Wie kümmts, dass ein volljähriger Mensch ohne rot zu werden derlei einfältige, blamageträchtige Floskeln schwingt a la „Hast du deine Urkunde schon gemacht?“? Bei streng wissenschaftlicher Beleuchtung, die sich den sehr speziellen Niveau-Standards einer bekannten hirnrissensaftlichen Deppside huldigend angleicht, kam taufrisch heraus: Die Kinderstube hat’s ins Hirn gebrannt, und das kam so:
Papp A. und Mamm A. eines Rüdieschens, das gerade anhob, den Windeln zu entwachsen, waren beide Urkundsbeamte, aber echte Vollprofis mit Amtsausweisen mit Unterschriften nach Art leserlicher Paraphen und - man gönnt sich ja sonst nichts - mit lupenreinen Nachttöpfen in der Nachtkonsole. Da war es halbironische Anspielung auf das Objekt des täglichen Umgangs, dem Rüdieschen beim Abhalten über so einem Töpfchen animierend zuzuraunen: „Komm, fein, mach Urkunde, schön Urkunde machen jetzt, fein kannst du das!“ Ließ sich Erfolg verzeichnen, folgte Lob: „Hattu fein Urkunde macht, gaaaanz toll!“ Und Ermunterung: „Morgen wieder schön Urkunde machen, ne?“ Kam Papp A. von der Schicht und nahm mit der Nase Witterung auf, gereichte es oft zur Frage: „Oh, hat Rüdileinchen gerade seine Urkunde gemacht?“ Oft hieß es dann: „Ja, steht noch in der Konsole, kannst du bitte schnell nach Moskau abschicken.“ Freilich konnte das Rüdieschen noch nicht verstehen, dass mit „nach Moskau abschicken“ gemeint war, ins Plumpsklo wegschütten.
Tja, wenn sich aus frühkindlichen Erlebnissen erwachsene Reife heraus kristallisiert und zu viele Anteile der Frühkindlichkeit herüber rettet, dann resultiert solches im Einzelfall schon mal im manischen Endlosrezitieren der Lebensmittelpunktfrage „Hast du deine Urkunde schon gemacht?“ Sogar die chiffrierte Phrase „nach Moskau abschicken“ hat sich noch gehalten.