Das ist ein besonders renitenter Verfasser erbaulicher Schriften. Denn wer zum Beispiel sein Traktat "GNADE FÜR ANGELA MASCH!!!" (nur echt mit drei Ausrufezeichen) zu lesen versucht, winselt bald selbst um die Gnade des seligen Vergessens.
Denklogisch beginnt sein Gnadengesuch mit der Betrachtung der Gemeinsamkeiten von Winnetou und Jesus Christus. Wobei eine Textzeile aus Wikipedia aus seiner Sicht belegt, dass auch Winnetou auferstanden sei (trotz Kenntnis von Karl May scheint er Winnetou für einen realen Charakter zu halten). Ihn beeindruckt die Entschlossenheit "bis zur Selbstaufopferung" und er zitiert wie Winnetou sich auf Old Shatterhand wirft, um ihn mit dem Körper vor Schüssen zu schützen.
Wobei die Parallele zum Heldenmut der Angela Masch hier schwer ersichtlich ist. Wenn ich mir vorstelle wie Angela sich auf die "von ihr geretteten" Kinder wirft, um sie mit ihrem Körper zu schützen, sehe ich eher das Erfordernis eines Notarztes als ein "Lebenselixier" aus Angst und Hoffnung. Daher wundert wenig, dass der Verfasser Angela in der überzeugenden Reihe von Heroen wie den Gladiatoren, Eddie the Eagle und Magneto sieht. (Wer zur Hölle ist Magneto? Gibt es den wirklich? Eine Comicfigur aus dem Marvel-Universum. Sic!)
Worauf der Verfasser dann überraschenderweise selbst die Frage stellt, die einen schon seit dem ersten Satz umtreibt:
"Was hat das nun mit dem Gnadengesuch zu tun?" Seine umfassende und ähnlich überraschende Antwort: "Weder Winnetou noch Jesus Christus winselten jemals um Gnade"
In der Folge wird aus Maschs Weigerung den Strafbefehl zu bezahlen ein heroischer Akt, der - sancto subito - nach Haftverschonung (und Grammatik) schreit: "Sie hätte den Prozess gegen sich ... zurückzunehmen abwenden können – aber aus Gewissensgründen verzichtete sie auf ihr eigenes Wohlergehen!"
So unbeugsam sieht der Verfasser sich auch selbst und verbittet daher für sich und die Masch kategorisch jegliche Fragen nach Vernunft oder Einsicht. Während er zugleich aber keine Hindernisse sieht, "um Gnade für die zu Unrecht Verfolgte zu bitten." Hä? Honk?
Auf einen wie auch nur immer gearteter Beleg dafür, dass Masch zu Unrecht verfolgt wird, wird großmütig verzichtet. Als "bekennender Christ Jesus" sind Argumente wohl nicht mehr erforderlich. Statt dessen wird nun über feinsinnige Unterschiede von "Gnade oder Gerechtigkeit" versus "Gnade und Gerechtigkeit" räsoniert. Woraus wenn "nun Richter zu Straftätern wurden" zwingend folgt: "Gnade vor Gerechtigkeit aus richterlicher Sicht!" Ja nun...
Aus der munter eingestandenen Unbedarfheit und Unkenntnis des Verfassers wird mit der Tatsache, dass die sechs Monate nicht zur Bewährung ausgesetzt wurden flugs ein "#Scheinurteil" zu dem ihm ernsthafte Zweifel gekommen sind. Wobei die richterliche Begründung, dass Frau Masch völlig uneinsichtig sei, ihn überhaupt nicht überzeugte. Und noch viel toller: Er hat der Richterin einen dreisten Brief geschrieben, der mit dem passenden Titel "LOL – Da wollte ich lachen!" beginnt. Und die unbotmäßige Richterin hat ihm "bis heute" nicht geantwortet. Unglaublich!
Deshalb muss nun noch weiter gefragt werden:
- Gibt es im Namen des Volkes Geheimurteile als Instrument der Einschüchterung Einzelner, die sich jeder Kontrolle entziehen?
- Gibt es eine Geheimkommunikation unter Richtern über geheime Scheinurteile im Namen des Volkes?
Irgendeinen Anhaltspunkt für seine Fragen nennt er aber nicht. Und zuletzt fällt ihm wieder ein, was er eigentlich schreiben wollte: "Ich schickte deshalb der Bitte um Gnade noch die Bitte um Gerechtigkeit aus Richterperspektive in transparent gemachter Form voraus." Was immer das auch heißen soll. Und weil das alles natürlich noch lange nicht reicht: "Die Einzelheiten sind nachzulesen im 'Gnadengesuch.pdf'." Oh, nein! GNADE!!!