Hallo, liebe Thurgauer Zeitung,
euer Journalismus war auch schon mal von höherer Qualität.Danke
@Jaegg für die Verlinkung des Artikels - darin sind derart viele Kopf-Tischplatten-Trigger, dass ich für den ausführlichen Kommentar, den dies nötig macht, erst jetzt kurz Zeit gefunden habe.
Der Thurgauer Unternehmer Daniel Model über seine Verurteilung wegen staatsfeindlicher Verbindungen: «Im Gerichtssaal lief nur noch eine Show ab»
Er musste 1,08 Millionen Euro Strafe zahlen: Daniel Model, Chef des gleichnamigen Verpackungsunternehmens mit Hauptsitz in Weinfelden, spricht erstmals öffentlich über den Prozess vor einem österreichischen Geschworenengericht. Er sagt: «Das Ganze war absurd.»
Naja. Mit "Das Ganze war sehr österreichisch" könnte ich mich allenfalls noch einverstanden erklären.
Sie wurden vor drei Jahren in Graz wegen staatsfeindlicher Verbindungen zu einer bedingten Freiheitsstrafe und einer Busse von über einer Million Euro verurteilt. Wie geht es Ihnen, wenn Sie daran denken?
Jedesmal, wenn Schweizer Journalisten über dieses Thema schreiben, drängt sich mir der Verdacht auf, dass das Wort "Verbindung" in diesem Zusammenhang fehlinterpretiert wird. Es geht nicht darum, "Verbindungen" in irgendein Milieu zu haben, sondern "Verbindung" bezeichnet hier eine Vereinigung. Daniel Model wurde in Österreich mittlerweile rechtskräftig verurteilt, weil er unter anderem Mitglied in einer solchen Verbindung, nämlich dem ICCJV, war. Diese Mitgliedschaft bestreitet auch Model selbst nicht, und es wurden in Österreich Listen und andere Dokumente gefunden, auf denen er als Mitglied des ICCJV bezeichnet wird bzw. registriert ist.
Daniel Model: Es war eine erschütternde Erfahrung, wie in einem schlechten Film. Das Drehbuch war geschrieben und im Gerichtssaal lief nur noch eine Show ab. Aussagen von mir oder meinem Anwalt wurden ignoriert oder lächerlich gemacht. Einmal wurde meinem Anwalt sogar mit dem Ausschluss aus der Anwaltskammer gedroht, weil er eine Richterin zu Recht korrigiert hatte.
Nun ja. Ich habe die ersten beiden Tage der insgesamt dreitägigen Verhandlung komplett miterlebt und mitgeschrieben und meine Erinnerungen an dieses sehr österreichische Erlebnis sind durchaus noch wach. Daher erlaube ich mir, auf das obige Gejammer von Daniel Model mit Bestimmtheit zu antworten: Herr Model, Sie sind für den Gang der Ereignisse, auch der Ereignisse im Gerichtssaal, durchaus mitverantwortlich. Meinem Eindruck nach hatten Sie sehr wohl die Möglichkeit, die Verhandlung zu beeinflussen, auch zu Ihren Gunsten, und sei es auch nur durch Verweigerung der Aussage. Stehen Sie ruhig zu Ihrer Verantwortung und Teilhabe an dem Geschehen, anstatt sich so in eine Opferrolle hineinzuschwadronieren.
Also kein fairer Prozess?
Leider waren nur zwei mir nicht bekannte Zuschauer zugegen.
Der Herr Inspektor vom Verfassungsschutz und ich, gell

Eine wichtige Zuschauerin hätte meine ältere Tochter sein können, sie ist Rechtsanwältin. Doch sie musste den Saal verlassen, mit der Begründung, dass man sie später als Zeugin befragen wolle. Dies geschah aber nicht. Es war ein Trick, um sie so aus dem Gerichtssaal entfernen zu können.
