Autor Thema: Carola Rackete  (Gelesen 16949 mal)

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Re: Carola Rackete
« Antwort #15 am: 1. Juli 2019, 12:36:43 »
Umso interessanter, wie es da zu einer Kollision kommen konnte.

Das sind immerhin umgerechnet 18-20 km/h.

Aber Auch hier gilt es, zu ermitteln.

Und gute Anwälte zu haben.
Die Erfahrung lehrt uns, dass Liebe nicht darin besteht, dass man einander ansieht, sondern dass man gemeinsam in gleicher Richtung blickt.
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Re: Carola Rackete
« Antwort #16 am: 1. Juli 2019, 13:14:21 »
Spoiler
Ich kann jetzt leider nicht so richtig in die Tiefe gehen. Das würde ggf. auch zu weit führen. Aber ein paar Brocken kann ich aufgreifen und mit eigenen Brocken ergänzen.

Seerecht ist nicht immer einfach, das Recht rund um die Seenotrettung recht kompliziert. Nicht nur das Seerechtsübereinkommen der Vereinten Nationen (SRÜ / UNCLOS) spielt hier eine Rolle, sondern auch diverse Durchführungsabkommen, insb. das SOLAS-Abkommen (International Convention for the Safety of the Life at Sea). Über Rechtsfragen, wie sie Frau Rackete nun praktisch aufgeworfen hat, werden seit Jahren(!) ungebrochen(!) Seminar- und Abschlussarbeiten an deutschen Rechtsfakultäten geschrieben. Mit anderen Worten: Die Rechtslage ist komplex genug, dass man sie auf 25–80 Seiten ausbreiten kann – und das sogar mehrmals, ohne dass die "Goldrandlösung" gefunden ist.

Die absolute Kurzfassung: Das internationale Seerecht schreibt die Rettung aus Seenot vor. die Regel ist nicht nur (aber auch) im Seerechtsübereinkommen niedergelegt, dort aber "nur" aufgeschrieben. Sie gilt auch im Völkergewohnheitsrecht und bindet daher alle Staaten, nicht nur diejenigen, die Vertragspartei des SRÜ sind. Aus Seenot gerettete Personen müssen/dürfen in Sicherheit gebracht werden. Die Zuwiderhandlung ist kein völkerrechtliches Verbrechen, d.h. es gibt kein völkerrechtliches Gericht, das darüber urteilen würde. Insbesondere sind der internationale Strafgerichtshof (IStGH) und auch der internationale Seegerichtshof (ITLOS) dafür nicht zuständig. Stattdessen gibt es nationale Strafrechtsvorschriften, die nach dem Flaggenstaatsprinzip bzw. dem Personalprinzip die fraglichen Kapitäne treffen. Dazu kann, soweit sich die Sache im Küstenmeer eines Staates abspielt, nach dem Territorialprinzip auch noch das Strafrecht dieses Staates Anwendung finden.

Anstatt also eine völkerrechtliche Strafvorschrift für das Unterlassen der Seenotrettung zur Anwendung kommen zu lassen (weil es so eine nicht gibt), wäre Frau Rackete von bis zu drei Strafgesetzen betroffen gewesen: 1. dem deutschen, denn sie ist Deutsche, 2. dem niederländischen, denn sie befand sich auf einem niederländischen Schiff (Flagge!), 3. italienisches, soweit es ihre Handlungen innerhalb des italienischen Küstenmeeres betrifft.

Die eigentlichen Probleme im Seerecht liegen nicht darin, dass niemand Hilfe leistet. Das wird regelmäßig getan. Sie liegen auch nicht per se in der Unklarheit der Rechtsfolgen, also was mit geretteten Personen passieren soll. Sie liegen im begrifflichen Streit um die Tatbestände.

