Nicos Chawales hat 2 FB-Accounts. Einen als "Politiker" (er ist laut eigenen Angaben jetzt Vorsitzender in der Hörstel Partei)
verlinkten, wirklich interessant Artikel, jede Menge Popups gibt, das Ganze noch als Spoiler.
Spoiler
Exklusiv-Interview: Verhafteter Reichsbürger war oft auf Mittelalter-Märkten unterwegs und hielt Vorträge bei Verschwörungstheoretikern
Ex-Lebensgefährtin des Druiden erzählt von der Radikalisierung
Von unserem Redaktionsmitglied Ralf Strauch
Brühl. Im Zusammenhang mit den Ermittlungen gegen den Druiden und mutmaßlichen Reichsbürger Burghard B. (66) wurden mehrere Wohnungen durchsucht, die mit ihm in Verbindung standen. Auch die von Frau M. aus Brühl. Wir sprachen exklusiv mit der langjährigen Lebensgefährtin des Mannes, der der Kopf einer rechtsextremistischen Gruppe sein soll. Übrigens kommt Burghard B. laut dem Bayerischen Rundfunk aus Bischofsheim in der Rhön. Dort hatte er Kurse in Kräuterkunde gegeben und sollte vom Arbeitsamt als Kinderpädagoge an ein Museum vermittelt werden. Das Museum nahm ihn aber nicht, auch eine Kandidatur für den Gemeinderat auf der Liste der SPD klappte nicht. Zeitweise arbeitete er dort wohl bei einer Tankstelle. Schon damals habe er gegen Juden gehetzt, berichtet eine Augenzeugin. Im Interview schützen wir die Ex-Lebensgefährtin durch die Anonymisierung des Namens:
Wie war die Situation, als die Razzia stattgefunden hat? Sie waren ja nicht zu Hause, oder?
M.: Nein, ich war kurzzeitig weg - einkaufen und einige private Dinge erledigen. Als ich zurückgekommen bin, war die Polizei schon wieder weg. Als ich die Wohnung so unaufgeräumt vorgefunden habe, war ich natürlich sehr aufgeregt. Und ich bin aus allen Wolken gefallen, was da wohl gefunden wurde. Das hatte ich nicht erwartet, weil ich mit dieser Sache schon abgeschlossen hatte. Denn ich hatte mich ja schon vor längerer Zeit von Burghard getrennt.
Wann?
M.: Wir waren schon das komplette letzte Jahr kein wirkliches Paar mehr. Er war immer nur kurz da. So, wie ein Freund halt mal kommt, übernachtet und dann wieder geht. Er hatte dann wohl auch irgendwo eine andere Freundin. Für mich war die Sache abgeschlossen.
Wie kamen die gefundenen Sachen denn in Ihre Wohnung?
M.: Das weiß ich nicht.
Was genau ist gefunden worden?
M.: Die Polizei hat das aufgelistet. Es waren vor allem mehrere Sorten Platzpatronen. Sie vermuteten auch, dass er Rohre bei mir untergestellt hatte, aber die gehören zumeist mir selbst, die brauche ich für meine Töpferarbeiten.
Hatte er die Dinge bei Ihnen untergestellt?
M.: Nein. Er hatte noch einen kleinen Schrank bei mir, da hat er anscheinend alles hineingetan. Mehr weiß ich nicht.
Sie waren lange Zeit die Lebensgefährtin von B. - wo haben Sie sich kennengelernt?
M.: Auf verschiedenen Mittelaltermärkten in der weiteren Region.
Wann sind Sie beide denn als Paar zusammengekommen?
M.: Das muss 2011 gewesen sein, da hat er auch in Schwetzingen eine Wohnung bezogen.
Und vorher hat er bei Ihnen gelebt?
M.: Nein. Er hat niemals richtig bei mir gelebt. Nie. Er war immer sehr, sehr viel unterwegs. Im vergangenen Jahr war er fast immer weg.
Haben Sie eine Entwicklung zur Radikalisierung bei ihm gespürt?
M: Ja, natürlich. Am Anfang, als ich ihn kennenlernte, war er ganz anders. Die anderen haben ihn ja schon immer als etwas merkwürdig eingestuft. Er hatte halt einen anderen Lebensstil als die meisten Menschen. Er lebte sehr für sich, mit seinen Kräutern und allem, was das Druidische anging. Da hat er sich sehr rein vertieft. Er hatte damals so eine Art Auszeit, denn zuvor war er immer beruflich tätig, hat sein Geld verdient, erzählte er mir. Als er dann hierhergekommen ist, war das Hauptproblem, dass er keine Arbeit bekommen hat. Aber er ist ein Mensch, der was tun möchte. Er ist keiner, der einfach vor sich hinlebt. Aber er wurde Hartz-IV-Empfänger. Und jeder, der das ist, hat einen Druck im Herzen und in der Magengegend. Jeder versucht, aus der Situation herauszukommen. Wenn das nicht geht, dann verschlimmert sich auch das Seelische um diesen Menschen. Dann sucht er andere Gebiete und hat anscheinend Leute kennengelernt, die ihn in diese Szene hineingezogen haben.
Wie haben Sie reagiert?
