Autor Thema: Pegida Blüten  (Gelesen 209675 mal)

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Offline SanktHubertus

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Re: Pegida Blüten
« Antwort #855 am: 2. Oktober 2015, 15:12:39 »
Wenn man sich über die Initiatorin Monika Harter etwas informiert, wird klar, was oder wer hinter dieser Petition steckt:
Excalibur oder auch Templers Lichtreich
YouTube
Frau Harter lebt laut ihrer FB-Seite in Schönwalde, Sachsen-Anhalt und gehört offensichtlich zu unserer Klientel wenngleich sie bislang im Weltnetz kaum wahrnehmbar wahr.
Eine Petition, welche die Regierung oder deren Chef (Chefin) stürzen soll, wird in jedem Land zu jeder Zeit einen gewissen Zuspruch finden. 150k Teilnehmer einer solchen Petition empfinde ich dabei momentan in Deutschland sogar als ziemlich wenig - das macht noch nichtmal 0,1% der Bevölkerung aus. (Hab ich das richtig gerechnet  :scratch:)
Ein Gegengewicht zu den primitiven Kommentaren unter der Petition wäre dieser Threat:Politik sind wir: Sofortige Amtsenthebung Merkel
Das soll nun allerdings nicht die rechte Problematik im Osten relativieren. Die ist gegeben. Wenn Kanda bereits eine Reisewarnung ausgibt, dann hat das seine Gründe.
Ich bin jedoch der Ansicht, dass wir durch Schwarzmalerei den ♥♥♥en eher in die Hände spielen. Was wir brauchen ist ein klarer, nüchterner Blick auch die Realität und der Mut es besser zu machen. Keine Handbreit den ♥♥♥en. Die ♥♥♥ie auszumerzen wird weder kurz- noch mittelfristig gelingen. Langfristig kann jedoch die ♥♥♥ie nicht obsiegen - eben weil es ♥♥♥ie ist. Gewalt wird drastisch wahrgenommen und scheint daher allgegenwärtig. Dennoch gibt es weit mehr Frieden und Harmonie zwischen uns Menschen. Und das ist es, worauf wir uns konzentrieren sollten.
Ich für meinen Teil plane z.B. schon seit langem, meinen Lebensabend in MeckPomm zu verbringen, weil's dort noch echte Paradiese gibt. Irgendwelche ♥♥♥en werden mir das ganz sicher nicht madig machen. Genausowenig, wie den vielen Menschen, die dort bereits und/oder nach wie vor ein völlig normales Leben führen.
Nein, ich habe kein Patentrezept, was mit den ♥♥♥en zu tun ist. Zivilcourage ist jedoch schon mal ein guter Anfang.
Insofern: Chapeau @dieda - bevor Du Deine Koffer packst, pack ich meine und komme zur Unterstützung rüber  :salut:
(♥♥♥en = I.d.i.o.t.e.n.
 ♥♥♥ie = I.d.o.t.i.e.)

Apropos Zahlen:
Da gibt's noch diese EX-Pegida Tante aus Frankfurt/Main, Heidi Mund. Die ist nach wie vor umtriebig und mittlerweile offenbar ziemlich in einen religiösen Wahn abgerutscht. Wer morgen nix besseres zu tun hat, kann sich ja an ihrer geplanten AktionSave Europe, einer betenden Menschenkette um ganz Deutschland, beteiligen. Ihren FB- und YouTubeklicks zufolge hat sie schon sage und schreibe volle 1000 Teilnehmer beisammen. Wenn die statt dicker, lange Arme machen klappt's ja vielleicht mit der geschloßenen Kette um Deutschland herum.
https://www.youtube.com/watch?v=jukzEhRKBMc

 :facepalm:
« Letzte Änderung: 2. Oktober 2015, 15:29:45 von SanktHubertus »
 
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Offline dieda

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Re: Pegida Blüten
« Antwort #856 am: 2. Oktober 2015, 16:07:31 »
Öffentliche Anklage gegen Lutz Bachmann                                                                                Staatsanwalt erhebt Anklage wegen Volksverhetzung

http://www.sz-online.de/sachsen/staatsanwaltschaft-erhebt-klage-gegen-bachmann-3214210.html

Zitat
Wie die Anklagebehörde am Freitag mitteilte, soll Bachmann dabei in Kauf genommen haben, den öffentlichen Frieden zu stören. Er soll die Menschenwürde der Flüchtlinge angegriffen, sie beschimpft und böswillig verächtlich gemacht und dadurch zum Hass aufstachelt haben.

Zitat
Die Klage wurde beim Amtsgericht Dresden erhoben (Aktenzeichen: 201 Js 3262/15 ).


Spoiler
    Staatsanwaltschaft erhebt Klage gegen Bachmann

Freitag, 02.10.2015
Staatsanwaltschaft erhebt Klage gegen Bachmann

Lutz Bachmann auf einer Pegida-Kundgebung am 11. Mai in Dresden.

© Robert Michael

Dresden. Die Dresdner Staatsanwaltschaft hat Anklage gegen den Gründer des Pegida-Bündnisses, Lutz Bachmann, wegen Volksverhetzung erhoben. Grundlage sind die im Januar aufgetauchten Facebook-Posts, in denen Bachmann im September 2014 Ausländer als „Viehzeug“, „Gelumpe“ und „♥♥♥“ bezeichnet hatte.

Wie die Anklagebehörde am Freitag mitteilte, soll Bachmann dabei in Kauf genommen haben, den öffentlichen Frieden zu stören. Er soll die Menschenwürde der Flüchtlinge angegriffen, sie beschimpft und böswillig verächtlich gemacht und dadurch zum Hass aufstachelt haben. Die Staatsanwaltschaft hatte die Ermittlungen im Januar aufgenommen.

