Ich lese und höre immer, Sprache würde lebendig, wenn jeder macht, was er will. Sehe ich aber nicht so. Ich sehe etwas anderes – dass nämlich gewissermaßen eine Menge offensichtlich nicht ausreichend Gebildeter darüber bestimmt, was schließlich Regel sein soll. Oder anders gesagt: je mehr Leute unfähig sind, korrekte Orthographie anzuwenden, desto mehr soll der Rest sich nach ihnen richten. Im Grunde wie bei den Querdullies. Die glauben auch, sie könnten ein neues Weltbild formen und der Rest soll sich nach ihnen richten und das als richtig anerkennen.
Besonders deutlich wird das (meinem Gefühl nach) bei "dass" und "das". Immer mehr Menschen scheinen daran zu scheitern. Gäbe noch eine Menge anderer Beispiele: wen wenn, den denn, seit seid, usw. Und das führt dann dazu, dass die Erfassung eines Inhaltes, also das, was ausgesagt, kommuniziert werden soll, unnötig erschwert wird. Manche Sätze muss man zwei Mal lesen um sie zu verstehen.
Die deutsche Sprache hält für alles, was man zum Ausdruck bringen will, ein umfassendes Vokabular bereit, das es ermöglicht, Dinge sehr genau zu beschreiben. Es gibt praktisch nichts, was man nicht präzise zum Ausdruck bringen kann. Dass dabei Anglizismen immer mehr eingeflossen sind, ist die eine Seite, was gewissen Notwendigkeiten geschuldet ist – dass aber auf der anderen Seite eine fürchterliche Verarmung der Sprache stattfindet und eine Vielzahl von Beschreibungen durch nur noch eine sehr reduzierte Zahl von Wörtern und Begriffen ersetzt werden, ist nicht "Belebung" oder Weiterentwicklung" von Sprache. Als Beispiel: ich kann etwas schön, großartig, wunderbar, interessant, inspirierend, angenehm, wohltuend, beeindruckend, berührend, fantastisch usw. finden. Wenn ich all diese Beschreibungen aber nur noch durch "geil" ersetze, ist das keine Belebung, sondern Verarmung der Sprache. Mit geil kann schließlich alles gemeint sein. Oder nichts. Ich habe mal eine Zeit lang den Versuch gemacht, nachzufragen, was denn nun genau mit "geil" gemeint sei. Meist kam dann nichts – eingeleitet mit den Worten "ja eh, keine Ahnung ..." Genau. Keine Ahnung.
Und nun zum Apostroph. Ein Apostroph ist ein Auslassungszeichen. Er steht also für den Ausfall eines Lautes oder einer Silbe. Bei manchen Namen ist es für ein besseres Verständnis sinnvoll, ein s mittels Apostroph abzutrennen. Aber meistens eben nicht. Und wenn ich sehe, wie oft ein Apostroph falsch verwendet wird (überflüssiges oder falsches Zeichen, und dann auch noch in Kombination mit einem Deppen-Leerzeichen), rollen sich mir die Fußnägel auf. (Auf alles 50%. Alle Slip`s nur noch 4,99€) Gesehen bei Marktkauf.
Nach meinem Gefühl greift diese Unfähigkeit eines Teils der Bevölkerung immer mehr um sich und gipfelt schließlich darin, dass man selbst Fehler macht, weil man immer mehr Fehler sieht. Irgendwann verlernt man selbst, wie korrekt geschrieben wird. Und ein junger Mensch, der gerade erst lernen soll, wie korrekte Rechtschreibung funktioniert, wird von den Fehlern, die ihm täglich und überall immer häufiger begegnen, derart verwirrt, dass man sich wundern muss, wenn er schließlich überhaupt noch korrekte Rechtschreibung beherrscht.
Jetzt ist aber genug.