie habe dem leitenden Redakteur die besagte Quelle per Whatsapp geschickt. "Seine Antwort war: ,Krass!‘" Später habe der Redakteur erklärt, er wolle sich "den Schuh nicht anziehen". Es sei nicht seine Aufgabe, die Quellen der Kabarettistin zu prüfen. Bei sauberer Prüfung hätte der SWR nicht nur herausfinden können, wer den Entschließungsantrag gestellt hat. Sondern auch, dass diese Anträge regelmäßig als Basis für Desinformation genutzt werden. Das EU-Parlament hat inzwischen angekündigt, die Transparenz um die Entschließungen, die meist nur die persönliche Meinung der Antragsteller widerspiegeln, zu erhöhen.

Doch darum geht es längst nicht mehr. Lisa Fitz ist, ein schleichender Prozess, in ihrer Empörung über "die da oben" abgedriftet. Der Spiegel schreibt: "Sie spaltet selbst: Sie will differenzierte Kritikerin sein und bedient doch immer wieder ganz simpel die Radikalisierten." Beifall bekomme sie von den ganz Rechten, den ganz Linken und den ganz Verwirrten.

"Volksverdummung"

Zum Teil rekrutiert Lisa Fitz ihre Verteidiger auch selbst. 2019 gaben die Linken-Politiker Sahra Wagenknecht und Oskar Lafontaine eine Ehrenerklärung für Fitz ab, nachdem diese wegen antisemitischer Äußerungen in der Kritik stand. Zum Streit mit dem SWR veröffentlichte sie auf ihrer Homepage eine Solidaritätsadresse von Klaus Hartmann, einem Funktionär des Freidenker-Verbands, der in anderen Texten für Solidarität mit Ken Jebsen plädierte und Massenmedien "Volksverdummung" vorwirft. Als Anwalt in der Auseinandersetzung mit dem SWR beauftragte sie Ralf Höcker aus Köln, der unter anderem wegen seines AfD-Mandats bekannt ist. Um die eigene Opferrolle zu pflegen, geht es bei ihr kaum ohne Superlative: In einem Auftritt bei Bild TV nannte Lisa Fitz die Anmoderation von Florian Schroeder "einmalig in der TV-Geschichte".

Die Fitz Company beauftragte Ekkehard Sieker, der bis Ende 2020 für die Satiresendung Die Anstalt des ZDF arbeitete, mit einem Gutachten zu den 5.000 Impftoten. Sieker rechnete, angeblich ohne ein Honorar für seine Expertise zu nehmen, die Zahl der möglichen Corona-Impftoten auf "wahrscheinlich" zwischen 5.000 und 30.000 hoch. Wiederum wurde der Entschließungsantrag aus dem Europaparlament zwar erwähnt, nicht aber die rechtsextreme Abgeordnete als dessen Verfasserin. 2018 hatte sich Sieker bei einer Veranstaltung "Stopp Ramstein" darauf festgelegt, dass das Narrativ "böser Russe" bewusst vom Mainstream konstruiert worden sei – ein Video der Rede verbreitet Weltnetz TV des Linken-Politikers Diether Dehm im Internet.
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Im März machten die Nachdenkseiten publik, dass sie Lisa Fitz als regelmäßige Kolumnistin gewonnen habe – eine verschwörungsideologische Plattform, die unter anderem der Auffassung ist, dass wir ohne den russischen Propagandasender RT Deutsch "noch schlechter informiert" seien. Der erste Beitrag von Lisa Fitz unter der Überschrift "Die heiße Nadel" drehte sich wiederum um Corona. Zur Einleitung hieß es: "Es tobt ein Glaubenskrieg und ein Geldkrieg. Covid ist die größte Geldmaschine, ein Glaubensersatz und ein Spalter. Amen."

Es sind bizarre Kreise, in denen sich Lisa Fitz inzwischen bewegt. Sie dort zu stellen, ist nicht einfach, vielleicht sogar zum Scheitern verurteilt. Hans-Peter Martin, früherer EU-Parlamentarier und Buchautor, sowie der Journalist Hasnain Kazim, langjähriger Spiegel-Auslandskorrespondent, versuchten es im Februar dennoch – im Streitgespräch mit Lisa Fitz bei Servus TV. Sie verbanden damit trotz ihrer Vorbehalte gegen den Sender die Hoffnung auf ein anderes Publikum.

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Nach der Sendung sagte Kazim dem journalist, er halte die Vorgehensweise des SWR für richtig. Zu oft werde Meinungsfreiheit mit Widerspruchsfreiheit durcheinandergebracht. "Wer Falsches, Verleumderisches, Beleidigendes, Menschenverachtendes oder wer Lügen verbreitet, muss damit rechnen, dass dies kritisiert und ihm oder ihr keine Bühne geboten wird. Mit Einschränkung von Meinungsfreiheit hat das nichts zu tun." Über Lisa Fitz sagt Hasnain Kazim: "Ich fand sie nie komisch. Aber das tut nichts zur Sache, Humor ist Geschmackssache. Sie hat sich allerdings in eine Ecke verrannt, aus der sie nicht mehr rauskommt. Sie ist in einer Trotzhaltung gefangen."

Matthias Meisner ist freier Journalist, unter anderem für die taz.
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Merke: Es genügt natürlich nicht, dämlich zu sein. Es soll schon auch jeder davon wissen!

„Nur weil es Fakt ist, muß es noch lange nicht stimmen!“ (Nadine, unerkannte Philosophin)
 
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