@Peter von Löwenstein Danke, sehr schön geschrieben!!!
Ich möchte dazu noch ergänzen:
Jedes Papier erhält seine Wirkung nur, wenn eine entsprechende Menge von Leuten daran glaubt.
Das ist bei Ausweisen nicht anders als bei Geld.
Zumindest in Europa hatte Papiergeld ja lange Zeit nur die Bedeutung einer Ersatzwährung für eine Gegenmenge Gold oder Silber. So gab es bis ins 20. Jahrhundert hinein Banknoten in Deutschland, auf denen stand "Zahlen Sie dem Überbringer dieser Banknote XXX Goldmark". Auch heute noch ist Geld (nicht mehr nur das Papiergeld) eine Frage des Glaubens der beteiligten Parteien an den Wert der Münzen/Scheine bzw. des Vertrauens darauf, dass man eine gewisse Gegenmenge an Waren oder Leistungen dafür erhält.
Ebenso ist es bei Ausweisen: Wenn ich jemanden nackt irgendwo aussetze und er nicht jemanden findet, der ihm vertraut oder der ihn kennt und für die Richtigkeit seiner Angaben bürgt, kann er nicht nachweisen, dass er XY ist. Das würde erst gehen, wenn irgendwann bei der Geburt eine DNA-Probe genommen und gespeichert wird.
Auch z.B. der gelbe Schein ist erst mal nur ein Stück Papier, an das man glauben kann oder halt auch nicht. Die Reichsjünger glauben daran, dass es das ultimative Dokument ist, aber gleichzeitig können sie es nicht benutzen, um sich irgendwo auszuweisen. Das ist auch das Dilemma - um sich dann ausweisen zu können, brauchen sie wieder einen Ausweis/Pass.
Und das Gegenbeispiel haben wir oben - auch ein CMAS-Tauchschein kann plötzlich als Ausweis gelten, wenn er in einer Situation X vom Kontrollierenden akzeptiert wird.
Auch die Frage nach "echt" oder "Fälschung" fällt in diesen Bereich. Ich kann "echte" Ausweisdokumente haben, die trotzdem nicht die Wahrheit über meine Person sagen. Beispiel: Es werden keine Ausweise mehr akzeptiert, die in den letzten Monaten in den vom IS besetzen Gebieten Syriens ausgestellt wurden, weil dort "echte" Blankopässe in die Hände des IS gefallen sind und zur Herstellung "falscher" Pässe benutzt wurden. Da ist einfach das Vertrauen in diese Ausweise weg und damit haben sie keinen Wert mehr, obwohl sie schön bunt und "echt" sind.
Wenn also ein Reichsbürger-Pass irgendwo akzeptiert wird, ist das ganz lustig für den Betreffenden. Ich bezweifle aber, dass er das flächendeckend schafft. Aber das Thema hatten wir ja schon.
Aus der Akzeptanz eines Ausweisdokuments resultiert wiederum nicht zwingend die Akzeptanz des Ausstellers. Man vertraut ja nur darauf, dass derjenige, der den Ausweis hat und dessen Bild ihm halbwegs ähnlich sieht, tatsächlich derjenige ist, dessen Angaben im Ausweis stehen und dass diese Angaben korrekt sind. Daher auch das Tralala der Reichsjünger mit der Staatsbürgerschaft - es ist erst mal nur eine Vermutung, dass z.B. die eingetragene Staatsbürgerschaft korrekt ist. Ein Beweis ist es nicht, denn dafür sind BPA und BRP ja gar nicht vorgesehen - sie sollen nur im nationalen bzw. internationalen Verkehr die Identität des Inhabers halbwegs zweifelsfrei nachweisen können.