Das ist ein Füsiker nach meinem Herzen.
Es stimmt überhaupt nicht, dass Hahn und Straßmann im Dezember 1938 erstmals die Spaltung des Atomkerns gelang. Das war schon öfter vorher geschehen. Man hatte es nur nicht gemerkt.
Besonders Hahn war ein ausgezeichneter Chemiker. Ihm fiel auf, dass in der Uranprobe nach der Bestrahlung mit langsamen Neutronen in geringen Mengen Barium nachweisbar war, das vorher nicht drin gewesen war. Der Bariumkern ist etwa halb so schwer wie der Urankern. Bisher kannte man nur Kernreaktionen, bei denen sich die Massenzahl um maximal 4 veränderte. Aber die Hälfte von 238 ist deutlich größer als 4 ... In einer Veröffentlichung schilderten sie die Ergebnisse und resümierten, bei ihren Versuchen sei aus Uran Barium entstanden, aber sie hätten keine Ahnung, auf welche Weise.
Erkannt, was passiert war, hat allerdings eine Jüdin (!), nämlich Lise Meitner. Sie hatte jahrelang mit Hahn und Straßmann zusammengearbeitet. Weil sie nämlich Österreicherin war, galten die Arierparagraphen nicht für sie, die bezogen sich nur auf Deutsche. Aber eines Tages im März 1938 wurden die Österreicher plötzlich alle Deutsche, und Lise Meitner verspürte daraufhin den Drang, ihren Neffen mal wieder zu besuchen. Der war auch Physiker und lebte in Stockholm. Sie blieb aber in engem Kontakt mit Hahn und Straßmann und erfuhr auch als erste von diesen merkwürdigen Ergebnissen. Sie und ihr Neffe setzten sich dann hin und kamen drauf, was passiert war. In einem Brief teilte sie den Berlinern das Ergebnis mit.
Also: der liebe Gott mag dafür gesorgt haben, dass die Deutschen die Kernspaltung entdeckten, aber eine Jüdin musste her, damit sie es merkten.