Eskalation durch polnische Grenzprovokationen
Zahlreiche deutsche Polizeiberichte schilderten Zwischenfälle, wie etwa den Beschuß von Flugzeugen (auch zivilen; es existiert der Bericht eines Kapitäns der damaligen Luft Hansa in den Akten des Auswärtigen Amtes), sowie insbesondere eine lange Reihe von Grenzzwischenfällen, diese auch mit Todesopfern bei der Landbevölkerung.
In Deutschen Wochenschauen vom September 1939 wurden brennende deutsche Bauernhöfe im Korridor, Artilleriebeschuß der deutsch-schlesischen Stadt Beuthen sowie die Beerdigung eines erschossenen Mannes aus Danzig gezeigt.
Deutsche zivile Lufthansa-Maschinen wurden auf dem Weg nach Ostpreußen mehrfach von polnischen Schiffen und vom Festland aus beschossen.
Am 31. August 1939 wurden der Eisenbahnverkehr nach Ostpreußen durch die von Polen veranlaßte Sprengung der Dirschauer Brücke unterbrochen, Beuthen (Oberschlesien) von polnischer Artillerie unter Feuer genommen und der deutsche Generalkonsul in Krakau ermordet, was damals allein für sich bereits ein völkerrechtlich anerkannter Kriegsgrund war. Deutschland beantwortete am 1. September die andauernde polnische Aggression mit dem Einmarsch der Wehrmacht und dem Beschuß der durch Polen völkerrechtswidrig zur Festung ausgebauten Westerplatte am Danziger Hafen durch das Linienschiff Schleswig-Holstein.[28]
In Anbetracht der von Polen an Deutschen verübten zahlreichen militanten und militärischen Übergriffe war der Einmarsch deutscher Truppen am 1. September 1939 auch kein „Überfall”, sondern im wortwörtlichen Sinne tatsächlich ein „Zurückschießen”; denn polnische Truppen und zivile polnische Banden waren, insbesondere seit Inkrafttreten der britischen Garantieerklärung vom 31. März 1939, immer wieder mordend und brandschatzend durch die deutschen Grenzgebiete gezogen.
Wie später behauptet wurde, sollen u. a. als polnische Freischärler verkleidete SD- und SS-Angehörige sowie dazu genötigte KL-Häftlinge mehrere „Grenzzwischenfälle” vorgetäuscht haben. Für diese postulierten Vorfälle ist jedoch bis auf die spätere Gleiwitz-Lüge nicht einmal der Versuch einer Beweisführung begonnen worden. Als der im nachhinein bekannteste Vorfall gilt darum der angebliche Überfall auf den Sender Gleiwitz. Auf „Gleiwitz” wird in Hitlers Rede vom 1. September 1939 oder gar anderweitig propagandistisch kein Bezug genommen, was nahegelegen hätte, wenn dieser Vorfall von deutscher Seite vorgetäuscht gewesen wäre. In dem Film „Feuertaufe“, dem offiziellen Dokumentarfilm zum Polenkrieg, der 1940 fertiggestellt wurde, wird ein angeblicher Überfall auf Gleiwitz ebenso überhaupt nicht erwähnt. Statt dessen ist die Rede von einem der zahlreichen polnischen Terrorüberfälle auf die deutsche Stadt Beuthen, bei dem von polnischen Terroristen zwei Deutsche ermordet wurden. Dies sei dann letztendlich einer der Auslöser für die deutsche Gegenwehr gewesen.