Nun gut, es ist eben ein Unterschied, ob man selbst so leben will und deshalb eine, wie soll ich es nenne?, "alternative Gemeinschaft", eine Kommune o. dgl. gründet, oder ob man meint, die ganze Menschheit müsse so leben und nicht nur so leben, sondern so auch leben wollen.
Ginge es nur darum, selbst in Gemeinschaft mit Gleichgesinnten eine bestimmte Lebensweise zu pflegen, dann wäre dies vergleichsweise leicht zu bewerkstelligen. Ich erinnere nur daran, dass es seit Jahrhunderten z. B. Klöster gibt, die auch heute noch existieren, aber etwa auch ganze Dorfgemeinschaften wie die der Huterer oder Amischen. Daneben gibt es auch "moderne" Lebensgemeinschaften, die ihre eigene Lebensweise pflegen. Es muss nicht gerade Christiania sein, es gibt solche Gemeinschaften fast in allen Städten. Sie kommen meist auch weitgehend konfliktfrei mit der sie umgebenden Gesellschaft und dem Staat aus.
Fatzke und seine Truppe wollen aber etwas wesentlich Anderes: Ihnen kommt dieser Heilsbringern- und Erlöser-Anspruch in die Quere, und dieser treibt sie in den Konflikt mit dem Staat.
Wenn es darum geht, Möbel anfertigen zu lassen, so braucht man in Deutschland nur ein wenig Geld. Man kann sich alles, was man sich wünscht, zimmern, schreinern oder basteln lassen. Es kostet einfach mehr als die vorgefertigte Massenware. Diese gibt es, weil die meisten Leute eben lieber vorgefertigte Möbel kaufen, diese aber dann billiger.
Auch Schuhe sind kein Problem. Den Schumacher, der selbst Schuhe anmisst, gibt es. Er ist nur teurer als der Konfektionsschuh. Ein Kollege hat mir berichtet, es gebe in Düsseldorf (das liegt am Rhein, nicht irgendwo in fernen Ländern) sogar eine Filiale von John Lobb. Nun ja, eine Fahrt von Wittenberg nach Düsseldorf muss man sich natürlich leisten können, mehr noch aber den Schuh von John Lobb. Denn dort kostet ein Paar Schuhe so von 600 Euro an aufwärts. Umgekehrt halten solche Schuhe auch sehr viel länger, oft ein ganzes Leben, und wenn mal die Sohle durchgelaufen ist, näht John Lobb eine neue an.
Damit sind wir beim zweiten Problem der Fatzke-Truppe: Sie haben nie Geld.