Also naja, das ist jetzt auch reichlich zurechtgebogen. Ja, die Tochter musste raus, weil sie das Gericht nach einer unbedachten Äusserung Models (nämlich dass sie beim ersten Auftritt des ICCJV im Modelhof zugegen gewesen sei) nach kurzer Besprechung als mögliche Zeugin einstufte. Nachdem die sehr lange Vernehmung des Angeklagten Model abgeschlossen war, durfte sie wieder rein und wurde in den Zeugenstand gerufen, nahm dort aber aufgrund ihrer Verwandtschaft mit dem Angeklagten ihr "Entschlagungsrecht" in Anspruch und musste somit nicht aussagen. Hätte sie aussagen wollen, wäre sie vernommen worden. Nach diesem Ritual durfte sie dem weiteren Verlauf der Verhandlung wieder beiwohnen.
Aber die Richter haben manchmal so laut geschrien, dass sie es auch draussen hören konnte.
Wie gesagt, war ich dabei und muss der Verwendung des Verbs "schreien" hier entschlossen widersprechen. Dass die Tochter im Vorraum ab und zu irgendwas hören konnte, mag ja sein. Aber zu keinem Zeitpunkt hat auch nur ein Mitglied des dreiköpfigen Richtersenats "geschrien". Sich in empörtem Tonfall artikuliert, das mag sein. Warum die Richter im Laufe der Verhandlung zusehends empörter wurden, darüber sollte Daniel Model vielleicht wirklich mal ergebnisoffen nachdenken. Oder vielleicht auch besser nicht, denn wie ich bei der Verhandlung und auch danach, beispielsweise anhand dieses Interviews, wiederholt feststellen musste, hat Daniel Model leider des öfteren Pech beim Denken.
Was lief Ihrer Meinung nach falsch?
Im Vorfeld hat man den ICCJV (Anmerkung Redaktion: International Common Law Court of Justice Vienna) kurzerhand zu einer staatsfeindlichen Vereinigung erklärt und damit alle Mitglieder mit einem Schlag kriminalisiert.
Also: "Falsch" lief, dass die österreichische Justiz ihren Aufgaben entsprechend das österreichische Gesetz, konkret §246 StGB, auf die Pappnasen anwandte. DAS DÜRFEN DIE NICHT, DIE SIND OHNE AMTSAUSWEIS ÜBERHAUPT NICHT LEGEMENTIERT DAZU MIMIMI, aber ich schweife ab. Schon in den Jahren vor der Model-Verhandlung gab es Verurteilungen österreichischer ICCJV-Deppen nach §246 StGB, die in Rechtskraft erwuchsen, weshalb sich die Frage, ob der ICCJV eine staatsfeindliche Verbindung gewesen sei oder nicht, im Model-Prozess erst gar nicht stellte.
Was soll denn jetzt diese Formulierung "wurde kurzerhand zu XY erklärt"? Glaubt Daniel Model etwa, dass da irgendein böser österreichischer Strippenzieher existiert, der einfach beschliessen konnte: "Den ICCJV erklären wir jetzt zur staatsfeindlichen Verbindung, dann können wir diesem Pappschachtelfabrikanten aus der Schweiz ne Million abknöpfen"?
Das meine ich übrigens mit "Pech beim Denken".
Obwohl der ICCJV mehr als 100 Mitglieder aus Deutschland, Österreich und der Schweiz aufwies, wurde ich als einziger Nicht-Österreicher vor Gericht gezogen. Weil man mit meiner relativen Bekanntheit durch Rufmord eine Wirkung erzielen konnte und auch noch Geld zu holen war.
Vielleicht aber auch, weil die anderen nicht-österreichischen Mitglieder halt nicht solche Sachen getan haben, wie dem ICCJV einen Modelhof als Domizil und Tagungsort zur Verfügung zu stellen oder einem Tischler und Obermöchtegernsheriff mal eben 5kg Gold in die Hand zu drücken, die zumindest dieser dann gegenüber den anderen Pappnasen als Zuwendung an den ICCJV darstellte?
Diese Handlungen haben, auch wenn in der Schweiz begangen, die Republik Österreich eindeutig wesentlich mehr betroffen als alles, was irgendwelche mittellosen ICCJV-Hanseln à la Heino Fankhauser in der Schweiz getrieben haben.
