Die angeblich "große Lisa Fitz Nacht" der ARD war leider sehr mäßig. Das Vorglühen hatte ich schon verpasst. Die ARD hatte Gerburg und ihren Gästinnen (so die Sender-Info) schon die Sendezeit von 22:45 bis 23:30 geschenkt. Eine Fee Badenius flattert noch kurz durchs Bild. Und nun also Lisa Fitz? Erst mal ARD-Eigenwerbung für die "Sachsenklinik ". Was zur Hölle ist das? Oh nein! Das will ich gar nicht wissen!
Aber jetzt "die beste Stute im Stall", "das blonde Gift aus Bayern." Es beginnt mit einem eher grauen als bunten Bilderbogen aus den späten Sechzigern. Lisa in jung, in sexy Lederhosen (wenn man Lederhosen sexy findet) und mit sexy Texten, die aber eher Männer geschrieben haben dürften. Dann die bayrische Hitparade und ihr erster eigener Hit: "I bin bleed"
Dann wird es und sie politisch (und sie wurde flugs aus dem Rundfunk verdrängt, was aber heute öffentlich-rechtlich unerwähnt bleibt). Und nun wird ständig in bunten (viel zu kurzen) Clips durch die Jahrzehnte gesprungen. Gags über Gauweiler und Mutti gehen wohl immer aber leider fehlen viele der galligen Spitzen gegen Franz Josef Strauß (der taucht nur einmal, blamabel irreführend, lachend als Publikum auf).
Und die stets Lisa lobenden Mutti-Sprüche von der (wohlgemerkt jüngeren!) Gerburg zerfleddern die atemlose Clip-Kanonade leider noch mehr.
Aber zwischen den Schnitten und den Kommentaren blitzt doch immer wieder das durchaus vorhandene Können dieser so seltsam ironisch urbayrisch anarchistischen Frau auf, die mich in der Tradition aller romantischen Verlierer an Erich Mühsam erinnert, dem beinah vergessenen bayrischen Dichter, der mal Mitglied der einzigen anarchistischen Regierung auf deutschen Boden war.
Die Spannweite von Fitz' Rollen und Posen ist groß. Und sie ist zäh und bleibt bei allen Wandlungen eine Beherrscherin der Bühne. Und immer ist da sehr viel krachledern lokales Kolorit, was ihr neben dem unbotmäßigen Temperament die ganz große Karriere verbaut haben dürfte. Da waren Frauen wie Ingrid Steeger oder Iris Berben doch mehrheitstauglicher und gewiss auch handzahmer. Nördlich des Weißwurstbelts dürfte Fitz noch schwerer zu vermitteln gewesen sein als Helga Feddersen südlich vom Flachland. Aber in ihrer Heimat hatte Fitz zu vielen zu oft und zu offen gesagt, was sie von ihnen hält. Was aber in der Sendung, wie so vieles, unerwähnt bleibt.
So endet der tausend-Schnipsel-von-der-Fitz-Abend schließlich mit einer sie immer noch preisenden aber zugleich schon leicht gähnenden Gerburg und meinerseits mit dem Wunsch eines der alten Programme von der jüngeren Fitz, nein, nicht nur zu sehen, sondern wieder zu erleben.
Reichsbürgerlich war leider oder gottlob überhaupt nichts an dem Abend; es war eine reine Hommage, wohl nachträglich zu ihrem 68sten Geburtstag.
Wobei ich mich angesichts ihrer "neuen Freunde" aber frage, ob sich bei ihr mittlerweile nicht schon Altersstarrsinn oder Demenz ankündigen. Was schade wäre, weil Deutschland nicht gerade mit eigenwilligen Künstlerinnen gesegnet ist, sie eine Ausnahmestellung innehatte und es traurig wäre wenn ihre gewundene aber doch beachtliche, ganz allein erarbeitete Karriere im ekelhaften Sumpf der Reichsverblödung enden würde.