Magische Geldbeschaffungsversuche
Anfang Mai 2004 hatten wir, wie des Öfteren einmal, das Bedürfnis, etwas mehr Geld zu haben. Ich wollte das Lichtzentrum Wittenberg etwas schneller ausbauen. Hier gaben wir in der oberen Etage Seminare. Unten befand sich immer noch das kleine mittlerweile geschlossene Arkana, und für den großen gerade eröffneten Laden von Peggy brauchte ich mehr Kapital für den Wareneinkauf. Zudem war noch nicht die ganze Ware abbezahlt.
"Wie des Öfteren einmal," hatte Fitzek "das Bedürfnis, etwas mehr Geld zu haben." Schon herrlich wie gestelzt der spätere König und Großmagier die simple Tatsache verpackt, dass er mal wieder blank war. Dann kommen großspurige Begründungen für den Geldbedarf und nur zuletzt verschämt das stolprige Eingeständnis, dass noch nicht einmal die Rechnungen bezahlt waren.
Meine Mutter hatte eine Zeitungsannonce gelesen. Sie berichtete mir, dass jemand 20.000,- Euro zahlen wollte, wenn man helfen würde, drei Lastkraftwagen wiederzubeschaffen, die am 23.4.2004 gestohlen worden waren. In der Papiertonne fand ich dann auch die Zeitung.
Mutti hatte den heißen Tipp, in der Mülltonne war der heiße Zettel und schon war Fahnder Fitzek auf der heißen Spur.
Am nächsten Tag rief ich den Juniorchef an und bekam noch einige Hinweise. So fuhren wir nach unserem Feierabend dann zu dieser etwa 70 km entfernten Baustelle. Dort angekommen suchten wir erst einmal den Vorarbeiter auf. Er schilderte uns alles, was er wusste, und gab mir einen abgebrochenen Rohling, der in einem Türschloss eines LKW steckte.
Wir dankten für die Informationen und verabschiedeten uns.
So lesen sich also Texte an denen Fitzek jahrelang gefeilt hat und die er für lockere tausend Euro verscheuert. Sprachlich auf dem Niveau eines mäßigen Schülers der Unterstufe. Weswegen der kommissarische Kommissar auch mit einem Rohling abzieht, der noch im Türschloss eines LKWs steckt.
Im Auto sprach ich mit Peggy darüber, wie wir es wohl anstellen könnten, die nötigen Informationen zu den Tätern und zum Standort der LKW zu bekommen. Eine Zeitreise in die Vergangenheit zum Zeitpunkt des Geschehens und Verfolgung mit Zeitvorspulen bis zum jetzigen Zeitpunkt wäre eine Möglichkeit. Ich hatte extra dafür eine Decke mitgenommen.
Sehr naheliegend. Und was beim Anhalter in der Galaxis das Handtuch ist, ist in Fitzeks Gedankenwelt wohl die Decke, die für Zeitreisen bekanntlich unabdingbar ist.
Hinten im alten Passat Kombi, den ich gerade fuhr, war genug Platz, um sich bequem hinzulegen. Aber wir entschieden, es auf andere Art zu tun.
Da bin ich aber froh, dass uns die Beschreibung erspart bleibt wie Fitzek mit Peggy und einer Decke hinten im alten Passat Kombi, wo "genug Platz" ist, zu einer Reise in das Innere antritt.
Der Vorarbeiter hatte uns einen LKW gezeigt, bei dem sich die Täter zwar versucht, es aber nicht geschafft hatten. An dem Türschloss, wo der abgebrochene Rohling drin gesteckt hatte, legte Peggy ihre Hand auf und verband sich mit der Materie. Das hatten wir schon vielfach geübt und so getan. Nun erhielt sie die Bilder des Diebstahls, bei dem sechs türkisch aussehende Männer sich schwer zu schaffen machten. Leider sprachen sich die Leute nicht mit Namen an. Ihr Körper zitterte von den empfangenen Emotionen der Diebe, die in hektischer Handlungsweise sich mit drei LKW zufrieden gaben.
