Kein großes Dennis, nicht mal Tischdennis, eher Taschenschach!
Es fing schon damit an, dass bei der Anreise eher kein Kaiserwetter, ja nicht einmal Oberstes-Souverän-Wetter herrschte. Und dann das Amtsgericht, ein runtergeranzter Altbau mit angeschlossenem Knast – Prinzip der kurzen Wege?
Die Verhandlung fand im sogenannten Deppentrakt statt, gleich wenn man rein kommt links – har har. Panzerglas und Polizisten mit MP gab es natürlich nicht. D. muss mal seine Abenteuerromane weglegen. Vor dem Amtsgericht werden Staatsschutzprozesse ja eher selten, d. h. nie, geführt. Eine Kontrollschleuse gab es, komplett mit abtasten, Schuhe ausziehen und Strumpfkontrolle. Alle mitgeführten Gegenstände mussten abgegeben werden, ein paar Zuschauer bekamen auf Nachfrage aber Papier und Justizbleistifte. Da es keine Anspitzer gab, war die Prozessdauer natürlich begrenzt, was heute aber keine Rolle spielte. Dazu bekam man noch ein nettes Platzkärtchen, ich hatte die 20. Einzelne Reichis beklagten lauthals, ihnen seien die Uhren abgenommen worden. Na ja, die waren sicher eh alle 1945 stehen geblieben.
Da einzeln mit Perso einzutreten war – immer eine Hürde für die Reichis – kam es zum Stau vor der Tür. Es durften ohnehin nur die zwanzig Pünktlichen rein – eine fast noch größere Hürde für unsere Kunden mit unregelmäßigen Zeitabläufen. Der Rest der Bagage musste an den Volksempfängern, öh, ich meine natürlich draußen warten.
Vor dem verschlossenen Saal gab es dann viel Mimimi. Das Verfahren sei intransparent, mehrere Richter hätten es abgelehnt, das Verfahren zu leiten und nur der „Hamburger Richter“, der sich dann später überraschend als Frau entpuppte, habe sich bereitgefunden. Überhaupt, in den USA müsste man leben, da könne man frei reden und es herrsche Kapitalismus – allerdings natürlich ohne großzügige Unterstützung unserer arbeitsscheuen Gesellen. Ob die wohl wissen, dass es da einen schwarzen Präsidenten gab?
In Deutschlang gäbe es dagegen 5 Strömungen, klar, genauso viel wie Himmelsrichtungen. Das wird wohl als die große „5-Strömungstheorie“ in die Geschichte eingehen.
Der Hauptredner mutmaßte weiter, die Presse säße bereits in Heerscharen im Raum, während wir hier warten müssten. D. habe den Staat schon Hunderttausende gekostet und Böhmermann Millionen verdient. Tja, Comedy ist nie umsonst!
Mit 20 Minuten Verspätung ging es dann rein in den Saal. Spione und Reichis setzten sich in bunter Reihe auf die zwei Bänke und warteten auf das große D.-Spektakel – warten verbindet eben. Die Hundertschaften der Presse waren offensichtlich schon gegangen. Zurück blieben, die Vorsitzende Richterin, der Staatsanwalt, der Protokollant, zwei Wachtmeister, die besten Rechtsanwälte Berlins, ein zusammengeschrumpfter Herrenmensch in seinem mausgrauen Anzug und eine miese Akustik. Deshalb wies die Richterin auch nett darauf hin, dass die Zuschauer sehr leise sein müssten, damit man überhaupt etwas verstehen könne – aber sagen sie das mal einem Reichi, die können sich weder vor noch im Saal benehmen. Da die Uniform des guten D. offensichtlich in der Wäsche war, war das kein besonders beeindruckendes Bild. Wir wurden auch nicht mit Heiliheilo oder so ähnlich begrüßt, sondern gar nicht.
Es gab noch den Zeugen W., beruflich gestraft mit solchen Sachen, der aber zunächst draußen Platz nehmen musste.
Die Aufnahme der Personalien war kurz und schmerzlos, Rufname D., Beschäftigung – öh nö, ab dem 01.10.2017 ein geplantes Studium der Psychologie an der Humboldt-Uni – ein böser Spötter hatte ja die Abdeckung von Eigenbedarf vermutet – und ledig. Die Richterin fragte dann nach Kindern, worauf D.: leider nicht – ich meine eher: zum Glück nicht.
Er finanziere sich durch Hartz4 – ach was – durch Spenden und seine Eltern würden ihn unterstützen. Die müssen ja mächtig stolz auf ihn sein! Mir erzählt jeder Reichi stolz, dass er vom verhassten Staat nichts annehme. Erst vor Gericht fallen dann die klitzekleinen Almosen ein, mit denen wir sie abspeisen.
