So, wieder Gefühl in den Fingern, nur die Ohren summen noch vom Lärm der Gegendemo beim Versuch der Volxtänzer, die Nationalhymne zu grunzen. Netz war leider wegen der vielen Personen von sehr schlechter Qualität.
Ich berichte zu beiden Veranstaltungen in diesem Faden, beim Leeren setze ich dann nur einen Link hierher.
Der Kampf des Jahrhunderts - Volxtanz vs. Ententanz
Also ich war etwa 10 nach 11 am Paul-Löbe-Haus. Rüdis Geplärre war schon zu hören, vor dem Kanzleramt bisher nur Touristen. Einige Nazis, wie Dietmar Gröper (ehemals IB), standen unentschlossen rum und orientierten sich Richtung Reichstag. Ich folgte ihnen und lief dann gleich Volxnikki, Ittner und Schaub in die Arme. Nikki freute sich, dass es dann wieder einen Bericht über ihn gibt und stellte mich artige als den Vertreter des Verfassungsschutzes vor. Er guckte etwas traurig als ich ihm eröffnete, dass ich heute für den Erpel eingeteilt sei. Nikki meinte, dass das schon gehen würde, da seine Bühne ja direkt vor den Enten stehen würde, aber jetzt ginge er erst einmal zum Kanzleramt.
Also Volxtänzer ab und ich zu den Enten. Rüdi zog seine übliche Show vor um die 50 Gelbwesten ab. Andi aus Zella-Mehlis stand mit zwei Frauen etwas abseits, die orange-gelbe Weste aus Dortmund dagegen war am Quatschen mit allen, die nicht schnell genug weg kamen. Es stromerten immer wieder Menschen mit Fahnen und allen möglichen Westen vorbei, die wollten aber zur Bauern-Demo. Hinten auf der Wiese sah ich eine Gruppe über deren Köpfen eine Sowjet-Fahne wehte. Doch eine Gegendemo? Mal gucken.
Die Gruppe bestand dann aber aus bayerischen Glyphosat-Gegnern, die zur Bauern-Demo wollte und vorher noch ein Gruppenfoto in der Großstadt planten. Das hatte ihnen jedoch der Typ mit Hammer und Sichel versaut, das wollten sie da nicht drauf haben. Etwas abseits sammelte sich der schwarze Block, wurde aber von der Polizei gleich weggeschickt.
Ich bin dann zum Kanzleramt, wo sich etwa 70 Braunnasen versammelten. Auch hier stromerten vom Hauptbahnhof kommend immer wieder Bauern-Demonstranten durch die Teilnehmer, eine Zählung war daher schwierig. Die Bauern haben sich zwar gleich wieder entfernt, wenn sie das rassistische Geschwafel identifiziert hatten, aber ein Typ versteckte seine ÖDP-Fahne und blieb bis zum Ende der "Leine des Grauens". Nikki eröffnete und übergab dann an einen Hetzer aus Kandel, der uns erläuterte, dass sie so eine Leine ja inzwischen auch für deutsche Straftäter führen würden, die von den Ausländern sei viel länger. Überhaupt würden die Medien gar nicht berichten, dass es laut BKA jeden Tag über 700 Straftaten von Ausländern gäbe.
Ich positionierte mich strategisch günstig zwischen die beiden Kundgebungen und hatte nun Rüdi auf dem linken und Kandel grunzt überall auf dem rechten Ohr. Nikki beendete dann zeitnah und die Trümmertruppe begab sich zum Bierzelt äh Volxtanzzelt vor dem Reichstag. Ich zählte jetzt so etwa 120 Tanzwillige.
Rüdi war in seinem Element, so viele Menschen hatte er noch nie als Zuschauer, man sah ihm den Dauerorgasmus förmlich an. Zunächst verteilten sich die Teilnehmer etwa gleich zwischen Nikki und dem Erpel. Im Gegensatz zu diesem hatte der Volkslehrer jedoch eine professionelle Bühne und einen Generator, der jetzt angeworfen wurde und das Entengeschnatter überdröhnte. Nikki hatte auch zwei böse guckenden Aufpasser dabei, einen für die Bühne und einen für den Generator. Geparkt hatte man aber zusammen. Der Miettransporter der Volxtänzer stand vor Violas orangem Bus und dazwischen der weiße Opel Kombi der Berliner Staatendoofen.