(Vergessen wir an dieser Stelle auch nicht, dass Model durch sein Zurverfügungstellen des Modelhofes eine wesentliche Verantwortung dafür trägt, dass der ICCJV in der Schweiz im Jahr 2016 eine Nachblüte erlebte und viele der hiesigen Deppen auf den Zug in den Abgrund des Staatsverweigerertums aufgeprungen sind. Diese Handlungen sind in der Schweiz nicht strafbar und Model wird dafür in der Schweiz nie vor Gericht stehen, aber in moralischer Hinsicht darf man ihm das gewiss ankreiden.)
Und mit Begriffen wie "Rufmord" an die Adresse eines österreichischen Gerichts wäre ich an Daniel Models Stelle im Übrigen vorsichtig. Ich habe erst neulich miterlebt, dass ein Austropreusse für die Bezeichnung eines Gerichts als "Kasperltheater" spontan mit 500 Euro gebüsst wurde.
Ihnen wurde vorgeworfen, Sie hätten innerhalb des ICCJV eine führende Position eingenommen.
Stimmt. Das ist übrigens der einzige Anklagepunkt, bei dem ich persönlich der Meinung bin, das Gericht sei womöglich zu einer Fehleinschätzung gelangt. Meinem Eindruck nach haben die Pappnasen sich zwar von Model eine Weile lang "aushalten lassen", was den Seminarraum im Modelhof, die 5kg Gold und noch das eine oder andere weniger erwähnenswerte Kinkerlitzchen betrifft, und ihm im Gegenzug den Titel eines "Justice of the Peace" in ihrem Fantasiegericht verliehen. Allerdings hat Model innerhalb der Gruppierung wohl kaum den Ton angegeben. Vielmehr scheint er es versäumt zu haben, sich kritisch damit zu befassen, was der ICCJV eigentlich war, wie er entstanden ist und was der Titel "Justice of the Peace" intern im ICCJV tatsächlich bedeutete (mit dem in der Schweiz gängigen "Friedensrichter" hat der "Justice of the Peace" eines Deppengerichts wenig gemein).
Die Vereinigung war noch gar nicht aktiv, sie befand sich erst im Aufbau.
Und DAS ist einfach falsch. Aktiv war der ICCJV seit der berühmt-berüchtigten "Causa Hollenbach" 2014, siehe dazu im Folgenden. Nach dem Hollenbacher "Walknerhof-Desaster", also der Razzia, bei der Marcus Steiner und Co. in einen EU-zertifizierten Kindergarten gesperrt wurden (nicht dass dieses Detail wichtig wäre, aber falls ich mal nach Hollenbach gehe, ist die zweite Sehenswürdigkeit, die ich dann ausser dem Walknerhof besuche, ganz sicher dieser Kindergarten), musste man sich lediglich ein wenig die Wunden lecken und wollte sich neu aufstellen, auch ausserhalb Österreichs. Das erste Treffen von Model mit den ICCJV-Deppen ist zufällig auf Video überliefert, wie sich erst nach dem Model-Prozess herausgestellt hat. In der Phase, während der Daniel Model den ICCJV in Müllheim beherbergte, wurde zum Beispiel der Österreicher
@Dietmar Mühlböck immer wieder von ICCJV-lern bedroht, unter anderem mit "Haftbefehlen", weshalb er Model dann ja auch wegen Nötigung anzeigte. Das ist auch in einer ORF-Doku zu sehen, in der Mühlböck, von einem Kamerateam begleitet, beim Modelhof an der Tür klingelt, um sich dem Deppengericht zu "stellen".
Meine Position sollte die eines Friedensrichters sein. Eigentlich eine ehrenvolle Aufgabe, schlichtend zu wirken, bevor etwas eskaliert. Ein Friedensrichter ist aber die unterste Stufe innerhalb der Justiz, das sind Laien, da kann keine Rede von führender Position sein. Aber das wurde vom Gericht ignoriert, weil es nicht seiner Anklageschrift entsprach und die Verurteilungsabsicht störte.