"Türkisch" haben die von Peggy in ihrem Geist gesehenen Diebe also ausgesehen - das hat der Vorarbeiter sicher gern gehört, wenn er nicht grad selber Türke war. Sprachlich ist Fitzek wieder voll in der Grütze wenn die Diebe "in hektischer Handlungsweise sich mit drei LKW zufrieden gaben."
Wie alles ablief, wussten wir nun schon, aber wo hielten sich die Diebe jetzt auf?
Was Hergés Meisterdetektive Schulz und Schulze auch nicht treffender hätten formulieren können.
Ich schlug vor, ein Elemental zu erschaffen, welches von uns die Informationen erhalten sollte, die Peggy schon wusste, und das sich zudem weitere Informationen an dem abgebrochenen Schlüssel und an dem LKW holen sollte. Außerdem könnte man es doch so programmieren, dass es in die Vergangenheit reist und die Täter dann verfolgt.
Dass sich Elementargeister in der Zeit bewegen können, wäre mir zwar neu aber dem Großspurmagier Fitzek stehen natürlich viele Möglichkeiten offen.
Unsere Schutzgeister quasselten andauernd dazwischen. Sie sagten, dass Peggys Fähigkeiten nicht ausreichen würden und andere demotivierende Dinge. Ich wollte davon nichts wissen. Ich entgegnete ihnen, dass wir es gemeinsam schon schaffen würden. Mit meinem Wissen und Peggys speziellen Fähigkeiten würden wir schon einen Weg finden!
Fitzeks altes Leiden. Dauernd quasselt einer dazwischen, der es besser weiß.
»Wir könnten das auch nicht. Es ist ziemlich schwierig, dazu reichen Peggys Fähigkeiten nicht aus!«, plapperten sie andauernd wieder dazwischen.
Ich wollte es endlich versuchen. Erst einmal wurde nun ein Elemental gemacht, welches das zuvor Gedachte auch ausführte. Und siehe da, das Elemental konnte die Täter verfolgen und berichtete uns nach kurzer Zeit, dass die Männer lange gefahren seien und dass die Lastkraftwagen jetzt ohne Nummernschilder auf einem Sandplatz stünden. Ich war darüber sehr erfreut.
Mir scheinen Fitzeks "Schutzgeister" reichlich simpel aus den Erfahrungen mit seinen Pudeln gestrickt. Aber nun kann der Geisterbeschwörer ihnen zeigen was eine elementale Harke ist:
»Da habt ihr‘s doch! Es geht doch!«, entgegnete ich den Schutzgeistern.
Daraufhin meinten die Schutzgeister: »Das Elemental kann sie vielleicht sehen, aber es weiß doch nicht, in welchem Ort sie nun stehen!«, wollten uns wieder von unserem Vorhaben abbringen.
Die Tücken des Details! "Auf einem Sandplatz" ist natürlich wirklich etwas vage. Unlogisch auch, dass die Quälgeister Fitzek von dem abhalten wollen was er gerade getan hat.
»Das weiß ich doch! Das ist aber kein Problem. Mit einer mentalen Projektion reist man einfach mit dem Elemental zu dem Ort. Oder Papa geht mit. Einer von euch kann doch auch mitgehen und uns dann sagen, wo die LKW stehen!«, war ich mir sicher, dass dies so funktionieren würde.
Bei dem Unsinn hat ihn dann auch noch die Grammatik verlassen. Und es ist schon schreiend komisch, dass er annimmt sein "Papa" Gott habe nichts besseres zu tun als Elementargeister bei Zeitreisen zu begleiten, um Sohnemännchen bei seiner Aspiration als geldbedürftiger Aushilfsdetektiv zu unterstützen. Zumal jeder Gott, der mir geläufig ist, solchen Pillepalle-Schnickschnack sicher leichter lösen kann.