Die Klage wurde beim Amtsgericht Dresden erhoben (Aktenzeichen: 201 Js 3262/15 ). Dort muss nun ein Schöffengericht über die Zulassung und gegebenenfalls die Eröffnung eines Hauptverfahrens entscheiden. Erst dann wird vom Gericht ein Verhandlungstermin bestimmt.

Bachmann, der bereits wegen Drogen- und Eigentumsdelikten vorbestraft ist und mehrfach im Gefängnis gesessen hat, muss im Falle einer Verurteilung mit einer Geld- oder einer Haftstrafe von bis zu fünf Jahren rechnen.

Gegen den 42-Jährigen liegen noch weitere Anzeigen wegen Volksverhetzung vor. Nach der jüngsten Pegida-Kundgebung am vergangenen Montag hatte nach Angaben der Staatsanwaltschaft eine Privatperson Anzeige wegen Volksverhetzung erstattet, weil Bachmann Asylbewerber pauschal als Verbrecher bezeichnet habe. Zudem gibt es eine Anzeige gegen Bachmann und Unbekannt. Auch dabei geht es um Facebook-Posts.

Die „Patriotischen Europäer gegen die Islamisierung des Abendlandes“ demonstrieren seit fast einem Jahr in Dresden und haben zu ihren Hochzeiten 25 000 Menschen auf die Straße gebracht. Nach einer Spaltung der Führungsspitze waren die Teilnehmerzahlen bei den wöchentlichen Kundgebungen stark zurückgegangen. Mit der Zuspitzung der Flüchtlingskrise erhält Pegida aber wieder deutlich Zulauf. Am vergangenen Montag hatten an der Demonstration etwa 7 500 Menschen teilgenommen. (szo/dpa)

Quelle: http://www.sz-online.de/sachsen/staatsanwaltschaft-erhebt-klage-gegen-bachmann-3214210.html
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Re: Pegida Blüten
« Antwort #857 am: 2. Oktober 2015, 16:15:49 »
Eine Petition, welche die Regierung oder deren Chef (Chefin) stürzen soll, wird in jedem Land zu jeder Zeit einen gewissen Zuspruch finden. 150k Teilnehmer einer solchen Petition empfinde ich dabei momentan in Deutschland sogar als ziemlich wenig - das macht noch nichtmal 0,1% der Bevölkerung aus.

Richtig, allerdings beobachte ich Change.org und Open Petition doch regelmäßig, sehe auch regelmäßig solche Petitionen.130.000 sind eben doch ein über 100% Befürworter Anstieg, im Vergleich zu den Petitionen dieser Art, die ich sonst so sehe.

Wenn Kanda bereits eine Reisewarnung ausgibt, dann hat das seine Gründe.

Fairerweise noch zur "Reisewarnung".

http://www.mimikama.at/allgemein/reisewarnung-fr-deutschland-bertriebene-emprung-falsche-definition/
« Letzte Änderung: 2. Oktober 2015, 16:17:42 von GeneralKapitalo »
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Re: Pegida Blüten
« Antwort #858 am: 2. Oktober 2015, 16:28:13 »
Richtig, allerdings beobachte ich Change.org und Open Petition doch regelmäßig, sehe auch regelmäßig solche Petitionen.130.000 sind eben doch ein über 100% Befürworter Anstieg, im Vergleich zu den Petitionen dieser Art, die ich sonst so sehe.

Ok - das wusste ich nicht. Ich denke mal, dass das mit dem Kippen der Stimmung zu tun hat. Vor vier Wochen wären wahrscheinlich noch nicht so viele Stimmen zusammen gekommen. Nicht zuletz durch die Art der Berichterstattung (die, da hast Du ebenfalls Recht, aus einem "Sicherheitshinweis" mal eben eine "Reisewarnung" macht (danke für's Richtigstellen), kippte die Stimmung binnen weniger Tage von "Wir sind die tollen, hilfsbereiten Deutschen" in "Merkel übergeht geltendes Recht und wir dürfen mal wieder blechen". Naja - so in etwa.
Bleibt nur zu hoffen, dass diese unsägliche Flüchtlingsthematik schnell wieder aus den Schlagzeilen verschwindet. Denn die tun derzeit keinem gut.
 

Offline GeneralKapitalo

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Re: Pegida Blüten
« Antwort #859 am: 2. Oktober 2015, 16:38:56 »
Ok - das wusste ich nicht. Ich denke mal, dass das mit dem Kippen der Stimmung zu tun hat. Vor vier Wochen wären wahrscheinlich noch nicht so viele Stimmen zusammen gekommen.

Ich sollte vielleicht noch erwähnen, dass sich die hohe Anzahl an Unterschrifter möglicherweise auch durch das Teilen auf einer größeren Internetplattform (z.B. Anonymous, oder PI-News) erklären könnte. Ich habe allerdings bisher nichts der Gleichen gesehen habe (auf die Anonymous Facebookseite habe ich, als Facebook Verweigerer keine Zugriff).
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Offline Reichsflugscheibe

Re: Pegida Blüten
« Antwort #860 am: 2. Oktober 2015, 17:04:58 »
(auf die Anonymous Facebookseite habe ich, als Facebook Verweigerer keine Zugriff).
Doch, die kann man auch ohne angemeldet zu sein lesen. http://www.facebook.com/Anonymous.Kollektiv?fref=ts Das ist allerdings die rechte Rönsch-Anonymous Seite.