So wird zunächst darum gestritten, was überhaupt "Seenot" sei. In der Bandbreite zwischen "ein Passagier hängt kotzend über der Reling" bis hin zu "alle schwimmen und suchen ein paar Planken zum festhalten" wird so ziemlich alles vertreten. Mit anderen Worten: Die Schwelle, ab der eine unangenehme Lage zur "Seenot" wird, ist nicht trennscharf definiert und im Moment hat auch niemand der Mittelmeeranrainer ein Interesse daran, das zu ändern. Dazu kommt dann die Frage, ob ein gerettetes Schiff ggf. selbst in Seenot gerät, nachdem es in Seenot geratene Menschen gerettet hat. Genau das wäre nämlich bei Frau Rackete zu diskutieren gewesen, als sich ihre Lage zuspitzte. Ggf. hätte sie aus der angespannten Lage an Bord, ausgehender Versorgung insbesondere mit Trinkwasser aber ggf. auch anderen Vorräten, Erschöpfungs-/Krankheitszuständen, drohender Suizidalität etc. bereits ein eigenes Recht auf Anlaufen eines nahen Hafens erreicht. Ihre Rechtfertigung, warum sie nicht rüber nach Frankreich gefahren ist, hört sich ein bisschen danach an.

Diesbezüglich ist aber umstritten, ob ein Anspruch auf Seenotrettung nicht möglicherweise nur dann besteht, wenn man die Notlage nicht selbst herbeigeführt hat. Es gibt Stimmen, die das Vorliegen einer Seenot genau mit diesem Argument bestreiten, frei nach dem Motto: "Wer sich in Gefahr begibt, wird darin umkommen." Und natürlich kann man diese Argumentation weitertreiben und damit auch eine Seenotlage der Geflüchteten bestreiten. Gibt sicher einige, die sagen würden "selbst Schuld, wenn sie ohne ausreichende Vorräte nicht hochseetaugliche Boote besteigen".

Und schließlich ist auch umstritten, was denn genau die "Sicherheit" ist, in die aus Seenot gerettete Personen gebracht werden sollen. Auch hierüber kann man seitenlange Traktate schreiben. Wird auch gemacht.
[close]
Danke für die kurze Erläuterung. Als Laie finde ich es immer wieder interessant juristische Überlegungen kurz und prägnant zu lesen.
Vielleicht sollte ich mir doch ein paar Seminare Rechtswissenschaften so nebenbei antun... :scratch: :think:.... via FernUni Hagen vielleicht... :think:

Spoiler
Diesbezüglich ist aber umstritten, ob ein Anspruch auf Seenotrettung nicht möglicherweise nur dann besteht, wenn man die Notlage nicht selbst herbeigeführt hat.

Ja, sie wird gute Anwälte brauchen. Nun gut. Genug Geld scheint ja nun vorhanden zu sein, um gute Anwälte bezahlen zu können.

https://www.vesselfinder.com/vessels/SEA-WATCH-3-IMO-7302225-MMSI-244140096

Die Seawatch 3 war wohl am 12.06. in Bouri, Libyen. Das Schiff ist Baujahr 1972 ( Offshoreversorger)  und hat eine maximale Geschwindigkeit von 10 Knoten. Also alles andere als ein Vergnügungsdampfer.
https://de.wikipedia.org/wiki/Sea-Watch_3

Allerdings
Am 12. Juni 2019 barg die Sea Watch 3 53 Menschen vor Libyen. 11 Personen wurden aus medizinischen Gründen an Land gebracht, die übrigen 42 blieben an Bord, während das Schiff vor Lampedusa ohne Erlaubnis zum Einlaufen in Warteposition blieb.

Hier könnte Rackete Probleme bekommen, denn wenn es bei 11 zumutbar war, sie an Land zu bringen( wohl in Bouri, Libyen), dann hätten vermutlich auch die 42 Verbleibenden dort an Land gehen können.
Nun gut, Bouri ist die Bezeichnung für ein Ölfeld.
https://en.wikipedia.org/wiki/Bouri_Field

Gut möglich, dass man die Übrigen dort nicht von Bord gelassen hat. Bleibt zu klären, warum Lampedusa und nicht Tripolis, wobei die Distanz in etwa gleich ist.

Wie eingangs gesagt, sie wird gute Anwälte brauchen.