Hier vermischt Daniel Model wieder das in der Schweiz geläufige Amt des "Friedensrichters" mit dem ganz anders zu deutenden Fantasiegerichts-Amt "Justice of the Peace", das ihm die Deppen angetragen haben. Was den vom Gericht betrachteten Tatzeitraum angeht, so hätte man dies schon zu seinen Gunsten auslegen können; zumindest erscheint es mir plausibel, dass er das damals tatsächlich so gesehen hat und mangels ernsthafter Beschäftigung mit dem ICCJV gar nicht verstanden hat, dass dies eigentlich ein recht hohes Amt in diesem Wahngebilde war.
Was das jetztige Interview anbelangt, so hatte er allerdings genug Zeit, noch auf den Trichter zu kommen. Dafür, dass er heute immer noch genau den gleichen Stuss daherschwurbelt wie vor drei Jahren in der Gerichtsverhandlung, habe ich kein Verständnis.
Waren Sie jemals als Friedensrichter innerhalb des ICCJV tätig?
So weit ist es nicht gekommen, weil die Vereinigung noch weit davon entfernt war, operativ tätig zu werden.
Was eindeutig falsch ist, siehe oben.
Intern konnte ich ein paar Mal schlichten, wenn andere bei Besprechungen aneinandergeraten waren.
"Bei Besprechungen"? OK, jetzt kann er es ja sagen. Bei der Verhandlung war er noch bemüht, die Zahl seiner Teilnahmen an ICCJV-Veranstaltungen als möglichst gering darzustellen.
Sie wurden auch beschuldigt, den ICCJV finanziert zu haben.
Auch das stimmt nicht. Einer der beiden Gründer ist Tischler, er hat die Küche im Modelhof gefertigt. Über ihn habe ich die Vereinigung kennengelernt. Das Geld war ein privates Darlehen an ihn, um seinen Betrieb zu retten. Das hat er auch vor Gericht unter Eid und unter intensiver Gefängnisandrohung so bestätigt. In der Urteilsbegründung war dann zu lesen, dass seine Aussage nicht glaubwürdig sei.
Tja, das ist Models Position zu dem Ganzen. Anstatt dies ausführlich zu kommentieren, verweise ich auf meine in diesem Thread veröffentlichten Mitschriften, insbesondere die Zeugenaussage des Willibald Landschützer.
Sie sprechen von Willibald Landschütz.
Landschütz
er.
Die österreichische Justiz wurde auf ihn und den anderen ICCJV-Gründer Markus Steiner aufmerksam,
Mar
cus Steiner mit
c. Der Journalist hat sich offensichtlich selbst nicht mit dem Thema befasst und auch unser Wiki oder meine Prozessmitschrift offensichtlich nicht gelesen.
weil sie in Niederösterreich eine Beamtin in Selbstjustiz verurteilen wollten, die eine Frau entmündigt hatte. Wussten Sie davon?[/b]
Dies geschah, lange bevor ich die beiden Herren kennenlernte.
Also ja. Und wenn der Journalist sich wenigstens ein bisschen informiert hätte, dann wüsste er, dass 2017 ein Interview mit Daniel Model erschien - ich habe jetzt nicht den Nerv, nachzugucken, es muss aber im Wiki und mehrmals in diesem Faden verlinkt sein, und womöglich war es sogar in der Thurgauer Zeitung. In diesem Interview wird Model jedenfalls bereits zu diesem Fall, eben der "Causa Hollenbach", befragt. Models Äusserungen in diesem Interview wurden ihm in der Gerichtsverhandlung vorgehalten und - wenig überraschend - zu seinen Ungunsten ausgelegt. (Kritisieren könnte man das Gericht dabei allenfalls deswegen, weil es davon ausging, Models Antworten im Interview seien wörtliche Zitate dessen, was er gesagt hat. Aus eigener Erfahrung weiss ich, dass dies bei Zeitungsinterviews eher nicht der Fall ist. Man plaudert einfach ein wenig mit dem Journalisten und dieser fasst dann das, was er verstanden hat oder zu haben glaubt, zusammen und legt es dem Interviewpartner als kompakte "Antworten" in den Mund. Die Erzeugnisse dieser Praxis sind von durchaus unterschiedlicher Qualität.)
Des weiteren hat auch Marcus Steiner als Zeuge im Modelprozess ausgesagt, dass die Pappnasen die als "Causa Hollenbach" bekannten Ereignisse gegenüber Model erwähnt hätten.
