Wörner offensichtlich das Bindglied zu den "Vereinten Patrioten" (u.a. Sven B(irkmann), Ex- NVA, Buchhalter, Falkensee, Elisabeth R. etc.)
Spoiler
Peter Wörner (53) war in Pläne zur Lauterbach-Entführung verwickelt
Ex-Soldat brachte Ermittler auf „Reichsbürger“-Spur
Er hatte einen Luftschutzbunker, Eisentüren und ein Notstromaggregat
Fichtelberg: Polizeifahrzeuge stehen am ehemaligen Postamt. Ermittler entdeckten einen darin einen Bunker
Fichtelberg: Polizeifahrzeuge stehen am ehemaligen Postamt. Ermittler entdeckten darin einen Bunker
Foto: Joerg Voelkerling
Von: JÖRG VÖLKERLING
08.12.2022 - 15:46 Uhr
Bayreuth (Bayern) – Morgens, gegen 6 Uhr. Es ist noch dunkel, nasskalt. Fast zeitgleich rücken in elf Bundesländern Tausende Beamte aus. Es ist eine gigantische Operation, einer der größten Einsätze gegen Extremisten in der Geschichte Deutschlands.
Spezialkräfte sind unterwegs, auch von der Antiterroreinheit GSG 9. Sie tragen Helme, Gewehre, Schutzausrüstung. Der Grund dafür: Beklemmend. Ein „Reichsbürger“-Netzwerk soll den Umsturz, einen Putsch geplant, sich darauf vorbereitet – und Tote in Kauf genommen haben.
Polizisten stellen in Frankfurt Beweismittel sicher, bringen den Putsch-Prinzen aus seinem Haus
Foto: Boris Roessler/dpa
Ein Adeliger, eine Richterin, eine Ärztin, auch Soldaten – alle am Mittwoch festgenommen. Die Bundesanwaltschaft geht gegen mehr als 50 Beschuldigte vor, lässt insgesamt 25 Verdächtige festsetzen. 19 kamen bis Mittwochabend in U-Haft. Mutmaßlicher Chef der wirren, gefährlichen Truppe: Prinz Heinrich XIII. Reuß (71), Spross eines Thüringer Adelsgeschlechts mit Halstuch und Tweed-Jacket, ein Verschwörungstheoretiker.
Festnahme statt Staatsoberhaupt: Ein Polizist bewacht Heinrich XIII. Prinz Reuß (71) in Frankfurt
Foto: Boris Roessler/dpa
Wie kamen die Ermittler dem Netz auf die Schliche?
Die Bande bildete laut Ermittlern eine Art Rat – und auch einen militärischen Arm. Eines der Mitglieder war Peter Wörner (53): Ex-Soldat beim Kommando Spezialkräfte (KSK), Überlebenstrainer. Der Mann soll der Prepper-Szene (von „prepare“, engl. „vorbereiten“, Anm. d. Red.) angehören, in der sich auf einen Zusammenbruch der Ordnung vorbereitet, etwa Ausrüstung, Nahrung gesammelt wird.
Und: Er soll Kontakte zu den „Vereinten Patrioten“ gehabt haben, die Gesundheitsminister Karl Lauterbach (59, SPD) entführen wollten.
So zeigte sich Peter Wörner im Netz
Foto: privat
Im April entdeckten Beamte in Wörners Haus in Hohenmirsberg bei Bayreuth (Bayern) Munition, Schusswaffen, Magazine, einen Totschläger und eine Handgranaten-Nachbildung. Ein Staatsanwalt bestätigte BILD damals: „Aufgrund beziehungsweise in Zusammenhang mit dem Waffenfund wurde ein Ermittlungsverfahren eingeleitet. In diesem Verfahren wird der Betroffene damit als Beschuldigter geführt.“
Der 53-Jährige distanzierte sich danach: „Ich gehöre nicht dem Netzwerk der Spinner an“, sagte er dem Nordbayerischen Kurier. Als ehemaliger Offizier habe er aber natürlich eine Waffe. Natürlich …
Spezialkräfte mit Nachtsichtgeräten am Helm am Jagdschloss Waidmannsheil in Thüringen
Foto: Marcus Scheidel/MAS Bildagentur
BILD erfuhr: Ermittler überwachten Peter Wörner danach. So kamen offenbar auch die Strukturen um Heinrich XIII. Prinz Reuß ans Licht. Der Mann fuhr immer wieder zu Survivalcamps nach Thüringen. Wo auch Putsch-Prinz Reuß das Jagdschloss „Waidmannsheil“ besaß, in dem sich die Verschwörer trafen, um ihre Pläne zu schmieden. Nach der Durchsuchungsaktion im April in Hohenmirsberg verlegte der Prepper offenbar seinen Wohnsitz.