Was Salvini allerdings unerwähnt lässt, ist, das in den 2 Wochen laut Daten des italienischen Innenministeriums 312 Menschen illegal nach Italien gekommen sind.
https://www.tagesschau.de/ausland/schlepper-mittelmeer-101.html

Kurz, das Ganze ist eine reine populistische Luftnummer.
[close]

Zur Einordnung:
Die Sea Watch 3 hat die 53 Personen ca. 47 Seemeilen vor Zawiya augenommen. Von der libyischen Küstenwache wurde sie dann zur Anlandung zum Hafen von Tripolis beordert. Dieser Order kam die Sea Watch 3 nicht nach und steuerte nordwärts Richtung Lampedusa. Tunesien und Malta sollen eine Einfahrt in ihre Häfen verweigert haben.
16 Seemeilen vor den italienischen Hoheitsgewässern hat die Sea Watch 3 gestoppt und auf die Freigabe zur Einfahrt nach Lampedusa gewartet.
In dieser Zeit hat die italienische Küstenwache mehrmals Personen (Frauen, Kinder unter 12 Jahren, Kranke) von der Sea Watch 3 übernommen und nach Lampedusa ins Krankenhaus verbracht.
Insgesamt hat die Sea Watch 3 ungefähr 14-15-16 Tage vor Lampedusa gewartet bevor Carola Rackete selbstständig in den Hafen einfuhr.
Im Hafenbecken soll ein Schlauchboot der italienische Küstenwache um die Sea Watch 3 gekreist sein und war auch zwischen der Kaimauer und dem Schiff.

Zitat
Seerecht ist nicht immer einfach
Ja, das sagt unsere Kundschaft doch auch dauernd. Irgendwas muss also dran sein.
Zitat
Die Seawatch 3 war wohl am 12.06. in Bouri, Libyen. Das Schiff ist Baujahr 1972 ( Offshoreversorger)  und hat eine maximale Geschwindigkeit von 10 Knoten.
Umso interessanter, wie es da zu einer Kollision kommen konnte.
Naja, als alter Segler kann ich sagen, dass die Geschwindigkeit im Hafenbecken bei Zusammenstößen weniger maßgeblich ist als die Manövrierfähigkeit. Je größer und schwerer ein Schiff, desto  langsamer reagiert das Steuer des Schiffes, gerade bei niedrigen Geschwindigkeiten. Ich empfehle hier den "Landratten" einfach mal im Urlaub an der Küste abend ein wenig Hafenkino anzuschauen. Beobachtet die Segler mit ihren Yachten mal beim Anlegen. Alternative sind Hafenrundfahrten in Hamburg (HVV-Schiffbuslinie 25/26), Rotterdam, Antwerpen bei den ganz großen Pötten. Teilweise meint man, dass die sich gar nicht bewegen und nach 30 Minuten sind sie um 180° gedreht worden.
Das Problem hier ist wohl die Tatsache, dass das Schlauchboot der italienischen Küstenwache zwischen Kaimauer und Sea Watch 3  irgendwann einfach zusammengequetsch worden wäre.
Das könnte man sich als fahrlässig/vorsätzlich (?) Gefährdung auslegen.

Man kann natürlich auch fragen, warum Sea Watch 3 nicht in Tunesien die Einfahrt erzwungen hat. Aber das finde ich wirklich sehr nachrangig.
Oder weitergefahren ist, nach Frankreich, Spanien, Griechenland, Zypern beispielsweise... aber auch Sea Watch 3 verfolgt eine gewisse Politik.
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Re: Carola Rackete
« Antwort #17 am: 1. Juli 2019, 13:29:36 »
Nunja, Seerecht hat ein ganz anderes Problem und das ist schlicht, dass es davon lebt "einfach akzeptiert" zu werden. Es gibt meines Wissens keine höhere Autorität oder Staatsmacht welche explizit über das Seerecht "wacht".
Es gibt eben Verträge welche die Unterzeichner zur Einhaltung anhalten und im Zweifel kann eine Nichteinhaltung eben diplomatische Konsequenzen haben mehr nicht.
Im Normalfall ist es günstig sich daran zu halten da sich dann auch die Anderen verpflichtet fühlen und so meine Rechte auch gewahrt sind.
(am Rande möchte ich hier noch erwähnen, dass die Berufung auf rein theoretisches nicht aber praktisch umgesetztes oder aktiv genutztes Recht auch ein typisches Verhalten unserer staatsverweigernden Kundschaft ist)