M.: Ich habe immer gesagt, er soll damit aufhören und da weggehen. Ich habe dagegen gekämpft. Aber, weil er ein sehr intelligenter und wortgewandter Mensch ist, haben die ihn dort besonders hofiert. Und er fühlte sich natürlich gebauchpinselt, dass er Vorträge halten sollte und so hochgehoben wurde. So ist er in eine ziemlich feste Gruppe gerutscht. Das habe ich aber erst erfahren, wenn er von seinen Reisen zurückkam.
Ist das über die Mittelalter-Szene gelaufen?
M.: Nein, das wüsste ich nicht. Ich habe mich aber nie richtig damit beschäftigen wollen. Ich wollte es einfach nicht wissen.
Wie hat er sich denn verändert?
M.: Er hat sich schon immer mit Politik beschäftigt. Dann hat er sehr viele Studien betrieben, hat sich sehr intensiv eingelesen und über alles Mögliche tagelang gebrütet. Er ist dadurch immer bösartiger geworden, weil er wahrscheinlich dachte, dass das hier nicht richtig läuft.
Teilen Sie seine politischen Einstellungen?
M.: Nein, ich grenze mich davon total ab. Total! So kennt man mich auch. Ich habe mit niemandem irgendeine Streiterei oder irgendwas. Ich habe mit seinen Ideologien nichts gemein.
Ist er auch im Umgang mit Ihnen bösartiger geworden?
M.: Nein, er war mir ein guter Mann. Er hat sich immer sehr um mich gekümmert. Er hat alles gemacht, um mir Gutes zu tun. Und auch von den Nachbarn im Haus kann sicher niemand etwas Schlechtes sagen, denn er war immer zu allen freundlich, aufmerksam und hat immer geholfen. Er ist ein hilfsbereiter Mensch - das darf man nicht vergessen.
Haben Sie nicht gemerkt, welcher politischen Gesinnung er folgte?
M.: Das war sehr spät, dass er damit angefangen hat. Er hat dann immer gegen irgendetwas geschimpft. Wir hatten deswegen auch immer Streit, weil ich das nicht wollte. Ich habe ihm dann immer gesagt, er soll das lassen. Aber er wurde irgendwann immer unbelehrbarer. Ich habe dann das Thema Politik vermieden - ich bin kein politisch denkender Mensch. Ich mag mich da nicht mit befassen, habe mich davon abgewendet, weil ich nichts hören wollte.
Haben Sie gemerkt, dass er bestimmte Menschen, gegen die er im Netz gewettert, also Moslems oder Juden, im Alltag unschön behandelt hat?
M.: Nein, nie. Persönlich hat er nie etwas gemacht, soweit ich das weiß. B. war stets höflich zu allen. Er hat immer nur große Worte gemacht. Außer, wenn er angegriffen wurde, dann hat er sich gewehrt. Er hat ja auch Morddrohungen gekriegt - aber das ist jetzt schon drei Jahre her.
Sie haben also eine Diskrepanz zwischen seinen Worten und Taten gesehen?
M.: Ja. Nur in der jüngsten Zeit wurde er ganz unbelehrbar. Ein Wort und bei uns war sofort Schreierei. Und das war der Moment, in dem ich mich von ihm getrennt habe.
Wann war das?
M.: Er war Anfang des Monats noch einmal da, als ich krank war und hat mir geholfen. Aber als die Streiterei wieder anfing, habe ich ihm gesagt, er solle nie wieder kommen.
Trauen Sie ihm die mutmaßlichen Anschlagspläne, die in der Gruppe kursiert haben sollen, zu?
M.: Eigentlich nicht wirklich. Er hatte zwar die große Klappe, aber ich glaube nicht, dass er irgendwas ausgeführt hat.
Kannten Sie andere Mitglieder der Gruppe?
M.: Nein, es gab hier auch keine Treffen. Wenn ich wusste, dass jemand bei ihm ist, habe ich ihn nicht in die Wohnung gelassen.
Halten Sie ihn für den Kopf der Gruppe, wie oft zu hören ist?
M.: Nein, er ist aus meiner Sicht nur ein Mitläufer. Es gibt da anscheinend viel größere Köpfe.
Wen?
M.: Ich weiß das nicht, ich kenne auch keine Namen. Ich habe mich damit nicht befasst und auch nie jemanden getroffen. Ich habe das nur am Rande beim Telefonieren mitbekommen, wollte mich lieber raushalten. Ich bin nicht verantwortlich für Dinge, die andere Menschen denken und tun.
Ist das nicht ein wenig blauäugig?
M.: Nein. Ich lebe mein Leben. Ich bin ich und er ist er.
Gab es auch Ermittlungen gegen Sie selbst?
M.: Ich bin zwar als Zeugin von der Polizei verhört worden, aber es gibt überhaupt keine Ermittlungen gegen mich. Die Polizei hat mir gegenüber gesagt, dass für sie - was mich betrifft - alles abgeschlossen sei, weil ich nicht beteiligt war, sondern mich abgegrenzt habe.
Wie verhalten sich die Menschen jetzt Ihnen gegenüber?
M.: Journalisten überregionaler Zeitungen und TV-Teams belagern mich. Aber alle Leute, die mich kennen, stehen total hinter mir, weil sie wissen, dass diese politische Einstellung von B. absolut nicht meine ist.
© Schwetzinger Zeitung, Samstag, 28.01.2017