Das erinnert mich an einen Besuch bei ein par Freaks auf dem Land vor einigen Jahren. Deren Bettlösung waren Bretter, auf denen Schaffelle lagen. Obwohl keine Übernachtung geplant war, begann mein Rücken schon beim Anblick der Konstruktion zu schmerzen. Der spontane Kommentar „Das kann doch nicht nicht der Sinn zehntausender Jahre Evolution sein“ kam nicht so gut an.
Neben dem hilflosen Versuch, einem, geglaubt, staunenden Publikum die aus Armutsgründen noch heute in weiten Teilen der Welt zwangsläufig praktizierte Technik, sich zum Schlafen auf den bloßen Boden zu legen, als philosophische oder medizinische Errungenschaft verkaufen zu wollen, gibt Florians Reißverschluß weiteren Anlaß zum Nachhaken.
Der seines Schlafsacks, um genau zu sein. Dieser hakt, Florian nennt es „verrecken“, bereits ein halbes Jahr nach dessen Erwerb. Florian beklagt dies. So etwas ist wirklich ärgerlich, soll aber vorkommen. Besonders dort, wo der Begriff „Minimalismus“ schlicht mit „Billigste Lösung“ verwechselt wird.
Egal ob Florians untauglicher, weil in absehbarer Zeit zusammenbrechender, „Kleiderschrank“ oder ein billig verarbeiteter Schlafsack - im minimalistischen Sinn ist beides nichts weiter als eine sinnlose Verschwendung von Ressourcen, also das genaue Gegenteil von Minimalismus.
Wer glaubt, dass sich „sinnvoller" Konsum allein durch einen kurzfristigen Blick auf ein vermeintlich kleines Preisschild definiert, ist dazu verdammt den darauf angezeigten Preis in regelmäßigen Intervallen sein ganzes Leben lang immer wieder entrichten zu müssen. „Ich kann es mir nicht leisten billiges Zeug zu kaufen“, war der Satz meiner Oma zu diesem Thema.
Was umgekehrt nicht zwangsläufig heißt, dass die langfristig bessere Lösung immer die teuerste sein muss.
Wer sich die Gedankenarbeit anderer, die daraus resultierende Materialauswahl und sorgfältige Verarbeitung eines auf Langfristigkeit bedachten Konzeptes nicht leisten kann oder will, kann immer noch selbst aktiv werden.
Gerade unsere Wegwerfgesellschaft begünstigt auch diesen Ansatz.
Tiefsinnigere Gedanken als den, „nur 50,- € im Baumarkt ausgeben und alles in 3 St. zusammenspaxen zu wollen“, sind dabei aber schon gefragt.
In Eigenarbeit erdachte und umgesetzte Lösungen in Form von Möbeln, Alltagsgegenständen oder ganzen Häusern, die aus „nichts" - sprich aus Schrott und genialen Ideen - entstanden sind und sich durch gutes Design und Funktionalität auszeichnen sind nicht nur Realität.
Sie sind der lebendige Gegenentwurf zu möglichst billig zusammengekauften Materialien, die durch deren undurchdachtes Zusammengefrickel unnötigerweise zu Schrott werden.
Aufwachen Florian, aufwachen.