Ich selbst finde das Flüchtlingsthema im Mittelmeer durchaus schwierig und bin hier zwiegespalten.
Einerseits bin ich für Rettung von Menschen ebenso wie dafür, dass man sie nicht in Flüchtlingscamps zurückschickt die weit entfernt von Menschenrechten sind.
Anderseits stört mich schon, dass man durch diese aktive Form der Seenotrettung es den Schleppern ermöglicht schnell, einfach und risikolos Geld zu verdienen.
Auch verstehe ich die Italiener durchaus, dieses Flüchtlingszeug belastet deren schwachen Haushalt zusätzlich und durchaus in einem erheblichen Rahmen.

Das Problem ist, dass mir außer der langfristigen und aufwenigen Ursachebekämpfung auch keine bessere Lösung für das Problem einfällt als die Flüchtlinge von hoher See zu retten und in den nächsten Hafen zu bringen wo eine Einhaltung der Menschenrechte sichergestellt ist.
Trotzdem bereitet es mir große Sorgen, dass wir damit hochgradig kriminelle Organisationen massiv unterstützen! Die einzige Möglichkeit wäre es die Schlepper unnötig zu machen wäre es die Flüchtlinge quasi gezielt und zu geringen Kosten nach Europa zu holen (das dürfte aber kaum der Bevölkerung zu erklären sein) und eine Ursachebekämpfung wird erst in Jahren, wenn nicht gar Jahrzehnten Wirkung zeigen.
« Letzte Änderung: 1. Juli 2019, 14:36:46 von Schattendiplomat »
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Re: Carola Rackete
« Antwort #18 am: 1. Juli 2019, 14:37:53 »
Zitat
In die Wunde der fehlenden konstruktiven Flüchtlingspolitik der Mitgliedsstaaten der EU schütten sie durch ihre Aktionen massig Salz hinein. Gut so!
das ist richtig

Zitat
aber auch Sea Watch 3 verfolgt eine gewisse Politik
das allerdings auch.

Zu klären bleibt, ob der Hafen von Tripolis zum gegebenen Zeitpunkt sicher genug war, Schiffbrüchige aufzunehmen, oder nicht.

Die Erklärung der Seawatch 3 ist aus menschlicher Sicht sicherlich richtig, allerdings könnte es aus rechtlicher Sicht Probleme geben.


Salvini hat den Fall dazu genutzt, um den starken Mann zu markieren ( während gleichzeitig 312 Menschen via Schlepperkanälen in Italien gelandet sind, von denen, die untertauchen konnten, ganz zu schweigen). typisch populistisches Gehabe.

Am eigentlichen Problem, nämlich den im Vergleich miserablen Lebensbedingungen in Afrika, die erst zur Flucht führen, ändert das leider nichts.
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Re: Carola Rackete
« Antwort #19 am: 1. Juli 2019, 14:40:19 »
Off-Topic:
Es gibt meines Wissens keine höhere Autorität oder Staatsmacht welche explizit über das Seerecht "wacht"
https://de.wikipedia.org/wiki/Internationaler_Seegerichtshof
« Letzte Änderung: 1. Juli 2019, 14:42:23 von Tuska »
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Re: Carola Rackete
« Antwort #20 am: 1. Juli 2019, 15:40:05 »
...

Zu klären bleibt, ob der Hafen von Tripolis zum gegebenen Zeitpunkt sicher genug war, Schiffbrüchige aufzunehmen, oder nicht.

...

