Autor Thema: Vereinte Patrioten - die verhinderten Lauterbach-Entführer  (Gelesen 4579 mal)

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Offline Seb

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Re: Vereinte Patrioten - die verhinderten Lauterbach-Entführer
« Antwort #15 am: 12. Oktober 2023, 08:50:28 »
 :ambulance:
Zitat
Festnahme im Umfeld der Vereinigung "Vereinte Patrioten"
Terrorverdacht gegen DRK-Mitarbeiter: "Er war ein spitzenmäßiger Ausbilder"

Nach der Festnahme eines Mannes aus dem Kreis Trier-Saarburg wegen Terrorverdachts hat jetzt sein ehemaliger Arbeitgeber - das Deutsche Rote Kreuz - reagiert. Der Mann sei "zuverlässig und sehr beliebt" gewesen.

Dem Mann wird vorgeworfen, die terroristische Vereinigung "Vereinte Patrioten" unterstützt zu haben. Diese soll Sprengstoffanschläge auf die Stromversorgung und die Entführung von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) geplant haben.

Jetzt hat sich sein ehemaliger Arbeitgeber zu dem Fall geäußert. Der Mann war demnach seit zehn Jahren als hauptamtlicher Ausbilder der Ersten Hilfe im DRK-Bildungswerk in Trier tätig. Er habe sich am Dienstagmorgen telefonisch gemeldet, dass er in den nächsten Tagen keine Kurse halten könne, teilte Klaus Hofmann, Leiter des DRK-Bildungswerks, dem SWR mit.
...
Während Corona-Zeit "persönliche Ansichten" geäußert
Während der Corona-Zeit sei er dann ins "Impfgegnertum" abgedriftet, so der stellvertretende DRK-Kreisgeschäftsführer. In der Hochzeit von Corona habe der Mitarbeiter seine persönlichen Ansichten zu Quarantäne, Impfungen, Maskenpflicht und den damals gültigen Rechtsvorschriften geäußert.

Daraufhin habe es ein Mitarbeitergespräch gegeben, dass er diese Äußerungen im beruflichen Umfeld unterlassen solle. Dies habe er auch getan. "Es hat zu keiner Zeit Handlungen des Mannes gegeben, die uns zu arbeitsrechtlichen Konsequenzen veranlasst hätten", so der Leiter des DRK-Bildungswerks.

Mitarbeiter wurde entlassen
Die privaten Ansichten des Mitarbeiters stünden in heftigem Widerspruch zu den Grundsätzen und Werten des Roten Kreuzes. Dies sei ihm auch damals im Mitarbeitergespräch "sehr deutlich" gesagt worden, so das DRK.

Das Bildungswerk betonte, dass der Festgenommene zu keiner Zeit Zugang zu sensiblen Daten, Ressourcen des Katastrophenschutzes oder anderer Einrichtungen des DRK hatte. Der betroffene Mitarbeiter sei mit sofortiger Wirkung von seiner Tätigkeit beim Roten Kreuz suspendiert worden.
https://www.swr.de/swraktuell/rheinland-pfalz/trier/drk-mitarbeiter-trier-saarburg-festnahme-umfeld-geplante-lauterbach-entfuehrung-100.html
Niemand sollte diskreditiert werden, weil er anderer Meinung ist. Aber wer Blödsinn erzählt, hat kein Recht darauf, ernst genommen zu werden.
 
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Offline Mr. Devious

Re: Vereinte Patrioten - die verhinderten Lauterbach-Entführer
« Antwort #16 am: 13. Oktober 2023, 09:51:42 »
Ich weiß ja, dass man die Szene nicht verharmlosen darf. Aber die Überschrift hat mir schon ein Lächeln ins Gesicht gezaubert.

Zitat
„Eher Trottel als Terrorist“: Augenzeuge schildert Festnahme von „Reichsbürger“ in Wolfratshausen

München/Wolfratshausen – Es war eine konzertierte Aktion, rund 20 Beamte des Bundeskriminalamts (BKA), des Landeskriminalamts (LKA) sowie Spezialkräfte der bayerischen Polizei schlugen am Dienstagmorgen in Wolfratshausen zu: Die Beamten nahmen einen 41-Jährigen fest, der als Mitglied einer terroristischen Vereinigung („Vereinte Patrioten“) unter anderem an der geplanten Entführung von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) beteiligt gewesen sein soll.

„Die Generalstaatsanwaltschaft München, Bayerische Zentralstelle zur Bekämpfung von Extremismus und Terrorismus, vollzog am Dienstag mit dem Generalbundesanwalt beim Bundesgerichtshof in Karlsruhe sowie den Generalstaatsanwaltschaften Düsseldorf, Frankfurt am Main, Jena, Koblenz und Stuttgart in Wolfratshausen einen Haftbefehl“, fasst Sebastian Murer, stellvertretender Pressesprecher der Generalstaatsanwaltschaft München, den Einsatz in der Flößerstadt zusammen. Details gibt Murer nicht preis.

Schwer bewaffnete Spezialkräfte schlugen um kurz vor 8 Uhr zu

Der 41 Jahre alte Deutsche, den die Ermittler der „Reichsbürger“-Szene zuordnen, war der Polizei bekannt. Er soll bereits wegen Volksverhetzung in Erscheinung getreten sein. Der Zugriff in der Wolfratshauser Altstadt erfolgte laut Augenzeugen am Dienstag kurz vor 8 Uhr: „Da waren auf einmal jede Menge Polizisten, sowohl in Zivilkleidung als auch Spezialkräfte mit Helmen und schwer bewaffnet“, schildert ein Nachbar die Szenerie. Die Handschellen klickten, als der 41-Jährige die Wohnung verließ, die nach Informationen unserer Zeitung seine Lebensgefährtin angemietet hat. „Der Mann war nach meinem Wissen immer nur sporadisch da. Auf mich machte er eher den Eindruck eines Trottels – und nicht den eines gefährlichen Terroristen“, meint ein Mitbewohner des Hauses am Wolfratshauser Obermarkt. Der „ganze Spuk“ habe nur etwa 20 Minuten gedauert, „dann hat die Polizei den Typ eingepackt und ist wieder abgerauscht“.

Die Generalstaatsanwaltschaft München teilte mit, der 41-Jährige sei bereit gewesen, sich an der geplanten Entführung von Minister Lauterbach zu beteiligen – und habe zu diesem Zweck in Kroatien Schusswaffen besorgen wollen. Nach Informationen der Deutschen Presseagentur sind bei der Durchsuchung besagter Wohnung in der Loisachstadt aber keine Schusswaffen gefunden worden. Die Polizei hatte am Dienstag in zahlreichen Bundesländern Wohnungen sogenannter Reichsbürger, die dem Umfeld der mutmaßlichen Terrorgruppe „Vereinte Patrioten“ zugerechnet werden, durchsucht und mehrere Personen festgenommen.

„Vereine Patrioten“ planten gezielte Sprengstoffanschläge in ganz Deutschland

Aufgrund der bisherigen Ermittlungen bestehe der Verdacht, dass die „Vereinten Patrioten“ die freiheitlich-demokratische Grundordnung der Bundesrepublik „beseitigen“ wollten, so der Sprecher der Generalstaatsanwaltschaft. Stattdessen, so Murer, sollte „ein letztlich autoritär geprägtes Regierungssystem nach dem Vorbild der Verfassung des Deutschen Reiches von 1871“ errichtet werden. Die sogenannten Reichsbürger hätten unter anderem gezielte Sprengstoffanschläge auf „neuralgische Punkte der Energieversorgung“ in ganz Deutschland geplant – sowie die Entführung von Bundesgesundheitsminister Lauterbach. Vor diesem Hintergrund wurden bereits im April und Oktober vergangenen Jahres mehrere Tatverdächtige, darunter die mutmaßlichen Rädelsführer, in Rheinland-Pfalz festgenommen.

Verfassungsschutz geht von rund 23.000 „Reichsbürgern“ in Deutschland aus

„Reichsbürger“ erkennen die Bundesrepublik und ihre demokratischen Strukturen nicht an. Der Verfassungsschutz rechnete der Szene im vergangenen Jahr deutschlandweit etwa 23 000 Männer und Frauen zu.

