Hier hat er nochmal seine Konto-Odyssee dargestellt. Wir sind jetzt bei 17 gesperrten Konten, nicht schlecht!
Spoiler
Ständig in Bewegung bleiben – Meine Bankenodyssee
Martin Sellner / 22 Kommentare
Am 5. Januar 2018 veröffentlichte ich einen Beitrag mit dem Titel „Banken Odysse“. Damals hatte ich gerade lächerliche drei Konten verloren.
Martin Sellner
Martin Sellner ist Kopf der österreichischen Identitären Bewegung.
Sezession Antaios Twitter
Zwei Jahre später ist diese Zahl auf siebzehn angewachsen. Rechnet man Plattformen wie Paypal und Stripe dazu, bin ich von über zwanzig Zahlungsdienstleistern gekündigt worden. Mittlerweile haben mich auch sogar zwei email-Versandprogramme grundlos rausgeworfen. (Auf dieser Seite habe ich alle Sperrungen aufgelistet.)
Der Grund ist immer derselbe, nämlich keiner. Stattdessen ein lapidarer Verweis auf die AGB und die Vertragsfreiheit. Tatsächlich gibt es in Österreich für Geschäfts- und private Girokonten keinen Kontrahierungszwang. Fragt man nach, verraten einem verschämte Mitarbeiter am Telefon, dass die Entscheidung „von ganz oben“ käme und „politischer Natur" sei.
Seit der Defend Europe -Mission im Jahr 2017 sind Bankkonten für mich Verbrauchsgegenstände geworden. Sobald ich sie öffentlich mache, sind ihre Tage gezählt. Manche halten ein paar Monate, manche nur ein paar Wochen oder Tage. Die Nutzung von Paypal, Patreon oder Stripe ist für mich völlig unmöglich geworden. Deren Algorithmen sind so scharf gestellt, dass mir jeder Paypal Account, den ich auf meinen Namen anmelde, innerhalb von einer Woche abgedreht wird.
Auf Facebook und Instagram wurden meine Kontos bereits vor langer Zeit gelöscht. Neuerdings geht man dazu über, jeden Beitrag, der ein Video von mir oder einen (neutralen) Medienbericht über mich teilt, zu löschen. (Ungläubige können das gerne mit diesem Blogeintrag ausprobieren, aber hiermit sind sie vorgewarnt).
All das ist unangenehm, aber nicht unerträglich. Bald ging ich dazu über, mehrere Konten „auf Reserve“ anzulegen. Immer wenn eines gesperrt wurde, machte ich zwei neue auf und "schob" das nächste nach. Es funktionierte wie im Maul eines Haifischs, indem ein Zahn nachklappt, wenn der andere ausfällt.
Diese Konten, ich nenne sie „Frontkonten“, nutzte ich jedoch ausschließlich zum Empfang von Honoraren oder Unterstützungen. Sie sind ständigen Diffamierungsaktionen von links ausgesetzt und haben eine geringe Halbwertsdauer. Meine Miete, Telefonkosten, Lebensmittel, Artzrechnugen, Versicherungen, Steuern und Sozialabgaben zahlte ich stattdessen mit privaten Bankkonten, die ich niemals öffentlich machte. So baute ich mir ein System auf, dass den ständigen Kontoverlust halbwegs erträglich machte.
Mit dem „Terrorverfahren“ der Grazer Staatsanwaltschaft änderte sich jedoch die Lage. Zum linksradikalen Terror von unten kam nun der staatlich sanktionierte Gesetzesbruch „von oben“. Im Zuge der - nunmehr offiziell rechtswidrigen - Razzien und Kontoöffnungen schrieb der Grazer Staatsanwalt mit einer boshaften Akribie jede Bank an, bei der ich je ein Konto eröffnet hatte.
Rechtshilfeersuchen aufgrund von Ermittlungen wegen „Mitgliedschaft und Gründung einer Terroristischen Vereinigung“, Steuerhinterziehung und Geldwäsche ergingen nach Ungarn, in die Slowakei die Niederlande und viele andere Länder. Prompt kündigten mir die Banken - wer kann es ihnen verübeln? - ein Konto nach dem anderen.
