Der Gerichtstermin fand gerade mal eine Autostunde von meinem Zuhause entfernt statt, den zu verpassen, wäre geradezu strafbar gewesen.
Ich laufe rechtszeitig vor Beginn auf dem Hof des Amtsgerichts ein. Drei Uniformierte und drei Mann als Presse identifizierbar, stehen herum und plaudern. "Ist er schon da?" Frage ich fröhlich in die Runde. Man verneint, und man hat auch Kenntnis von der Absage an die Unterstützer und der Sache mit dem Geheimdienst. Alle lesen SSL.
Ich passiere die Kontolle und begebe mich auf den Flur vor dem Gerichtssaal. Dort befinden sich grad mal vier Uniformierte, zwei von der Polizei, zwei von der Justiz. Zwei Männer kommen hinzu, es sind die beiden Zeugen, wie sich später herausstellt. Noch ist es nicht Neun Uhr. Als die Drei von der Presse hochkommen und recht zügig in den Gerichtssaal gehen, schließe ich mich an. Denn da sitzt schon jemand am Richtertisch, wie ich durch die geöffnete Tür sehen kann und ich will ja nichts verpassen. Zwei weitere Presseleute sitzen ebenfalls im Zuschauerraum.
Carl-Peter hat sich weder ab noch verspätet sondern rein gar nicht gemeldet und nun wird eine Viertelstunde Wartezeit eingeräumt.
Währenddessen trudeln ein, ein Grauhaariger so um die 70 im rosa Pullover und ein etwa Fünfzigjähriger im karierten Hemd. Mein Näschen sagt mir, Reichsdepp. Ebenso wie bei einer (vermutlich) Mutter mit ihrem etwa 20-jährigen Buben die ungeniert reinmarschieren (eigentlich hätte der Prozess schon längst begonnen).
Der Richter spricht die beiden Zeugen wegen ihrer Urlaubspläne an und wie man sie kurzfristig erreichen kann, um neu terminieren zu können. Beide zücken ihr Handy, um ihm ihre Mobilnummern geben zu können, da mandelt sich doch diese Mama auf: "Wir durften keine Handys mit reinnehmen".
Und nun komme ich zum Wichtigsten, der Richter erklärt uns, was es mit dieser Ladung von Carlchen eigentlich auf sich hatte.
Das, was uns Pöter da eingescannt zur Kenntnis gegeben hat,
das war kein Strafbefehl, sondern der Entwurf für einen Strafbefehl.
Diesen Spielraum hat ein Richter, wenn er meint, er möchte sich den Kandidaten erst mal höchstpersönlich ansehen.
Und das was geschwärzt worden war, ich weiß es und wer es wissen will, bekommt gerne Auskunft per PN. Aber Peterchen soll sich die Info woanders herholen.
Die Gesellschaft löste sich auf und die beiden genannten Presseleute bekamen von mir noch einen kurzen Einführungskurs ins Sonnenstaatland und seine Aufgaben. Der Reichi im karierten Hemd startete einen kläglichen Versuch, mit dem Richter eine Diskussion über die Nazigesetze anzuzetteln, was dieser ablehnte und ihn auf Wikipedia hin- und des Saales verwies. Er würde jetzt ein Gespräch ausschließlich mit den Medien führen.