Die Vorwürfe gegen den in Wolfratshausen festgenommenen Mann wiegen schwer: Unterstützung einer terroristischen Vereinigung, so Oberstaatsanwalt Murer, „in Tateinheit mit Vorbereitung eines hochverräterischen Unternehmens“. Den Haftbefehl unterzeichnete ein Ermittlungsrichter des Oberlandesgerichtes München. (cce)

https://www.merkur.de/lokales/wolfratshausen/wolfratshausen-ort29708/reichsbuerger-in-wolfratshausen-eher-trottel-als-terrorist-augenzeuge-schildert-festnahme-von-92569502.html
« Letzte Änderung: 13. Oktober 2023, 09:59:56 von Mr. Devious »
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Re: Vereinte Patrioten - die verhinderten Lauterbach-Entführer
« Antwort #17 am: 25. Oktober 2023, 11:56:18 »
Zitat
Lauterbach-Entführung und Staatsstreich
Prozess gegen "Vereinte Patrioten": Verdeckter Ermittler sagt aus

Stand
    25.10.2023, 11:24 Uhr

Im Prozess gegen die mutmaßliche Terrorgruppe "Vereinte Patrioten" soll heute ein verdeckter Ermittler vernommen werden. Seine Aussage könnte eine entscheidende Rolle spielen.

Die "Vereinten Patrioten" sollen laut Anklage geplant haben, Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) zu entführen, einen bundesweiten Stromausfall herbeizuführen und in einem Staatsstreich die Bundesregierung zu stürzen. Fünf mutmaßliche Mitglieder der Gruppe stehen in Koblenz vor dem Oberlandesgericht.
Verdeckte Ermittler spielen im Prozess wichtige Rolle

Der verdeckte Ermittler, der heute aussagen soll, soll per Video in das Oberlandesgericht (OLG) Koblenz zugeschaltet werden, teilte eine Gerichtssprecherin mit. Bei der Vernehmung des Zeugen ist die Öffentlichkeit ausgeschlossen. Dieser Schritt war in der Verhandlung bereits zuvor diskutiert worden, um die Identität des verdeckten Ermittlers zu schützen.

Verdeckte Ermittler spielen in dem Prozess gegen die mutmaßliche Terrorgruppe eine wichtige Rolle. So soll sich etwa einer der Angeklagten mit einem verdeckten Ermittler zum Waffenkauf getroffen haben, wobei er festgenommen wurde.
Vorwurf: Gründung einer inländischen terroristischen Vereinigung

Vor dem OLG Koblenz sind vier Männer im Alter von 44 bis 56 Jahren und eine 76-jährige Frau angeklagt. Der Generalbundesanwalt wirft ihnen vor, eine inländische terroristische Vereinigung gegründet zu haben oder darin Mitglied gewesen zu sein. Seit vergangenem Jahr sitzen sie in Untersuchungshaft. Zwei der fünf Angeklagten äußerten sich vor dem Oberlandesgericht in Koblenz bereits zu den Vorwürfen.

Der Ideologie der Angeklagten zufolge existiert das Deutsche Reich auf Grundlage der Verfassung von 1871 weiter. Daher müsse wieder ein autoritär geprägtes Regierungssystem nach dem Vorbild des Deutschen Kaiserreichs etabliert werden. Damit teilen sie das Gedankengut der Reichsbürger-Gruppe rund um Prinz Reuß.
"Blackout", Lauterbach-Entführung, Staatsstreich

Die "Vereinten Patrioten" sollen einen dreistufigen Aktionsplan entworfen haben, um ihr Ziel zu verwirklichen. Zunächst sollte ein länger andauernder bundesweiter Stromausfall - ein sogenannter Blackout - verursacht werden.

Dann sollte Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) gewaltsam entführt werden - gegebenenfalls auch seine Personenschützer getötet werden. Nach der Vorstellung der Angeklagten resultierten daraus bürgerkriegsähnliche Zustände. Diese sollten es der Vereinigung schließlich ermöglichen, in Berlin eine "konstituierende Versammlung" anzuberaumen. Diese würde die bisherige Regierung offiziell absetzen und eine neue "Führungsperson" bestimmen.

Um ihre Umsturzpläne zu realisieren, sollen Mitglieder der Gruppe unter anderem in verschiedenen Telegram-Chatgruppen nach Unterstützung gesucht haben. Darunter auch die Gruppe, die sich "Vereinte Patrioten" nennt. Vor zwei Wochen erst wurden weitere Verdächtige aus dem Umfeld der Gruppe festgenommen.
https://www.swr.de/swraktuell/rheinland-pfalz/koblenz/prozess-vereinte-patrioten-aussage-verdeckter-ermittler-100.html
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„Nur weil es Fakt ist, muß es noch lange nicht stimmen!“ (Nadine, unerkannte Philosophin)
 
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Re: Vereinte Patrioten - die verhinderten Lauterbach-Entführer
« Antwort #18 am: 9. November 2023, 17:56:10 »
Zitat
Der Zorn der Selbstgerechten

Sie nannten sich „Vereinte Patrioten“, wollten mit Waffengewalt die Macht in Deutschland übernehmen, Karl Lauterbach entführen und dem Land wochenlang den Strom abdrehen. Jetzt stehen die fünf Angeklagten in Koblenz vor Gericht. Die Geschichte einer Verblendung.

Von Gianna Niewel und Annette Ramelsberger
9. November 2023

Sie schreitet durch den Gerichtssaal, auf zehn Zentimeter hohen Absätzen, mit langem Silberhaar, fast mädchenhaft, auch noch mit 76 Jahren. Eine Frau, die von sich sagt, sie argumentiere rein auf wissenschaftlicher Basis. Auf dieser Basis hat sie angeblich eine 3000 Jahre alte Verschwörung entdeckt, die hinter allem Übel der Welt steckt, gelenkt von den Juden. Schon am ersten Tag mahnt sie der Staatsanwalt, sie solle ihre antisemitischen Reden unterlassen. Sie tut so, als wüsste sie gar nicht, wovon er spricht. Sie zitiere doch nur „wissenschaftliche Quellen“.

Ganz vorn auf der Anklagebank lächelt ein wenig spöttisch ein Mann in Cordsakko und Rollkragenpullover, als würde er hier nicht hingehören. In besseren Zeiten hat er als Comedian gearbeitet, in schlechteren Zeiten als Außendienstmitarbeiter. Er hat sich dann in die Corona-Verschwörungsecke verirrt. Michael H., 44, sieht sich als Suchenden, als einen, der für alle Erkenntnisse offen ist, vor allem aber sieht er sich als jemanden, der harmlos ist. Für die Staatsanwaltschaft aber ist er die Spinne im Netz, die alle miteinander verband.

Und da sitzen drei Männer, die vor langer Zeit, in ihrer Jugend, der Nationalen Volksarmee der DDR angehört haben. Die drei hängen mit sentimentalem Stolz an jenem Land, das vor 34 Jahren untergegangen ist: Einer der Männer schweigt, einer bereut, einer redet.

Die Frage ist: Wie in aller Welt die Gesellschaft solche Leute zurückgewinnen soll?
Der, der redet, ist Sven B., 55, Finanzbuchhalter. Was er von sich gibt, an fünf Tagen hintereinander, in einem endlosen Schwall, in einer Flut von Ressentiments, Kindheitserinnerungen und Alltagsgeschichten, ist eine Art späte Rache eines DDR-Bürgers am Westen. Zumindest an dem Teil des Westens, der im Gerichtssaal des Oberlandesgerichts Koblenz sitzt. Alle müssen ihm zuhören, niemand unterbricht ihn. Dumm nur für seine Mitangeklagten, dass er vor lauter Stolz auf seine Pläne gleich auch alles zugibt, was den mutmaßlichen Verschwörern vorgeworfen wird: einen Umsturz geplant zu haben. So schwer seine Ausführungen zu ertragen sind – die Staatsanwaltschaft hält seine Aussagen für belastbar.