Es war wahrscheinlich der Hauptauslöser dafür, dass der von ihnen gegründete ICCJV pauschal als staatsfeindlich taxiert wurde.
Nochmal: Dass der ICCJV als staatsfeindliche Verbindung gilt, ist einfach das Ergebnis der Rechtsanwendung durch die österreichische Justiz aufgrund dessen, was die Mitglieder gemäss den Ermittlungsergebnissen des Verfassungsschutzes mit dieser Organisation wollten. Vielleicht sollte sich Daniel Model dies von seiner Tochter noch einmal erklären lassen.
Das Gericht wusste, dass ich mit der Tat der beiden nichts zu tun hatte, und versuchte, mir zu unterstellen, dass ich sie gutheissen würde, weil ich zu freundliche Mails geschrieben hätte.
Es waren nicht die Mails, sondern auch das oben erwähnte Interview und die Zeugenaussage des Marcus Steiner.
Das mit dem "zu freundlich" ist auch wieder so eine Beschönigung. Hier bringt Model meines Erachtens mehrere Dinge durcheinander. Bei den "zu freundlichen Mails" ging es meiner Erinnerung nach gar nicht um die "Causa Hollenbach", sondern um die Sache mit dem Gold.
Was hat das Gericht an diesen Mails beanstandet?
Das war Stimmungsmache und ein Einschüchterungsversuch vonseiten des Gerichts. Im Mail ging es um das private Darlehen an Herrn Landschütz und unser Schuldner-Gläubiger-Verhältnis. Das Gericht hat dies ignoriert und in eine Finanzierung der Vereinigung umgedeutet.
Da sagt er es ja selbst, es ging bei diesen Mails gar nicht um die "Causa Hollenbach". Dass das dem Journalisten aber auch gar nicht auffällt?
Was die Verwendung des Goldes durch Landschützer betrifft, so gab es unter den Beweismitteln durchaus auch recht eindeutige Belege dafür, dass zumindest Landschützer die 5kg Gold gegenüber den anderen Pappnasen als Zuwendung an den ICCJV dargestellt hat, die er von Model für das Fantasiegericht organisiert haben wollte. Sehr seltsam in Anbetracht dessen, dass es sich nur um ein Darlehen an Landschützer handlen sollte, ist zudem die Tatsache, dass Model bezüglich der Transaktion eine Mail mit Betreff "SWIFT-Bestätigung" nicht nur an Landschützer, sondern auch an Marcus Steiner geschrieben hat.
Was hat Sie am ICCJV und seinen Vertretern gereizt?
Der Blick in die Praxis des Rechtsstaates zeigt fundamentale Mängel und Schwächen. Zu viele pendente Fälle und der Staat ist immer öfter selbst Partei. Die Idee des ICCJV war, Streitigkeiten, auch strafrechtliche, von einem Schiedsgericht lösen zu lassen. Die inhaltliche Ausgestaltung des Schiedsgerichts war mangelhaft, das hat das Grazer Gericht zu Recht kritisiert.
Wie nett, dass Model dem "Grazer Gericht" auch mal einen Punkt zugesteht. Die "inhaltliche Ausgestaltung des Schiedsgericht" war also "mangelhaft", soso.
Ich wiederhole mich ungern, aber Model hat es bis heute versäumt, sich einmal ernsthaft und mit Lernwillen damit zu befassen, was der ICCJV eigentlich war und was er wollte. Oder er weiss es doch und leugnet es einfach auf diese plump-schwurbelige Art; ich kann gar nicht sagen, was ich schlimmer fände.
Dass der ICCJV auch "strafrechtliche Streitigkeiten" (was soll das bitte sein? Ich kenne den Begriff
Straftaten) sogenannt "lösen" sollte, zeigt ja bereits, dass die Pappnasen echte, für Straftaten allein zuständige, staatliche Gerichte ersetzen wollten. Dermassen ausdrücklich hat Model dies in der Verhandlung nicht gesagt; es wäre ihm umso mehr zum Verhängnis geworden.
Und dass er sich vor diesem Hintergrund noch anmasste, was auch immer für ein "Richter" zu sein, ebenfalls.