Die Originale: http://www.facebook.com/ArmyAnonymous?fref=ts
 

Offline Brundibaer

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Re: Pegida Blüten
« Antwort #861 am: 2. Oktober 2015, 18:27:11 »
Ich sollte vielleicht noch erwähnen, dass sich die hohe Anzahl an Unterschrifter möglicherweise auch durch das Teilen auf einer größeren Internetplattform (z.B. Anonymous, oder PI-News) erklären könnte. Ich habe allerdings bisher nichts der Gleichen gesehen habe (auf die Anonymous Facebookseite habe ich, als Facebook Verweigerer keine Zugriff).
Die Petition ist super vage verfasst und wurde auf den szenetypischen Portalen geteilt. Die Zahlen klingen immer wilder als sie sind. Zur Einordnung: Bei der letzten Europawahl bekam allein die NPD über 300.000 Stimmen, wenn man Parteien wie ProNRW und REP dazu nimmt kommt man schon auf eine halbe Million. Dazu gesellen sich noch 2 Mio Stimmen für die AfD, unter denen sich auch eine Horde Menschen tümmelt die gerne mal "Hochverrat" schreit.
Nüchternes Fazit: 1) Das Potential für diese Petition ist wesentlich höher. 2) Es gibt verdammt viele ♥♥♥en in Deutschland  :facepalm:

Außerdem ist sie zweisprachig und richtet sich auch irgendwie an andere "betroffene" EU-Bürger. Es wäre mal interessant hier die geographische Aufteilung der Stimmen zu sehen.
« Letzte Änderung: 2. Oktober 2015, 18:29:48 von Brundibaer »
 
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Offline A.R.Schkrampe

Re: Pegida Blüten
« Antwort #862 am: 2. Oktober 2015, 19:17:40 »
@A.R.Schkrampe  Dein Angebot (wiederholt) in Ehren, aber dazu sind wir zu sehr Lutheraner: Hier stehe ich und kann nicht anders...
Wenn wir also die Koffer packen, dann in dem Moment, wenn wohl auch in ganz Deutschland (wieder) alle Intellektuellen die Koffer packen müssen, denn dann nützt einem weder ein Häuschen im vorderen Osten noch ein Häuschen in hinteren Westphalen was.  ;)
Aber ob das wirklich noch so weit entfernt ist, da bin ich mir leider auch langsam nicht mehr so sicher, denn man mal die o.g. Namen gurgelt und genau hier die Kommentare dazu liest, dann hat man schon den Eindruck, dass in bestimmten Hirnen selbst die evangelische Amtskirche nur noch die "links-grün-gewalttätige ANTIFA" bzw. der "toitsche Volkstot" ist. Ist klar. 
:facepalm:
Nein, da haut doch irgendwas anderes nicht mehr richtig hin...

Doch, könnt ihr. Ihr müßt Euch nur klarwerden, daß Ihr Euch in einer unauflösbaren Art und Weise verrannt habt.

Nur in Eurer Gegend haut es auf eine derart eklatante Art und Weise nicht hin. Überall woanders existieren all diese Probleme nicht, noch nicht einmal ansatzweise. Daher wird es nie dazu kommen, daß in anderen Gegenden Deutschlands wegen vergleichbarer Entwicklungen Koffer gepackt werden müssen.

Freital ist im Arsch, die Gegend drumherum auch, und die Bekloppten sind es nicht wert. Das ist kein Ossi- oder Sachsen-Bashing (meinem Kollegen aus Gelsenkirchen sage ich das Gleiche), sondern die bittere Realität.

Du hast das gleiche Problem wie @Wittenberger: die extrem strikte scheuklappenbewehrte Fixierung auf den eigenen Wohn- und Lebensort als Nabel der Welt. Mutwillig nehmt Ihr nichts wahr, was sich außerhalb davon abspielt. Das ist schade, im Extremfall sogar tragisch, weil Ihr Euch damit selbst das Leben schwer macht.

Versuche es bitte einzusehen: es gibt eine Welt -sogar eine schöne und lebenswerte- außerhalb des eigenen kleinen Universums.


...
Ich frage mich, wo kommt dieser enthemmte Egoismus eigentlich her, dass Leute, die z.B. Winterschuhe für die Flüchtlinge sammeln, schon zu Volksfeinden erklärt werden, oder dass mit Blockaden vor Turnhallen erreicht werden soll, das Flüchtlinge weiter bei den ersten Miniusgraden in Zelten schlafen müssen? Und mit welchem Recht beschädigt man eigentlich THW- Autos? http://www.mdr.de/sachsen/dresden/thw-mitarbeiter-niederau-angegriffen100.html
Das doch alles nur noch irrational und destruktiv und hat mit einer echten oder vermeintlichen "Asyl-Krise" auf politischer Ebene schon lange nichts mehr zu tun.
...
Das kommt mir mitunter alles eher wie ein akuter und hysterischer Gruppenwahn vor.

Auch sowas ist außerhalb Ostsachsens unbekannt.
 

