Das ist vielleicht die schwierigste ungelöste Frage im Zusammenhang mit dem KRD, über die viel spekuliert wurde.
Schon immer wurde zumindest von einigen Mitforisten vermutet, dass von den "verschwundenen" Geldern einiges abgezweigt und irgendwie "gebunkert" worden sei. Dafür spricht u. a., dass in der Vergangenheit immer wieder Bargeld vorhanden war, wenn es eine Geldstrafe zu bezahlen galt, um Ersatzhaft abzuwenden. Legendär ist diesbezüglich der Auftritt in Hof.
Weiter gibt es Hinweise darauf, dass zumindest ein Konto auf einer Bank im Ausland existiert. Möglicherweise ist dieses inzwischen blockiert worden. Welche Summe dort lagert, wer der Kontoinhaber und wer eventuell weitere Zugriffsberechtigte sind, ist unbekannt.
Abgesehen von der Existenz von Auslandskonten, die bisher weitgehend hypothetisch blieben, fällt aber die ausgedehnte Bargeldwirtschaft auf, die auch in den Gerichtsverhandlungen bestätigt wurde. Fatzke selbst hatte einen Tresor, von dem es auch Aufnahmen gibt. Auch Edelmetall wurde in einem gewissen Umfang gefunden. Das plötzliche Auftauchen von Bargeld zur Begleichung von Geldstrafen habe ich bereits erwähnt. Interessant ist die zeitliche Koinzidenz zwischen einer lautstarken Haftbeschwerde Fatzkes und den sich verdichtenden Anzeichen einer bevorstehenden Räumung des Geländes am Heuweg. Das weckte den Verdacht, dass am Heuweg womöglich Bargeld versteckt sein könnte oder doch wenigstens etwas, was als "Schlüssel" zu weiteren Geldern dienen könnte. Indessen bleibt dies höchst spekulativ.
Fest steht jedenfalls, dass im Rumpf-KRD am Bahnhof die "Staatsflotte" die ganze Zeit über wohnen blieb und jedenfalls auch jetzt noch dort eine Anschrift unterhält. Zwei weitere namentlich bekannten KRDler erscheinen auch dort mit Anschrift. Das das Grundstück ebenfalls von einer Räumung bedroht ist, darf davon ausgegangen werden, dass dort bisher keine Mieten, Steuern u. dgl. bezahlt wurden, also unentgeltlich gewohnt wurde und Geld nur für den Lebensbedarf, aber nicht zum Wohnen benötigt wurde. Dafür scheint immer Geld vorhanden gewesen zu sein. Wo die übrigen KRDler geblieben sind, die zuvor am Heuweg wohnten, ist derzeit unbekannt.
Was ebenfalls auffiel und für das Vorhandensein von Geldbeträgen spricht, die nur versteckt sind, ist Fatzkes Verhalten vor Gericht: Zwar betonte er unermüdlich, alle fraglichen Beträge seien in "Strukturen" und "Sachwerte" geflossen. Seine diesbezüglichen Belege und Rechnungen sprachen allerdings immer fürs Gegenteil: Die Liegenschaften, die er anführte, waren von ihm offensichtlich mit überhöhten Werten angesetzt. Auch die angeblich erfolgten wertvermehrenden Erneuerungsarbeiten lassen sich nicht nachweisen, auch Anschaffungen für Baumaterialien, die für eine wirklich wertsteigernde Erneuerung notwendig gewesen wären, sind nirgendwo auszumachen. Hinzu kommt, dass die Liegenschaften nie vollständig bezahlt, sondern immer nur Anzahlungen geleistet wurden. Zwischen den tatsächlich vorhandenen Werten und nachgewiesenen Zahlungen klaffen somit erhebliche Lücken. Auch wenn die unglaubliche Misswirtschaft, die im KRD offensichtlich getrieben wurde, berücksichtigt wird, fällt es schwer zu glauben, dass von der Differenz zwischen den nachweislich eingenommenen Geldern und den nachgewiesenen Ausgaben bzw. vorhandenen Restwerten in Höhe von rund 1,3 Millionen EUR wirklich alles verschleudert worden sein sollte. Auf die Untauglichkeit und Unzulänglichkeit seiner Nachweise und Rechnungen angesprochen, antwortete Fatzke, der so gerne redet, meist gar nicht, sondern verstummte.
Nun ist denkbar, dass er a) selbst längst den Überblick verloren hat und also gar nicht fähig ist zu sagen, wohin die fraglichen 1,3 Millionen geflossen sind, dass er b) zwar genau darüber im Bilde ist, dass alles Geld verschleudert wurde, dies aber nicht zugeben will, oder aber eben dass er c) zumindest einen Teil dieser Summe für sich abgezweigt und versteckt hat, was er aber nicht eingestehen will, da er darauf hofft, nach seiner Haftentlassung auf dieses Geld wieder zugreifen zu können.