Dies betraf 2019 erstmals auch meine nichtöffentlichen Privatkonten, womit mein System in Unordnung geriet. Den Anfang machte die slowakische TATRA-Bank, auf der ich ein Konto für Steuerrücklagen eingerichtet hatte. Die Onlinebank BUNQ, über deren praktische App ich meine laufenden Kosten von Internet bis Versicherung bezahlte, kündigte mir das Konto im Herbst. Kurz darauf sperrte mich die Österreichische HELLO-bank, auf der ich die SEPAs für meine Miete und meine Versicherungen eingerichtete hatte. Die DADAT-Bank, die mir mein letztes heimisches Privatkonto gewährte, kündige mich nun vor ein paar Tagen ebenso und schloss ihre lapidares Schreiben mit den Worten:
Das alles ist schon etwas mehr als nur "unangenehm". Viele existenziell notwendige Zahlungen erfordern ein Österreichisches Bankkonto. Insbesondere für Steuerzahlungen, die ich gewissenhaft tätige, brauche ich eine heimische IBAN.
Mein nächster Schritt ist daher die Eröffnungen eines sogenannten „Grund- und Basiskontos“, das seit 2016 jedem Österreicher zusteht. Die Voraussetzung dafür ist allerdings, bei keiner anderen Österreichischen Bank ein Konto zu haben, weswegen ich bis jetzt damit gewartet habe. Dieses darf ich privat, nicht aber geschäftlich nutzen, weswegen meine „Frontkonten“-Odysee nach wie vor weiter gehen wird.
Interessehalber habe ich mich eines Nachmittags auf eine Recherche begeben und die Spenden- und Zahlungsmöglichkeiten linksradikaler Vereine, islamischer Verbände und antifaschistischer Blogs eruiert. Diese scheinen solche Probleme nicht zu kennen und verweisen unbekümmert auf Patreon- und Paypalprofile, sowie zahlreiche inländische Bankkonten. In den Genuß dieser "Sonderbehandlung" durch die global vernetzte Finanzelite und ihre „FinTech“-Abkömmlinge, kommen also passenderweise nur konservative Antiglobalisten.
Die ständige Suche nach Konten, die ständige Sorge beim Abrufen des Bankings oder Öffnen einer App plötzlich ausgesperrt zu sein, und die tägliche Erwartung einer Kündigung sind kräftezehrend. Ebenso nervenaufreibend ist die Neuorganisation aller regelmäßiger Zahlungen, die Neuerstellung aller SEPAs und die Umstellung aller Daueraufträge (von der Buchhaltung ganz zu schweigen). Gerade ist meine Internetverbindung wieder gedrosselt, weil aufgrund einer Kontosperrung die Einziehung der Telefonkosten nicht klappte.
Eine selbstständige Tätigkeit oder der Aufbau eines Unternehmens mit monatlichen Fixkosten sind so kaum möglich, was mit ein Grund ist, warum der Betrieb des Textilhandels Phalanx Europa eingestellt wurde. Die Fixkosten für Lager, Versicherung und Angestellten, mußten regelmäßig und verlustreich privat getragen werden, weil das Deplatforming zu Umsatzausfällen führte.
Bitcoin und Co bieten im Moment noch keine echte Alternative, weil die Mehrheit gerade der konservativen Verbraucher diese Spartenwährung noch nicht angenommen hat. Zudem akzeptieren derzeit weder mein Vermieter noch mein Staat, daß ich ihre Geldforderungen in Bitcoins begleiche.
Womöglich kommt eines Tages eine "disruptive Revolution" durch Cryptowährungen, doch bisher hat die Digitalisierung auf finanzieller Ebene sogar eher einen nachteiligen Effekt. Die Gewöhnung aller Konsumenten an Dienstleister wie Paypal und Plattformen wie Facebook und YouTube bedeutet für den von diesen Diensten Gesperrten eine noch krassere Isolation als vor derem Bestehen.
So wie die Stille nach einem verklingen Glockenklang noch stiller ist, so ist die Sperrung von Facebook, Instagram, Paypal und Co umso folgenreicher, je alltäglicher und verbreiteter diese Plattformen geworden sind. Das geplante Bargeldverbot, das „Internet of things“, Big data und die totale Digitalisierung lassen hier Horrorvisionen aufkommen, die an die Offenbarung des Johannes erinnern: „Die Kleinen und die Großen, die Reichen und die Armen, die Freien und die Sklaven, alle zwang es, auf ihrer rechten Hand oder ihrer Stirn ein Kennzeichen anzubringen. Kaufen oder verkaufen konnte nur, wer das Kennzeichen trug: den Namen des Tieres oder die Zahl seines Namens.“
Das mag übertrieben wirken, geht es ja „nur“ um Geld. Da Finanzierung aber ein essentieller Bestandteil jeder auf Dauer angelegten Struktur ist, bedeutet die Unfinanzierbarkeit durch systematische Aussperrung auch die Existenzvernichtung für jedes Unternehmen wirtschaftlicher oder politischer Natur. Jede größere Struktur, sei es eine Partei, ein Verlag, eine Bewegung, oder ein Medienunternehmen, muß finanziert werden. Sie hat mit Angestellten, Mieten, Gebühren, etc. Fixkosten, die beglichen werden müssen und nur teilweise durch Idealismus kompensiert werden können.