Offline GeneralKapitalo

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Re: Pegida Blüten
« Antwort #863 am: 3. Oktober 2015, 07:53:30 »
Nicht wirklich informative, zumindest für Europäer. Hat auch nicht so wirklich was Pegida zu tun, dennoch in dieser Ganzen Situation sollte man seinen Humor nicht verlieren.

https://www.youtube.com/watch?v=umqvYhb3wf4
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Offline Reichsverweser

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Re: Pegida Blüten
« Antwort #864 am: 3. Oktober 2015, 10:49:25 »
Nicht wirklich informative, zumindest für Europäer. Hat auch nicht so wirklich was Pegida zu tun, dennoch in dieser Ganzen Situation sollte man seinen Humor nicht verlieren.

https://www.youtube.com/watch?v=umqvYhb3wf4

Jo, das war mal wieder eine geniale Folge. Und das Mädchen, mit dem sie im geredet haben: Wenn die Briten sie nicht wollen, bitte sofort in der BRD einbürgern!
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Offline dieda

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Re: Pegida Blüten
« Antwort #865 am: 3. Oktober 2015, 11:24:55 »
Die öffentliche Debatte kommt langsam in Schwung:

http://www.sz-online.de/sachsen/als-dresden-hauptstadt-der-bewegung-war-3213957.html


Spoiler

Freitag, 02.10.2015
Als Dresden „Hauptstadt der Bewegung“ war
Im Kulturzentrum „Scheune“ erinnern sich Dabeigewesene an Neonazi-Umtriebe vor und nach 1989.

Von Oliver Reinhard
.
Hunderte Neonazis marschieren im April 1992 in Dresden auf. Sachsens Landeshauptstadt galt damals als Hochburg der Rechtsextremen.

© dpa/Matthias Hiekel

Halt mal kurz! Mit diesen Worten übergibt der Bassist einer Punkband mitten während des Konzerts in der voll besetzten Dresdner Martin-Luther-Kirche sein Instrument an einen Kumpel und verlässt das Gotteshaus. Ein paar Minuten später kehrt er zurück, schnappt sich seinen Bass, spielt weiter. Was die Bandkollegen gar nicht mitbekommen haben: Vor der Kirche hatten ein paar Dutzend Skinheads Konzertbesucher angegriffen, konnten aber zurückgeschlagen werden. So erinnert sich der Ex-Punk und Musiker Marian an den Abend des 6. Mai 1989.

Die Neonazi-Attacken – kurz darauf erfolgte noch eine zweite vor der Lutherkirche – waren besondere, aber keine Einzelfälle. Darin sind sich alle Zeitzeugen einig, die am vergangenen Dienstagabend der Einladung der Friedrich-Ebert-Stiftung ins Kulturzentrum „Scheune“ gefolgt sind. „Hauptstadt der Bewegung“ heißt die Veranstaltung hübsch provokant. Oral History soll es geben; erzählte und debattierte Historie, Reflexionen über die Geschichte von Neonazismus und Rechtsextremismus im Osten, die nicht erst, wie manche immer noch behaupten, 1989 eingesetzt hat.

Mehrere Dabeigewesene wechseln sich an den Mikrofonen ab, ergänzen sich, widersprechen einander, es geht lebendig zu und teil-anonym, wie bei Marian. Vorsichtshalber spricht man sich nur mit Vornamen an und bittet die Berichterstatter um Diskretion. Was man zu Zeiten, in denen der Aufruf „Merkt euch die Namen!“ nicht nur unter rechtspopulistischen Montagsspaziergängern kursiert, gerne gewährt.

Schon Nazi oder noch Subkultur?

Um den Anekdoten analytische Bodenhaftung zu verschaffen, ist Historiker Harry Waibel mit an Bord, seit vielen Jahren einer der besten Kenner von Geschichte und Gegenwart des Rechtsextremismus. Für die späte DDR hatten schon 1988 Ostberliner und Leipziger Soziologen die Szene auf ungefähr 15 000 Mitglieder beziffert. Weibel ergänzt das um weitere Zahlen: „Seit 1945 kam es zu 8 000 rechtsextremistisch motivierten Gewalttaten, 7 000 davon waren neonazistisch. 1975, als die ersten ,Vertragsarbeiter‘ aus sozialistischen Bruderländern kamen, begann der Rassismus in der DDR.“ Was die Rechten einte, war ihr Hass aufs immer weiter verkommende SED-System. Man darf vermuten: Je weiter sie sich distanzieren wollten, desto intensiver gaben sie sich braun statt rot.

Zumindest in Teilen widerspricht der ebenfalls dabei gewesene Johannes den waibelschen Ausführungen. Vorfälle wie die Attacke auf die Lutherkirche oder 1985 der ausländerfeindliche Aufmarsch von 150 Leuten am damaligen Fucikplatz seien „nicht alle durchweg neonazistisch motiviert gewesen. Die Basis war eher eine subkulturelle Antihaltung, man wollte sich eben möglichst deutlich abgrenzen von dem FDJ-Einheitsbrei.“

In einem aber sind sich alle Erinnerer einig: Hatten sich lange Zeit rechte und linke Subkulturgänger – die sich oft schon aus der Schule kannten – zwar immer wieder gedisst und auch mal geprügelt, sei es erst ab Mitte der Achtziger und insbesondere ab 1989 zur zunehmenden Radikalisierung der rechten Szene in Dresden und der DDR gekommen. „Vorher hatte man noch die Wahl, ob man sich eher rechts oder links verortet“, sagt Johannes. „Dann aber wurde man gezwungen, sich zu entscheiden.“

Der erste Beschleunigungsfaktor dürfte die offenkundige Wahlfälschung im Mai 1989 gewesen sein. Der andere war der Mauerfall, nach dem die erfahrenen Nazis aus dem Westen ihren Kameraden aus dem Osten auch organisatorisch auf die marschbereiten Beine halfen. „Ganze Kleinstädte und Dörfer sind damals umgeklappt. Vorher waren die Jugendlichen zur einen Hälfte links und zur anderen rechts“, erzählt Antje. „Aber auch die Punks sind eines Morgens als Nazis aufgewacht. Nicht zu vergessen viele Metal-Fans. Das hatte bestimmt mit dem aufkeimenden gesamtdeutschen Nationalgefühl zu tun. Das hat den Rechten Auftrieb gegeben.“

