Daher das imho wahrscheinlichste Szenario:
Ich sehe den Ablauf etwas anders:
Machen wir uns mal nicht zu viel vor. Wir reden über eine Bankrotterklärung des Staates.
Kann man für den Einzelfall so sehen, muß man aber nicht.
Dieser, unser Staat ist nicht in der Lage, über einen mittelmäßig Kriminellen abschließend zu urteilen.
Die Verallgemeinerung halte ich für unzulässig. Irgendjemand im sachsen-anhaltinischen Justizministerium ist nicht in der Lage, seinen Aufgaben nachzukommen und ein paar Stellen in einer der nachgeordneten Behörden adäquat zu besetzen.
Die Zeiten, wo man in der Pampa eine Serie Kellereinbrüche oder einen Motorraddiebstahl als Schwerstkriminalität erlebte, sind vorbei. Wir leben nicht mehr in der DDR. Wenn da jemand in einer bestimmten StA nicht mitspielt, muß man ihn (oder sie) auch mal bei so stark gekürzten Bezügen längerfristig beurlauben können, daß die Floskel "Verantwortung übernehmen" einen fühlbaren Inhalt und der Rest der Mannschaft wieder "Spaß an der Arbeit" bekommt. Gerichtlich überprüfbar, natürlich, was denn sonst. Wenn dafür Gesetze geändert werden müssen, dann muß man das eben tun.
Mal gehen Akten verloren, mal fällt eine Liste der handelnden Beamten dem Mann in die Hände. Mal ist die Staatsanwaltschaft unvorbereitet. Mal verschwinden Erklärungen des mittelmäßig Kriminellen auf dem Gerichtsweg.
Das sind ja noch die "kleineren Fische". Was hat die StA veranlaßt, als sie mehrfach darauf hingewiesen wurde, daß ihre Klageschrift lange vor Eröffnung des Verfahrens mitsamt der Zeugenliste vom Angeklagten ins Internet gestellt wurde? Um das zu verfolgen, hätte man kein Gesetz ändern müssen.
Ja - wo sind wir denn hier?
Das alles klingt schon schwer nach Bananenrepublik. Diese juristische Gesundbeterei einiger anwesender Herren kann ich nicht mehr hören, wir erleben ganz real hier ein Desaster. Das kann man nicht gesundbeten.
Stimmt. Aber der Terminus "Bananenrepublik Deutschland" ist bestenfalls geeignet, von den konkreten Problemen abzulenken und "hier" - nämlich bei Dir auf dem flachen Land - alles hübsch beim Alten zu lassen. Wo die StA und Kommunalaufsicht vor sich hindösen, kann sich dann auch die Exekutive im Rathaus Schwejkiaden erlauben.
Und niemand muss sich wundern, dass Herr Fitzek seit Jahren erklärt, dass die deutsche Justiz ihm nichts anhaben kann. Denn wenn man sich das Ergebnis ansieht, hat Herr Fitzek traurigerweise Recht.
Die Justiz ist Ländersache. Das hat Fitzek begriffen und wenigstens bei der Wahl seines Wohnsitzes ein glückliches Händchen gehabt. Wobei ich zur Ehrenrettung der Sachsen-Anhaltiner sagen muß, daß ich dort durchaus sehr motivierte Beamte im Justizdienst erlebt habe. Es bringt also nichts, über die ganze Kaufhauskette zu schimpfen, wenn es im Grunde nur darum geht, einen Verkäufer rauszuwerfen, der aus Bequemlichkeit die Ladendiebe gewähren läßt.
Jepp. Und andere Teile der Rechtspflege. Der Jubel über die sprudelnden Steuergelder könnte viel größer sein und sich nicht nur selbst finanzieren sondern auch eine umfassende Erfüllung der staatlichen Aufgaben, wie z.B. die Rechtspflege.