Autor Thema: Donalds Antrittsrede  (Gelesen 236137 mal)

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Re: Donalds Antrittsrede
« Antwort #2295 am: 28. August 2020, 15:31:47 »
Danke, mal den Hintergrund beleuchten und nicht nur abschreiben ist gut. Unabhängig davon, was einzelne Beteiligte an politischer Einstellung haben, die US-Justiz wird bei dem Fall genau hinschauen und die Presse wird bestimmt ausführlich berichten. Grundsätzlich muss in einem Rechtsstaat die Unschuldsvermutung gelten, und darauf haben die Betroffenen selbstverständlich einen Anspruch.
Für mich bleibt ein fader Beigeschmack, wenn im Land der unbegrenzten Freiheit bei der gesetzlich garantierten freien Äußerung der Meinung Waffen getragen werden und Gewalt angewandt wird. In einem Land, dass der ganzen Welt etwas von Menschenrechten predigt, besteht ein merkwürdiges Missverhältnis zwischen der Theorie und der Realität. Was in den USA legale Gewaltausübung ist, darüber schüttelt man hier den Kopf.
Danke auch nochmal für den Hinweis, warum in den USA so viele Bürger mit geringem Einkommen es sich schlicht nicht leisten können, an Wahlen teilzunehmen bzw. dafür gar nicht frei nehmen dürfen, ohne ihren Job zu riskieren, weil diese Wahlen mitten in der Woche stattfinden. Das haben wir mit unseren Wahlsonntagen gar nicht im Blick.

In den USA sieht man halt einige Dinge anders und handhabt sie auch anders. Ich bin mir da gar nicht mal sicher ob wir überhaupt angemessen Kritik üben können, da wir das System gar nicht richtig verstehen. 
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Re: Donalds Antrittsrede
« Antwort #2296 am: 28. August 2020, 16:58:05 »
Kritik oder besser, kritisches Hinterfragen von Ereignissen ist immer möglich. Vor allem bei den Amis, die sich gern für den rechtlich/politischen Nabel der Welt halten :)

Aber mal ernst, zunächst einige "Kritikpunkte" an Reichsschlafschaf:
- Die ganzen Vorstrafen jener, die den Täter aufhalten wollten, spielen zunächst keine Rolle, weil diese niemand (weder die Beteiligten noch die dazukommende Polizei) zu dem Zeitpunkt wissen konnte. Letztendlich spielen Vorstrafen für Notwehr keine Rolle. Auch für die Polizeiarbeit ist das nur peripher wichtig, die Polizei wird sich einem vorbestraften anders nähern, aber die Vorstrafen rechtfertigen keinen Waffeneinsatz auf Verdacht bei offensichtlich Unbewaffneten ohne Fluchtsituation. Die subjektive Bedrohung bei einem Polizisten zu bewerten ist dann Sache der Ermittlungen. Und sieben(!) Schüsse in den Rücken ist nun auch wirklich zu viel.

- Was "open carry" angeht ist es so eine Sache. Im Alltag mag das stimmen, entspanntes open carry am hellichten Tage werden in den USA nur "lupenreine" Bürger wagen. Aber in so ner riot-Nacht sind "Zivilisten" mit Waffen nicht gerade das Ideal für den Polizeidienst. Da ist jeder Waffenträger erstmal potentieller Verbrecher. Da auch Demonstranten Waffen hatten ist dieser Einwurf für die Bewertung eher von Nachteil.

Wahlsystem: Hier darf man nicht mit unserem Verständnis und vor allem System herangehen. Das amerikanische Wahlsystem war schon immer ein Instrument zur Exklusion von Gruppen und Machtsicherung. Bestes Beispiel ist "Gerrymandering"/"Rotten boroughs", Veränderungen der Wahlbezirke. Dazu kommt die Hürde der Wählerregistrierung, welche man mit Bürokratie noch erhöhen kann. Insgesamt wurden in den USA regelmäßig und historisch kontinuierlich ethnische (afroamerikanisch, natives, Iren, Chinesen) und soziale Gruppen am Wählen gehindert oder ganz ausgeschlossen. Deshalb ist die ganze Briefwahlgeschichte von Trump ziemlich perfide, weil in den letzten Jahrzehnten GOP-nahe Gruppierungen für indirekten Betrug (Wahlbezirke, Reduzierung von Wahllokalen/Wahlmaschinen, Schwachstellen an Wahlmaschinen, Hürden bei der Registrierung etc) bekannt wurden. Die Demokraten hatten das in ihrer Geschichte auch schon (Tammany hall).
 