Als die West-Nazis in den Osten kamen, wunderten sie sich nicht schlecht, welch blühende braune Landschaften sie hier vorfanden. Seit 1990 waren Überfälle auf Linke und Ausländer in Dresden fast an der Tagesordnung. Immer wieder kam es zu Angriffen auf Klubs, vor allem im „Zeckenviertel“ Neustadt. „Klar haben wir uns gewehrt“, sagt Ex-Punk Marian und ergänzt leicht amüsiert: „Aber die Rechten waren immer mehr als wir.“ Anfang der Neunziger hatte sich der Ruf Dresdens als „Hauptstadt der Bewegung“ bundesweit herumgesprochen. Bis es Mitte des Jahrzehnts langsam stiller wurde. Aber nicht für immer.

Sie waren niemals weg

Seit einem Jahr gibt es in Dresden „zum ersten Mal seit 1945 wieder eine rechte Massenbewegung“, sagt Historiker Harry Waibel über Pegida. „So etwas gab es nicht einmal kurz nach der Wende, nicht in dieser Konstanz“, erinnert sich Jan. „Und wenn ich bei Pegida vorbeischaue, dann sehe ich bei denen viele der Neonazis von damals. Sie sind wieder da.“

Noch zutreffender müsste es wohl heißen: Sie sind niemals weg gewesen.
Quelle: http://www.sz-online.de/sachsen/als-dresden-hauptstadt-der-bewegung-war-3213957.html
[close]


Zitat
Seit einem Jahr gibt es in Dresden „zum ersten Mal seit 1945 wieder eine rechte Massenbewegung“, sagt Historiker Harry Waibel über Pegida. „So etwas gab es nicht einmal kurz nach der Wende, nicht in dieser Konstanz“, erinnert sich Jan. „Und wenn ich bei Pegida vorbeischaue, dann sehe ich bei denen viele der Neonazis von damals. Sie sind wieder da.“

Noch zutreffender müsste es wohl heißen: Sie sind niemals weg gewesen.


Und aus den Kommentaren mal wieder das Übliche:
Zitat
Es mag ja sein, dass unter den Demonstranten auch einige „Neonazis von damals“ dabei sind. Die Masse aber sind aber eben nicht diese Menschen. Ebenso distanziert sich PEGIDA ausdrücklich von diesen Menschen.

Stimmt natürlich, das muss man schon gerechterweise einräumen: Es laufen, wenn man auch genau hinschaut, nämlich u.a. auch noch deren Väter, ehemalige Pionierleiterinnen und FDJ- Funktionäre sowie die inzwischen schon erwachsenen eigenen Kinder der "Nazis von damals" mit...

Und wenn so ein rechtsstaatlich anerkannter "Spezialist für Drogen und Einbruchsdiebstahl" Herr Lutz Bachmann in jedem Flüchtling gleich einen Kriminellen sieht, dem gleich massenhaft weitere "Besorgte" hinterherdackeln, hat das sicher weniger mit "echtem patriotischem Interesse am Wohl aller Mitmenschen" zu tun, sondern sehr wahrscheinlich damit, dass, wie der weise Volksmund so sagt: jeder immer zuerst von sich selbst auf andere schliesst...

SCNR
« Letzte Änderung: 3. Oktober 2015, 11:39:01 von dieda »
D adaistische I lluminatinnen für die E rleuchtung D es A bendlandes

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Re: Friede, Freude, PEGIDA...
« Antwort #866 am: 7. Oktober 2015, 19:53:54 »
Naja, so wird das natürlich nichts, mit der "friedlichen Weltrevolution", Herr @Bachmann:



Quelle: http://www.sz-online.de/nachrichten/bachmann-attackiert-ex-mitstreiter-3217833.html

Spoiler
Mittwoch, 07.10.2015
Bachmann attackiert Ex-Mitstreiter
Nicht nur auf den montäglichen Kundgebungen, auch bei Facebook ist der Pegida-Chef auf Krawall gebürstet. Am Mittwoch stieß ihm nun ein Gründungsmitglied übel auf, was zu unflätigen Beschimpfungen führte.

© Screenshot szo

    Da hatten sie sich noch lieb: Frank Ingo Friedemann und Lutz Bachmann bei der Pegida-Demo am 3. November 2014.
    Der erste, inzwischen entfernte Beitrag Bachmanns auf Facebook.
   

Dresden. Verliert da jemand die Nerven? Am Mittwoch hat Pegida-Gründer Lutz Bachmann, gegen den seit vergangener Woche eine Anklage wegen Volksverhetzung anhängig ist, mal wieder für Aufsehen gesorgt. Mit Worten wie „Halts Maul“, „dreckiges Verräterschwein“ und „♥♥♥“ arbeitete sich Bachmann an einem alten Mitstreiter ab.

Ziel der Pöbeleien auf seiner Facebook-Seite war Frank Ingo Friedemann. Der 47-Jährige gehörte zu den Gründungsmitglieder der fremdenfeindlichen Pegida-Bewegung und war im Januar der Erste, der aus dem Organisationsteam zurückgetrat. Dass Bachmann nun gut neun Monate später so ausfällig wurde, liegt offenbar daran, dass Friedemann inzwischen Mitglied der Alternative für Deutschland ist. Der Partei gibt Bachmann in seiner Tirade auch die Schuld für die Spaltung des sogenannten Orgateams im Januar.

