Und schon wieder dumm gelaufen. (nicht für den Maddin per se aber trotzdem
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Der „Wochenblick“ stellt im Dezember sowohl im Print als auch online den Betrieb ein. Eine Prüfung der wirtschaftlichen Situation „hat ergeben, dass der Betrieb nicht länger haltbar ist“, teilt Geschäftsführer Norbert Geroldinger auf der Website mit.
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„Zuerst hatten wir gehofft, dass wir durch das Abstellen der Print-Zeitungsproduktion entscheidende Kosten sparen und so noch die Kurve bekommen. Aber die aktuelle Lage muss uns klar sehen lassen. Es ist müßig über die unzähligen Widerstände und Anfeindungen zu sprechen: Google verweigert uns seit über einem Jahr jegliche Werbeschaltungen, soziale Medien boykottieren und zensieren uns, unzählige Anzeigen und Angriffe und so weiter. Sie kennen als ,Wochenblick‘-Leser die Angriffe und Sie wissen, warum diese stattfinden“, so Geroldinger weiter.
Eine „abgespeckte Version“ des „Wochenblicks“ sei nicht vorstellbar für den Geschäftsführer: „Keine Sparflamme. Wir gaben immer Vollgas. Und wenn sich dies nicht mehr ausgeht, weil das Gas (in Form von finanziellen Mitteln) ausgeht, dann müssen wir eben ehrenvoll den Hut nehmen. Wir haben unsere Linie nie aufgegeben und haben immer den Standpunkt vertreten, den wir als wahr recherchiert haben. Wir haben uns nie angedient und nie verkauft und wir werden das auch jetzt nicht tun! Wir hören jedenfalls zu dem Zeitpunkt auf, an dem es am schönsten war."
Eine Prüfung der wirtschaftlichen Situation „hat ergeben, dass der Betrieb nicht länger haltbar ist“, teilt Geschäftsführer Norbert Geroldinger auf der Website mit. (Bild: Screenshot Wochenblick)
Eine Prüfung der wirtschaftlichen Situation „hat ergeben, dass der Betrieb nicht länger haltbar ist“, teilt Geschäftsführer Norbert Geroldinger auf der Website mit.
(Bild: Screenshot Wochenblick)
„Corona-Diktatur“ und „Great Reset“
Das vom Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstands (DÖW) als „rechts außen“ und FPÖ-nahe eingestufte Medium war in der Pandemie stark mit Verschwörungsmythen aufgefallen. Neben der „Corona-Diktatur“ war auch der „Great Reset“ eines der Hauptthemen des Mediums, das 2016 ins Leben gerufen worden war und immer wieder vom Presserat gerügt wurde - zuletzt nach der Veröffentlichung eines Vergewaltigungsvideos.
Medieninhaberin ist die Medien24 GmbH in Brunnenthal im Innviertel. Wie sich der Wochenblick finanziert, blieb unklar. In den vergangenen Jahren hatten häufig FPÖ-Politiker dort inseriert.
Bekannt aus Film, Funk und Fernsehen ( OK, ehrlich wer schaut heute noch Medicopter?)]
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Schauspielerin Sabine Petzl heuert bei Verschwörungssender Auf1 an
Medienbehörde leitete Verfahren ein, und die ARD geht gegen den Onlinesender vor, der antisemitische Mythen verbreitet
Markus Sulzbacher
12. Dezember 2022, 18:35
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Schauspielerin Sabine Petzl arbeitet nun für Auf1. Am vergangenen Sonntag war sie in Wien auf einer Demonstration im Einsatz, die von Corona-Leugnern und Corona-Verharmloserinnen, Identitären und Staatsverweigerern geprägt wurde.
Foto: RB
Am 4. Dezember war der blau lackierte Auf1-Kastenwagen wieder unterwegs. Wenn Rechtsextreme und Anhängerinnen von Verschwörungserzählungen in Wien auf die Straße gehen, ist oftmals auch der Transporter dabei. Er ist eine Anlaufstelle für Demonstrationsaccessoires wie Luftballons, Trillerpfeifen oder Plakate. So auch bei der "Megademo" am 4. Dezember, an der rund 650 Personen teilnahmen. Darunter Corona-Leugner und Corona-Verharmloserinnen, Identitäre, Staatsverweigerer und Blut-und-Boden-Grüne. Der Onlinesender Auf1 gilt als das Sprachrohr der Demonstrierenden, für viele ist er "ihr Sender".
Auf1 hat aber die Medienbehörde auf den Plan gerufen. Sie hat ein Verfahren eingeleitet. Es steht der Verdacht im Raum, Auf1 sende ohne Lizenz.