Der Angeklagte, der als Einziger der fünf schweigt, hat allen Grund dazu: Thomas O., 56, hat bei einem vermeintlichen Gesinnungsgenossen Waffen bestellt, um aus den Plänen Realität zu machen. Sie trafen sich auf einem Kaufhausparkplatz, Thomas O. packte die Waffen in den Kofferraum. Noch auf dem Parkplatz wurde er festgenommen. Der Waffenhändler war ein verdeckter Ermittler.

Das sind also die Revolutionäre, die die Bundesregierung stürzen, Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach entführen, einen wochenlangen Blackout in Deutschland herbeiführen und ein neues Reich auf der Verfassung von 1871 errichten wollten – mit freundlicher Zustimmung von Russlands Diktator Putin: Den wollten sie – so die Anklage – vorher um Erlaubnis fragen.

Die Bundesanwaltschaft hat die fünf angeklagt wegen Hochverrats und Vorbereitung einer schweren staatsgefährdenden Gewalttat. Man nennt das kurz: versuchten Terror. Seit Mai müht sich das Oberlandesgericht Koblenz herauszufinden, ob das alles ernst zu nehmen oder doch nur das Hirngespinst einer Handvoll Besserwisser, Wichtigtuer und Narzissten ist. Vielleicht sogar angestachelt von mehreren verdeckten Ermittlern der Polizei Rheinland-Pfalz, die in die Gruppe eingeschleust wurden. Das Gericht hat bereits früh klargemacht, dass es für so einen Vorwurf an die Ermittler keine Anhaltspunkte sieht.

Was für den Ernst des Ganzen spricht: Die Lauterbach-Verschwörer hatten Waffen. Und sie wollten noch mehr Waffen bekommen, auch aus dem früheren Jugoslawien. Vor wenigen Wochen, Mitte Oktober, hat die Bundesanwaltschaft noch einmal bei einer Razzia die Wohnungen von weiteren mutmaßlichen Verschwörern durchsucht. Drei Personen wurden festgenommen, darunter die Tochter des Angeklagten Thomas O., des Mannes, der vor Gericht bisher schweigt. Die 32-jährige Tochter soll geheime Chatgruppen der „Vereinten Patrioten“ betrieben haben. Auch gegen Thomas O.s Ehefrau wird ermittelt.
Spoiler
Am Tag nach der Festnahme von Thomas O.s Tochter sollte wieder gegen die Lauterbach-Verschwörer verhandelt werden. Doch Thomas O. erlitt einen Zusammenbruch, er wurde vom Notarzt ins Krankenhaus gebracht, der Prozesstag wurde abgesagt.

Was sie mit den Leibwächtern machen wollten? Nur "ausschalten", sagt ein Angeklagter
So sehr sich auf den ersten Blick alles anhört wie ein großer Irrwitz, die Bundesanwaltschaft nimmt die Pläne der Gruppe, die sich „Vereinte Patrioten“ nannte ernst. Sie sind ja nicht die Ersten, die die Bundesrepublik abschaffen wollen. Überall tun sich gerade Enttäuschte, Erbitterte, Erzürnte zusammen, die das Gefühl haben, es nicht mehr auszuhalten in diesem Land, und die mit Gewalt gegen die Regierung vorgehen wollen. Das war schon so bei der rechtsradikalen „Gruppe S.“, die seit zwei Jahren in Stuttgart vor Gericht steht. Die Bundesanwaltschaft hat gerade bis zu sieben Jahre Haft für sie gefordert. Deren Mitglieder wollten durch Anschläge auf Moscheen einen Bürgerkrieg in Deutschland entfachen. Danach versuchten Corona-Skeptiker und Rechtsradikale, das Reichstagsgebäude in Berlin zu stürmen. Und dann flogen die „Vereinten Patrioten“ auf. Sie wollten keinen Bürgerkrieg wie die „Gruppe S.“, sondern einen flächendeckenden, wochenlangen Stromausfall. Währenddessen wollten sie in Berlin eine konstituierende Versammlung abhalten, mit 300 deutschen Männern, ja, wirklich nur Männern, die das Reich von 1871 wieder in Kraft setzen wollten – nur ohne Kaiser und mit Frauenwahlrecht. Damit die Bürger sehen, dass sie es ernst meinten, wollten sie Gesundheitsminister Lauterbach aus einer laufenden Fernsehsendung entführen und ihn mit Haftbefehl festsetzen. Was sie mit seinen Leibwächtern machen wollten, ist ein Teil der Wahrheitsfindung im Prozess: Nur „ausschalten“, sagt ein Angeklagter. „Dabei ihren Tod in Kauf nehmen“, sagt die Staatsanwaltschaft.

Man kann während des Prozesses vor dem Oberlandesgericht Koblenz in eine Gedankenwelt eintauchen, die einen oft sprachlos macht und die Frage aufwirft, was da in den vergangenen Jahren passiert ist. Mit den Menschen. Mit ihren Köpfen. Mit ihren Seelen. Und wie in aller Welt die Gesellschaft solche Leute zurückgewinnen soll.

Da ist Doktor Elisabeth R., 76, habilitiert in praktischer Theologie, langjährige katholische Religionslehrerin, Buchautorin. Die Frau, die mit langem Silberhaar durch den Gerichtssaal schreitet. Das Land Hessen hat ihr wegen ihrer antidemokratischen Haltung die Pension gestrichen. Das ist nichts, was sie bremst. Elisabeth R. will mit akademischem Titel als Professor Doktor R. angesprochen werden und mit einer Reihe von Namen, die sich aus ihrer Herkunft ergeben, die aber nicht in ihrem Personalausweis stehen. Diesen Ausweis lehnt sie ohnehin ab. Sie nennt ihn „Personal-Vieh-Ausweis“, der ihrer Persönlichkeit nicht gerecht werde. „Wie möchten Sie von mir angesprochen werden?“, fragt die Vorsitzende Richterin Anne Kerber, eine Frau Ende 50 von großer Leidensfähigkeit. Elisabeth R. antwortet: „Als Spross eines Gottes, eines Menschen, als Frau Professor Doktor R.“ – „Frau Professor kriegen Sie von mir nicht“, sagt Richterin Kerber. „An das andere versuche ich, mich zu erinnern.“

Vor Gericht geht Elisabeth R. sofort zum Angriff über: Sie nennt die Bundesanwälte, die die Anklage vertreten, „Mittäter am Genozid an den Deutschen“, „Hochverräter an den Deutschen“, wirft ihnen „kriminelle Unterschlagung von Beweismitteln“ vor und einen geringen Verstand.

Ihre Erzählung geht so: Sie sei nie Teil einer Terrorgruppe gewesen, „es gab keinen Zusammenschluss“, die Gruppe sei ein „reines Spukgespenst“, ihr das zu unterstellen, zeuge von „besorgniserregender Wahrnehmungsferne“. Immer wieder geht die Bundesanwaltschaft dazwischen, vor allem dann, wenn R. ganz offensichtlich den Holocaust leugnet. Einmal zitiert sie dubiose Quellen, wonach es vor 1939 weltweit vierzehn Millionen Juden gegeben habe, nach 1945 aber fünfzehn Millionen – eine Million mehr. Was nichts anderes bedeutet, als dass der Holocaust an sechs Millionen Juden nicht stattgefunden hätte. Sie zitiert auch einen frühen Knesset-Abgeordneten, der sich in den Sechzigerjahren kämpferisch dagegen aussprach, Reparationszahlungen von Deutschland für die Toten zu akzeptieren – mit den zynisch überspitzten Worten: „Ein Glück, dass sechs Millionen umgebracht wurden, weil wir jetzt Geld dafür bekommen.“ R. interpretiert das als Indiz dafür, dass doch alles im Sinn der Juden war.