Eine halbe Stunde nach seinem ersten Post zu diesem Thema, schien Bachmann zumindest etwas zur Besinnung gekommen zu sein und löschte seinen Beitrag. Er ersetzte ihn durch einen neuen, in dem er die Vorwürfe gegen Friedemann in etwas gemäßigter Form wiederholte. Doch auch diesen Text beendete der Pegida-Führer mit den Worten „HALTE DICH VERDAMMT NOCHMAL FERN VON PEGIDA!“ Darunter ein Screenshot von Friedemanns Facebook-Profil.

Die SZ erreichte Friedemann im Urlaub, der von dem Post offenbar noch nichts wusste. Er wolle sich jedoch nicht äußern, erklärte er. Der AfD-Kreisverband Dresden war für eine Stellungnahme nicht zu erreichen. (szo)
http://www.sz-online.de/nachrichten/bachmann-attackiert-ex-mitstreiter-3217833.html
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Das Ganze zum 66. Geburtstag der ehemaligen DDR nochmal in Sütterlin:
« Letzte Änderung: 7. Oktober 2015, 20:03:49 von dieda »
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Re: Friede, Freude, PEGIDA...
« Antwort #867 am: 7. Oktober 2015, 20:06:50 »
Das Ganze zum 66. Geburtstag der ehemaligen DDR nochmal in Sütterlin:


Da der Proxy nervt:

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Re: Pegida Blüten
« Antwort #868 am: 7. Oktober 2015, 20:33:42 »
Pegida bald Pergida?

Der yt- Star "Dr. Alfons Pöbstel" ist als der Big- Brother- Moderator Percy Hoven enttarnt.
Sein Pegida- Auftritt Ostern 2015 war allerdings echt. Das lässt die Frage nach den Grenzen von Satire aufkommen:


http://www.zeit.de/kultur/2015-10/percy-hoven-pegida-limonow#

Spoiler

Percy Hoven: Heißt das jetzt Pergida?

Der ehemalige Big-Brother-Moderator Percy Hoven hat fremdenfeindliche Ressentiments auf YouTube verbreitet. Er sagt, das sei Satire. Was ist dann Pegida?

Von Felix Stephan
7. Oktober 2015, 6:34 Uhr 56 Kommentare
Kultur, Percy Hoven, Adolf Hitler, Robert Pfaller, Freital, Judith Butler, Lutz Bachmann, Pegida
Der Fernsehmoderator Percy Hoven © Franziska Krug/Getty Images

Wir leben in postironischen Zeiten, da nimmt die Ironie oft so viele Wendungen, dass man sie nicht mehr vom Ernst unterscheiden kann. Dem ehemaligen Big-Brother-Moderator Percy Hoven wurde das zum Verhängnis. Monatelang hat er einen YouTube-Kanal betrieben, in dem er als maskierte Kunstfigur Dr. Alfons Proebstl gegen Flüchtlinge, EU-Diktatur und Gender-Wahn polemisierte. Man kennt diese Thesen aus Dresden, Leipzig und anderen Trutzburgen des gedanklichen Hochbarock.

Die Augsburger Allgemeine kam Percy Hoven nun auf die Spur. Hoven entschuldigte sich in aller Form und erklärte, er habe lediglich aktuelle politische Diskurse satirisch überspitzen wollen. Die Überzeugungen seiner Kunstfigur entsprächen in keiner Weise seinen eigenen. Sein Auftritt bei einer Pegida-Demonstration in Dresden sei außerdem ein großer Fehler gewesen, "den ich zutiefst bedaure und gerne rückgängig machen würde, wenn ich könnte".
Lutz Bachmann hält Percy Hoven alias Dr. Alfons Proebstl am Ostermontag 2015 das Mikrofon.
Lutz Bachmann hält Percy Hoven alias Dr. Alfons Proebstl am Ostermontag 2015 das Mikrofon. © Getty Images/Jens Schlueter
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Der Fall erinnert an eine Episode aus dem ersten frostigen Pegida-Winter 2014: Damals hatte sich ein Demonstrant, der in einem Interview rechte Thesen verbreitet hat, als RTL-Reporter herausgestellt, der eigentlich nur auf Undercover-Recherche war, doch als ihm plötzlich jemand ein Mikrofon unter die Nase hielt, aus der Nummer irgendwie nicht mehr herauskam.

Nun ergeben zwei Fälle noch kein Muster, trotzdem wird es langsam Zeit, dass wir uns mit einem lang gehegten Verdacht beschäftigen: Dem Verdacht nämlich, dass Pegida mehrheitlich aus Medienpersonal und Satirikern besteht, die jeweils nur Parolen verbreiten, von denen sie glauben, dass sie den Meinungen aller anderen anwesenden Demonstranten entsprächen. Der Philosoph Robert Pfaller hat das Phänomen in seinem Buch Die Illusionen der Anderen beschrieben, in dem es um die Wirkungsmacht von Überzeugungen ging, die niemand tatsächlich selbst hat, von denen aber alle glauben, alle anderen hätten sie.

