Hoffe, es ist nicht zu o.t., aber leider nochmal zum "Wehrersatzdienst" in der DDR, denn da gibt es wohl noch immer erhebliche Unklarheiten:
Es galt in der DDR nur die allgemeine Wehrpflicht, verschärft mit der letzten Novellierung 1982, eine "Wahl" zwischen klassischem Wehrdienst und "Wehrersatzdienst" gab es (bis auf Spaten oder Knast oder beides...) faktisch nicht, der "Wehrersatzdienst" war lediglich ein Wehrdienst bei "anderen bewaffneten Organen", z.B. bei der Volkspolizei, der Transportpolizei, oder dem Ministerium für Staatssicherheit.
Das ist soweit richtig.
Diskutiert wird, ob man irgend etwas ablehnen konnte. Ganz realistisch ging das nicht: Wir reden über eine Soft-Diktatur, wir reden über 16-jähriger bei der ersten Musterung: Den will ich mal (auch heute) sehen, der sich sein komplettes Leben verbaut, weil er irgend eine ihm nicht bekannte Einheit ablehnt - bitte nie vergessen, dass damals diese Einheiten kein Allgemeinwissen waren, für Jugendliche war das alles "Armee", "Asche".
Einspruch weil gern kolportierte Märchen.
Zu meiner Zeit wusste Jung-Mann das üblicherweise schon sehr genau, und gerade die Kinder aus dem "positiven" Elternhaus war klar, worin der Unterschied NVA, MdI und MfS lag. Eswurden auch nicht kleine unbedarften Jungs an der Straßenecke weggefangen und ihnen die Pistole auf die Brust gesetzt. Die Herren, die da nette "Anprachen" führten waren deutlich nicht in NVA- Uniform gekleidet und wussten genau, wo sie ihre schon ehr vorsortierten Kandidaten suchen mussten, z.B. bei der GST etc... Wenn sich allerdings dann einer schlicht "unfähig" und "ungeeignet" fühlte und doch lieber "nur" Naturwissenschaften studierren wollte, gabs auch KEINE Repressionen, alles Quark.
Anders herum wird eher ein Schuh daraus, haben doch einige Kandidaten sofort rote Ohren bekommen, als sie sich als "Auserwählte" wähnen durften, roch das ganze doch doch längst nach Abenteuer und Auslandseinsatz, auch FED war ja mit seinen Fallschirmaufkläreren in Afrika und Mittelamerika und hat dort nicht nur den Weltfrieden verteidigt sondern auch Schalck- Golodkowskis Geschäfte abgesichert.
Vielmehr war die Enttäuschung der so "Auserwählten" dann plötzlich groß, als man dann doch "nur" in einer Kaserne in der brandenburgischen Pampa wieder fand und den Hof kehren sollte und oder Wache schieben. Wenn denn so ein verhinderter James Bond mal ein wenig das Angepisst- Böckchen raushängen lies, weil ihm ja eigentlich und wörtlich: "was anderes versprochen worden war", will man heute gleich auch noch als vermeindlicher "Revolutionär" gelten können. Gar nicht lustig aber alles aktenkundig.
Neben der eigentlichen millitärischen Ausbildung kamen dann dabei nur eben weitere spezifische Ausbildungsinhalte hinzu. In den „Kasernierten Einheiten des MdI“ und beim MfS (FED, Achtung, nicht zu verwechseln mit den Paradaderegimentern der NVA) wurden (Mot.-)Schützeneinheiten beispielsweise auch für die "Aufrechterhaltung der öffentlichen Ordnung" bzw. im millitärischen Nahkampf ausgebildet, ab Mitte der achziger Jahre dann in der (nord-)koreanischen Variante (Gjok- Sul).
Dieser Bandwurmsatz ist grober Unfug.
Die Einheiten der NVA wurden zu keinem Zeitpunkt für die "Aufrechterhaltung der öffentlichen Ordnung" ausgebildet. Und die militärische Nahkampfausbildung in der NVA war ein Witz: Man lernte mit der Holz-MpI auf einen Reifen zu stechen (Bajonettstich) und auf einen liegenden Schützen zu springen. Das war völlig lächerlich, notiere bitte, dass 99,9% aller NVA-Angehörigen keine wirkliche Nahkampfausbildung hatten.