Sie haben für Ihr Engagement beim ICCJV einen hohen Preis bezahlt.
1,08 Millionen Euro. Allein diese Summe zeigt, wie absurd das Ganze ist.
Nein, es zeigt nur, wie reich (in finanzieller, nicht mentaler Hinsicht) du bist. Geldstrafen werden halt in Tagessätzen berechnet und sind eine sehr alltägliche Form der Sanktionierung von Delikten einer gewissen Schwere. Auch hier: Frag bei Unklarheiten mal deine Tochter.
Eine so hohe Strafe dafür, dass ich nichts strafrechtlich Relevantes getan habe und niemand zu Schaden gekommen ist.
DU HAST ABER ETWAS STRAFRECHTLICH RELEVANTES GETAN, du Matschbirne. Sorry.
Vielleicht hätte ich nicht zum Prozess gehen sollen. Sie haben mir mit Interpol gedroht. Ich aber ging, weil ein analoges Verfahren im Thurgau eingestellt worden war und deshalb eine Verurteilung in Österreich rechtlich gar nicht mehr möglich schien.
Haben Sie mit einem Freispruch gerechnet?
Auf jeden Fall. Vor allem, nachdem mein österreichischer Anwalt zusätzlich einen Staatsvertrag zwischen der Schweiz und Österreich entdeckt hatte, in dem steht, dass das Verbot der doppelten Strafführung auch für Verfahren wegen Verdachts auf staatsfeindliche Tätigkeiten gilt. Die Staatsanwaltschaft Kreuzlingen hatte bereits ein von einem Österreicher angestrengtes Verfahren gegen mich eingestellt.
Verbot der doppelten Strafführung heisst, dass man nicht zweimal wegen derselben Straftat verurteilt werden darf. Ein österreichischer Blogger hat Sie bei der Staatsanwaltschaft Kreuzlingen wegen Nötigung angezeigt, weil er sich vom ICCJV bedroht fühlte.
Dieser Mann, den ich gar nicht kannte, schreibt in seiner Anzeige gegen mich, die Staatsanwaltschaft solle neben der Nötigung auch staatsfeindliche Aktivitäten prüfen. Deshalb haben wir uns darauf berufen, dass es auch beim Verfahren in Kreuzlingen um Staatsfeindlichkeit ging. Doch das Grazer Gericht kam nach einer halben Stunde Prüfung zum Schluss, dass es in Kreuzlingen nur um Nötigung gegangen sei, was nachweislich nicht stimmt.
Diese Passage betrifft nun mehr denjenigen Prozesstag, bei dem ich nicht anwesend war, daher enthalte ich mich eines ausführlichen Kommentars. Aber auch hier: Sehr viel Opferrolle bei sehr wenig Lernwillen.
Wäre ein solcher Prozess in der Schweiz auch möglich?
Ich glaube tatsächlich nicht, dass man einen österreichischen Unternehmer wegen so einer Sache hier vor ein Gericht stellen würde.
Da hat jetzt der Herr Model für einmal wirklich recht. Auch einen Schweizer, egal ob Unternehmer oder nicht, würde man Stand jetzt nicht für die Mitgliedschaft, Unterstützung oder führende Rolle in einer Deppenorganisation wie dem ICCJV belangen, es sei denn, diese Organisation würde wirklich schlimme Dinge à la Causa Hollenbach in der Schweiz begehen.
Vor allem würde man die Akten vorher seriöser prüfen.
Model unterstellt dem Gericht also mangelnde Seriosität. Vielleicht hätte eher er selbst den ICCJV seriöser überprüfen sollen. Das war bei der Gerichtsverhandlung übrigens auch ein Thema.
Auch gäbe es eine Berufungsmöglichkeit an eine nächsthöhere Instanz, die ich in Österreich nicht hatte. Ich konnte nur gegen das Strafmass rekurrieren; zuerst war die Geldbusse mit 1,8 Millionen noch höher.
Wie gut haben Sie die Erfahrung verkraftet?
Sobald ich ein erstrebenswertes Ziel benennen kann, wird es leichter. In diesem Fall heisst es ‹Frustrationstoleranz›, was auch im normalen Leben sehr hilfreich ist.