Der Auf1-Kastenwagen bei der Demo in Wien. "Genug von den Lügen im Fernsehen?" steht auf dem Transporter.
Foto: Markus Sulzbacher
Kommt wie Frühstücksfernsehen daher
Optisch kommt der in Oberösterreich beheimatete und am 31. Mai 2021 gestartete Internetsender harmlos daher, wie klassisches Frühstücksfernsehen. Die Moderatoren und Moderatorinnen stehen an einem Pult, der Senderchef interviewt Gäste, und immer ist eine Auf1-Kaffeetasse im Bild. Alles wirkt halbwegs professionell und ist vergleichsweise aufwendig produziert. Weniger harmlos sind die Beiträge von Auf1, in denen Falschinformationen und Verschwörungserzählungen verbreitet werden. Mit zunehmendem Erfolg.
Horrormeldungen über Impfungen
Dafür ist das Flaggschiff des Senders, die täglichen "Nachrichten Auf1", verantwortlich. Sie bestehen aus Horrormeldungen über angebliche "Impfschäden", Interviews mit FPÖ-Politikern und einem Potpourri an Verschwörungserzählungen. Ob "Great Reset", die Anschläge vom 11. September oder ein angeblicher Bevölkerungsaustausch, nichts wird ausgelassen. Dazu kommen Studiogäste aus dem rechtsextremen Milieu, die sich etwa darüber freuen, dass Russland die Ukraine überfallen hat.
Auf1 kommt wie Frühstücksfernsehen daher und erreicht Hunderttausende. Neuerdings arbeitet die Schauspielerin Sabine Petzl als Moderatorin für den Sender.
Foto: Screenshot
Besonders scharf wird regelmäßig gegen die "Globalisten" vom Leder gezogen. Nach der russischen Invasion in der Ukraine brachte Auf1 ein Video, in dem der jüdische Finanzinvestor und Philanthrop George Soros als Strippenzieher der medialen Öffentlichkeit dargestellt wird. Der Sprecher kommentiert: "Unsere westlichen Medien sind nur noch die Marionetten der neuen Weltordnung." Dieses Bild und die Bezeichnung "Globalist" für vermeintlich heimatlose Eliten werden von extremen Rechten als judenfeindliche Codes genutzt. Auf1-Senderchef Stefan Magnet will darin keinen Antisemitismus erkennen. Er habe keine Scheu davor, Soros "als Globalisten zu bezeichnen und ihn auch als Brandstifter zu brandmarken, nur weil er Jude ist".
Finanziert wird der Sender über Spenden und den Verkauf von Büchern und Produkten zur "Krisenvorsorge", wie einem Notfallradio oder Milchpulver.
Antisemitische Inhalte
Andere, ebenfalls in Oberösterreich beheimatete Medien der Szene, wie der "Wochenblick" oder "Report24", wurden von Auf1 in den Schatten gestellt. Der Online-Sender gilt als relevantes Medium. Dazu passt, dass die ehemalige Chefredakteurin des "Wochenblick" zu Auf1 wechselte. "Die Zeit" schreibt dazu: "Obwohl Auf1 erst vor eineinhalb Jahren startete, erreicht es mit der Verbreitung von rassistischen Stereotypen sowie antisemitischen und verschwörerischen Inhalten bereits heute Hunderttausende Menschen im deutschsprachigen Raum."
Doku über Auf1 und andere Medien, die Verschwörungserzählungen verbreiten.
ZAPP - Das Medienmagazin
Und dieser Erfolg spornt offensichtlich an. Auf1 – ein Akronym für "alternatives, unabhängiges Fernsehen, Kanal 1" – ist derzeit auf Expansionskurs. In Berlin wird aktuell ein Studio aufgebaut, um die Deutschland-Berichterstattung auszuweiten. Der Auf1-Kastenwagen taucht schon seit einigen Monaten immer wieder auch in Deutschland bei Demonstrationen auf.
Sabine Petzl als Moderatorin
Zusätzlich konnte die bekannte Schauspielerin ("Medicopter", "Dancing Stars") Sabine Petzl als Moderatorin gewonnen werden. Sie war auch bei der Demonstration am 4. Dezember in Wien dabei. Petzl begründet ihre Arbeit für Auf1 damit, dass sie dort "offen sprechen" könne und dies ein "befreiendes Gefühl" sei, wie sie Senderchef Magnet erzählte, der sie persönlich seinem Publikum präsentierte. Petzl erzählt ihm auch, sie hätte nach einem Auftritt bei einer Corona-Demonstration in Wien drei Schauspielrollen nicht bekommen.