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Re: Donalds Antrittsrede
« Antwort #2297 am: 28. August 2020, 17:35:12 »
Und sieben(!) Schüsse in den Rücken ist nun auch wirklich zu viel.


Sorry, aber:
Wenn der Polizeibeamte in den USA  in dem Augenblick von einer Bedrohungslage ausgegangen ist, dann ist wiederum der Rest, der passiert ist genau das, was ihm in der professionellen Ausbildung im Verteidigungsschießen vermittelt wurde. Nämlich:

1. Immer auf das Zentrum der Masse, da nur da sicher Wirkung erzielt werden kann (also garantiert nicht auf die Beine, die sind zu dünn, dazu müßte man zielen und die Zeit ist nicht, außerdem ist er, wenn bewaffnet, auch bei einem Treffer in die Beine immer noch zur Aggression fähig und Messer sind auf kurze Distanzen mindestens ebenso gefährlich wie Schußwaffen)
2. Es wird auf Wirkung geschossen, d.h. erst wenn die Bedrohung sicher beendet ist wird aufgehört (und das ist eben wenn der Täter zu Boden geht und bis dahin können es eben ein paar Schuss sein; da wird keiner dazu ausgebildet, nur ein mal zu schießen und dann mal zu gucken ob das was gebracht hat oder nicht).
Das eine (Trefferfläche und Schussanzahl) ist also unmittelbare Folge des anderen (Annahme der Bedrohung des eigenen Lebens).

Tut mir leid, aber so isses nun mal.
In den USA.
Nicht bei uns (glücklicherweise!).

Von der höchstrichterlichen Rechtsprechung schrieb ich ja schon.

Übrigens kann sich die Lage immer noch drehen: Notwehrprovokation durch Rittenhouse kommt immer noch in Betracht.

Das alles auseinanderzuklamüsern ist jetzt Aufgabe der Anklage und der Verteidigung.
Inzwischen sind wohl 50.000 $ für Rittenhouse zusammengekommen.
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Re: Donalds Antrittsrede
« Antwort #2298 am: 28. August 2020, 19:08:22 »
@Reichsschlafschaf und @Schreibtischtäter kriegen erstmal K+ für ihre Ausführungen, hab alles an meine Tochter weitergeleitet und diskutiert, darf jetzt draussen sitzen, ist zum Glück schönes Wetter. ;D
 
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Re: Donalds Antrittsrede
« Antwort #2299 am: 28. August 2020, 19:18:42 »
Fand deine Tochter wohl nicht so gut?
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Re: Donalds Antrittsrede
« Antwort #2300 am: 28. August 2020, 19:34:22 »
Sie schweift gerne aus.

Hauptsache ich habe Spaß. Ich will ihre Meinung nicht ändern, ich versorge sie nur mit Informationen, damit sie ihre Meinung erweitern kann.
« Letzte Änderung: 28. August 2020, 19:35:53 von Goliath »
 
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Re: Donalds Antrittsrede
« Antwort #2301 am: 28. August 2020, 19:58:08 »
Wer sich zur US Amerikanischen Alltagskultur mal informieren will, dem sei
https://usaerklaert.wordpress.com/

sowie
https://www.bpb.de/shop/buecher/schriftenreihe/236584/usa

ans Herz gelegt. Danach kann man vieles was @Reichsschlafschaf aufgeschrieben hat besser verstehen.
Da kann man doch sagen: "Beim SSL haben wir etwas gelernt!"
https://www.youtube.com/watch?v=9uZLrHiCMhQ
 
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Re: Donalds Antrittsrede
« Antwort #2302 am: 29. August 2020, 09:33:35 »
Die ganzen Aktionen waren übrigens überflüssig wie sonst noch was, wie es scheint.