Unsere Schutzgeister drucksten herum. »Das können wir nicht, und mit der mentalen Projektion wird das auch nicht klappen!«
Ich war doch sehr erstaunt darüber, dass sie uns so wenig zutrauten. »Was erzählt ihr da für einen Unsinn! Na klar kriegen wir das hin!«, versuchte ich, sie zu überzeugen.
So eindimensional wie immer. Wenn der Kopf nicht durch Wand geht, muss man nur mehr Anlauf nehmen.
Ich diskutierte mit Peggy darüber, ob wir dem Elemental nicht noch schnell das Lesen beibringen könnten, und dann könne es ja im Umfeld einfach nach dem nächsten Ortsschild suchen und uns den Namen des Ortes mitteilen. Das Gleiche könnten doch auch die Schutzgeister machen.
Einem Elementargeist mal eben das Lesen beibringen? Zu einer Zeit als Fitzek noch nichts von Schetinin gehört hatte?
Da hätte er wohl besser einen Elementargeist gewählt, der schon lesen kann - wie das Büchernörgele aus Michael Endes Wunschpunsch. Allerdings hätte dieses Elementarwesen wohl zuerst Fitzek den Zopf von Kopf gerissen - für seine wirklich kaum erträgliche Verhunzung der deutschen Sprache.
Die wollten davon nichts hören. »Das geht nicht, ihr könnt das noch nicht, dazu reichen Peggys Fähigkeiten nicht aus!«, mussten wir uns wieder anhören.
Ich lies mich aber nicht demotivieren. »Was erzählt ihr da für einen Unsinn! Na klar können wir das!«
Ich hatte genug von dem Geschwafel. Kurzerhand wurden sechs Elementale erschaffen, welche sich alle Informationen des einen Elementals aneignen sollten.
Nun geriert sich Fitzek wieder als Macher. Gleich
sechs Elementargeister zaubert er mal so eben aus dem Zopf. Da guckt sogar Aleister Crowley verdutzt von seiner Wolke. Aber warum eigentlich sechs? Fragen auf die es keine Antwort gibt.
Peggy erteilte dann jedem einzelnen Elemental den Auftrag, einen der Diebe zu verfolgen. Dem ersten Elemental wurde durch Projektion von informierter Lebensenergie in das Elemental das Lesen beigebracht, und es sollte dann den Standort ermitteln.
"Projektion informierter Lebensenergie" ist also Fitzeks Voodoo, um einem mal eben das Leben beizubringen. Wozu hat es dann später eigentlich noch das völlig untaugliche Schetinin-Konzept gebraucht, das jedem in nur drei Monaten das Abitur beschert - aber seltsamerweise niemanden im Königreich die wunderliche Kunst der Rechtschreibung hat verleihen können.
Nach einer Weile wurden die sechs Elementale zurück beordert. Sie erzählten uns, dass sie nur noch eine kurze Lebensdauer hätten und uns keine Einzelheiten preisgeben wollten.
»Was ist das denn? Elementale, die sich selbst auflösen, obwohl sie ohne Haltbarkeitszeit gemacht wurden?«, fragte ich laut. Jetzt hatte ich endlich verstanden.
Dass Elementargeister ein Mindesthaltbarkeitsdatum haben, war mir völlig neu. Und unbotmäßig waren sie obendrein auch. Aber Fitzek hatte verstanden. Ich nicht!
»Ihr wisst ja gar nicht, was für Auswirkungen es haben kann, wenn diese Fähigkeiten bekannt würden. Es würde viel zu viel Aufsehen erregen, und ihr wisst doch, wie das enden kann!«, kam dann endlich die Begründung.
Ich hatte mich schon die ganze Zeit gewundert, dass uns unsere Schutzgeister so wenig zutrauen würden. Auch das noch verbleibende Elemental hatte noch gerade genug Zeit, sich zu verabschieden. Dann löste sich seine Form wieder in das Meer von Mentalstoff auf.