Die Finanzwelt ist vollkommen in den Händen globalistischer Eliten. Einzelne wohlhabende Unterstützer, kaufkräftige Sympathisanten oder gar politisch befreundete Banken ändern an dem systematischen Problem nichts. Denn auch sie müssen ihr Geld verdienen oder halten. Das bedeutet, für sie Konten, Kunden und Netzwerke zu haben. Auch sie können und werden geoutet, isoliert und damit ausgeschaltet werden, wie jüngste Angriffe auf AfD-Finanziers zeigen.
Die globalistischen Finanzkartelle sitzen am längeren Hebel. Jeder Versuch, ein alternatives Bezahlsystem oder eine alternative Unterstützungsplattform im Stil von Paypal oder Kickstarter zu gründen, scheiterte bisher, da PayPal und die Kreditkartenmonopole auch ihnen einfach die Verträge kündigten. Letztlich waren sie nur optisch ansprechende Fassaden vor ein und derselben, instabilen Fintech-Struktur.
Die Gründung einer eigenen patriotischen Bank ist ebenso illusorisch, da auch eine Bank nur im Netzwerk mit anderen bestehen kann. Die globalen Finanzeliten, die auch den Fintech-Bereich in der Hand haben kontrollieren alles. Es ist ausschließlich eine Frage des medialen und politischen Drucks, der sich direkt proportional zur eigenen Wirksamkeit bewegt. Daher bleibt bis dato nur das ständige Ausweichen auf ausländische Banken, das Einklagen basaler Grundkonten und die Bewegung von Plattform zu Plattform.
Die Maxime lautet Flexibilität und Dynamik. Wir hoffen dabei auf die Hartnäckigkeit des eigenen Lagers. Dagegen setzt der Gegner auf deren Trägheit und Konditionierbarkeit. Wer auf YouTube und Facebook, den „Hauptstraßen“, der digitalen Metropole, gesperrt wird, soll dauerhaft aus dem Bewußtsein verschwinden, weil auch die patriotischen Medienkonsumenten nicht in die abgelegenen Seitenstraßen von Telegram und Bitchute gehen.
Wer als rechter Händler Paypal verliert, soll aus dem Geschäft gedrängt werden, weil die trägen Konsumenten einfach zur Konkurrenz bzw. zu Amazon weiterklicken, wo man bequemer bestellen kann.
Erfreulicherweise zeigt sich, daß die Förderer unseres Aktionen und Tätigkeiten genau hier nicht der Erwartung des Gegners entsprechen. Die Unterstützung reißt trotz aller Schwierigkeiten und Repressionen nicht ab, wofür ich mich im Namen aller, die von ihr getragen werden, bei jedem, der diesen Mehraufwand leistet und sogar ein gewisses Risiko eingeht, aufrichtig bedanke. Den zusätzlichen Arbeitsaufwand erbringt man angesichts der anhaltenden Solidarität pflichtgemäß und gerne.
Ich habe mich seit 2017 mit dieser Lage abgefunden, obwohl sie nicht meinem Naturell entspricht. Ich bevorzuge Stabilität und ein fein austariertes System. Ich stecke gerne viel Zeit in den Aufbau einer Struktur, die dann lange vorhalten soll. Eigentlich kann ich den ständigen Wechsel und das ewige Provisorium nicht ausstehen. Aber Stabilität und Sicherheit sind ein Luxus, der echten Dissidenten nicht vergönnt ist.
Daher ist die Lage von nicht nur mir, sondern jedem fundamental Oppositionellen, die der ständigen Bewegung. Wie in einem Guerillakrieg ist jedes Lager und jede Stellung nur vorübergehend. Sobald man entdeckt ist, muß man weiterziehen, sonst droht der Raketenschlag. Der Glauben, wir könnten eine Struktur erfinden, die allen Angriffen trotzt, ist verführerisch, aber falsch.
Unsere Aufgabe ist womöglich nicht das Bauen einer Festung, sondern das ständige In-Bewegung-Bleiben. Es ist ein Rennen, eine Guerillakampf, eine Verlagerung von Insel zu Insel, von Plattform zu Plattform und von Idee zu Idee. Wer stehen bleibt, fällt unter die Räder, und nur wer ausschert und sich in die Randgebiete drängt, bekommt eine Atempause. Wer im Zentrum des Geschehens bleiben will, muß schneller rennen als sein Gegner.