Bekanntlich wurde Blake per Haftbefehl gesucht, den die Polizisten angesichts des Hilferufs wegen häuslicher Gewalt vollziehen wollten.

Deshalb wurde Blake dann nach medizinischer Versorgung im KKh mit Handschellen gefesselt, offenbar erschien eine Befreiung durch Freunde oder Bekannte als wahrscheinlich.


https://twitter.com/WiStateJournal?ref_src=twsrc%5Egoogle%7Ctwcamp%5Eserp%7Ctwgr%5Eauthor


Vor kurzem wendete sich das Blatt:

Zitat
Berichte darüber, dass Blake trotz seiner schweren Verletzung an sein Bett gefesselt worden war, hatten zusätzliche Empörung über den Fall des von sieben Polizeikugeln in den Rücken getroffenen Schwarzen ausgelöst. Laut Cafferty hatte die Polizei die Maßnahmen wegen eines offenen Haftbefehls im Zusammenhang mit häuslicher Gewalt im Juli ergriffen. Er habe bei der Staatsanwaltschaft erreicht, dass dieser Haftbefehl nun fallengelassen werde.
https://www.n-tv.de/politik/Jacob-Blake-nicht-mehr-an-Bett-gefesselt-article22002787.html

Ob man darunter außer Vollzug setzen verstehen soll oder aufheben, lasse ich mal dahingestellt.

Man hätte sich also auch einfach widerstandslos festnehmen lassen können.
Zwei Tote und mindestens zwei Verletzte hätte es ebensowenig gegeben, wie eine halbzerstörte Stadt ...  ???
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Re: Donalds Antrittsrede
« Antwort #2303 am: 29. August 2020, 10:19:17 »
Amerikaner erscheinen einem anfangs oft offen und durchaus, gerade die Landbevölkerung, auch herzlich.
Tiefergründend bestehen weit mehr Vorbehalte gegen ganz verschiedene Gruppen.
Öfter als bei uns definiert sich Einer durch die Abgrenzung von Anderen.
Doch auch bei uns wird das mehr. Es kann nicht am Alter liegen, weil ich mit Herrschaften meines Alters gar nicht so viel Kontakt habe.
Sport- und arbeitsbedingt bin ich meist mit jüngeren und wechselnden Leuten beieinander, so dass doch einen Einblick in einen Querschnitt von Menschen zu haben ohne mein Umfeld aus den Augen zu verlieren, bei denen ich auch die Mehrung der Vorurteile beobachten muss.
Fällt Dir nur Unsinn ein und immer,
erzähle nichts, sonst wird es schlimmer.
 
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Re: Donalds Antrittsrede
« Antwort #2304 am: 29. August 2020, 11:01:42 »
Zum einen das.

Auf der anderen Seite ist das Denken der allermeisten Amis ist hierzulande, nun, ja, „gewöhnungsbedürftig“ bzw. für unsere Verhältnisse „ungewöhnlich“.
Die folgenden Bilder von einer Demo vor und in dem Parlament von Michigan hatten wir schon einmal, hier nur zur Erinnerung:





Für den Durchschnittsami sind das „friedlich protestierende Bürger, die nur ihre Rechte wahrnehmen“.
Beweis für friedlich: sie richten die Mündung nach unten bzw. nach oben.
Beweis für Bürger: Weil sie Waffen in der Öffentlichkeit tragen dürfen. Wären sie keine gesetzestreuen Bürger, hätten sie nicht die Erlaubnis für CCW.