Barer Unsinn! Was zur Hölle würde denn für ein Aussehen erregt werden, wenn Kommissar Knatterfitzek drei LKW auf einem Sandplatz findet? Bei wohl nichts anderem hätte man die »himmlische Hilfe« leichter vertuschen können als in diesem Fall.
Fitzek hätte der Polizei sogar seine gesamte Elemental-Story erzählen können und wäre dann ohne Aufsehen als leicht beknackter Glückspilz abgetan worden.
Uriel und wer weiß noch hatten uns mal wieder davon abgehalten, unsere Fähigkeiten für ganz gewöhnliche Dinge einzusetzen.
»Wir könnten doch dem Juniorchef sagen, dass er die Quelle der Informationen nicht preisgeben dürfe und dies auch überwachen!«, schlug ich vor.
Niedlich wie Fitzek auch im Umgang mit den höheren Wesen stets nach Wegen sucht, die Regeln zu umgehen und die Instanzen zu be♥♥♥n. Wie auf Erden so im Himmel...
Aber egal, wir waren eh schon wieder auf dem Nach-Hause-Weg. Sollte halt nicht sein. Aber es war mal wieder eine interessante kleine Erfahrung.
»Gedanke schafft Realität. Wenn wir richtig denken, wird auch keiner kommen, der uns wieder bedrohen kann!«, versuchte ich, meine Schutzgeister mit einer „esoterischen Ausrede“ zu locken.
"Aber egal" und trotzdem kann Fitzek nicht locker lassen.
Die lachten nur und sagten, ich solle die Sache endlich loslassen. »Jesus hatte auch nur Liebe in seinem Herzen, und trotz allem hatte er ein Haufen Probleme gehabt. Scheinbar haben die, die am meisten zu geben haben, immer die beschissensten Pläne!«, gab ich ironisch zurück und legte nach:
»Was nutzt all das Wissen, was nutzen all die Fähigkeiten, wenn man sie nicht auch mal für sich selbst einsetzen kann? Wir wollten mit dem Geld doch nur etwas Gutes für die Welt tun. Das nächste Mal braucht ihr uns gar nicht erst herfahren lassen, wenn ihr doch schon wisst, dass die Sache von „ganz oben“ eh unterbunden wird!«, schalt ich unsere Schutzgeister.
Die Gleichsetzung mit Jesus darf natürlich auch nicht fehlen. Und wenn ihn mal der Saum der Wirklichkeit berührt und er sich ausnahmsweise selbst fragt, warum er eigentlich immer die "beschissensten Pläne" hat, muss er das gleich in eine larmoyante Ironie ummünzen, um den für ihn notwendigen Abstand zur Realität zu bewahren.
Peggy akzeptierte die Vorgehensweise von „denen da oben“ leichter und wiederholte die Ermahnung der Schutzgeister. Mir taten die 15 Euro Benzingeld leid und die zu erwartenden 20 Euro Bußgeld wegen zu schnellem Fahren. Dies zu beseitigen, war uns ja auch nicht mehr erlaubt. Aber vielleicht hatten „die da oben“ ein Einsehen und machten dies ungeschehen? Gesetz des Ausgleichs. Noch eine esoterische Ausrede, ging es mir schmunzelnd durch den Kopf.
Schön amüsant wie stoisch der Dauerverkehrsrowdy die Bußgelder wegen zu schnellem Fahrens in seiner Fahrtkostenberechnung berücksichtigt.
Und irgendwie zweifele ich stark, dass "die da oben" mit ihm ein Einsehen hätten, obwohl er das selbst gewiss ganz anders sieht.
Aber für diesen grob zusammen gestümperten Unsinn in holpernder Sprache, das sich redlich den Titel "Die wundersamen Fehlschläge eines Taugenichts" verdient hätte, fast eintausend Euro zu verlangen ist und bleibt eine dreiste Frechheit.