„Jetzt ist die Grenze erreicht“, sagt Oberstaatsanwalt Wolfgang Barrot. „Sie bewegen sich im Bereich der Holocaustleugnung.“ Und die ist strafbar. „Ich kann nichts für Ihren Verstehenshorizont“, gibt Elisabeth R. zurück und schiebt nach: „Maßgeblich ist, was ich sage.“ Dann wird ihre Stimme plötzlich sehr kräftig. „Ich bin nicht für Ihren Verstand verantwortlich.“

Dann wettert ein Angeklagter gegen Warteschleifen, vegane Wurst und Doppelnamen
Selbst wenn sie nicht spricht, scheint die Angeklagte zu beben. Ein einziger innerer Tumult, den ihr Anwalt nur mühsam kanalisieren kann. Mehr als sieben Tage hat sich R. vor Gericht erklärt. Sie sagt Sätze wie diesen: „Ich habe mich nicht zu schade gefunden, die Verhaftung zu provozieren, um das okkult-politische System zu entlarven.“ Man muss das nicht verstehen, die meisten im Saal verstehen es nicht. Um es kurz zu machen: Sie sieht keinerlei Grund, ihr die Rädelsführerschaft in einer Terrorbande vorzuwerfen. Sie habe sich doch nur siebenmal mit den anderen getroffen, nur fünfzehnmal in drei Monaten mit Sven B. und Michael H. telefoniert. Es gibt Menschen, die treffen ihre engsten Freunde nicht so oft wie R. ihre mutmaßlichen Verschwörer. Aber das ist für sie ohnehin nicht so wichtig. Denn: Sie fühlt sich im Recht. Das hat sie mit Sven B. gemeinsam.

Obwohl Sven B. auf der Anklagebank sitzt, ist er bester Laune. Wie er da so redet, dieser kleine, kompakte Bilanzbuchhalter mit Igelfrisur und Berliner Schnauze, hat man das Gefühl, er genieße seinen Auftritt. Endlich darf er mal alles sagen, was er schon immer sagen wollte. Sven B., 56, erklärt also erst mal, wie er die Welt sieht: In der DDR war alles besser. Die Russen sind unsere besten Freunde. Er kennt sich da aus, er hat zwei Jahre als Elektriker an der Druschba-Pipeline in Russland gearbeitet. Er sagt Sätze wie: „Vielleicht brauchen wir mal wieder eine Grundreinigung durch den Russen, die hat es im Westen ja nie gegeben.“

Dann legt er los, 90 vollgeschriebene Seiten hat er vor sich liegen: sein Leben und was es mit dem zu tun hat, was ihm hier vorgeworfen wird. Es gefällt ihm nichts, weder das Warten in der Telefonwarteschleife noch der Berliner Flughafen BER, weder die Euro-Geldscheine noch Doppelnamen, vegane Wurst, Windenergie, E-Autos und das Rauchverbot in Kneipen – all das seien Erfindungen des Westens, die ihn, den überzeugten Ossi, bevormunden wollten. Und als er dann seinen Job als Dozent verlor, weil er sich weigerte, sich gegen Covid impfen zu lassen, war es ganz aus.

Das Einzige, was er richtig gut findet, ist: sich selbst. Immer der Beste, als Dozent für Bankkaufleute, als „hervorragender“ Finanzbuchhalter, so rühmt er sich. Er hält sich für den Einzigen, der Durchblick hat. Auf andere schaut er herab. „Karlchen“ nennt er den Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach, den er und seine Freunde während einer laufenden Fernsehsendung entführen wollten. Er duzt auch „Olaf“, den Bundeskanzler, den er samt seiner demokratisch gewählten Regierung stürzen wollte.

2021 war er überzeugt davon, zwangsgeimpft zu werden. Also wollte er sich mit anderen Veteranen von „Besatzern oder was auch immer befreien“. Wie das gehen sollte, fragt die über die Maßen geduldige Richterin. „Wenn Sie in die Öffentlichkeit wollen, müssen Sie eine Aktion machen, wo man auf einen Schlag berühmt wird“, sagt Sven B. „Damit man über TV und Internetkanäle klarmacht, schaut her, wir sind dabei, uns zu gründen.“ Und das mit dem Blackout? „Die erste Idee war, man müsste alle Medienhäuser stürmen, weil die so einseitig berichten, aber das waren zu viele, dann kam die Idee, wir schalten den Strom ab.“ Wochenlang, in ganz Deutschland. Dafür überlegte man Anschläge auf Umspannstationen.

Die Richterin fragt nach der geplanten Entführung von Lauterbach. Vor allem dazu, wie man seinen Personenschützer ausschalten wollte. Zwischendurch wird ein Video vorgeführt von der staatsanwaltschaftlichen Vernehmung von Sven B. Oberstaatsanwalt Wolfgang Barrot sitzt ihm da gegenüber, der auch die Anklage im Gerichtssaal vertritt. Er hält Sven B. vor: „Sie können mir doch nicht ernsthaft sagen, dass die Waffen nicht eingesetzt werden sollten?“ Man sieht Sven B. grinsen. Barrot sagt: „Sie sind doch selbst Soldat gewesen. Sie rüsten die (Gruppe) mit Kriegswaffen und Schutzkleidung aus. Sie müssen doch damit gerechnet haben, dass das passieren kann.“ – „Wir waren noch nicht so weit. Es stand noch nicht zur Debatte“, antwortet Sven B., da geht ihn Barrot an: „Das glaube ich Ihnen nicht, dass Sie daran nicht gedacht haben. Der verdeckte Ermittler hat gesagt, die Tötung der Personenschützer wurde in Kauf genommen.“ – Das Landeskriminalamt hatte mindestens zwei verdeckte Ermittler in die Gruppe eingeschleust. Dann antwortet Sven B. doch: „Ja, das wurde diskutiert, da wurde gefragt: Hat jemand schon mal jemand erschossen? Da war Stille im Raum.“ Aber man müsse ja nicht immer jemanden erschießen, wenn man etwas erreichen wolle. „Wieso hält dann da jemand ein Referat über abgesägte Schrotflinten, wenn es friedlich laufen soll“, fragt die Richterin. „Weil es die Leute interessiert“, sagt Sven B.

Einer sagt es so: Sie wollten doch nur das Deutsche Reich wieder handlungsfähig machen
Zum Schluss sagt Sven B. noch: „Ich kann und werde nicht bereuen, für die Freiheit einzustehen.“ Es sei seine Bürgerpflicht, die Demokratie wieder herzustellen. Er bedauere nur, wie „hier in Dunkeldeutschland“, in Koblenz, U-Häftlinge behandelt werden. „In Russland kommen politische Gefangene nur in Hausarrest, hier sitze ich in Isolationshaft.“ Putin-Kritiker wie Alexej Nawalny oder Boris Nemzow, die Gift- und Mordanschlägen zum Opfer fielen, blendet er aus. Sven B. möchte auch gern mit vollem Namen genannt werden, er fühlt sich als Märtyrer der Bewegung. Die SZ kürzt seinen Namen ab wie die aller anderen Angeklagten. Der Mann scheint für diese Demokratie verloren zu sein. Und er ist stolz drauf.

Es gibt da noch die anderen, die offenbar bereuen, in den Strudel der Verschwörer geraten zu sein. Da ist Thomas K., den Sven B. immer nur „Schorsch“ nennt, weil er zwar in der DDR aufgewachsen ist, aber mit seiner Familie in Bayern lebt. Dieser „Schorsch“ trägt Glatze, Backenbart und fast immer rote Anstaltskleidung. Thomas K. lässt seine Anwälte vortragen, er habe die Umsturzpläne für viel zu kompliziert gehalten. „Aber ich gebe zu, ich war neugierig. Es war töricht, so mit dem Feuer zu spielen.“ Er sehne sich nach Frau und Sohn. „Ich habe schon so viel durch diese verblendete ♥♥♥ie verpasst.“

Dann ist der Letzte der Angeklagten dran, Michael H., der frühere Comedian aus Norddeutschland. Und dann weint er, über sich, sein Leben, über alles. Er wolle zurück zu seiner Tochter, seinem Vater und seiner „Holly“. Das ist sein Hund. Michael H. ist für die Bundesanwaltschaft einer der Rädelsführer der Gruppe, er war auf 24 Kanälen vernetzt – von der „Freien deutschen Seele“ bis zu den „Kaisertreuen“. Ein Mann, der zeitweise nichts anderes mehr machte, als Schauergeschichten zu verbreiten. Michael H. hat auch den Kontakt zu einem vermögenden Unterstützer der Gruppe hergestellt – aber das, sagt er, hätte er nicht gemacht, wenn er gewusst hätte, dass es um Waffen ging. Bald muss sein Anwalt für ihn weiterlesen, weil Michael H. die Stimme bricht.