Hierzulande sieht man die Besetzung eines Parlaments allerdings etwas anders, und dann noch mit Waffen …  ???
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Re: Donalds Antrittsrede
« Antwort #2305 am: 29. August 2020, 16:16:40 »
@Reichsschlafschaf Es ging mir nicht um Schiessen für Wirkung und die (typisch deutsche) Diskussion um "in die Beine schießen, weil nicht tötlich!!!!11111elfelf" (jeder der von Anatomie und Waffenwirkung etwas Ahnung hat weiß, dass die großen Hauptschlagadern in den Oberschenkeln bei Verletzungen zu Verbluten innerhalb von Minuten führen können, OHNE das man was sieht und mit wenig Gegenmitteln, denn wer ausser Soldaten im Einsatz hat neben ner Knarre auch gleich n Torniquette dabei?). Es ging mir darum, dass man als ausgebildeter Schütze bereits nach 2 Schuß zumindest kurz prüfen sollte, OB Wirkung eingetreten ist. Aber wenn die beiden Polizisten "gangstastyle" (seitlich gekippte Waffenhaltung) und auf Armlänge schiessen, läuft da was FALSCH! Allein wie der eine Polizist Blake am Tshirt zieht, ballert und der andere dahinter rumtänzelt ist das allenfalls als Lehrfilm der Marke "Staplerfahrer Klaus" zu betrachten. Es ist nicht nur peinlich, sondern massiv unprofessionell und hat das Potential für "Blue on Blue" und "innocent bystander".

Sorry, sowas regt mich auf und würde das "meine Polizei" sein würde ich Steuern dafür verweigern. Da gibts Ortsgruppen der Malva mit mehr Feuerdisziplin.

Open carry: Wir in Mitteleuropa sehen das kritisch. Die Milizbewegung in den USA kann sich aber auf den Unabhängigkeitskrieg berufen und sieht sich verfassungsmäßig geschützt. Die USA sind da anders entstanden und haben sich als "offenes Land" (Expansion in einen scheinbar rechtsfreien Raum) anders entwickelt. Es ist in vielerlei Hinsicht ein "bottom up" Land, viel Staatlichkeit entstand aus lokalen Bewegungen, Bundesstaaten entstanden nach der Besiedelung und klare Strukturen folgten der Bevölkerung. Der "Wilde Westen" ist ein völlig anderes Staatenbildungsmodell als das europäische. Selbst die "Ostexpansion" Mitteleuropas im Mittelalter war ein Prozess, bei dem die (feudalen) Strukturen die Expansion steuerten. Die Herrscher waren da bevor es die Herrschaftsgebiete gab (Markgrafen). Die Westexpansion der USA wurde durch den Bevölkerungsdruck geregelt, aufgrund dessen selbst die Staatlichkeit nachgeben musste (Bruch zahlreicher Abkommen mit natives). Sowas prägt in den USA vor allem die Gebiete westlich des Missisippi. Die Sezession des Südens und die dort entstandenen Strukturen sind nochmal anders. Dort hat man vor allem was gegen Washington als Machtzentrum. Allen ist gemein, dass sie open carry als grundsätzliches Bürgerrecht ansehen und aus der Geschichte (und Verfassungsgenese) ein individuelles Widerstandsrecht ableiten. Dort liegt auch die Gefahr, es spielt für die Vertreter von Open carry keine Rolle, dass sich andere Bürger in ihren Rechten bedroht sehen. Sie denken oft noch nicht mal so weit, weil sie ihre Individualrechte über die der anderen stellen.

Danke für das K+
 
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Re: Donalds Antrittsrede
« Antwort #2306 am: 30. August 2020, 14:13:17 »
Zitat
Unterwegs in Richtung Abgrund

Glaubt man dem Washingtoner Korrespondenten der Süddeutschen, scheinen derweil beide Parteien jegliches Maß zu verlieren:

Zitat
Amerika ist ein verstörtes Land. Fast 180 000 Corona-Tote, zig Millionen Arbeitslose, Wut und Gewalt in den Städten. In Kenosha, Wisconsin, erschoss diese Woche ein 17 Jahre alter Milizionär zwei Männer, die dagegen protestierten, dass ein weißer Polizist einem Schwarzen sieben Kugeln in den Rücken gejagt hatte. Als das Virus im Frühjahr über die USA herfiel, wurde das Klopapier knapp. Inzwischen gibt es das wieder, dafür sind nun vielerorts Waffen und Munition ausverkauft. Die Amerikaner rüsten auf, weil sie vor ihren Landsleuten Angst haben.