Frustrationstoleranz bedeutet: Ertragen, dass etwas nicht so gelaufen ist, wie man es sich gewünscht hätte. Gratulation zum Erreichen dieses Ziels.
Vielleicht wäre die Festlegung eines Ziels wie "Einsicht in eigene Fehler und Fehleinschätzungen und Arbeit am eigenen rationalen Denken" besser gewesen.
Es verbleibt der Schmerz, dass meine Familie unter der Sache gelitten hat. Gut war, dass meine Tochter Valerie in Graz dabei war und in der Zusammenarbeit mit dem dortigen Anwalt einiges mitbekommen konnte.
Hat sich die Verurteilung auf Ihr Unternehmen ausgewirkt?
Ich erinnere mich an drei Kunden, die anschliessend eine Compliance-Prüfung gestartet haben. Diese hat aber nicht zu einem Abbruch der Beziehungen geführt.
Hat Sie das Erlebte als Familie zusammengeschweisst?
Ich würde eher sagen, es hat uns nicht auseinandergebracht. Wir haben sehr viel miteinander geredet, diskutiert und gerungen. Ich habe eine wunderbare Familie, in welcher wir das einüben können, was wir in der Welt so sehr vermissen: die liebevolle Strenge.
Möchte ich in einem von Model mit liebevoller Strenge geleiteten Avalon Mitglied sein? Nein danke.
Hat sich Ihr Verhältnis zum Thurgau durch diesen Prozess verändert?
Ich habe den Pragmatismus und die Möglichkeit der persönlichen Nähe immer sehr geschätzt. Wir sind auch nicht wegen des Thurgaus nach Liechtenstein gezogen, sondern wegen der unsäglichen Vermögenssteuer des Bundes, die es mir verunmöglicht hatte, mich und meine Familie von meinem Einkommen zu ernähren, weil die Gesamtsteuer über dem Einkommen liegt.
Och, dieser arme, am Hungertuch nagende Multimillionär.
Ursprung und Hauptsitz meines Unternehmens liegen im Thurgau, und der Modelhof ist hier, der zu unserem Familientreffpunkt geworden ist.
In der anschliessenden Kurzbiographie über Model steht auch noch einiger Quatsch, ich zitiere hier nur die relevanten Passagen:
Zwischen 2015 und 2017 gewährte Model dem International Common Law Court of Justice Vienna, kurz ICCJV, Gastrecht in seinem Modelhof. Der ICCJV sah sich als Alternative zu staatlichen Gerichten, ohne selbst jedoch rechtlich legitimiert zu sein.
Model sollte innerhalb des ICCJV als Friedensrichter tätig sein.
Dieser Journalist hat keine, aber auch wirklich gar keine Ahnung vom ICCJV und der Staatsverweigerer-Szene. Diese Sätze sind ein richtiger Griff ins inhaltliche Klo.
Doch so weit kam es nicht. Weil sie versuchten, eine österreichische Beamtin in Selbstjustiz zu verurteilen, gerieten die führenden Köpfe des ICCJV in die Fänge der österreichischen Justiz. Der ICCJV wurde zerschlagen.
Das hört sich geradezu an, als wäre die österreichische Justiz eine böse Verbrecherbande und ÜBERHAUPT NICHT LEGEMENTIERT!
Obwohl Model mit dieser Sache nichts zu tun hatte, wurde auch ihm in Graz der Prozess gemacht.
Ja und? Model war nicht wegen Beteiligung an der "Causa Hollenbach" angeklagt. Er hätte allerdings auch damals schon merken müssen, dass am ICCJV nichts seriös ist und dass diese Organisation selbst "Sheriffs" ernennt, zu welchem Zweck wohl?
In dem Video, das Models erste Begegnung mit den Pappnasen zeigt, werden diese von Joe Kreissl mit den Worten "Da stehen sie schon, die Sheriffs" in den Raum gelassen.
Wirklich, liebe Thurgauer Zeitung, das könnt ihr doch besser.Dieses Interview ist ein reines und völlig einseitiges Schönreden dessen, was vorgefallen ist.