Der Bandwurmsatz zu später Stunde hatte lediglich als zusätzlichen Einschub, dass FED und kasernierte Einheiten des MdI, also das, was man heute wieder "Sondereinheiten" nennen würde, gerade NICHT mit der NVA oder den Paraderegimentern zu verwechseln ist!
Stichwort: Häuserkampfplatz in Teupitz etc...
Deswegen gelten z.B. die Wachregimentler für den Zeitraum ihres Einsatzes (WED) nach dem §6 (4, Nr.1) StUG entsprechend auch als echte MA des MfS, auch wenn einige dies bisweilen gern abstreiten und dafür lieber mit dem aus heutiger Sicht fast harmlos klingenden "WehrERSATZdienst" kokettieren.
Widerspruch. Das sieht das Stasi-Unterlagen-Gesetz so, trifft aber nicht den Kern des Wehrdienstes beim WR. Praktisch hat sich die Auffassung durchgesetzt, dass ein Wehrdienst beim WR nicht mit einer Tätigkeit beim MfS gleichzusetzen ist.
Auch Widerspruch! Was heißt hier "praktisch" und was Auffassung" und wer hat hier was "durchgesetzt"?
Ist z.B. bekannt, dass ausgerechnet an dem jetzt von ganz bestimmten Seiten kritisierten
Gesetz(!) seinerzeit hauseigene Genossen und lupenreine sowie juristisch gebildete und hochrangige (!)
B- Kader mitgetextet haben? Also das ganze StUG eh schon von den Genossen für die Genossen geschrieben worden ist und zumindest die werden es ja wohl schließlich ein bisschen besser gewusst haben. Und auch hier gilt mal wieder: Gesetz ist einfach mal Gesetz. (Punkt)
Auch die Aktenlagen gibt auch ein anderes Bild als "gewisse Auffassungen" her, im Gegenteil. Dass aber heute einige jetzt alles "praktisch" daransetzen, um gewisse "Auffassungen durchzusetzen", damit sie ihre eigene Weste wieder bereinigt kriegen, ist schon klar, aber auch diesen selbsternannten Definitionsexperten nach der Methode "Manuel Kracht" und "Ex- Kämpfern von der unsichtbaren Front" ist energisch entgegenzutreten! Das hat aber alles nichts mit historischer Wahrheit und Aufklärung zu tun, eher mit "Gedanke wird Realität".
Lediglich an dem gern erzählten Märchen von den armen netten Jungs, die ja eigentlich "nur studieren" wollten, ist kein klitzikleines Körnchen Wahrheit dran, wenn auch nur ein kleines, denn die meisten von denen
haben nicht "hinterher" (man redet zufällig auch hier und von der so genannten: "Schule des Lebens") studiert, sonderen sie
"wurden"wir man das so hübsch nennte
studiert, und sind dann prompt auch mit der Karriere durchgestartet, auch wenn die eigentlichen schulischen Beurteilungen zuvor noch eine ganz, ganz andere Sprache sprachen. Die Langzeitfolgen dieser Kaderpolitik sind allerdings auch bekannt.
Normalerweise greift ja der Korpsgeist, aber ich zitiere hier mal ohne Quellenangabe:
"Dass er vor Beginn seines Dienstes im Wachregiment eine Verpflichtungserklärung als IM habe unterschreiben müssen, sei allgemein üblich gewesen." Oha: "Allgemein üblich".
Das man "da" mitunter offiziell "nichts" mehr findet, könnte aber auch noch einen ganz anderen Grund habe, und ein ganz abgartiges Thema betreffen, über dem zurecht das "böse StUG" aus persönlichkeitsrechtlichen Gründen den Aktendeckel geschlossen hält. Das haben wir hier auch noch gar nicht angerissen:
Kinder und Jugendliche als
Kinder-IM auf die Gleichaltigen angesetzt. Wer sich für diese ganz besondere "Schule des Lebens" und den Langzeitfolgen ein wenig einlesen will, dem empfehle ich hier:
http://www.zeit.de/1998/41/Ich_kann_keinen_mehr_umarmen@hair messDu hast da noch den alten Täter- Opfer- Dualismus vergessen und die gute alte alexandrinische Konfliktlösungsmethode schien in der modernen Zivilisation eigentlich überwunden.