Ich frage mich, ob bei dieser Abwertung im Umtausch nicht der Anarchist Silvio Gesell Pate gestanden hat.
Ich vermute, ja, aber über Umwege.
Silvio Gesells Konzept des "Freigeldes" (Geld, das regelmäßig an Wert verliert) wurde bereits zweimal erfolgreich umgesetzt: in Schwanenkirchen 1931 mit Wära und in Wörgl 1932/1933 mit Schwundgeld. Es kam in beiden Orten zu einem Wirtschaftsaufschwung. Beide Konzepte wurden nach einigen Monaten durch die Regierung verboten, woraufhin die lokale Wirtschaft wieder in die Krise rutschte.
In beiden Fällen war es aber so, dass die Geldpolitik des echten Geldes (Reichsmark bzw. Schilling) stark deflationär war. Ebenso waren beide Länder gerade mitten in der Weltwirtschaftskrise, heute wissen wir, dass die Zentralbanken dann Geld "drucken" müssen, um die Wirtschaft anzukurbeln, damals machte man die Krise durch strikte Spar- und Deflationspolitik nur schlimmer. Inflation wollte man damals aber auch nicht, weil die Billionen-Mark-Scheine noch in guter Erinnerung waren.
Deflation hat die Eigenschaft, dass sie Kredite unattraktiv macht - einerseits für den Kreditgeber, weil das Geld mehr wert wird, wenn man es einfach nur rumliegen lässt, und andererseits für den Kreditnehmer, weil seine Schuld real über die Zinsen hinaus immer weiter anwächst.
Deswegen ließ sich ein Unternehmer in Schwanenkirchen einen Kredit für den Kauf einer Braunkohlengrube in Wära geben - die konnten beliebig gedruckt werden und verloren an Wert, waren also inflationär. Seine Arbeiter bezahlte er auch zum Großteil in Wära, verkaufte die Kohlen aber zu einem großen Teil gegen Reichsmark, aber günstiger, als andere (er konnte ja auf seine eigene Währung für die Löhne zurückgreifen). Das stimulierte natürlich die örtliche Wirtschaft (auf Kosten der anderen).
Davon haben viele Lokalwährungen wie der bereits erwähnte Chiemgauer das Konzept übernommen, aber eins nicht berücksichtigt: Es funktionierte nur deshalb so gut, weil die Reichsmark deflationär war und die Alternativwährung inflationär. Die D-Mark und später der Euro waren aber immer inflationär, und eine Hyperinflation gab es auch nie. Und es macht keinen Unterschied, ob mein Geld 5% an Nennwert verliert, oder ich 5% weniger vom gleichbleibenden Nennwert kaufen kann.
Und dann kam Fitzek. Er hat von den Lokalwährungen abgeschrieben, die vom Wära abgeschrieben haben, der von Gesell abgeschrieben hat. Nur konnte man meines Wissens nie etwas für die Engel kaufen, außer vielleicht irgendeinen fantasiebepreisten Esoschwachsinn bei Fitzek selbst.