Na ja, ein Bachelor ist für mich kein Ingenieur (mal schauen, wie viel Karma mich diese Äußerung kostet, ich hoffe, dass ich damit nicht allzu vielen auf die Füße trete). Aber da bin ich vermutlich zu altmodisch.
Das kommt darauf an ...
Nach meinem Verständnis ist ein Bachelor eine wissenschaftliche Grundausbildung. Ein Master weist aus, dass jemand unter Anleitung wissenschaftlich arbeiten kann. Mit der Promotion wird der Nachweis erbracht, selbstständig wissenschaftlich arbeiten zu können, durch die Habilitation sollte dann auch noch die Fähigkeit, wissenschaftliche Arbeit zu organisieren und zu leiten, nachgewiesen werden. So steht es jedenfalls in einschlägigen internationalen Vereinbarungen und in verschiedenen Hochschulgesetzen, Studienordnungen u. dgl., wobei die Einzelheiten und der Wortlaut durchaus abweichen.
Allerdings ist ein Bachelor eigentlich als eine wissenschaftliche Ausbildung definiert. Es mag da oder dort anders gehandhabt werden, aber als berufspraktische Ausbildung war der Bachelor nicht gedacht.
Ein Ingenieur sollte, anders als ein Bachelor und die darauf aufbauenden Abschlüsse, über eine Berufsausbildung verfügen, die ihn dazu befähigt, technische Lösungen für praktische Probleme zu finden, also etwa Maschinen, Schaltungen, Bauwerke zu entwerfen, Pläne dafür anzufertigen und die nötigen Berechnungen anzustellen, um herauszufinden, ob die geplanten Dinge auch halten, was sie versprechen.
Kurz: Man sollte unterscheiden zwischen einer wissenschaftlichen und einer beruflichen Ausbildung. Es mag - v. a. an Fachhochschulen - vermehrt zu einer Angleichung wissenschaftlicher und beruflicher Ausbildung kommen, aber im Kern handelt es sich um zwei verschiedene Ausbildungswege. Bei klassischen "Gelehrtenberufen" herrscht in Deutschland meistens ja die zweiphasige Ausbildung vor: Die theoretischen Kenntnisse werden in einem Hochschulstudium erworben, die berufspraktischen Fähigkeiten hingegen in einem Referendariat.