Der Staatsanwalt durfte sodann die Anklagepunkte verlesen. Zum Glück hatte er wohl ein anderes Schriftstück als D., denn er hatte nur 6 statt 56 Punkte. Es kam so Reichi-Kleinkriminalität. D. scheint wie viele Reichis Probleme damit zu haben im Suff den rechten Arm unter Kontrolle zu halten. Bei jedem Punkt kam – peinlich, peinlich – „im Zustand verminderter Schuldfähigkeit“ zum § 86 dazu. Wenn das der Führer hören müsste! Na, zum Glück ist der ja schon heldenhaft an der Front gefallen. Eigentlich müsste es ja auch eher „im Normalzustand unserer Kundschaft“ heißen.
Neben den vier Armübungen kam noch 1 x Beleidigung von Jennifer Rostock und 1 x Beleidigung einer dunkelhäutigen Polizistin dazu.
Als die Richterin D. fragt, ob er sich zu den Vorwürfen äußern möchte, schlägt die große Stunde seines Anwalts. Eigentlich waren ja die besten Anwälte von Berlin angekündigt. Na, vielleicht standen die ja alle hinter einander und ich habe nur den vordersten gesehen. Der Anwalt kündigt zunächst mal einen Beweisantrag an. Offensichtlich hat D. ihm dazu etwas Schriftliches zugearbeitet, entsprechend wirr war die Räuberpistole. Er sei 2007 schon mal 10 Tage tot gewesen, kann ja mal passieren. Vielleicht wollte er damit auch nur „Gottes Sohn“, das Fitzelchen toppen. Nachdem er sich von seinem Tod leidlich erholt hatte, bekam er eine andere Krankheit, die sich durch die fehlende Unterstützung des Staates, dieser sorgte nicht für eine angemessene Ernährung, immer mehr verschärfte. Da sollte man vielleicht mal das eine oder andere Bierchen weglassen. Da sich die Krankheit verschlimmerte, musste D. quasi zwangsläufig und in bester Tradition von Göring zu gewissen Rauschmitteln greifen. Also, erst kein Glück gehabt und dann kam noch Pech dazu. Zumindest dafür hätte der Führer bestimmt Verständnis. Nach seinem vorübergehenden Tod habe er dann die Verschwörungstheorien für sich entdeckt.
Auch die Zuschauer hatten vollstes Verständnis und tatsächlich fiel der Satz „Hier wird ein Krüppel fertig gemacht!" Man, da hat er aber Glück, dass er heute lebt.
Der beste Anwalt von Berlin hatte wohl keinen großen Ehrgeiz den Vortrag zu ordnen. Das, die schlechte Akustik und das schnelle abspulen machten es sehr, sehr unverständlich –sorry, wenn ich mich da verhört haben sollte.
Die Begutachtung soll Prof. Kröber von der Charite durchführen. D. versprach, von der ärztlichen Schweigepflicht zu entbinden. Daraufhin gab es einen Beschluss zur Begutachtung und noch eine kleine Diskussion zwischen Richterin und Anwalt, ob es nun § 20 oder § 21 Strafprozessordnung sein dürfte. Der Anwalt scheint § 21 zu präferieren. Die paar Dankmark Fünzig streckt natürlich der böse Rechtsstaat vor und wird sie voraussichtlich nie wieder sehen.
Derweil saß D. wie ein Häufchen Restreich gebeugt da. Nach ca. einer Stunde war damit das Ende der peinlichen Veranstaltung erreicht und die enttäuschten Zuschauer strömten zu ihren Spinden. Erwartet hatten sie den ganz großen Auftritt, den deutschen Mann, den letzten Kämpfer für die Wahrheit und gegen dunkelhäutige Polizistinnen und nun? Ein Krüppel (Reichiwortwahl), einen erbrochenen Mann. Auch für mich war das ein schwerer Schlag. Erst weint das Fitzelchen vor Gericht und nun so etwas. Richtung Ausgang hob sich die Stimmung im gegnerischen Lager aber schon wieder etwas. Nun wurde getönt: Eine Kriegslist, so etwas ist doch erlaubt. Na, mal sehen was heute Abend so auf dem TTA07 läuft.
Zeuge W. wurde vorerst nicht mehr gebraucht und mit Dank entlassen – schade, den hätte ich gerne mal live erlebt.
Wie kann man den Tag zusammenfassen? Ich habe den Fernsehdienst Petersen gesehen. Peter Schmidt habe ich nicht gesehen, obwohl der da war und seinen Aggregatzustand wieder auf „etwas wohlbeleibt“ geändert hat. Der Reichsrest – geschenkt – mit denen kommen wir nicht mehr bis vor Moskau.
Gruß echt?