Michael H. war am häufigsten mit Elisabeth R. im Gespräch. Er fand sie wohl überzeugend, interessant, wenn auch „mit einem Schmunzeln“ und obwohl er vieles nicht verstanden hätte. Aber er habe ihr helfen wollen, dreihundert Männer zu finden, mit denen das Deutsche Reich wieder handlungsfähig werden könne. Es gibt abgehörte Telefonate von Michael H., Chats, das alles hört sich recht engagiert an für die Sache der „Vereinten Patrioten“. Und ja, er habe immer recht überschwänglich geredet, sagt er, aber das sei seiner Ausbildung als Verkäufer geschuldet, da müsse man positiv sein. Er selbst habe zwar in Telefonaten so getan, als wenn er zu Aktionen bereit gewesen sei, aber das sei er nicht gewesen. Einer Entführung von Lauterbach hätte er nie zugestimmt, er lehne Gewalt ab.

Und dann sagt er noch: Die Leute, die er bei den wiederholten Treffen der Gruppe kennengelernt habe, seien „total normal“ und „in keinster Weise gewalttätig“ gewesen. „Wer sich hier die Angeklagten anschaut, sieht sofort, dass es sich nicht um Clan-Kriminelle oder überhaupt Menschen handelt, die Kontakte ins kriminelle Milieu haben.“ Als wenn Möchtegern-Terroristen nicht auch gefährlich sein könnten. Einen Umsturz hätten sie sicher nicht geschafft, aber es reicht ja schon, in ein Fernsehstudio zu stürmen und dort Menschen zu verletzen oder sogar zu töten.

Auf jeden Fall, sagt Michael H.: Es sei „total unangebracht“ gewesen, ihnen Waffen anzubieten, um sie dann zu verhaften. Am Ende fleht er das Gericht an: „Geben Sie mir mein Leben zurück. Mir wird hier eine Rolle aufgezwungen, die ich so nie wollte und ablehne.“

Dann sagt der erste Polizist aus, der als verdeckter Ermittler in die Gruppe eingeschleust wurde. Mindestens bis Ende November steht er dem Gericht Rede und Antwort. Weitere Ermittler werden folgen. Allerdings alle unter Ausschluss der Öffentlichkeit, um sie nicht zu gefährden. Es gibt ja da draußen noch mehr Verschwörer.
[close]
https://www.sueddeutsche.de/projekte/artikel/politik/lauterbach-verschwoerung-prozess-koblenz-vereinte-patrioten-e100382/


Diese Leute kann man nicht „zurückgewinnen“.

Es reicht, wenn solche Verwirrten keinen Schaden mehr anrichten können.
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Re: Vereinte Patrioten - die verhinderten Lauterbach-Entführer
« Antwort #19 am: 9. Januar 2024, 16:11:23 »
belltower.news mit einem Bericht:
Zitat
Planungen konkreter als bisher gedacht

Im Verfahren gegen die „Vereinten Patrioten“ kamen zuletzt vor allem verdeckte Ermittler zu Wort – unter Ausschluss der Öffentlichkeit. Doch es geht auch um konkrete Anschlagspläne. Ein Prozessbericht.
https://www.belltower.news/vereinte-patrioten-planungen-konkreter-als-bisher-gedacht-154951/
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Re: Vereinte Patrioten - die verhinderten Lauterbach-Entführer
« Antwort #20 am: 12. Januar 2024, 06:58:37 »
Es geht auch um Reußens, aber ich tu's mal hierher:


Zitat
"Wir wollen die Traktoren"
Telefonüberwachung zeigt: Putschtruppe baggerte an Bauern

Von  Lars Wienand
11.01.2024 - 20:09 Uhr

Seit Monaten läuft der Prozess gegen eine Gruppe, die Karl Lauterbach entführen und die Regierung stürzen wollte. Mitschnitte zeigen jetzt, dass sie für ihre Pläne auch gezielt um Landwirte buhlten.

Die Landwirte haben sich bei ihren aktuell laufenden Protesten weitgehend gegen Vereinnahmungen von Extremisten wehren können und protestieren friedlich für ihr Anliegen. Mitten in ihrer Aktionswoche zeigt aber ein abgehörtes Telefonat auch: Eine mutmaßliche Terrorgruppe setzte Hoffnung auf Unterstützung durch Bauern und führte dazu Gespräche mit Personen, die für einen Teil der Bauern sprechen wollten. Die Hoffnungen wurden enttäuscht.

"Wir wollen die Traktoren": Das sagte Michael H. in einem Mitschnitt des Telefonats von Verschwörern. Er ist angeklagt als einer der mutmaßlichen Rädelsführer bei den Plänen, nach einer Lauterbach-Entführung und einem Blackout eine konstituierende Versammlung nach der Verfassung des Deutschen Reichs von 1871 einzusetzen. Am Oberlandesgericht Koblenz läuft seit Mai 2023 der Prozess gegen fünf Angeklagte, sie sind als "Vereinte Patrioten" bekannt geworden. Fünf weitere Personen sind seit Prozessbeginn verhaftet worden. Es gibt zudem diverse Bezüge zur noch größeren Gruppe um Heinrich XIII. Prinz Reuss und die frühere AfD-Bundestagsabgeordnete Birgit Malsack-Winkemann, denen der Prozess erst noch gemacht werden soll.
Spoiler
Telefonüberwachung seit Oktober 2021
Der laufende Prozess zeigt bislang, dass zumindest ein Teil der Beteiligten weitgehende Pläne hatte. Er zeigte aber auch, dass ihr Vorhaben vielfach noch unausgereift war und die Beteiligten sich sehr überschätzten. Die Gruppe wurde hochgenommen, nachdem Thomas O., eines der Mitglieder, zwei Kalaschnikow AK47 und vier Pistolen mitsamt Munition von verdeckten Ermittlern gekauft hatte.

Das Landeskriminalamt Rheinland-Pfalz hatte nach einem Hinweis des Verfassungsschutzes die Gruppe seit Wochen auf dem Radar, war bei Treffen dabei – und hörte mehrere Mitglieder von Oktober 2021 an ab. Ermittler schnitten mit, als sich drei Mitglieder der mutmaßlichen Putschgruppe am 16. Januar 2022 am Telefon austauschten. Es war ein Telefonat, in dem es auch um die Bauern ging.

Zum einen nahm die "Terror-Theologin" Elisabeth R. teil, die an den Fortbestand des Deutschen Reichs glaubt, an jüdische Mächte, die das verhindern wollen, und die verbissen daran arbeitete, es wieder zu aktivieren. Im Telefonat mahnte sie: "Wir müssen jetzt ran, wir haben nicht mehr viel Zeit."

R. drängte auf einen baldigen Termin für eine konstituierende Versammlung mit Männern mit deutscher Abstammung nach dem Reichs- und Staatsangehörigkeitsgesetz von 1913. Sie solle dann die Regierung der Bundesrepublik ersetzen, ohnehin nur ein Firmenkonstrukt für R. Für die Versammlungen sollte der Mitangeklagte Sven Birkmann bewaffnet mehrere Schutzringe gegen Einschreiten der Polizei organisieren.

Telegram-Vernetzer führte das Wort
Birkmann ist voll geständig, hatte auch die Idee, Karl Lauterbach als vermeintlich unbeliebtesten Politiker zu entführen. Im Telefonat sagte R. zu ihm: "Sie machen Ihre Aufgabe hervorragend. Wir müssen dafür sorgen, dass Leute ausreichend da sind mit entsprechendem Equipment."