Libyen dürfen sie nicht anfahren. Libyen ist kein sicheres Herkunftsland. Es ist ein „failed state“, in dem grausame Menschenrechtsverletzungen stattfinden und lokale Warlords die so genannte „Küstenwache“ kontrollieren. Das, was dort so bezeichnet wird, ist alles andere, aber keine Küstenwache in unserem Sinne, also eine staatliche Einrichtung. Das Völkerrecht verbietet eine Fahrt nach Libyen. Abgesehen davon, dass die Retter sich dadurch in direkte Lebensgefahr begeben.

Die einzige andere Option außer der EU ist Tunesien. Und es ist illegal, Schutzsuchende nach Tunesien zu bringen. Tunesien hat kein funktionierendes Asylsystem und nimmt derzeit keine Flüchtlinge auf. Wer Schutzsuchende nach Tunesien bringt, wird verhaftet. Damit fällt diese Option auch aus. Abgesehen davon, hat die EU die Seenotretter dazu erpresst, den Code of Conduct zu unterschreiben. Darin verpflichten sie sich, die Schutzsuchenden in die EU zu fahren. Die NGOs hatten sich dagegen erfolglos gewehrt.

Wie schon gesagt wurde, macht diese Aktion die eigentlich nicht vorhandene Flüchtlingspolitik der EU sichtbar.

Noch nichtmal in Deutschland gibt es ein Einwanderungsgesetz.
Obwohl sonst alles mögliche in DE gesetzlich geregelt ist.
Ein solches war eigentlich im "Nikolauskompromiss" vom 6.Dezember 1993 (!) verabredet worden, aber bisher mogelt man sich drumrum.

Die einen wollen nicht definiert haben, wer aufgenommen wird.

Und die anderen wollen nicht definiert haben, wer abgewiesen wird.

Es leuchtet also ein, daß dies nicht auf dem Rücken einer Kapitänin ausgetragen werden sollte.

Maas hat auch wieder gut quaken.
Von wegen Italien sollte und so.
Aber so richtig beitragen zur grundsätzlichen Lösung will er wohl auch nicht.
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Re: Carola Rackete
« Antwort #21 am: 1. Juli 2019, 16:01:08 »
 
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Re: Carola Rackete
« Antwort #22 am: 1. Juli 2019, 16:57:47 »
Das hier könnte die Spezialisten für Seerecht in den asozialen Medien arg verunsichern:


Zitat
Staatsanwalt beantragt Ausweisung von Carola Rackete

Die italienische Staatsanwaltschaft fordert die Ausweisung der Kapitänin des Seenotrettungsschiffes „Sea-Watch 3“, Carola Rackete. „Wahrscheinlich kommt sie heute frei“, bestätigte ein Sprecher der Seenotretter dem RedaktionsNetzwerk Deutschland.

Agrigent/Berlin
Der italienische Staatsanwalt Luigi Patronaggio hat eine Ausweisung der „Sea-Watch“-Kapitänin Carola Rackete gefordert – das würde die Aufhebung des Hausarrests gegen die 31-Jährige bedeuten. Ein „Sea-Watch“-Sprecher bestätigte den Antrag der Staatsanwaltschaft gegenüber dem RedaktionsNetzwerk Deutschland (RND) am Montagnachmittag. „Es ist wahrscheinlich, dass Caro freikommt. Genaueres wissen wir aber noch nicht“, sagt er.

Die Kapitänin des Seenotrettungsschiffs „Sea-Watch 3“ war am Montag von italienischen Behörden auf die sizilianische Hauptstadt Agrigent gebracht worden. Dort wurde sie dem Untersuchungsrichter Alessandra Vella vorgeführt, der über eine Fortsetzung ihres Hausarrests entscheidet. Mit dabei waren ihr Anwalt und ein Dolmetscher. Die Behörden werfen Rackete Beihilfe zur illegalen Einreise vor, wegen Verstoßes gegen die Schifffahrtsordnung droht ihr eine Haftstrafe zwischen drei und zehn Jahren. Die Bundesregierung unterstrich am Montag, „dass wir zu einem geregelten und transparenten Verfahren kommen wollen“, wie die stellvertretene Regierungssprecherin Martina Fietz sagte. Ein Sprecher von Bundesinnenminister Horst Seehofer (CSU) erklärte, man sei nicht zufrieden mit der derzeitigen Situation.

