Autor Thema: Der Streit über die Abstimmung zur Abspaltung Kataloniens spitzt sich zu  (Gelesen 5922 mal)

0 Mitglieder und 1 Gast betrachten dieses Thema.

dtx

  • Gast
https://de.nachrichten.yahoo.com/verfassungsgericht-kippt-katalanisches-abspaltungsgesetz-123811801.html

Zitat
Madrid (dpa) - Der Konflikt um Kataloniens Abspaltung von Spanien spitzt sich zu. Knapp drei Wochen vor dem von der Regionalregierung in Barcelona angesetzten Unabhängigkeitsreferendum wies die Staatsanwaltschaft die paramilitärische Zivilgarde und auch die katalanische Polizei an, die Volksbefragung zu verhindern.

Die Beamten sollen danach notfalls am 1. Oktober auch Urnen und Wahlmaterial beschlagnahmen.
...

Der Madrider Justizminister Rafael Catalá räumte am Dienstag ein, am 1. Oktober könne es zu «Auseinandersetzungen» auf den Straßen kommen. «Einige sind daran interessiert, ein Kriegsklima zu schaffen und Konflikt und Aggressivität zu schüren», sagte er.

Zur Frage, ob Artikel 155 der Verfassung Anwendung finden könnte, der es der Zentralregierung erlaubt, in einer Region einzugreifen, wenn deren Regierung gegen Bestimmungen des Grundgesetzes verstößt, meinte Catalá: «Das ist ein Instrument, auf das man unter gewissen Umständen zurückgreifen kann.»
...

Ich halte schon den Gedanken für ein Spiel mit dem Feuer. Wir können alle zusammen froh sein, daß es 1989 in Leipzig Befehlsverweigerungen gab ...
« Letzte Änderung: 12. September 2017, 19:56:03 von dtx »
 
Folgende Mitglieder bedankten sich: Pantotheus, Pirx, Schnabelgroß

Offline Schnabelgroß

  • Prinz von Sonnenstaatland
  • *****
  • Beiträge: 5672
  • Dankeschön: 27192 mal
  • Karma: 865
  • Referat Informationswiederbeschaffung
  • Auszeichnungen Ein einzigartiger Award der nur für beteiligte der Plakataktion verfügbar ist. Auszeichnung für 1000 Beiträge Liefert Berichte von Reichsdeppenverfahren für das SonnenstaatlandSSL Autor im Sonnenstaatland-Wiki Dieser Benutzer hat dem Sonnenstaatland besondere Dienste erwiesen!
    • Auszeichnungen
"Der katalanische Separatismus – eine
Herausforderung für die Einheit Spaniens"

KONRAD-ADENAUER-STIFTUNG
AUSLANDSBÜRO SPANIEN
"Der Kaufhausdieb ruft immer: Haltet den Kaufhausdieb!" Kaufhausdieb Rüdiger
 
Folgende Mitglieder bedankten sich: Evil Dude


Herr Dr. Maiklokjes

  • Gast
Also die Katalanen versuchen sich zumindest irgendwie von einem existierenden Staat zu separieren und nicht einen existierenden zu verleugnen und einfach einen Neuen zu gründen, welcher dann, wohl gemerkt, den Vorläufer des Nicht-Existierenden wieder auferstehen lässt und dessen Rechtsnachfolger ist, bzw. wäre.
Oder so.
Sprich, wenn Rüdi als Katalone und in Barcelona rumfaselen würde, hätte Kapitän Jack Sparrow damals persönlich Rüdis Goldgaleeren versenkt.
Oder so.
Womit der Kreis zu der Piratenmütze gezogen wäre.
Jetzt hab' ich aber wirklich ein Knoten im Hirn, ei‘ das wird dauern... 
« Letzte Änderung: 20. September 2017, 22:42:03 von Herr Dr. Maiklokjes »
 

Offline BlueOcean

  • Souverän
  • *
  • Beiträge: 9016
  • Dankeschön: 34863 mal
  • Karma: 1389
  • Proud maritime merchandise
  • Auszeichnungen Für unerschütterlichen Kampf an forderster(!)  Front Liefert Berichte von Reichsdeppenverfahren für das SonnenstaatlandSSL Dieser Benutzer hat dem Sonnenstaatland besondere Dienste erwiesen! Der Träger dieses Abzeichens war im Außendienst! Geheimnisträger, Sir!
    • Auszeichnungen
Die Region in der 1936 der kurze Sommer der Anarchie stattfand ist trotz der von Franco verordneten und mit Brachialgewalt durchgesetzten Friedhofsruhe nie wirklich glücklich geworden. Die Katalanen haben von Beginn an mit neuen Verfassung gehadert und nicht nur sie sind der Meinung, dass dieses Dokument ein paar schwerwiegende Webfehler enthält, die sich leider kaum beheben lassen.