Diese Überzeugungen, schreibt Pfaller, könnten ganze Gesellschaften im Schwitzkasten haben, obwohl es sie, wie gesagt, in Wirklichkeit gar nicht gibt. Es ist wie im Mannschaftsport: Auch dort verhalten sich die Spieler nur deshalb, wie sie sich verhalten, weil sie zu wissen glauben, wie alle anderen sich verhalten werden. Und weil das so viel Spaß macht, hat Pfaller das Phänomen das "Lustprinzip in der Kultur" getauft.
Putin müsste Pegida verbieten

Vielleicht ist Pegida also das deutsche Pendant zu der Nationalbolschewistischen Partei Russlands, die der Avantgardist und Schriftsteller Eduard Limonow 1992 als Partei-Persiflage gegründet hat. Die Nationalbolschewisten stellten offensichtlich lächerliche Forderungen auf, zum Beispiel die Rückkehr zum Stalinismus. Außerdem führten sie ein Logo, das aussah wie eine Hakenkreuz-Flagge, nur dass in der Mitte statt des Hakenkreuzes das Hammer-und-Sichel-Symbol prangte. Und obwohl das alles so eindeutig unernst und bizarr und überzogen war, entwickelte sich die Nationalbolschewistische Bewegung innerhalb weniger Jahre zur wichtigsten oppositionellen Kraft in Russland, weshalb Putin sie 2005 mit einem Verbot belegte. Niemanden hat diese Erfolgsgeschichte mehr überrascht als Limonow, den Gründer selbst.

Auch bei Pegida werden sich deshalb möglicherweise eines Tages alle Beteiligten fragen, wie sie die frühen Hinweise auf eine ernst zu nehmende Satiregruppierung übersehen konnten: Die Pegida-Kandidatin für das Amt des Dresdner Oberbürgermeisters, Tatjana Festerling, schlug vor nicht allzu langer Zeit öffentlich vor, die Mauer wieder aufzubauen. Lutz Bachmann posierte auf seiner Facebook-Seite als Adolf Hitler – eine übersteigerte Ironisierung deutscher Bildwelten, die Jonathan Meese auch nicht besser hinbekommen hätte. Selbst der Name Pegida wirkt sehr viel stimmiger, wenn man ihn als Hommage an die türkische Supermarktkette EuroGida versteht, die in Berlin mittlerweile 13 Filialen unterhält, denn als jene lachhafte Abkürzung, die in den Medien kursiert. Und der Ableger in Freital hieß noch mal wie? Richtig: Frigida.

Es ist also nicht ganz ausgeschlossen, dass sich Pegida noch als satirische Polit-Performance von Matthias Lilienthal herausstellt. Bis dahin könnte man probeweise versuchen, sich von ihr nicht mehr so leicht erschrecken zu lassen. Judith Butler hat kürzlich gesagt, die beste Strategie gegen tatsächlichen Hass sei dessen Humorisierung. Die Neonazi-Modemarke Thor Steinar zum Beispiel hat genau in dem Moment ihren Schrecken verloren, als auf rechten Demos unentwegt der "Storch Heinar" aufgetaucht ist, eine Persiflage, die Studenten entwickelt hatten.

Pegida nimmt seinen Gegnern diese Arbeit tendenziell ab. Die Organisation blamiert sich regelmäßig selbst. Das ist nicht unbedingt eine gute Nachricht: Limonows Nationalbolschewisten haben gezeigt, dass man auch dann zu einer Oppositionspartei aufsteigen kann, wenn man so lächerlich auftritt, dass man jegliche Persiflage vorwegnimmt. Oder vielleicht: gerade dann.
http://www.zeit.de/kultur/2015-10/percy-hoven-pegida-limonow#
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D adaistische I lluminatinnen für die E rleuchtung D es A bendlandes

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Re: Pegida Blüten
« Antwort #869 am: 7. Oktober 2015, 21:26:28 »
Pegida bald Pergida?

Der yt- Star "Dr. Alfons Pöbstel" ist als der Big- Brother- Moderator Percy Hoven enttarnt.
Sein Pegida- Auftritt Ostern 2015 war allerdings echt. Das lässt die Frage nach den Grenzen von Satire aufkommen:


http://www.zeit.de/kultur/2015-10/percy-hoven-pegida-limonow#

Spoiler

Percy Hoven: Heißt das jetzt Pergida?

Der ehemalige Big-Brother-Moderator Percy Hoven hat fremdenfeindliche Ressentiments auf YouTube verbreitet. Er sagt, das sei Satire. Was ist dann Pegida?

Von Felix Stephan
7. Oktober 2015, 6:34 Uhr 56 Kommentare
Kultur, Percy Hoven, Adolf Hitler, Robert Pfaller, Freital, Judith Butler, Lutz Bachmann, Pegida
Der Fernsehmoderator Percy Hoven © Franziska Krug/Getty Images

Wir leben in postironischen Zeiten, da nimmt die Ironie oft so viele Wendungen, dass man sie nicht mehr vom Ernst unterscheiden kann. Dem ehemaligen Big-Brother-Moderator Percy Hoven wurde das zum Verhängnis. Monatelang hat er einen YouTube-Kanal betrieben, in dem er als maskierte Kunstfigur Dr. Alfons Proebstl gegen Flüchtlinge, EU-Diktatur und Gender-Wahn polemisierte. Man kennt diese Thesen aus Dresden, Leipzig und anderen Trutzburgen des gedanklichen Hochbarock.