Das Wort führte im Telefonat aber Michael H., ein Alleinunterhalter aus Bad Zwischenahn, der der Gruppe einen Finanzier vermittelt hatte, der noch gesucht wird und sich offenbar nach Dubai abgesetzt hat. Wie Elisabeth R. war H. bei einer Reichsbürgergruppe "W.I.R." aktiv. H. hatte ein großes Netzwerk, ein Talk-Format auf YouTube und Telegram, er kannte viele – und zog in dem Telefonat am 16. Januar 2022 ein Zwischenfazit, woher Hilfe kommen könnte.

H. sprach davon, man habe "schon ein paar Landwirte, die sind schon bei uns drin". Über eine bekannte Person aus der Szene gebe es weitere Verbindungen in die Landwirtschaft: Gernot H. Gernot trat mit einem Markus L. auch zeitweise als Vertreter eines deutschen Ablegers der rechtsradikalen russischen "Nationalen Befreiungsbewegung" auf, sie präsentierten sich mit schwarz-orangenen Georgs-Bändchen. Mit dem Zeichen der Verbundenheit mit der russischen Regierungspolitik war auch Birkmann unterwegs: Russland und Putin waren für die Umsturzpläne große Hoffnungsträger.

"60 Prozent der Bauern sind Impflinge"
Gernot H., Nebenerwerbslandwirt aus dem Raum Kiel, reist zu nicht öffentlichen Vorträgen durch die Republik als Kopf einer Gruppe "Arminius Erben", bei der es sehr völkisch zugeht, mit Anklängen an NS-Ideologie. Aus diese Gruppe heraus wird auch aktuell versucht, die laufenden Proteste zu unterwandern: Mitglieder betreuen große Telegram-Gruppen "Verbraucher und Bauern geeint" zur Unterstützung der Bauern, wie t-online enthüllte.

In dem mitgehörten Telefonat sagte H., man wolle die Traktoren, solches Equipment sei wichtig. Zugleich beklagte er, man habe das schon "am 18. September probiert und gemerkt, denen kann man nicht trauen". Vor dem 18. September 2021 war mit pompösen Videos für eine Aktion "Zeit es zu beenden" in Berlin mobilisiert worden. In Sprachnachrichten hieß es, auch die Bauern kämen, sie spielten in den Aufrufen auch eine große Rolle. Birkmann war dann dort, H. war dabei, aber weder erhoffte Menschenmassen noch Bauern kamen. Im überwachten Telefonat zeigte sich H. enttäuscht: "60 Prozent der Bauern sind Impflinge."

Eine Rolle gespielt habe auch, dass sich die Stimmung im Ahrtal nach der katastrophalen Flut nicht wie erwartet entwickelt habe. Dort waren sehr viele Landwirte als Helfer im Einsatz, während staatliche Hilfe in Teilen langsam anlief. Die Reichsbürger hatten versucht, in einer Schule in Bad Neuenahr-Ahrweiler eine Kommandozentrale aufzubauen. "Wir hatten Hoffnung und haben gedacht, es dreht sich und deshalb passiert am 18. September was", berichtete H. Den Menschen dort sei schließlich alles genommen worden.

Aber die Bewohner verhielten sich nicht wie von den Möchtegern-Revoluzzer erwartet: "Die sind zum Impfen gegangen, haben die CDU gewählt und sind im System geblieben", so H. Und durch eine "satanische Umkehr" seien die, die ihnen helfen wollten, zu "Reichsbürgern und Nazis" erklärt worden. Die Stadt forderte die Gruppe in der Schule auf, sie zu verlassen. Über die Leitung dort hatte sich der frühere KSK-Oberst Maximilian Eder mit einem Vertrauten von Birkmann aus Thüringen gestritten, für den Birkmann eine mögliche Rolle bei der Lauterbach-Entfühurng vorgesehen hatte. Eder gehörte der anderen Putsch-Gruppe um Heinrich XIII. Prinz Reuss an.

In dem aufgezeichneten Telefonat fielen von H. Namen von weiteren Aktivisten aus der norddeutschen Landwirtschaft, mit denen er Kontakt hatte: Stefan R. und Ralf M. Auf Nachfrage über seinen Verteidiger erklärte H. nun t-online, er kenne sie, sie hätten aber keine besondere Rolle gespielt. Es sind Männer, die aktuell bundesweit Telegram-Gruppen für Bauernprotest "Verbraucher und Bauern geeint" mitverantworten. So postete Ralf M. in die Gruppe für Schleswig-Holstein den Aufruf, an den Fähranleger zu Robert Habeck zu kommen. Er ist auch vernetzt mit Personen aus Motorradclubs, die eine Facebook-Gruppe und WhatsApp-Gruppen zu den Protesten betreuen. Diese Verbindung zu Motorradclubs hat die "Ostsee-Zeitung" enthüllt.

Verschwörer Michael H. sagte im Telefonat aber auch, es stünden zu viele Personen im Weg: "Wenn die weg wären ...", deutete er an, schob aber nach: "Da musst Du ganz schön viele wegräumen." Namentlich sprach er auch Anthony Lee an, den radikal auftretenden Sprecher der Bauernprotest-Organisation "Land schafft Verbindung" (LSV). "Lee schafft aber nicht das System ab, der ist in der CDU", so H. in dem Telefonat im Januar 2022. Lee hat die CDU Anfang 2023 verlassen und ist Spitzenkandidat der Freien Wähler Niedersachsen zur Europawahl und tritt als Grünen-Hasser auf.

Die Gruppe hatte offenbar auch im Februar 2022 ein direktes Treffen mit jemandem, der zumindest vorgab, viele Landwirte hinter sich zu haben. Um wen es sich handelt, ist unklar. Sven Birkmann hat in einer früheren Aussage erklärt, im Kreis von zwölf bis 15 Leuten in Verden an der Aller habe er ausloten wollen, ob es Möglichkeiten einer Zusammenarbeit mit Landwirten gebe. Da sei ihm zumindest gesagt worden, für einen Blackout gebe es zwei günstige Zeitpunkte: nach der Aussaat oder nach der Ernte. "Erster Zeitpunkt wäre im Mai gewesen", so Birkmann. Er war aber dagegen, Zivilisten stärker einzubinden. Als die Pläne immer konkreter wurden, tauchten Bauern nicht mehr auf.

Michael H. habe einige der Gäste zu dem Treffen mitgebracht. H. und Theologin R. waren auch mit dem Gastgeber bekannt – Rigolf Hennig, früherer NPD-Politiker. Hennig war Deutschland-Leiter der offiziell aufgelösten internationalen Holocaustleugner-Gruppe "Europäische Aktion" und der Mann, der als "Präsident des Freistaates Preußen" und Ex-Militär auch die Voraussetzungen mitbrachte, Staatsoberhaupt zu werden. Er unterzeichnete für die Gruppe einen Haftbefehl gegen Lauterbach. Im März 2022 starb Hennig.

Im April 2022 wurde die Gruppe hochgenommen, der Prozess ist zunächst bis in den Sommer terminiert.

Verwendete Quellen
Eigene Recherchen
Teilnahme am Prozess
Quellen anzeigen
Symbolbild nach unten
oz-online.de: Rocker des "Gremium MC" mobilisieren zu Bauern-Demo in Emden
dewezet.de: Landwirte-Sprecher Anthony Lee verlässt die CDU
[close]
https://www.t-online.de/nachrichten/deutschland/gesellschaft/id_100318450/lauterbach-entfuehrung-putschtruppe-aus-reichsbuergern-baggerte-bauern-an.html
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Re: Vereinte Patrioten - die verhinderten Lauterbach-Entführer
« Antwort #21 am: 12. Januar 2024, 07:38:20 »
Elisabeth R.,
Zitat
die an den Fortbestand des Deutschen Reichs glaubt,

ist entweder unpräzise dargestellt, oder siie unterstützt heimlich die Position des BVerfG.
Wer sich politisch nicht engagiert, hilft im Grunde jenen, die das Gegenteil von dem wollen, was man selber für wichtig und richtig hält. (Alain Berset)
Die Demokratie ist so viel wert wie diejenigen, die in ihrem Namen sprechen. (Robert Schuman)

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Re: Vereinte Patrioten - die verhinderten Lauterbach-Entführer
« Antwort #22 am: 15. Februar 2024, 08:56:09 »


Offenbar kam es heute in Deutschland zu einer grossangelegten Razzia gegen weitere Unterstützer dieser Gruppe, weshalb ich mir erlaube, hier zumindest mal den Faden zu den "Vereinten Patrioten" zu starten.