Es geht um Macht, um wirtschaftliche Interessen, um Respekt sowie um Eitelkeiten. Es ist oft - von beiden Seiten - ein Spiel mit dem Feuer und ein Kampf mit harten Bandagen. Für die Katalanen geht es im Zweifel letztlich um ihre Identität und ihr Selbstverständnis. Wohingegen Spanien die durchaus berechtigte Sorge umtreibt, dass sich der Staat in seine Bestandteile auflösen könnte wenn so ein Beispiel der Katalanen Schule machen würde.
"Teurer als die bittere Wahrheit ist uns der erhabene Wahn." (Alexander Puschkin)
 
Folgende Mitglieder bedankten sich: Evil Dude

dtx

  • Gast
Die Parallele in unserer Kundschaft ist dabei allerdings nicht Rüdi, sondern das Krankenhaus am Rande der Tomatenplantagen.
 

Offline kairo

Wohingegen Spanien die durchaus berechtigte Sorge umtreibt, dass sich der Staat in seine Bestandteile auflösen könnte wenn so ein Beispiel der Katalanen Schule machen würde.

Länder wie Spanien und Frankreich waren eben von jeher als straff organisierte Zentralstaaten angelegt. Trotz einiger Versuche mit Regionalisierung in den letzten Jahrzehnten fürchten sie sich vor einem föderalistischen Staat wie bei uns. Dabei funktioniert das bei uns ja recht gut, nur haben wir ganz andere historische Erfahrungen.

Das geht am Ende bis zu dem Gegensatz zwischen dem konsequent von oben nach unten durchorganisierten Römischen Reich und den germanischen und gallischen Stämmen, die zwar eng vernetzt, aber voneinander unabhängig und nie einer Zentralregierung unterworfen waren. Als Arminius nach seinem Sieg über die Römer König der Germanen werden wollte, hat jemand aus seiner Verwandtschaft ihn umgebracht.
 

Offline BlueOcean

  • Souverän
  • *
  • Beiträge: 9016
  • Dankeschön: 34863 mal
  • Karma: 1389
  • Proud maritime merchandise
  • Auszeichnungen Für unerschütterlichen Kampf an forderster(!)  Front Liefert Berichte von Reichsdeppenverfahren für das SonnenstaatlandSSL Dieser Benutzer hat dem Sonnenstaatland besondere Dienste erwiesen! Der Träger dieses Abzeichens war im Außendienst! Geheimnisträger, Sir!
    • Auszeichnungen
Länder wie Spanien und Frankreich waren eben von jeher als straff organisierte Zentralstaaten angelegt. Trotz einiger Versuche mit Regionalisierung in den letzten Jahrzehnten fürchten sie sich vor einem föderalistischen Staat wie bei uns. Dabei funktioniert das bei uns ja recht gut, nur haben wir ganz andere historische Erfahrungen.

Ich denke, dass beide Systeme ihre Vor- und Nachteile haben. Das wesentliche Problem in Spanien ist aber, dass die (mangels demokratischer Traditionen nach der Franco-Diktatur schnell entworfene) Verfassung einige föderale Elemente enthält, die aber in etlichen Punkten vage sind und zu erheblichen Unausgewogenheiten geführt haben. So ist es kein Zufall, dass die früher stets so aufmüpfigen Basken, die sich nie als Spanier verstanden haben, dem Staat heutzutage weitgehend gelassen und positiv gegenüber stehen. Sie profitieren massiv von der ihnen zugestandenen Autonomie.