Für Magnet ist die Verpflichtung der bekannten Schauspielerin ein Erfolg. Petzl lässt den Sender professioneller und seriöser wirken. Vor rund 15 Jahren war Magnet noch in der Neonazigruppe Bund freier Jugend (BfJ) aktiv, danach im Umfeld der FPÖ. So arbeitete die FPÖ Oberösterreich mit der Werbeagentur von Magnet zusammen. Laut dem "Krone"-Journalisten Claus Pándi war Magnet vor sechs Jahren in Moskau mit dabei, als die FPÖ ihren Freundschaftsvertrag mit Einiges Russland unterzeichnete, der Partei Wladimir Putins. Das passt zu Magnet, der sich selbst als Fan des russischen Präsidenten und von dessen Politik bezeichnete. Bevor er Auf1 an den Start brachte, arbeitete er für den "Wochenblick" und davor bei der rechtsextremen Postille "Info-Direkt" mit.
Stefan Magnet (Mitte, ohne Maske) bei einer Corona-Demo in Wien am 31. Jänner 2021.
Foto: Markus Sulzbacher
Auf1 teilt gegen "Trans-Homo"-Propaganda aus
Seit einigen Wochen tritt auch Georg Immanuel Nagel als Auf1-Mitarbeiter in Erscheinung. Nagel scheiterte im Jahr 2015 daran, Pegida in Österreich zu etablieren, publiziert in rechtsextremen Zeitschriften und ist auf Demonstrationen gemeinsam mit fundamentalistischen Christen unterwegs, wenn diese gegen Schwule, Lesben und Transpersonen wettern. Das passt zu Auf1. Der Sender teilt ständig gegen eine angebliche "Trans-Homo"-Propaganda aus. Für Auf1 führte Nagel ein Interview mit dem Buchautor Thilo Sarrazin, der mit seinen Büchern ("Deutschland schafft sich ab") das Feld für die AfD und mit ihr verbundene Gruppierungen beackert. Das ehemalige SPD-Mitglied Sarrazin war es, das das Gerede von Überfremdung und "Islamisierung" vor mehr als zwölf Jahren salonfähig machte.
Medienbehörde leitete Verfahren ein
Trotz guter Quoten und neuer Mitarbeiter droht Auf1 nun Ungemach. Die Medienbehörde Komm Austria, die für die Vergabe von Sendelizenzen verantwortlich ist, hat ein Verfahren eingeleitet. "Wegen des Verdachts auf Senden ohne Lizenz", wie es heißt. Bis vor wenigen Tagen hat der oberösterreichische Regionalsender RTV nämlich die "Nachrichten Auf1" gesendet. Die Medienbehörde will nun ermitteln, wie diese Zusammenarbeit abgelaufen und wer für die Inhalte verantwortlich ist. Es geht um die Fragen, ob "Auf1 Auftragsproduzent von RTV ist oder ob Auf1 in redaktioneller Verantwortung Fenster im Rahmen eines RTV-Mantelprogramms bespielt". "Letzteres wäre Senden ohne Zulassung mit inhaltlicher Verantwortung bei Auf1", erklärte die Komm Austria auf Anfrage. Wie die Behörde in dem Fall entscheiden wird, ist offen. "Man versucht auf allen Ebenen, uns jetzt fertigzumachen", kommentiert Magnet das Verfahren. Tatsächlich hält das Verfahren Auf1 nicht weiter auf. Der Sender macht im Netz weiter.
Zusätzlich geht die deutsche ARD gegen Auf1 vor. Der Fernsehsender sieht seine Markenrechte verletzt. Tatsächlich fallen Ähnlichkeiten zwischen dem Auf1-Logo und dem ARD-Fernsehen "Das Erste" auf.
Oberst des Bundesheeres redet über den angeblichen "Bevölkerungsaustausch"
Schon länger wird versucht, Themen jenseits von Corona zu setzen. So konnte der aktive Bundesheer-Oberst Hermann Mitterer lang und breit den Mythos vom angeblichen Bevölkerungsaustausch vor der Auf1-Kamera erzählen.
Der Bundesheer Oberst fiebert seit Jahren vom „Bevölkerungsaustausch“, jetzt tritt er bei Demos auf und gibt Auf1 ein Interview, einem Sender der (strukturell) antisemitische Inhalte einem großen Publikum bekannt macht. #Bundesheer pic.twitter.com/4SlrCoE1hC
— Markus Sulzbacher (@msulzbacher) October 13, 2022
Ein rassistischer Mythos, auf den sich auch der Massenmörder von Christchurch, Neuseeland, bezogen hat wie auch jener Mann, der im Oktober dieses Jahres in Bratislava zwei queere Menschen in einer Bar erschossen hat. Die Verschwörungserzählung ist auch zentrale Botschaft und Programm der Identitären, die seit über zehn Jahren in Österreich aktiv sind. Oberst Mitterer trat bei Corona-Demonstrationen auf und ist Mitbegründer einer Gruppierung, die auf Telegram rassistische und antisemitische Inhalte teilte.