Die aus Hambühren bei Celle stammende Rackete war in der Nacht zum Sonnabend mit 40 Flüchtlingen an Bord und nach zwei Wochen vergeblichen Bittens zur Landung ohne Erlaubnis der italienischen Behörden in den Hafen von Lampedusa eingelaufen. Die Migranten durften an Land. Mehrere EU-Länder hatten zuvor deren Aufnahme angeboten, darunter auch Deutschland.
https://www.kn-online.de/Nachrichten/Politik/Staatsanwalt-beantragt-Ausweisung-von-Carola-Rackete
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Re: Carola Rackete
« Antwort #23 am: 1. Juli 2019, 17:19:51 »
Mal ein Link zum Seerecht des Wissenschaftlichen Dienstes des BT:

Daraus interessant

Zitat
Das SOLAS-Übereinkommen nimmt ferner eine grundsätzliche Zuordnung der Zuständigkeit
vor. Danach ist der Staat, in dessen Rettungszone die Schiffbrüchigen gerettet wurden, primär
dafür zuständig, die Zusammenarbeit und Koordination sicherzustellen, um die Überlebenden
von dem Schiff zu übernehmen und an einen sicheren Ort zu bringen.
Die Richtlinien zur Behandlung von aus Seenot geretteten Personen bestimmen dabei die
Verantwortlichkeit für die Bereitstellung eines „sicheren Orts“: „The responsibility to provide a
place of safety, or to ensure that a place of safety is provided, falls on the Government responsible
for the region in which the survivors were recovered.“

Also, Da meines Wissens die 200 Meilen Zone für die Seenotrettung ausschlaggebend ist, wäre das hier Libyen. Libyen hatte also die Aufgabe, einen Hafen zuzuweisen. Das ist erfolgt.

und

Zitat
Eine Verpflichtung des Küstenstaates, die Geretteten in sein Staatsgebiet aufzunehmen, ergibt
sich aus dieser Verantwortlichkeit allerdings nicht.10 Der Kapitän kann somit zwar die Entscheidung
treffen, einen bestimmten Hafen anzusteuern, um die geretteten Personen dort auszuschiffen.
Die Entscheidung, ihm dort die Ausschiffung zu gestatten, trifft aber allein der betroffene
Küstenstaat.

Hier ist mit Küstenstaat wohl auch Libyen gemeint. Man kann es allerdings auch auf Italien anwenden. Die Italiener waren nicht verpflichtet, die Flüchtlinge aufzunehmen.

My two cents

- Die Seawatch 3 hat Flüchtlinge aus Seenot gerettet. Hierzu meine volle Zustimmung.
- Die Seawatch 3 hat sich geweigert, die Flüchtlinge nach Libyen zu bringen. Verständlich im Hinblick auf die dortige Lage. Allerdings ist hier die Frage, was man denn unter einem "place of safety" versteht. Tripolis ist sicher nicht so sicher wie Oberammergau, aber immer noch sicherer als ein löchriges Schlauchboot. Ertrinken kann man dort nicht.
- Die Seawatch 3 hat sich entschlossen, Lampedusa anzulaufen. Gut, wenn ausser Libyen alles zu ist, ist alles Wieder offen. kann man so sehen. Nur warum sich mit den Italienern anlegen, wenn man sich auch mit den Maltesern anlegen kann. Die sind kleiner und schwächer als Italien.
- Man hat 14 Tage vor Lampedusa gelegen. In der Zeit hätte man mit Sicherheit auch andere Häfen anlaufen können. Mit 10 Knoten benötigt man von Tripolis nach Sizilien einen Tag. Man möge die Strecke 14 mal verlängern und einen Kreis ziehen. Da ist man fast in Frankreich oder auf Korfu. Die Durchfahrt durch italienische Gewässer können die Italiener nicht verbieten. Nur das Einlaufen in einen italienischen Hafen.
- Dann hat man sich die Einfahrt in Lampedusa erzwungen. Das ist und bleibt ein Rechtsbruch.