Die Augsburger Allgemeine kam Percy Hoven nun auf die Spur. Hoven entschuldigte sich in aller Form und erklärte, er habe lediglich aktuelle politische Diskurse satirisch überspitzen wollen. Die Überzeugungen seiner Kunstfigur entsprächen in keiner Weise seinen eigenen. Sein Auftritt bei einer Pegida-Demonstration in Dresden sei außerdem ein großer Fehler gewesen, "den ich zutiefst bedaure und gerne rückgängig machen würde, wenn ich könnte".
Lutz Bachmann hält Percy Hoven alias Dr. Alfons Proebstl am Ostermontag 2015 das Mikrofon.
Lutz Bachmann hält Percy Hoven alias Dr. Alfons Proebstl am Ostermontag 2015 das Mikrofon. © Getty Images/Jens Schlueter
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Der Fall erinnert an eine Episode aus dem ersten frostigen Pegida-Winter 2014: Damals hatte sich ein Demonstrant, der in einem Interview rechte Thesen verbreitet hat, als RTL-Reporter herausgestellt, der eigentlich nur auf Undercover-Recherche war, doch als ihm plötzlich jemand ein Mikrofon unter die Nase hielt, aus der Nummer irgendwie nicht mehr herauskam.

Nun ergeben zwei Fälle noch kein Muster, trotzdem wird es langsam Zeit, dass wir uns mit einem lang gehegten Verdacht beschäftigen: Dem Verdacht nämlich, dass Pegida mehrheitlich aus Medienpersonal und Satirikern besteht, die jeweils nur Parolen verbreiten, von denen sie glauben, dass sie den Meinungen aller anderen anwesenden Demonstranten entsprächen. Der Philosoph Robert Pfaller hat das Phänomen in seinem Buch Die Illusionen der Anderen beschrieben, in dem es um die Wirkungsmacht von Überzeugungen ging, die niemand tatsächlich selbst hat, von denen aber alle glauben, alle anderen hätten sie.

Diese Überzeugungen, schreibt Pfaller, könnten ganze Gesellschaften im Schwitzkasten haben, obwohl es sie, wie gesagt, in Wirklichkeit gar nicht gibt. Es ist wie im Mannschaftsport: Auch dort verhalten sich die Spieler nur deshalb, wie sie sich verhalten, weil sie zu wissen glauben, wie alle anderen sich verhalten werden. Und weil das so viel Spaß macht, hat Pfaller das Phänomen das "Lustprinzip in der Kultur" getauft.
Putin müsste Pegida verbieten

Vielleicht ist Pegida also das deutsche Pendant zu der Nationalbolschewistischen Partei Russlands, die der Avantgardist und Schriftsteller Eduard Limonow 1992 als Partei-Persiflage gegründet hat. Die Nationalbolschewisten stellten offensichtlich lächerliche Forderungen auf, zum Beispiel die Rückkehr zum Stalinismus. Außerdem führten sie ein Logo, das aussah wie eine Hakenkreuz-Flagge, nur dass in der Mitte statt des Hakenkreuzes das Hammer-und-Sichel-Symbol prangte. Und obwohl das alles so eindeutig unernst und bizarr und überzogen war, entwickelte sich die Nationalbolschewistische Bewegung innerhalb weniger Jahre zur wichtigsten oppositionellen Kraft in Russland, weshalb Putin sie 2005 mit einem Verbot belegte. Niemanden hat diese Erfolgsgeschichte mehr überrascht als Limonow, den Gründer selbst.

Auch bei Pegida werden sich deshalb möglicherweise eines Tages alle Beteiligten fragen, wie sie die frühen Hinweise auf eine ernst zu nehmende Satiregruppierung übersehen konnten: Die Pegida-Kandidatin für das Amt des Dresdner Oberbürgermeisters, Tatjana Festerling, schlug vor nicht allzu langer Zeit öffentlich vor, die Mauer wieder aufzubauen. Lutz Bachmann posierte auf seiner Facebook-Seite als Adolf Hitler – eine übersteigerte Ironisierung deutscher Bildwelten, die Jonathan Meese auch nicht besser hinbekommen hätte. Selbst der Name Pegida wirkt sehr viel stimmiger, wenn man ihn als Hommage an die türkische Supermarktkette EuroGida versteht, die in Berlin mittlerweile 13 Filialen unterhält, denn als jene lachhafte Abkürzung, die in den Medien kursiert. Und der Ableger in Freital hieß noch mal wie? Richtig: Frigida.

Es ist also nicht ganz ausgeschlossen, dass sich Pegida noch als satirische Polit-Performance von Matthias Lilienthal herausstellt. Bis dahin könnte man probeweise versuchen, sich von ihr nicht mehr so leicht erschrecken zu lassen. Judith Butler hat kürzlich gesagt, die beste Strategie gegen tatsächlichen Hass sei dessen Humorisierung. Die Neonazi-Modemarke Thor Steinar zum Beispiel hat genau in dem Moment ihren Schrecken verloren, als auf rechten Demos unentwegt der "Storch Heinar" aufgetaucht ist, eine Persiflage, die Studenten entwickelt hatten.

Pegida nimmt seinen Gegnern diese Arbeit tendenziell ab. Die Organisation blamiert sich regelmäßig selbst. Das ist nicht unbedingt eine gute Nachricht: Limonows Nationalbolschewisten haben gezeigt, dass man auch dann zu einer Oppositionspartei aufsteigen kann, wenn man so lächerlich auftritt, dass man jegliche Persiflage vorwegnimmt. Oder vielleicht: gerade dann.
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Ich hab dem Pröbstl das nie abgenommen. Kannte aber nur das eine oder andere Video von vor zwei Jahren. Gar nicht gewusst, dass der bei PI-News, Pegida usw. so gut ankommt. Fand es auch etwas schade, dass der Typ plötzlich einen argen Rückzieher und eine Entschuldigung nach der nächsten rausgehauen hat. Er hätte einfach für seine satirische Arbeit geradestehen müssen. Denn letzten Endes hat er nur eine Bevölkerungsgruppe vorgeführt.