Die Katalanen haben aber trotz kultureller Autonomie einen wirtschaftlich viel schlechteren Deal bekommen und müssen wegen ihrer deutlich höheren Wirtschaftsleistung gewaltige Summen Richtung Madrid abführen. Dass ein so uneinheitlicher Teil-Föderalismus dauerhaft schwer aufrecht zu erhalten ist, kann man sich vorstellen. (Deutschlands wesentlich einheitlicherer Länderfinanzausgleich ist nichtsdestotrotz auch immer wieder gern ein Streitthema.)
"Teurer als die bittere Wahrheit ist uns der erhabene Wahn." (Alexander Puschkin)
 

dtx

  • Gast
http://diepresse.com/home/ausland/aussenpolitik/5289758/Vor-Referendum_Spaniens-Armee-verlegt-Panzer-nach-Katalonien

Zitat
Twitter-Bilder zeigen Schützenpanzer, die auf Tiefladern in die aufrührerische Region gebracht werden. Spaniens Streitkräfte sollen für eine Intervention in Katalonien im Falle eines Ja bei der Sezessionsabstimmung am 1. Oktober bereit sein.
 

Offline Reichsschlafschaf

  • Souverän
  • *
  • Beiträge: 18338
  • Dankeschön: 60077 mal
  • Karma: 600
  • Auszeichnungen Auszeichnung für 15000 Beiträge Auszeichnung für 10000 Beiträge Auszeichnung für 1000 Beiträge Wertvolle Beiträge! Schon 100 "Danke" erhalten Auszeichnung für 750 Beiträge
    • Auszeichnungen
Walther Bernecker dazu:


Zitat
Die Europäische Union hat den Konflikt lange ignoriert. Verbinden wir Spanien zu sehr mit Sonne und Strand?
Nein, denn es war ja erst einmal eine innerspanische Angelegenheit. Ähnliches galt für Belgien oder Norditalien. Da hat sich die EU auch nicht großartig hervorgetan. Die EU hat aber den Katalanen immer widersprochen, als diese sagten: Wir wollen weg von Spanien, aber nicht raus aus der EU....


Das heißt, die Unabhängigkeitsbewegung streut den Leuten Sand in die Augen – so wie es Brexit-Befürworter getan haben?
Die Unabhängigkeit ist nicht durchdacht und nicht durchgerechnet und würde sehr problematisch werden. Es ist eigentlich eine Situation, in der beide Seiten nur verlieren können.
http://www.fr.de/politik/katalonien-es-wird-sehr-unschoene-bilder-geben-a-1356114?utm_campaign=Echobox&utm_medium=Social&utm_source=Facebook#link_time=1506165034
Merke: Es genügt natürlich nicht, dämlich zu sein. Es soll schon auch jeder davon wissen!

„Nur weil es Fakt ist, muß es noch lange nicht stimmen!“ (Nadine, unerkannte Philosophin)
 

Offline Schnabelgroß

  • Prinz von Sonnenstaatland
  • *****
  • Beiträge: 5672
  • Dankeschön: 27192 mal
  • Karma: 865
  • Referat Informationswiederbeschaffung
  • Auszeichnungen Ein einzigartiger Award der nur für beteiligte der Plakataktion verfügbar ist. Auszeichnung für 1000 Beiträge Liefert Berichte von Reichsdeppenverfahren für das SonnenstaatlandSSL Autor im Sonnenstaatland-Wiki Dieser Benutzer hat dem Sonnenstaatland besondere Dienste erwiesen!
    • Auszeichnungen
Dieses Thema in einem Beitrag von der "Deutsche Welle" von 2012...



...und von heute (arte)


"Der Kaufhausdieb ruft immer: Haltet den Kaufhausdieb!" Kaufhausdieb Rüdiger
 

dtx

  • Gast
Nach Berneckers Worten hat Rajoy 2010 - völlig unnötig - Feuer an eine Vereinbarung gelegt, die zumindest geeignet war, Ruhe einkehren zu lassen. Und jetzt sieht man, daß die Zentralregierung offenbar gar nicht daran denkt, mit den Katalanen irgendwie einig zu werden. Im Gegenteil, man scheint die unentschlossene bzw. für die staatliche Einheit eintretende knappe Hälfte der Katalanen auch noch gegen sich aufbringen zu wollen.
 

Herr Dr. Maiklokjes

  • Gast
Die Parallele in unserer Kundschaft ist dabei allerdings nicht Rüdi, sondern das Krankenhaus am Rande der Tomatenplantagen.
...Ähm, ja. Sorry ich war undifferenziert. Egal wie es ausgeht, hoffentlich ereilt den Katalanen nicht das Schicksal der Tomatenplantagerei.