Beide Seiten haben es auf eine Konfrontation ankommen lassen. Nur ging es beiden Seiten bei dieser Konfrontation nicht mehr nur um die Flüchtlinge, sondern mehr und mehr um ein politisches Statement. Und hier bekommt die Sache einen fahlen Beigeschmack. Man bekommt den Eindruck, Seawatch hätte die Flüchtlinge für seine politischen Ziele instrumentalisiert. kann man machen, wenn man keinen anderen Weg sieht, aber es bleibt fragwürdig.

Das einzig Positive ist, dass sich die EU jetzt mit dem Thema beschäftigen MUSS!!
« Letzte Änderung: 1. Juli 2019, 17:45:22 von mork77 »
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Re: Carola Rackete
« Antwort #24 am: 1. Juli 2019, 17:21:57 »
https://rp-online.de/panorama/ausland/sea-watch-vater-von-kapitaenin-carola-rackete-ist-stolz-auf-seine-tochter_aid-39797331

Zitat
Auch in der Sache unterstützt Ekkehart Rackete seine Tochter. „Ich bin durchaus stolz. Sie hat das getan, was getan werden musste“, sagte er. Carola sei nach reiflichen Überlegungen vor drei Wochen nach Malta aufgebrochen, um die „Sea-Watch 3“ zu übernehmen. „Sie war sich der Tragweite bewusst und hat vorher Kontakt mit einer Rechtsanwältin aufgenommen.“ Seine Tochter wisse immer genau, was sie tue, sie sei geradlinig und analytisch: „Die geht nicht mit Sandalen auf den Mount Everest.“
 
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Re: Carola Rackete
« Antwort #25 am: 1. Juli 2019, 17:44:52 »
Wenn sie jetzt ausgewiesen und also freigelassen würde, dann wäre das für mich zwar die zweitbeste Lösung, aber immer noch besser als nix.

Und immerhin ein weiterer Schlag ins Gesicht der Hater, die sie für einen zweistelligen Jahresbetrag ins Gefängnis schicken wollen.

Und die Gesetze vorschieben, wenn sie eigentlich Leute ersaufen sehen wollen.

Für die war die gesammelte Summe schon eine Niederlage, weil die Leute nicht nur passiv an ihren heimischen Computern saßen, sondern aktiv geworden sind und gespendet haben.

Insofern kann man also mit der Freilassung leben.   ;)
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Re: Carola Rackete
« Antwort #26 am: 1. Juli 2019, 19:41:45 »
Trixi Storchenbein hat dann auch noch eine Meinung noch die Notwendigkeit gesehen rechtspopulistisch das Ganze ausschlachten zu wollen.

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An Rüdiger Hoffmann: Der Faschist sagt immer, da ist der Faschist  (in Anlehnung an die Signatur des geschätzten MitAgenten Schnabelgroß)

Wir kamen
Wir sahen
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Re: Carola Rackete
« Antwort #27 am: 1. Juli 2019, 19:48:06 »
ich wiederhole mich: Frau von Storch ist strunzdumm.
«Die Dummheit hat aufgehört, sich zu schämen»
 
(Psychiaterin und Gerichtsgutachterin Heidi Kastner)
 
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Re: Carola Rackete
« Antwort #28 am: 1. Juli 2019, 19:53:35 »
Zumindest hält sie ihre Parteigänger dafür. Und hat damit nicht unrecht.
 
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Re: Carola Rackete
« Antwort #29 am: 1. Juli 2019, 20:11:57 »
Du hast keinen Anstand und keine Ehre? Du liebst es, andere Menschen für dumm zu verkaufen? dann komm zu uns!!

AfD
Die Erfahrung lehrt uns, dass Liebe nicht darin besteht, dass man einander ansieht, sondern dass man gemeinsam in gleicher Richtung blickt.
Antoine de Saint-Exupéry (1900-44), frz. Flieger u. Schriftsteller
 
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