Rüdis Truppe zog sich nun in den Bereich zwischen Staatenklo und Reichstagsabsperrung zurück, um dem Lärmpegel wenigstens etwas entgehen zu können. Dort spielte Rüdi einen symbolischen Reichstagssturm, aber ein Teilnehmer war damit nicht zufrieden und äußerte lautstark, dass sie doch jetzt bitte den Reichstag real stürmen sollten. Die Polizei guckte sich das in aller Ruhe an, sie hatte einen lockeren Kreis um beide Versammlungen gezogen. Ab und an gab es mal Unmutsäußerungen von Leuten, die eigentlich zur Bauerndemo wollten. Die Polizei forderte diese dann auf, zu ihrer eigenen Demo zu gehen. So kam es dann, dass eine Trommelgruppe unter lauter Nutzung ihrer Instrumente auf die Doppeldemo zuschritt und diese hart an der Polizeikette gemächlich umrundete. Nikki trug es mit Fassung, während der Erpel was von Kindertheater brüllte und seine Anlage hochregeln ließ. Das führte dann dazu, dass es nur noch Rückkopplungen gab. Reichstagssturm also erst einmal abgeblasen.
Zurück zu Nikki. Wegen der Techhnikprobleme des Erpels wanderten nun zahlreiche Gelbwesten zur Gesangsdarbietung ab. Das Programm war so gestaltet, dass es Reden, Gesang und Tanz immer im Wechsel gab. Kleines Problem war noch mit den Liedtexten, die Nikki verteilen ließ, da war kein Verantwortlicher im Sinne des Presserechts drin angegeben. Nikki forderte die Teilnehmer auf, da einfach seinen Namen und seine Email-Adresse reinzuschreiben.
Der erste Redner nach der Begrüßung durch Nikki war dann "Andi Hoffnung" von der Liedertafel Dresden. Er betonte zwar, dass er sichh wochenlang auf die Rede vorbereitet hätte, aber zu merken war nix davon. Die Rede war zwar hetzerisch, aber trotzdem einschläfernd. Zwischendurch hab es vor der Polizeikette immer mal wieder lautstarken Protest, der wurde aber sofort abgedrängt. Nikki forderte eine Antifa-Fotografin zum Tanz auf, aber die wollte nicht. Eines muss man dem Tanzleerer aber lassen, er hatte Livemusik und keine schlechte Konserve.
Unter den Zuschauern war so ziemlich alles vertreten, was in der Nazi-Szene Rang und Namen hat. Nur Dennis, heute ohne Haru Wunderlich, fand keinen Anschluss und schritt einsam durch die Massen. Mein Freund Amin von Bärgida (der Iraker von der NPD) stresste derweil ungezielt rum. Als er schließlich einem Fotografen das Mikro von der Kamera riss hatte die Polizistin endlich ein Einsehen und nahm ihn in den Polizeigriff. Amin hatte also ein Ziel erreicht.
Am Ende der Reichstagswiese sammelte sich derweil wieder eine Trommlergruppe. Allerdings diesmal mit einer Flagge, die irgendwie nach Templerorden aussah. Und tatsächlich, es war die
"Partei der Mitte - Die Templer". Von der Truppe hatte ich noch nie gehört. Die Polizei wurde etwas nervös, aber nach kurzer Diskussion dufte die trommelnde Schar ihren Weg fortsetzen. Die wollte aber gar nicht zu Nikki, auch wenn die aussahen wie in den Neunzigern eingefrorene und jetzt wieder aufgetaute Nazis, die wollten zum Erpel. Den freute diese Abordnung natürlich sehr. Er war gerade mit einer anderen Truppe zum Thema Kinderklau-Mafia beschäftigt. Eine Frau plärrte was ins Mikro, dass ihre fünfzehnjährige Tochter von einem Deutsch-Syrer vergewaltigt worden sei. Die Staatsanwaltschaft hätte das Verfahren jedoch eingestellt, da der Geschlechtsverkehr einvernehmlich gewesen sei. Dabei hätte der Typ aber doch ihrer Tochter in den Hals gebissen. Sie könne froh sein, dass der nicht auch noch ein Messer reingesteckt hätte. Rüdi sabbelte irgend einer seiner Standard-Floskeln und wandte sich dann der Trommel-Truppe zu.