Gegen die Proteste im Iran
Auf1 tritt auch gegen die Proteste im Iran auf, die durch den Tod der 22-jährigen Mahsa "Jina" Amini ausgelöst wurden. Für sie ist der Aufstand, der weite Teile des Landes erfasst hat, ein Putschversuch der USA und Israels. Das ist genau jene Verschwörungserzählung, die auch vom iranischen Regime zu hören ist. Die USA wollen eine "unfolgsame Regierung wegputschen", die dem Pentagon und "seinen Verbündeten in Jerusalem schon lange ein Dorn im Auge ist", erklärt eine Moderatorin in einem Auf1-Beitrag. Die USA wollen ein Land, das "sich nicht unterwerfen will, destabilisieren", heißt es weiter. Am Ende ihres Beitrags klärt die Auf1-Moderatorin das Publikum noch auf: "Die Islamisierung müssen wir bekämpfen, aber nur bei uns." Das ist seit Jahren die Linie von Rechtsextremen. Für sie ist der Islam kein Feind, es sind die Muslime, die in Europa leben.
Rechtsextreme und Islamisten haben beide ein reaktionäres Weltbild. So wird etwa bei Auf1 schon mal wohlwollend betont, dass es in dem von den Taliban regierten Afghanistan keine "Schwulenparaden" gebe.
"Transhumanismus" als weltumspannende Verschwörung
Aktuell wird der Mythos vom "Transhumanismus" als weltumspannende Verschwörung behandelt. Den Begriff Transhumanismus gibt es bereits seit Jahrzehnten, und er hat in seiner Geschichte immer wieder Bedeutungswandlungen erfahren, mit der Debatte über das Verhältnis von Mensch und Technologie hat er bei Auf1 nichts zu tun.
Es ist ein Begriff, den Ideologen aus Wladimir Putins Umfeld genauso benutzen wie Impfgegnerinnen, LGBTQI-Feinde, Technologieskeptiker, Esoterikerinnen, religiöse Eiferer und Klimawandelleugnerinnen. Bevölkerungsreduktion und Gedankenkontrolle, Genmanipulation, Genderpolitik, technische Implantate, das Diktat einer von einer Elite kontrollierten künstlichen Intelligenz, einhergehend mit der Auflösung menschlicher Werte und Normen – das ist die Dystopie, die die Anhänger dieses Mythos heraufbeschwören. Dazu wird ständig an die Science-Fiction-Filmreihe "Matrix" erinnert, in der Kinder in einer künstlichen Gebärmutter erzeugt werden und Menschen als eine Art Rohstofflieferanten dienen.
Doch nicht nur Impfungen, sondern z. B. auch die Pride-Flagge und damit auch Menschen aus der LGBTQI-Bewegung bezichtigt Magnet, die Menschheit anzugreifen und die Pläne eines vermeintlichen „Transhumanistischen Weltplans“ voranzutreiben. pic.twitter.com/iXCBSkjqRc
— CeMAS (@cemas_io) November 17, 2022
Einer der ersten Schritte dieses Plans sei die Corona-Impfung. Damit wird auch eine zentrale Verschwörungserzählung der Impfgegner integriert, die von einer "Genspritze" reden, die Frauen angeblich unfruchtbar mache.
"Alte antisemitische Attribute"
Die Erzählung vom Transhumanismus soll Angst machen, dass man selbst gewissermaßen als "unwert" aussortiert oder von einem "neuen Menschen" dominiert werden könnte, schreibt die ARD in einem Beitrag auf ihrer Webseite dazu. Auf1-Chef Magnet spricht sogar vom "Ende der Menschheit", ausgelöst von "Globalisten". "Tatsächlich führen die Globalisten und Transhumanisten einen Krieg, wie er in der gesamten Geschichte der Menschheit noch nie stattgefunden hat", behauptet er. Namentlich nennt er den israelischen Autor und Historiker Yuval Noah Harari als "Vordenker". "Harari glaubt an nichts, er glaubt nur an Zahlen und Zinseszins und an Berechnungen, es gibt keinen Gott", sagt Magnet. Wenn jemand "geldgierig und gottlos'' bezeichnet wird, sind das "alte antisemitische Attribute", klärt das Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstandes (DÖW) auf. (Markus Sulzbacher, 12.12.2022)[/spoile