Wenn ich es richtig sehe, war der Jahresrückblick bei der MZ hier noch kein Thema...
Spoiler
Jahresrückblick April 2017 Vorbei mit der Herrlichkeit
Von Marcel Duclaud 31.12.17, 12:00 Uhr
Wittenberg -
Die Herrlichkeit ist vorbei, das so genannte Königreich Deutschland, das in Wittenberg residiert(e), wurde im Jahr 2017 erheblich gerupft. Ziemlich lange liefen die verschiedenen Aktivitäten der „Königskinder“ und des Monarchen auf dem einstigen Krankenhausgelände Apollensdorf und in der Stadt relativ unbehelligt, inzwischen haben Justiz und Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (Bafin) ordentlich zugeschlagen.
König in Haft
Peter Fitzek, Koch, Karatelehrer, König, sitzt in Haft, wie lange genau, steht nicht fest. Der Wittenberger ist im März vor dem Landgericht Halle zu drei Jahren und acht Monaten verurteilt worden wegen Veruntreuung in Millionenhöhe. Vor dem Landgericht Dessau kamen zweieinhalb Jahre hinzu wegen illegaler Geschäfte mit einer Art Krankenkasse.
Rechtskräftig sind die Urteile noch nicht, in beiden Fällen laufe die Revision, sagt Martin Schulz, der sich Amtmann nennt und als eine Art Stellvertreter des selbst ernannten Monarchen fungiert, der seine Geschäfte nicht wahrnehmen kann, weil er ja im Knast ist - völlig zu Unrecht, wie er meint und vor Gericht auch wortreich ausgeführt hat.
Hinzu gekommen ist ein weiterer Tiefschlag für das „Königreich Deutschland“: der Verlust seines rund neun Hektar großen Territoriums in Apollensdorf. Im April ist der MZ dort noch Audienz gewährt worden. Im Interview hatte Martin Schulz die Rechtmäßigkeit des Verkaufs des „Staatsgebietes“ durch den von der Bafin beauftragten Abwickler Stefan Oppermann, Rechtsanwalt aus Nürnberg, angezweifelt und betont, dass die „Königskinder“ im „Königreich“ bleiben wollen, so lange wie irgend möglich.
Staatsmacht zeigt Präsenz
Ein erster Versuch des Käufers, auf dem frisch erworbenen Grundstück die Schlösser zu wechseln, scheiterte. Der dann Mitte Mai folgenden Zwangsräumung hatten die wenigen verbliebenen Königskinder nicht viel entgegen zu setzen. Die Staatsmacht zeigte massiv Präsenz und rückte mit rund 100 Einsatzkräften an, mit Polizei, Zoll, Steuerfahndern, Bafin-Mitarbeitern.
Schulz hatte damals schon die Rechtmäßigkeit der Räumung angezweifelt und angekündigt, einen Widerspruch prüfen zu lassen. Und siehe: Der von Fitzek-Fans nicht sonderlich geschätzte Rechtsstaat hat dem „Königreich“ einen kleinen Triumph beschert: Das Landgericht Dessau-Rosslau entschied Anfang Dezember, dass eine von Abwickler Oppermann beantragte Einstweilige Verfügung zur Räumung der Fläche in Apollensdorf nicht hätte erlassen werden dürfen.
Der Abwickler sei berechtigt gewesen, einen Räumungsantrag zu stellen, für den Erlass der Einstweiligen Verfügung indes fehlten die Voraussetzungen. Grund für die Entscheidung des Gerichts ist das Mietrecht, nach dem der Eigentümerwechsel an einer Immobilie nicht automatisch geschlossene Mietverträge ungültig macht.
Weiter in Wittenberg
Das „Königreich“, das laut Amtmann Schulz nach wie vor existiert („Es ist nicht auf materielle Dinge beschränkt, sondern nicht zuletzt eine Idee“), wolle jetzt zumindest Schadenersatzansprüche geltend machen. Schulz sagt auch: „Wenn die Möglichkeit bestünde, würden wir zurückkehren nach Apollensdorf.“
Dass nach wie vor eine Gruppe des „Königreichs Deutschland“ in Wittenberg zusammenlebt, bestätigt der Fitzek-Vertreter: „Unsere Projekte laufen weiter, aber unter den gegenwärtigen Umständen natürlich nicht so umfangreich.“
Dass dem Königreich das Staatsgebiet abhanden gekommen ist, dem kann der Amtmann sogar eine positive Seite abgewinnen: „Ich habe mehr Zeit, mich den Projekten zu widmen und muss mich nicht um das riesige Objekt kümmern.“
Das machen jetzt die Leute von Wittenberg Gemüse. In den einstigen Gebäuden der Klinik sind Zimmer hergerichtet worden für Mitarbeiter des Tomatenproduzenten, die zumeist nicht aus der Region, sondern aus benachbarten Ländern wie Polen kommen.
Die Rede ist von aufwändigen Umbau- und Renovierungsarbeiten, das Gelände wurde beräumt. Eingerichtet werden soll überdies ein Museum zu Wasag und Klinik. Ob das Königreich dort ein Rolle spielen wird, ist eher zweifelhaft. (mz)
Ich kann mich des Eindrucks nicht erwehren, dass bei der MZ einige "Reichsbürgersympatisanten" zu verorten sind.