Hier folgte wieder ein klassischer Rüdi. Er stand da, reckte zusammen mit dem Cheftrommler die Faust in den Himmel und schwalbaderte, dass sie von Parteien genug hätten. Nur trug der Typ eine gelbe Weste mit dem Aufdruck "Partei die Templer". Autsch.
Jedenfalls stellte Rüdi gleich noch einmal den symbolischen Sturm auf den Reichstag nach, diesmal mit Trommelunterstützung. Danach wurden alle gelbe Westen nebeneinander am Zaun zum Reichstag aufgereiht, ihr wisst ja, damit das nach mehr aussieht. Die Duck-Tale-Show schien aber inzwischen spannender zu sein als das Gehopse bei Nikki. Jedenfalls seilten sich immer mehr Menschen von der Volxbühne zum Entendompteur ab. Der begrüsste jeden Neuankömmling frenetisch und rief sofort nach einer gelben Weste. Eine neben mir stehende Dame meinte, dass Rüdi sie an einen Marktschreier auf dem Hamburger Fischmarkt erinnern würde.
Ich wandte mich jetzt wieder der Volxbühne zu, wo inzwischen Ittner angekündigt wurde. Die Rede war jedoch sterbenslangweilig. Man merkte, dass Itnner alles vermied, was ihm wieder staatliche Vollpension einbringen könnte. Bei der nachfolgenden Tanzdarbietung forderte Nikki seine Anhänger auf: "Volk gib Raum".
Schaub war dann deutlicher als Ittner, er bemängelte gleich, dass er nicht sagen durfte was er wollte. Nicht nur den Gegnern kam es aber grotesk vor, sich in Schweizer Dialekt was über deutsche Kultur erzählen zu lassen, daher setzte sich der Exodus vom Reichstanz zum Ententanz munter fort. Inzwischen passierte die Bauern-Demo den Reichstag und immer mehr Teilnehmer schwenkten ab Richtung Hauptbahnhof. Auf dem Weg über die Wiese vernahmen sie dann das schweizerische Volxgeblubber und äußerten ihren Unmut. Die Polizei versuchte wieder die "Gehen sie weiter"-Taktik, akzeptierte aber schließlich eine Spontanversammlung. Fortan gab es also ein Kern aus Volxdeutschen, einen Doppelring Polizei und als äußere Schale eine stetig wachsende Menge Gegendemonstranten. Der Versuch die Nationalhymne zu singen, wurde in einem Pfeifkonzert erstickt von dem mir noch immer die Ohren klingeln. Dazu povozierten dann noch der inzwischen wieder freigelassene Amin, was ihm eine zweite Portion Polizeigriff verschaffte, und Pogida-Müllers neue Freundin wedelte mit einer Flagge der Kanaren.
Nikki lies dann seine Bühne abbauen und die Tanztruppe wurde von Polizei und Antifa begleitet zum Hauptbahnhof gebracht. Auch Rüdi ließ "aus Sicherheitsgründen" zusammenpacken. Interessant war, dass Nikki berichtete, die Bühne gekauft zu haben. Was nicht ganz billig gewesen sein dürfte. Schaub regte derweil an, solche Veranstaltungen zu wiederholen. Man einigte sich auf eine Tanzleerer-Deutschland-Tour. Es wurde noch ein wenig gebettelt und Nikki konnte einige braune Scheine hochhalten, ich schätze mal, dass da bestimmt 300 EUR zusammengekommen sind.
Schaub behauptete zwar, dass das Nikkis erste eigene Versammlung war, aber da werkelte eine professionelle Truppe im Hintergrund. Der Abbau erfolgte durch 5 Personen und ging sehr zügig. Man merkte, dass die das nicht zum ersten Mal machen, anderes als bei den Enten, wo man das Gefühl hatte, dass die ihr Staatenklo zum ersten Mal demontierten.
Soweit also mein Bericht zu der Volx-Enten-Tanz-Doppel-Show mit gelben Westen.