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Man kann sich das natürlich "schönreden". Aber leider hat Correctiv.org seinem Anliegen mal wieder einen Bärendienst erwiesen, indem durch mangelnde Sorgfalt eine völlig unnötige Angriffsfläche geboten wurde, die ein versierter Anwalt wie Steinhöfel - hochgradiger Unsympath, aber kein Idi*ot - natürlich sofort ausnutzt.
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Stimmt. Steinhöfel hat aus dieser Gurke einen Honoraranspruch für zwei Instanzen zu Lasten der Prozeßgegner geholt, er hat also alles richtig gemacht.
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Bei Correctiv.org (und ähnlich auch der "Volksverpetzer") steht daher die Frage im Raum, ob diese Institution nicht mehr Schaden anrichtet als Nutzen stiftet. Wer sein Faktencheck-Gewerbe nicht professionell betreibt, sollte es lassen. Und bei Correctiv.org ist das ja nicht das erste Mal, dass "Faktencheck"-Fakten und Fakten faktisch nicht übereinstimmen.
Ganz so würde ich das nicht stehen lassen. Schließlich ging es ja gar nicht darum, ob die Einschätzung von Correctiv.org insgesamt gesehen unzutreffend, sondern darum, gegenüber wem (dem Publizisten und nicht den Verfassern des Offenen Briefes) was (falsche Behauptungen in der Einführung, künstlerische Freiheit beim Zitieren aus dem Dokument) zu kritisieren war.
Glaubt man der dpa, so bekommen die "Faktenchecker" von FB keine Vorgaben, was sie aufgreifen sollen. Also stand für Correctiv die Frage, ob die Aussagen
"500 Unterschriften" von
"Wissenschaftlern" auf Grund
"seriöser Studien" unterm Strich überhaupt einen Federstrich lohnten:
Bei mehr als 450 Unterschriften ergibt sich bei einer Rundung auf volle Hunderter die erhobene Behauptung. Kamen diese Unterschriften ausschließlich aus Institutionen wie Kunsthochschulen, Architekturbüros oder Schwindelpraxen, wäre die Behauptung "Wissenschaftler" tatsächlich grob irreführend und angreifbar. Doch so einfach scheint es nicht gewesen zu sein. Und ob es sich für Correctiv.org gelohnt hätte, die Studien auseinander nehmen zu lassen, auf die sich die Unterzeichner bezogen, nur um die Behauptung "seriös" widerlegen zu können ...
In Anbetracht der nun aufstehenden Grundsatzdiskussionen um das "Faktenchecken" an sich ist zu befürchten, daß Correctiv.org das für sich selbst Wesentliche aus dem Auge zu verlieren und an dieser Aufgabe erneut zu scheitern droht.