...

Spoiler
...

So sieht es aus in dem Land, in dem in zwei Monaten der Präsident gewählt werden soll. Und man muss gar kein Apokalyptiker sein, um zu befürchten, dass diese Wahl die USA an den Rand eines Abgrunds bringen könnte - oder sie sogar hineinstürzt. Die Amerikaner sind in den vergangenen 250 Jahren inmitten von Kriegen, Wirtschaftskrisen, Pandemien und Unruhen wählen gegangen. Aber so gefährlich wie heute war die Lage selten.

Vier Dinge tragen dazu bei. Erstens: Beide Seiten, Demokraten wie Republikaner, haben die Wahl zu einer Entscheidung erklärt, bei der es im Wortsinn um Leben und Tod gehe. Das war die überwölbende Botschaft der beiden Parteitage in den vergangenen Wochen - nicht Hoffnung, sondern Angst.

Die Demokraten sagen: Wenn Donald Trump wieder gewinnt, kommen Faschismus und Diktatur übers Land, dann triumphieren Rassenhass und Nationalismus.

Die Republikaner sagen: Wenn Joe Biden Präsident wird, dann wird er Amerika in ein sozialistisches Höllenloch verwandeln, in dem der Antifa-Mob tobt, in dem alle Andersdenkenden in den Gulag der "Cancel Culture" gesperrt werden und jeder außerdem noch höhere Steuern bezahlen muss.

Man kann darüber streiten, was an Richtigem und Falschem in alldem steckt. Donald Trump ist vieles: ein Egomane, Dilettant, Lügner und Zerstörer. Aber er ist kein Faschist. Und Joe Biden ist natürlich kein Stalinist. Die Wahl im November zu einem existenziellen Moment zu stilisieren, mag helfen, die eigenen Wähler zu mobilisieren - Furcht ist ein machtvoller Antrieb. Aber es widerspricht dem Zweck von Wahlen in einer Demokratie. Eine Wahl soll die Frage, wer regiert, so regeln, dass die Verlierer eben nicht glauben, es ginge ums Überleben. Wer eine Wahlniederlage mit Untergang und Verderben gleichsetzt, riskiert, dass die Unterlegenen ihr Heil in Rebellion suchen.

Zweitens: Beide Seiten erzählen ihren Anhängern, dass ein Sieg der Gegenseite zwangsläufig auf Betrug beruhen müsse. Donald Trump macht das seit Monaten, indem er die Briefwahl attackiert, den sichersten und fairsten Weg, um in einer Pandemie zu wählen. Zuerst hat Trump das etwas verschämt getan, mittlerweile aber ist er völlig offen: Wenn die Demokraten gewinnen, dann nur, weil sie den Sieg gestohlen haben, twittert er.

Die Demokraten kontern mit dem Vorwurf, Trump sabotiere die US-Post, um seine Gegner daran zu hindern, ihre Stimmen abzugeben. Es gibt dafür tatsächlich Anzeichen. Aber ob es wahr ist oder nicht, ist für die Legitimität der Wahl am Ende eher zweitrangig. Denn egal, wer gewinnt - als rechtmäßigen Präsidenten dürften ihn allenfalls die Hälfte der Amerikaner sehen. Die Wähler des Verlierers bekommen schon jetzt eingebläut, dass das Ergebnis gefälscht oder ergaunert wurde. Warum also sollten sie es hinnehmen?

Hinzu kommt drittens, dass niemand sagen kann, ob und wann es überhaupt ein verlässliches Ergebnis geben wird. Wahlen in den Vereinigten Staaten sind schon in normalen Zeiten eine organisatorische Herausforderung. Das Virus und das ständige propagandistische und juristische Störfeuer von Trump könnten den Wahltag dieses Jahr zu einem Albtraum werden lassen.