Der Haftbefehl gegen die im Tagesschaubericht erwähnte 32jährige wurde vom BGH bestätigt.

https://juris.bundesgerichtshof.de/cgi-bin/rechtsprechung/document.py?Gericht=bgh&Art=en&Datum=Aktuell&Sort=12288&nr=136457&pos=12&anz=1276
Ich weiß nicht immer, was ich will, aber ich weiß immer, was ich nicht will.
 
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Re: Vereinte Patrioten - die verhinderten Lauterbach-Entführer
« Antwort #23 am: 22. Februar 2024, 17:59:57 »
Zitat
Terrorprozess um Lauterbach-Entführung: Telefonate belasten Angeklagte

Stand: 22.02.2024, 17:28 Uhr

Von: Joachim F. Tornau

Terrorprozess um Lauterbach-Entführung und Umsturzpläne: „Reichsbürger“ belasten sich in abgehörten Telefonaten selbst.

Es hört sich so an, als müssten nur noch die finalen Details geklärt werden. Dass die Männer, die Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) vor laufenden Fernsehkameras entführen sollen, auf ihren Jacken den Link zu einer Internetseite tragen. Dass der Brief, mit dem man sich Russlands Präsident Wladimir Putin andienen will, auch per Fax verschickt wird. So etwas. Und dass man am besten an einem Montag losschlägt. Sehr bald.

Am 26. Januar 2022 schalten sich zwei Männer und eine Frau zu einer Telefonkonferenz zusammen, mehr als eine Stunde lang sprechen sie über ihren Plan, in Deutschland die Verfassung des Kaiserreichs von 1871 wieder einzuführen. Es geht um die konstituierende Versammlung, für die sie auf 277 Männer hoffen. Vor allem aber geht es um das Drumherum: die Entführung von Lauterbach sowie den tage-, vielleicht wochenlangen Stromausfall im ganzen Land, mit dem sie Bundesregierung und Medien außer Gefecht setzen wollen.

„Vereinte Patrioten“: Gericht spielt Mitschnitt ab

Doch die Polizei hört da bereits mit. Und so mussten sich die promovierte Theologin Elisabeth R. (76), der Finanzbuchhalter Sven B. (56) und der Kleinstadtcomedian Michael H. (44) jetzt noch einmal anhören, wie sie ihrer Selbstüberschätzung vor zwei Jahren freien Lauf ließen. Im Terrorprozess gegen die „Vereinten Patrioten“ spielte das Oberlandesgericht in Koblenz den Mitschnitt in voller Länge ab. Mit der Verteidigungsstrategie der rechten Möchtegern-Umstürzler:innen aus dem Milieu der „Reichsbürger“ und Corona-Leugner:innen lässt sich, was es da zu hören gab, nur schwerlich in Einklang bringen.
Spoiler
Die drei von der Telefonkonferenz müssen sich zusammen mit zwei weiteren Männern vor dem Staatsschutzsenat verantworten: mit dem früheren NVA-Soldaten Thomas O. (57) und dem ebenfalls aus der DDR stammenden Bahnarbeiter Thomas K. (52). Seit neun Monaten wird verhandelt. Unterdessen gehen die Ermittlungen weiter, seit dem Herbst sitzen sechs weitere mutmaßlich Beteiligte in U-Haft.

Glaubt man indes den Angeklagten, die sich bis auf Thomas O. mittlerweile sämtlich zu den Vorwürfen geäußert haben, dann existierte gar keine richtige Gruppe. Oder es gab sie, aber sie gehörten nicht dazu. Und wenn doch, dann seien die Umsturzpläne allenfalls Gedankenspiele gewesen.

Vorgetäuschter Waffendeal

Dass alle Angeklagten weit von sich weisen, Rechtsextreme zu sein, versteht sich da fast schon von selbst. „Alle haben nur Blödsinn erzählt“, beteuerte Michael H. in dieser Woche erneut. „Es war niemand zum Handeln bereit.“ Die Telefonkonferenz mit der offen zur Schau gestellten Entschlossenheit erweckt, um es vorsichtig zu sagen, einen anderen Eindruck.

Das Verfahren ist zäh. Mehr als 40 Verhandlungstage sind bereits vergangen, weitere 50 bis Ende September noch angesetzt. Allein sieben Tage lang wurde, unter Ausschluss der Öffentlichkeit, ein in die Gruppe eingeschleuster verdeckter Ermittler befragt. Weil er einen vorgetäuschten Waffendeal einfädelte, der im April 2022 in die Festnahme der vier männlichen Angeklagten mündete, ist der Mann für die Verteidigung ein zentraler Angriffspunkt: Ohne ihn, behaupten sie, hätten sich die „Vereinten Patrioten“ gar nicht bewaffnet. Allerdings soll unabhängig davon auch einer der im Herbst verhafteten weiteren Tatverdächtigen angeboten haben, in großem Stil Schusswaffen aus Kroatien zu beschaffen.

Um die Energieversorgung lahmzulegen, sollen die Angeklagten Anschläge auf Strommasten und Umspannwerke geplant haben, mit selbstgebasteltem Sprengstoff, mit Handgranaten oder Bazookas. Doch auch hier überschätzten sich die „Vereinten Patrioten“ wohl. Funktioniert, sagte nun ein Sachverständiger vor Gericht, hätte das alles nicht.
[close]
https://www.fr.de/politik/waffen-sprengstoff-und-demonstrative-entschlossenheit-92848691.html



Ist doch die ReGIERung selbst schuld!!!eins!!!ölf!!!

Wegen der unerträglichen Masken-Terrorgesetze konnte man sich ja offline nicht treffen, man war ja gezwungen zu telephonieren!


 :doh:
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Re: Vereinte Patrioten - die verhinderten Lauterbach-Entführer
« Antwort #24 am: 22. Februar 2024, 22:00:35 »
Ist doch die ReGIERung selbst schuld!!!eins!!!ölf!!!

Wegen der unerträglichen Masken-Terrorgesetze konnte man sich ja offline nicht treffen, man war ja gezwungen zu telephonieren!

Eben, und konnte daher abgehört werden. Merkt ihr jetzt die tiefe Schönheit und Weisheit der Corona-Maßnahmen und ihre wohltuende Wirkung für unser so innig geliebtes Staatswesen?
 
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Offline Seb

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Re: Vereinte Patrioten - die verhinderten Lauterbach-Entführer
« Antwort #25 am: 17. April 2024, 11:13:04 »
Zitat
Anklage gegen Reichsbürger wegen geplanter Lauterbach-Entführung
 Ein 61-Jähriger aus Südhessen soll bereit gewesen sein, mit der mutmaßlichen Terrorgruppe "Vereinte Patrioten" Bundesminister Lauterbach zu entführen. Seine Garage sollte als Waffenlager dienen. Nun wurde Anklage erhoben.

Dem 61-Jährigen aus der sogenannten Reichsbürger-Szene werden die Vorbereitung eines hochverräterischen Unternehmens und die Mitgliedschaft in einer Terrorvereinigung vorgeworfen. Das teilte die Generalstaatsanwaltschaft Frankfurt am Mittwoch mit.

Er soll ab Dezember 2021 Mitglied der mutmaßlichen Terrorgruppe "Vereinte Patrioten" gewesen sein und an Treffen teilgenommen haben. Zudem habe er an der Konkretisierung der Tatpläne maßgeblich mitgearbeitet.

Armbrust und Luftdruckwaffe beschlagnahmt
Der 61-Jährige soll sich bereiterklärt haben, an der geplanten Entführung von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) mitzuwirken. Dabei sollen die Mitglieder der Gruppe die Tötung der eingesetzten Personenschützer zumindest billigend in Kauf genommen haben.