Wörner als Fallschirmjäger, mit Zigarette und Dienstuniform
Foto: privat
Nun, bei der Razzia am Mittwoch, stießen die BKA-Ermittler im rund 50 Kilometer entfernten Fichtelberg auf eine Überraschung. Der Einsatz in einem ehemaligen Postamt dauerte ungewöhnlich lang. Es musste geschweißt werden. Denn: Im Keller waren ein Luftschutzbunker und zwei Batterie-Räume untergebracht, dazu schwere Eisentüren.
Bei Corona-Regeln schrieb der Ex-Fallschirmjäger von „Impf-Apartheid“. In einem Blog tippte er im Frühjahr von „neue Lösungen“, „einer Parallel-Wirtschaft“, davon Kinder zu Hause zu unterrichten. Eine Nachbarin: „Er hat nicht viel geredet, ich sprach nur mal kurz über seinen Wolfshund mit ihm.“ Im Ort fiel er als Einzelgänger auf, freundlich. Eine Feuerschale mit Sitzbänken im Garten soll er nie genutzt haben. Einmal sollte ihm ein Anwohner bei der Lieferung eines Notstrom-Aggregats helfen. Er soll mehrere Postfächer haben, von denen mindestens eins Ermittlern leerten.
Terror-Truppe wollte Rechststaat tilgen
Für die Zeit nach ihrem geplanten Umsturz hatte die Bande um den Prinzen schon vorgesorgt, ihre eigene Regierung zusammengewürfelt, mit dem 71-Jährigen als Kopf des „politischen Flügels“. Die ehemalige AfD-Bundestagsabgeordnete Birgit Malsack-Winkemann (58) sollte laut Ermittlungen „Justizministerin“ werden. Melanie Ritter, eine Ärztin, „Gesundheitsministerin“, etwa Tim Paul Gorgass, ein Jurist, „Außenminister“.
Richterin Birgit Malsack-Winkemann (58)
Foto: Olaf Wagner
Beamte bringen die Richterin zum Generalbundesanwalt in Karlsruhe
Foto: Andreas Rosar
Generalbundesanwalt Peter Frank: „Einzelne Mitglieder der terroristischen Vereinigung haben sich nach unserer Erkenntnis auch mit Überlegungen getragen, gewaltsam in den Deutschen Bundestag einzudringen.“
In Olbernhau (Sachsen) führen Einsatzkräfte den Ex-AfD-Stadtrat Christian Wendler ab
Foto: Picxell
Unter den gefasste Verschwörern war auch Andreas M. – ein aktiver Soldat des Kommandos Spezialkräfte (KSK) der Bundeswehr. Die GSG 9 durchsuchte die Stube des Unteroffiziers in der Kaserne in Calw (Baden-Württemberg).
„Reichsbürger”-Razzia – 19 Haftbefehle! Prinz Putsch und seine Terror-Bande
SO plante der Adelige seinen neuen „Staat“ und SIE wollte er zu Ministern erheben.
Nach der Riesen-Razzia erwartet Thüringens Innenminister Georg Maier (55, SPD) weitere Polizeiaktionen, nachdem Beweismittel wie Handys untersucht wurden. „Ich gehe davon aus, dass es noch weitere Festnahmen gibt“, so der Minister im Deutschlandfunk.
Die geplante Regierung der Terrorgruppe – Infografik