Es ist durchaus möglich, dass der 3. November in einem Chaos aus Abstimmungs- und Auszählungsproblemen, Unstimmigkeiten und Gerichtsprozessen endet und es Wochen dauert, bis ein amtlicher Sieger erklärt ist.

Und damit ist man - viertens - wieder bei den leergekauften Waffenläden und der Gewalt, die seit Monaten das Land erschüttert. Die amerikanische Gesellschaft ist traumatisiert, sie ist aufgebracht, und man kann jede Nacht in irgendeiner Stadt sehen, dass es inzwischen sehr viele Menschen gibt, die ihre politische Meinung dadurch mitteilen, dass sie dreinschlagen, anzünden oder abdrücken.

Eine Wahl, in der alles auf dem Spiel steht, deren Ergebnis angezweifelt wird, bevor die erste Stimme abgegeben wurde, und die unter wirren Umständen in einem Land stattfindet, das von den schwersten Unruhen seit mehr als einem halben Jahrhundert erschüttert wird - da kann selbst sprühenden Optimisten mulmig werden. Die Rolling Stones haben 1969, auch das ein Jahr, in dem Amerika in Aufruhr war, "Gimme Shelter" aufgenommen, einen Song, der die finstere Stimmung damals beschrieb. "War, children, it's just a shot away", heißt es darin. Hoffentlich bleibt das nur ein altes Lied.

© SZ vom 28.08.2020

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https://www.sueddeutsche.de/politik/us-wahl-praesidentschaft-trump-biden-kommentar-1.5012081
 
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Re: Donalds Antrittsrede
« Antwort #2307 am: 30. August 2020, 18:00:43 »
Ach, ich weiss nicht. Klar wirds an etlichen Enden krachen, aber im Gegensatz zu 1860 fehlt die klare Trennung. Derzeit gehen die Fronten (wie auch beim Brexit) quer durch Familien, damit ist das Sammeln der Truppen eher schwierig. Und natürlich kann man den Dems JETZT eine Beteiligung unterstellen, politisch haben jedoch die Reps mit der Tea-Party-Bewegung die längere Erfahrung.

Im Grunde fliegt den Amis gerade ihre schleichende Segregation in vielen Lebensbereichen um die Ohren: Der Suburbanismus, die Vernachlässigung der Innenstädte, das mangelnde Management des Strukturwandels (der Industrieabwanderung), fehlende soziale Absicherung und Überschuldung ganzer Schichten und vor allem das grundsätzliche Eingeständnis, dass etwas schiefgelaufen ist. Obama hat versucht, etliche Stellschrauben zu drehen. Das hat die Tea-Party-Bewegung auf den Plan gerufen und gleichzeitig für eine Renaissance der "Alten" (Hillary und Sanders) geführt. Trump versucht etwas zurückzuholen, was es nie gab, das hat er nicht begriffen. Dazu hat Trump mit seiner Ablehnung Obamas die Spaltung noch massiv befeuert... und mit seiner Mär vom "deep state" raubt er sich selbst und der gesamten Politik den Werkzeugkasten für Veränderung.
 
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Re: Donalds Antrittsrede
« Antwort #2308 am: 31. August 2020, 11:21:06 »
Dem Bürgermeister von Portland ist die Hutschnur geplatzt und er hat so richtig vom Leder gezogen:

Zitat von: CNN
The Democratic mayor of Portland, Oregon, said Sunday it is President Donald Trump who "created the hate" in an unyielding attack on the White House following a shooting at a protest that left one person dead.

Speaking at a news conference, Mayor Ted Wheeler asked, "Do you seriously wonder, Mr. President, why this is the first time in decades that America has seen this level of violence?"
"It's you who have created the hate and the division. It's you who have not found a way to say the names of Black people killed by police officers even as people in law enforcement have. And it's you who claimed that White supremacists are good people," he continued. "Your campaign of fear is as anti-democratic as anything you've done to create hate and vitriol in our beautiful country."
His forceful comments come one day after a person was shot and killed in downtown Portland after an evening of violent clashes between Trump supporters and protesters denouncing police brutality.
For more than 90 consecutive nights, protesters in Portland have gathered against police brutality and racial injustice. The protests were spurred by the killing of George Floyd in May and gained steam after last weekend's police shooting of Jacob Blake in Wisconsin.

