Mir kommt es so vor, als ob inzwischen vielen Menschen die Welt zu komplex geworden ist.
Ein erlernter Beruf ist nicht mehr das, was er früher war, als man z. B. Maurer lernte und sich dann im Laufe des Lebens nur noch wenig änderte. Heutzutage gibt es doch kaum noch Berufe, in denen man nach fünf Jahren ohne Weiterbildung noch up to date ist.
Früher waren die "Russen" die Bösen, die "Amis" die Guten - oder umgedreht, egal, es gab klare Fronten. Das war einfach und verständlich. Das ist vorbei, die weltpolitischen Blöcke wie früher gibt es so nicht mehr und zwischenstaatliche Beziehungen unterliegen einem immer häufigerem Wandel.
Dann gibt es dieses Internet. Viele verstehen eigentlich nicht, wie es funktioniert, was es wirklich ist. Alles ist schrecklich kompliziert und schnell geworden und man fühlt sich klein und hilflos.
Dieses Internet liefert aber auch "die Lösung" - zum Beispiel eben "Enthüllungen" über die Bösartigkeit von Impfungen. Und mit diesem exklusiven Wissen kann der ansonsten mit dem Erfassen des Weltgeschehens überforderte Mensch sein Selbstbewusstsein aufpäppeln. Plötzlich glaubt er mehr als andere zu wissen und kann sein Selbstbewusstsein stärken. Überlegenheitsgefühle sind so toll, dass Zweifel und Zweifler beiseite geschoben werden.
So stelle ich mir als Laie prinzipiell den Mechanismus vor, mit dem Menschen zu Impfgegnern, Flacherdlern und Reichsbürgern werden - und auch bleiben, egal wie stark die Gegenargumente auf sie einhämmern.