Der Mann befindet sich seit Oktober in Untersuchungshaft. Bei der Durchsuchung seiner Wohnung in Gorxheimertal (Bergstraße) waren zuvor zahlreiche elektronische Speichermedien, eine Armbrust, eine Luftdruckwaffe und verschiedene Dokumente sichergestellt worden. Über die Zulassung der Anklage muss das Oberlandesgericht Frankfurt entscheiden.
...
Garage als Waffenlager
Der 61-Jährige soll einem Rädelsführer der Gruppe im April 2022 zugesagt haben, seine Garage als Zwischenlager für Waffen nutzen zu können, die bei dem Umsturzversuch zum Einsatz kommen sollten. Dabei handelte es sich um zwei Sturmgewehre und vier Kurzwaffen nebst Munition. Zu der Einlagerung der Waffen kam es nicht, da der mutmaßliche Rädelsführer der Gruppe unmittelbar nach der Übergabe der Waffen festgenommen wurde.

Außerdem habe sich der 61-Jährige dazu bereiterklärt, nach dem beabsichtigten Umsturz als Teil einer Delegation mit einem Schiff über die Ostsee nach Russland zu fahren, um dort "über einen "Schulterschluss" zu verhandeln sowie eine militärische Ausrüstung zu beschaffen, hieß es von der Generalstaatsanwaltschaft.
...
https://www.hessenschau.de/panorama/terrorverdacht-anklage-gegen-reichsbuerger-aus-suedhessen-wegen-geplanter-lauterbach-entfuehrung-v1,terrorgruppe-anklage-100.html
Niemand sollte diskreditiert werden, weil er anderer Meinung ist. Aber wer Blödsinn erzählt, hat kein Recht darauf, ernst genommen zu werden.
 
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Offline Seb

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Re: Vereinte Patrioten - die verhinderten Lauterbach-Entführer
« Antwort #26 am: 18. April 2024, 08:51:40 »
Und noch ein Prozess (siehe auch # 15):
Zitat
"Vereinte Patrioten" sollen Anschläge geplant haben
Zwei Rheinland-Pfälzer stehen ab heute wegen Terrorverdachts vor Gericht

Eine Frau aus der Pfalz und ein Mann aus dem Kreis Trier-Saarburg sollen einen Umsturz der Regierung mitgeplant haben. Von heute an stehen sie vor dem Oberlandesgericht Koblenz.
Sie sollen geplant haben, Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) zu entführen, die Bundesregierung zu stürzen und eine Diktatur nach Vorbild des Deutschen Kaiserreichs einzusetzen. Das waren nach Angaben der Generalstaatsanwaltschaft die Pläne der "Vereinten Patrioten", einer mutmaßlichen Terrorgruppe, die bereits seit Mai des vergangenen Jahres vor dem Oberlandesgericht Koblenz steht.
Bei diesen Plänen sollen auch die beiden Rheinland-Pfälzer eine Rolle gespielt haben, die von heute an vor dem OLG stehen: Ein 52-Jähriger aus dem Kreis Trier-Saarburg und eine 33-Jährige aus dem Kreis Bad Dürkheim müssen sich nun verantworten.
Die Anklage lautet auf "Mitgliedschaft in einer terroristischen Vereinigung" und "Vorbereitung eines hochverräterischen Unternehmens gegen den Bund" bzw. "Unterstützung einer terroristischen Vereinigung" und der "Beihilfe zur Vorbereitung eines hochverräterischen Unternehmens gegen den Bund".

Terroristen planten Stromausfall in Deutschland
Konkret werfen die Ermittler dem 52-jährigen Robert P. vor, er habe für die Gruppe Hochspannungsleitungen ausgekundschaftet. Die Terroristen hatten nach Angaben der Generalstaatsanwaltschaft geplant, sie zu sprengen und so einen wochenlangen Stromausfall in Deutschland auszulösen.
...
Bad-Dürkheimerin soll Chatgruppen verwaltet haben
Neben ihm auf der Anklagebank sitzt heute auch eine 33-Jährige aus der Pfalz. Sie soll die terroristische Vereinigung, bei der ihr Vater offenbar eine tragende Rolle spielte, auf vielfache Weise unterstützt haben. So habe sie unter anderem auf dem Portal "Telegram" Chatgruppen der "Vereinten Patrioten" betrieben. Über diese Kanäle hätten sich die Terroristen vernetzt, auch neue Mitglieder seien angeworben worden.
Die Frau wird außerdem beschuldigt, einem Mitglied der Gruppe ihr Auto zur Verfügung gestellt zu haben. Sie habe Anleitungen zur Herstellung von Sprengstoff weitergegeben.
...
Darunter auch der Vater der 33-jährigen Angeklagten, die heute vor Gericht steht. Der Mann aus der Pfalz wurde auf einem Supermarktparkplatz in Neustadt an der Weinstraße verhaftet, bei dem Versuch Waffen von einem verdeckten Ermittler zu kaufen. Die Generalstaatsanwaltschaft hält ihn für einen der Rädelsführer der "Vereinten Patrioten".
...
https://www.swr.de/swraktuell/rheinland-pfalz/trier/vereinte-patrioten-zwei-rheinland-pfaelzer-stehen-in-koblenz-wegen-terrorverdacht-vor-gericht-100.html


OLG Koblenz dazu:
https://olgko.justiz.rlp.de/presse-aktuelles/detail/prozessauftakt-im-verfahren-wegen-mitgliedschaft-und-unterstuetzung-einer-terroristischen-vereinigung


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Offline kairo

Re: Vereinte Patrioten - die verhinderten Lauterbach-Entführer
« Antwort #27 am: 18. April 2024, 12:24:38 »
Zitat
Sie sollen geplant haben, ... eine Diktatur nach Vorbild des Deutschen Kaiserreichs einzusetzen.

Wieder eine journalistische Meisterleistung. Ich möchte die Bundesrepublik Deutschland nicht gegen das Kaiserreich eintauschen. Dieses war ein, gelinde gesagt, sehr konservativer Staat und bei weitem nicht so demokratisch wie heute. Aber es wäre völlig falsch, ihn als Diktatur abzustempeln. Das geht schon deswegen nicht, weil die Reichsregierung im Inneren kaum etwas zu sagen hatte. Das föderalistische Element war noch viel stärker ausgeprägt als heute. Die Bundesstaaten hatten sogar ihre eigenen Streitkräfte. Ihre politischen Strukturen waren völlig unterschiedlich, vom Königreich bis zur Kaufmannsrepublik. Und hinsichtlich Demokratie und Menschenrechten agierten sie recht verschieden.

Immerhin ging es bei den Wahlen zum Reichstag demokratischer zu als bei den Wahlen zur Zweiten Kammer in Preußen: beim Reichstag galt das Prinzip "Ein Wähler, eine Stimme", das Dreiklassenwahlrecht funktionierte ein klein wenig anders. Dass nur Männer wählen durften, war damals normal und im Ausland auch nicht anders.
 
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Offline Rabenaas

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Re: Vereinte Patrioten - die verhinderten Lauterbach-Entführer
« Antwort #28 am: 18. April 2024, 12:38:41 »
Off-Topic:
...die Reichsregierung...

Tatsächlich gab es zur Kaiserzeit keine Reichsregierung, sondern eine Reichsleitung. Es gab auch keine Ministerien, sondern von Staatsekretären geführte Reichsämter - beim Auswärtigen Amt hat sich die Bezeichnung bis heute gehalten.
Das wird man ja wohl noch sagen dürfen!
 
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Re: Vereinte Patrioten - die verhinderten Lauterbach-Entführer
« Antwort #29 am: 19. April 2024, 07:47:24 »
Zitat
Die Bundesstaaten hatten sogar ihre eigenen Streitkräfte.

Ja hätte man hohenzollische und sächsische Soldaten in einer gemeinsamen Streitkraft gehabt, die hätten nicht verstehbar kommunizieren können. Man hätte wieder die Preußen gebraucht und die sollten ihren Dreck alleene machen.
Wer sich politisch nicht engagiert, hilft im Grunde jenen, die das Gegenteil von dem wollen, was man selber für wichtig und richtig hält. (Alain Berset)
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