Addressing Trump personally, Wheeler lamented that "for four years we've had to live with you and your racist attacks on Black people."
"We learned early about your sexist attitudes toward women. We've had to endure clips of you mocking a disabled man. We've had to listen to your anti-democratic attacks on journalists. We've read your tweets slamming private citizens to the point of receiving death threats, and we've listened to your attacks on immigrants," he said.
"We've listened to you label Mexicans 'rapists.' We've heard you say that John McCain wasn't a hero because he was a prisoner of war. And now, you're attacking Democratic mayors and the very institutions of Democracy that have served this nation well since its founding."

Wheeler's message provoked a string of tweets from the President Sunday afternoon, who denounced the mayor as "wacky."
"Portland will never recover with a fool for a Mayor," Trump said. "He tried mixing with the Agitators and Anarchists and they mocked him. He would like to blame me and the Federal Government for going in, but he hasn't seen anything yet. We have only been there with a small group to defend our U.S. Courthouse, because he couldn't do it."
Leaning on his campaign mantle, Trump added, "The people of Portland, like all other cities & parts of our great Country, want Law & Order."
The tweets marked an immediate rebuke of Wheeler's news conference plea to the President to let him, as mayor, handle the unrest.
"President Trump, you bring no peace. You bring no respect to our Democracy. You, Mr. President, need to do your job as the leader of this nation and I, Mr. President, will do my job as the mayor of this city," he said.
"And we will both be held accountable, as we should."

Und der Gouverneur von Wisconsin hat Trump explizit darum gebeten nicht nach Kenosha zu kommen.
"Teurer als die bittere Wahrheit ist uns der erhabene Wahn." (Alexander Puschkin)
 
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Re: Donalds Antrittsrede
« Antwort #2309 am: 31. August 2020, 15:44:45 »
Donalds "rechte Truppen".

Es wundert wirklich nicht, dass unsere Klientel so begeistert von ihm ist.

Zitat
Laut einem Bericht des früheren FBI-Agenten Michael German haben rechtsextreme Gruppen, die als besonders rassistisch gelten, die Strafverfolgungsbehörden in den USA infiltriert – und zwar in jeder Region des Landes in den vergangenen zwei Jahrzehnten.

Zitat
Schütze von Kenosha war Fan von Polizei und Trump

Gleiches könnte auch auf die Polizisten zukommen, die in dieser Woche in Kenosha im Einsatz waren, wo ein 17-jähriger weißer Extremist zwei schwarze Demonstranten erschossen hatte.

Auf im Internet veröffentlichten Videos ist zu sehen, wie ein junger Mann mit einem Gewehr vor mehreren Leuten wegläuft, zu Boden geht und aus nächster Nähe auf die herannahenden Menschen schießt. Der Teenager trat auf seinen – inzwischen zum Teil gelöschten – Accounts in sozialen Medien der Website „Buzzfeed“ zufolge als Unterstützer der Polizei und von Präsident Donald Trump in Erscheinung.

Zitat
Den Berichten zufolge sollen die Polizisten den 17-Jährigen nach dessen tödlichen Schüssen auf die schwarzen Demonstranten mit Waffe im Arm vorbeigehen lassen, ohne ihn festzunehmen. Auf einem Video der Nachrichtenagentur AP ist dieser Vorfall ebenso zu sehen wie die Reaktion der Demonstranten, die die Polizisten lautstark darauf aufmerksam machten, dass der Mann vor ihnen auf Menschen geschossen habe.
https://www.tagesspiegel.de/politik/ex-fbi-agent-deckt-auf-us-polizisten-sollen-sich-mit-rassistischen-milizen-verbuendet-haben/26140150.html
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